das handbuch zu ihrem körper

Ein paar Worte zur neuen Amazon-Rezension

Achtung: Das hier ist kein Rezensenten-Bashing! Ich möchte diesen durchaus sinnvollen Kommentar (eines Lesers) nutzen, um ein paar Dinge anzusprechen, die generell Problempotential beherbergen. 

Ich bin sehr froh und dankbar, dass sich bereits so viele Menschen teils positiv, teils kritisch, teils negativ mit dem „Handbuch“ auseinandergesetzt haben.

Das Erstlingswerk … bleibt ein Erstlingswerk. Lehrgeld haben wir viel bezahlt und gewonnen haben wir jede Menge Erfahrung, die das nächste Buch/Dokument/Skript besser werden lässt.

Vorab möchte ich mich für die neue, recht kritische Amazon-Rezension bedanken.

Ich möchte sie gleichzeitig nutzen, um ein paar wesentliche Dinge anzusprechen. Hier nun die Rezension von einem Rezensenten mit Doktor-Titel (offensichtlich kein Arzt).

Ich habe lange überlegt, wie eine Rezension zu dem Buch aussehen könnte, weil mir das Urteil wirklich schwerfiel. Da ist soviel Licht und Schatten wie selten in einem Buch, das ich gelesen habe.

Der Autor ist Biologiestudent und schreibt während seines Studiums ein Buch über die Biochemie des Menschen, in dem er seine Sicht und Interpretation des Gelesenen zum Besten gibt. Daran ist erst einmal nichts schlecht, viele Autoren hier bei Amazon haben weitaus weniger Ahnung über das was sie schreiben. Seine Darstellung ist einfach, plakativ und eingängig, leider aus meiner Sicht manchmal zu flach, vereinfachend und radikal.

Okay.

Jugend hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht aufzurütteln und neue Wege zu gehen, unbelastet vom Erfahrungsschatz der älteren Generation. Probleme ergeben sich aber dann, wenn die Jugend glaubt, frei von den schlechten Erfahrungen wäre jede neue Idee toll und der Weisheit letzter Schluss.
Meine Empfindung bei der Lektüre war, dass hier jemand schreibt, der vom eigenen Wissen berauscht und eingebildet ist, sich selbst als Superstar der Biochemie wahrnimmt und eine gewisse Arroganz und herablassendes Verhalten zeigt. So beeindruckend seine erzielten Leistungen als Triathlet auch sein mögen, er ist noch Lernender, Student mit sehr wenig Praxiserfahrung, die den Namen auch verdient. Das sollte man sich bei allem was er schreibt immer vor Augen halten. Vergleicht man ihn mit seiner „peer group“ von Autoren im gleichen Gebiet, wie Strunz oder Kuklinski, wird glaube ich sehr schnell deutlich was ich damit meine.

Gleiches habe ich in einem anderen Forum über mich gelesen, in dem es hieß, ich hätte die Hybris der Jugend. Das kann man so stehen lassen, meinetwegen, wenngleich eine Hybris implizieren würde, dass das Gesagte eine Seifenblase („Überschätzung eigener Fähigkeiten“) ist. Dass das nicht so ist, das wissen wir hier alle längst. Bezogen auf die Darstellungsweise hat er sicherlich nicht ganz unrecht. Das ist bisweilen meine Schuld. Das Werk sollte bewusst locker und leicht daher kommen – denn nur so kann man Neueinsteiger motivieren und aufzeigen, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, die er noch nicht kennt. Natürlich zeige ich ihm dabei nur einen Ausschnitt und schneide Kompliziertes/Komplexes heraus – solange ich dabei aber keine Vereinfachungsfehler mache oder dem Leser schade, ist es meiner Meinung nach absolut gerechtfertigt und sogar nötig. Man bedenke bitte, dass ich kein Lehrbuch schreiben wollte. Es stimmt: Ich bin kein Arzt und betreue daher auch keine Menschen, werde dies vermutlich auch nie tun. Allerdings ist das meiner Meinung nach ein großer Trugschluss und ein alter Glaube: Im Umkehrschluss nämlich müsste nach dieser Logik jeder Arzt über 55 ein wahrer Heiler sein, vor Weisheit strotzen und Naivität, (wissenschaftlicher) Irrglaube etc. abgelegt haben. Selbst die beiden Doktoren der von ihm genannte „peer group“ sind bisweilen deutlich weniger perfekt, als man das als Außenstehender glauben mag.

Konkret manifestiert sich das dann z.B: in der Empfehlung von Lugolscher Lösung als Trink-Therapie gegen Jodmangel. Nur leider enthält Lugolsche Lösung elementares Jod, ein extrem aggressives Desinfektionsmittel, das jede organische Substanz mit der es in Kontakt kommt zerstört. Deshalb wurde es auch gerne als Wunddesinfektion eingesetzt. Trinken sollte man so etwas auf keinen Fall! Da fehlt es halt an der Unterscheidung zwischen Jod (aggressiv und schlecht) und Jodid (das was die Schilddrüse aufnehmen kann).

Stimmt absolut. Man hätte das durchaus differenzierter und warnender artikulieren können, vor allem im Hinblick auf bestehende Schilddrüsenerkrankungen. Ich mache bei LL bewusst keine Unterscheidung bezüglich Jod/Jodid, denn das spielt für uns auch keine Rolle. Denn entgegen seiner Auffassung ist es kein „extrem aggressives Desinfektionsmittel“. Wenn dem so wäre, dann würde man es nicht auf die Haut streichen oder es im Milligrammbereich dafür nutzen, Trinkwasser zu desinfizieren. Abgesehen davon, weiß ich persönlich, dass selbst Hochdosen keinerlei „extrem aggressives“ Verhalten zeigen, was sich deckt mit der Erfahrung von Tausenden, die ihre Erfahrungen nicht zuletzt als Amazon-Rezension verfasst haben. Zu Büchern, die genau dieses Thema diskutieren. Ob Hochdosistherapien an sich förderlich sein können oder nicht, das haben wir hier ausführlich diskutiert. (Im Übrigen nutzen die beiden einzigen „Jod-Wissenschaftler“ (Ärzte) der USA ein LL-Analog mit bisweilen unfassbaren Erfolgen.) Im Buch habe ich mich distanziert davon, genaue Empfehlungen zu machen. Das wird auch deshalb deutlich, weil wir seit der Buchveröffentlichung ständig die Frage erhalten „Wie viel denn nun?“ – da wir eine Vorstellung davon generieren wollten, haben wir uns dazu entschieden (2. Version des Buches), hinten eine NEM-Tabelle einzubauen. Wenn ich also vorne im Vitamin-D-Kapitel schreibe, dass man Messen gehen und danach nach „van Helden auffüllen“ soll, dann meine ich das auch so. Wenn hinten in der Tabelle dann 5000-10000 IE steht, dann gebe ich hier ein Bereich an, der a) sicher ist (die Vitamin-D-Kurve steigt mit der Zufuhr nicht linear, sondern steigt nur noch leicht an ab einer bestimmten Dosis) und b) erfahrungsgemäß die Dosis ist, die man eben zur Erhaltung braucht.

Ein weiterer Punkt ist die intensive Bewerbung von NO als „Stoffwechselmasterregulator“ und die Empfehlung große Mengen Arginin und Citrullin zu sich zu nehmen, die die NO Konzentration anheben sollen. Leider verniedrlicht der Autor, dass NO kontrovers diskutiert wird und von anderen Autoren als äußerst gefährlicher Auslöser von „nitrosativem Stress“ angesehen wird. Diese Kleinigkeit wird einfach mal nicht ausreichend diskutiert. Wann und ab welcher Menge wird NO gefährlich – Fehlanzeige! Je mehr, desto besser!
Warum ausgerechnet Citrullingabe? Ja weil das die NO Konzentration halt mehr erhöht als Arginin! Warum ist das gut und hat das auch schlechte Seiten? Fehlanzeige!
Warum scheidet der Körper Citrullin bei schlimmem nitrosativen Stress aus und weshalb sollte man es dann 10g weise täglich zuführen? Fehlanzeige
Was sind die Voraussetzungen, damit man Citrullin und Arginin nehmen kann, ohne nitrosativen Stress auszulösen? Fehlanzeige!

Meine Gedanken zu diesem Thema kann man zum Beispiel hier auf dem Blog nachvollziehen. Jeder, der sich mit diesem Thema befasst hat, weiß, dass Stickstoffmonoxid den kompletten zellulären Energiestoffwechsel reguliert – angefangen bei der mitochondrialen Funktion hin zur Vermittlung der Effekte von Sport oder Kalorienrestriktion (Langlebigkeit!). Ohne NO geht nichts im Körper. Im Gegenteil: Viele, nahezu alle, Krankheiten gehen einher mit einem Zuwenig an NO – Kausalität o. ä. spielt dabei zunächst noch keine Rolle. Zum Thema „nitrosativer Stress“ habe ich mich mehrfach geäußert.

Nitrosativer Stress alleine auf ein „Zuviel an NO“ zu reduzieren ist absolut unangebracht. Zum Einen, weil nitrosativer Stress nicht per se etwas mit der NO-Konzentration zu tun haben muss.

Zum Anderen: Der springende Punkt ist das Enzym eNOS. Wenn dieses Enzym „entkoppelt“, dann überträgt es die hochreaktiven Elektronen nicht auf Arginin (daraus würde NO entstehen), sondern auf Sauerstoff, wobei ein Superoxid-Anion entsteht. Und diese Superoxide reagieren uns das NO weg – nitrosativer Stress ist somit Folge von oxidativem Stress. Dies geschieht, wenn Arginin oder das für die Enzym-Stabilität nötige Tetrahydrobiopterin (braucht seinerseits Methyl-Folat) fehlen. Mir ist dabei  nicht klar, warum man das nicht nachvollziehen will. Das hatte ein Biologe namens Poeggeler längst eindrucksvoll bewiesen, die Arbeit kann jeder im „Handbuch“ finden. Gibt man Arginin, dann sinkt sowohl der oxidative, als auch der nitrosative Stress.

Wohl gemerkt: Das Buch richtet sich nicht an Schwerstkranke, bei denen es lokal (!) zu einer stark gesteigerten NO-Synthese (in den Immunzellen) kommen kann, was chronische (Autoimmun-)Prozesse anfeuern kann.

Ich finde die Denkweise, die noch so häufig vertreten ist, sehr bemerkenswert: Wenn etwas im pathologischen Falle schädlich ist, dann „muss man aufpassen vor physiologischen Konzentrationen!“.

Gleichzeitig wird nitrosativer Stress von z. B. Heilpraktikern oder auch von dem von ihm genannten Doktor der „peer group“ mit z. B. Antioxidantien oder anderen essentiellen Substanzen behandelt. Ich bin mir sehr sicher, dass nitrosativer Stress letztendlich wenig mit Arginin oder Citrullin zu tun hat, als viel mehr System-Dysfunktionen, die man nicht hätte, wenn man meine Buch-Gedanken beherzigen würde – als Gesamtpaket versteht sich. So wie es gedacht war (darauf habe ich mehrfach hingewiesen).

Ich kann zur Zeit nicht beurteilen, inwieweit seine NO Empfehlungen eher schlecht oder gut sind, aber mein „educated guess“ aus meiner Biochemie-Ausbildung ist, dass man NO Supplementierung nur dann machen sollte, wenn der Körper mit Antioxidantien geflutet ist, denn sonst ist die Gefahr von nitrosativem Stress zu hoch. Wenn ich mir vorstelle, dass ein komplett ausgelaugter Raucher das Buch liest und dann sein NO an die Decke fährt, dann läuft es mir eiskalt den Rücken herunter! Wird so ein Zusammenhang im Buch diskutiert? Fehlanzeige!

„Achten Sie dabei aber auch auf die ausreichende Zufuhr von Folsäure, denn das brauchen Sie – neben Arginin – damit NO ordentlich gebildet wird.“ – Das waren meine Worte. Folsäure würde die Superoxidanion-Entstehung am eNOS-Enzym unterbinden. Darüberhinaus dürfte ein komplett ausgelaugter Raucher auch keinen Sport machen. Denn im Zuge der Bewegung fallen Unmengen an freien Radikalen an. Im Umkehrschluss dürften Tibeter mit chronisch erhöhten NO-Werten nie Zigaretten rauchen. Mir läuft es den Rücken eiskalt herunter, wenn man sich eine Sache aus dem Gesamtpaket pickt und dann mögliche Gefahren aufzählt, wobei die 327 andere Seiten klar den System-Gedanken artikulieren. Wieso bespreche ich 150 Seiten lang das „System Mensch“?

Dann schreibt er mal kurz über seine Trainingsmethode, die natürlich besser ist als alles was es auf der Welt gibt, bringt aber nur Prosa, keinerlei Nachweis oder Vergleiche mit anderen Trainingsmethoden. Das hat echt was von „alle sind doof, nur ich nicht“.

Ich habe erläutert, warum ich das so bestimmt schreibe. Sie erinnern sich: „Maximalkraft steht über Schnellkraft und Kraftausdauer“. Ich habe, noch einmal, stundenlang über meine Vorstellung der Power-Law-Variation geschrieben, es sogar abgeglichen mit Arbeiten zum Thema Evolution. Und dann meine These postuliert, denn es ist ja immer noch mein Buch, kein Lehrbuch zur Trainingswissenschaft. Außerdem nenne ich Arbeiten zum Thema Maximalkraft und Hochleistungssportler, nenne die Arbeit zum Thema „Hochintensives Intervalltraining“ und verbinde das mit meinen eigenen Erfahrungen.

In der Empfehlungsliste gibt Chris so irrwitzig hohe Dosen an Nahrungsergänzungen an, dass man sich fragen muss, ob das noch gesund sein soll. Selbst in den Büchern vom Vitamin D Guru Helden stehen z.B. nur 1/3 der Menge, geschweige denn die Empfehlung von Vitamin A oder Selen…. Erklärung, warum alle anderen Autoren, selbst die NEM-Gurus deutlich niedrigere Werte empfehlen? Fehlanzeige! Gefahr der Überdosierung? Ach, so ein Quatsch…

Ich weiß nicht, welche NEM-Gurus er meint, allerdings sind meine Dosen (welche Dosen denn überhaupt?) noch im Spektrum des Verträglichen und ergeben sich aus nahezu 10 Jahren Erfahrung mit Ergänzungsmittel und den Umgang damit. Ich verweise ausdrücklichst (diese Seite hat sogar Dr. Strunz gelesen und auf seinem Blog zitiert) auf Individualität. Das heißt: Messen und Wissen. Das mache ich so bei nahezu jedem „Stoff“ – insbesondere auch bei Vitamin D.

Nach so viel Negativem (was mich wirklich aufgeregt hat bei der Lektüre), muss ich aber auch das Positive hervorheben.
Chris schreibt engagiert und man merkt, dass er für sein Thema brennt. Auch ich habe noch einiges gelernt und bereue den Kauf des Buches nicht, glaube aber, dass es dem interessierten Laien auch schaden kann, daher in Summe maximal 3 Sterne.

Wer meine Ausführungen zu 80-90 % beherzigt, der wird davon keinen Schaden nehmen. Im Gegenteil. Der wird vielleicht das erste Mal in seinem Leben erfahren, was „Leben“ bedeutet. So wie ich das erfahren habe. So wie ich dankbar gewesen wäre, mir hätte das mal jemand so klar und deutlich auf die Nase gebunden und nicht immer mit lahmen, konservativen Argumenten artikuliert. Das Buch ist schnörkellos. Meinetwegen birgt es auch ein Risiko. Aber was im Leben ist risikoarm oder gar frei? Ich bin mir sicher: Der Mutige wird am Ende belohnt. Nicht der, der auf der Couch liegt, den Bauch in den Himmel streckt und voller stolz verkündet, dass er gerne faul sei (SWR-Talkshow zum Thema Bewegung/Ernährung/Fitness). Im Übrigen: Emotionen („Hat mich aufgeregt bei der Lektüre“) sind nicht ganz förderlich beim sachlichen Beurteilen von Inhalten.

Ich glaube, dass Chris in ein paar Jahren, wenn er vielleicht nach ein paar hundert bis tausend Klienten in seiner Sportlercoaching Firma echte Erfahrung vorweisen kann und die Dinge etwas differenzierter sieht, wirklich einer der Top-Berater werden kann. Zur Zeit sehe ich ihn als angehendes Talent, das erst noch beweisen muss, dass er auch die eigenen Ideen mal kritisch hinterfragt.

Vielen Dank für das nette Kompliment kurz vorm Ende. Man darf aber auch einmal eine Sekunde seine eigenen Gedanken hinterfragen – oder reicht ein Buch aus, um die fachlichen Kompetenzen eines Autors zu bewerten, der – wohl gemerkt – keine wissenschaftliche Publikation schreibt, sondern ein Buch für den „Laien“? Dieses Hinterfragen der eigenen Gedanken verlange ich auch von meinen Lesern.

Zum Schluss. 

Dieses Mal wollte ich mich zu einer Rezension äußern. Denn ich finde sie nach wie vor kritisch, aber fair. Leider – und das habe ich bei Rezensionen häufiger beobachtet – werden Dinge falsch verstanden oder fehlinterpretiert und erscheinen letztendlich als Meinung, als Rezension, die einen falschen Eindruck vermittelt. Klar ist, dass jeder das schreiben soll und darf, was er denkt. Das ist wichtig und korrekt. Aber auf fachlicher Ebene möchte ich, dass Inhalte auch in Rezensionen gut widergespiegelt werden.

Leider zieht sich der Tenor dieser Rezension wie ein roter Faden durch mein Leben: Aufgrund meines Alters wurde und werde ich konstant unterschätzt. Qualifikationen, die man gerade hat, reichen nie aus, um Thesen – nicht nur fachlich – valide erscheinen zu lassen. Denn: Wer glaubt schon einem Student (wenn auch vermeintlich hochbegabt und in hohem Semester), wenn ein 40-jähriger Arzt andere Dinge postuliert?

Mich erstaunt dies, denn eigentlich, so dachte ich, kann jeder meine Ansicht dieses Mal (wissenschaftlich korrekt) nachvollziehen.

Im Endeffekt, und da hat er vollkommen recht, gibt es Individuen (und individuelle Stoffwechselsituationen) wie Sand am Meer und ich, als motivierter „Jugendlicher“ :-), kann nicht auf einen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz zurückblicken, der mir ermöglicht, jede erdenkliche Situation adäquat mental zu repräsentieren und gedanklich durchzuspielen. Meines Wissens aber, hat sich der von ihm erwähnte Arzt dieser Haltung längst distanziert und verweist ständig auf Wissenschaftlichkeit der Blutwertanalyse – nur dort wird man Fehler sehen und nur dort kann man heute (!) intervenieren.

Das haben die vielen, vielen Menschen unseres Forums längst begriffen und sind – unwissend – längst Teil des größten Experiments im Internet. Zu finden als „Edubily-Forum“. Dort reichert sich innerhalb weniger Wochen mehr Wissen an, als man das jemals hätte erreichen können mit Hilfe von „peer to peer“-Gesprächen als Berater.

Rezensenten müssen sich heute auch von ihren alten Denkmustern trennen. 

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

14 comments On Ein paar Worte zur neuen Amazon-Rezension

  • Gerhard Jonschker

    Hallo Chris,

    finde ich sehr gut, wie Du mit Kritik umgehst, Hut ab!

    Im Fall von Jod irrst Du Dich aber, das ist ein elementares Halogen und äußerst aggressiv. Lugolsche Lösung ist definitiv nichts, was man trinken sollte, in keiner Konzentration. Das enthaltene Jod reagiert unmittelbar mit allen Schleimhäuten und schädigt sie, wird dabei selbst zu Jodid. Es gibt keinen Grund, warum man nicht gleich Jodid nehmen kann und sich die Schleimhautschädigung spart.

    Was das NO angeht, so warte ich immer noch auf eine Antwort, wann es ungefährlich ist, NO im Körper hochzufahren und wann nicht. Ein Körper der arm an Antioxidantien ist muss da aus meiner Sicht anders reagieren als ein Körper, der seit Monaten mit Vitaminen vollgepumt ist. Wie merke ich den Unterschied? Ab wann kann ich ohne Gefahr Citrullin nehmen? Was ist die kritische NO Konzentration? Wie merke ich, dass ich jetzt plötzlich nitrosativen Stress auslöse?
    Wie ich vom Selbstversuch her berichten kann, sind Arginin und Citrullin keine Bonbons, sondern hochwirksame Medikamente mit deutlichen Effekten.und wahrscheinlich auch potenziellen Nebenwirkungen. Das kann nicht für jeden gleich gut sein!

    Was mir da einfach fehlt, ist die differenzierte Herangehensweise. Es lesen jede Menge hilfesuchende, kranke Menschen Dein Buch. Die brauchen die Warnungen vor Missbrauch genauso dringend wie die Ermutigungen.

    Trotzdem aus meiner Sicht ein gutes Buch, vielen Dank dafür.

    Viele Grüße
    Gerhard

    • Hallo Gerhard,

      ich finde es hervorragend, dass Du Dich hier an mich/uns wendest und Dich nicht nur distanziert und recht anonym über eine externe Plattform äußerst.

      Zur Lugolsche Lösung: Probiere es doch einmal aus :-) Erfahrungen von vielen Menschen müssen sich – entgegen der Auffassung der Theorie – nicht irren. Die Empfehlung, von der Du sprichst, steht im Anhang in einer Tabelle mit der Überschrift „bei Mangel“. Es spricht ja auch keiner von chronischer Zufuhr.

      Ich habe mit Lugol meine Schilddrüsenfunktion nachweislich wiederhergestellt ohne Beschwerden, die durch einen möglichen Jod-Missbrauch hätten verursacht werden können (gleichzeitig hat sich meine Magenschleimhautentzündung verabschiedet). Wenngleich ich Deine Bedenken natürlich teile! Insbesondere im Hinblick auf Hochdosen in Relation zu Schilddrüsenerkrankungen.

      Dennoch müsstest Du bei Deiner Äußerung doch auch in Betracht ziehen, dass Ärzte wie Doktor Brownstein eine Lugol-Lösung in Tablettenform (Iodoral) anbieten – dieser Arzt weiß mit Sicherheit auch nicht alles, aber hat klinische Erfahrung, hat zu diesem Thema geforscht und hat Bücher dazu geschrieben – die Rezensionen sind frei verfügbar via google und amazon.

      Doch, um das noch einmal klar zu artikulieren: Ich empfehle nicht jedem (Stichwort Individualität), Lugol in exorbitanten Mengen zuzuführen, zeige aber gleichzeitig auf, dass es durchaus Sinn machen kann (anhand meines persönlich erlebten Beispiels).

      Zu Deiner NO-Frage:

      Dazu muss man beispielsweise wissen, dass der Körper selbst antioxidative Kapazitäten aufweist. Das heißt, dass man sehr unwahrscheinlich davon ausgehen muss, dass eine zusätzliche Antiox-Supplementation nötig wäre, um sich vor freien Radikalen zu schützen. (Im Übrigen gilt das auch für Raucher, die diese „Achse“ sicherlich stark strapazieren, aber im eigentlichen Sinne nicht auf Extra-Zufuhr von Vitamin C angewiesen sind.)

      Doch hier knüpft der Systemgedanke an: Damit der Körper selbst ausreichend Antiox-Kapazitäten synthetisiert, braucht er Mangan, Zink, Kupfer und Eisen, wobei letzteres Spurenelement selbst pro-oxidativ wirken kann, wenn zu hoch dosiert.

      Wie im Buch geschrieben: Stimmen die Mikronährstoff-Werte, so kann man davon ausgehen, dass die Antiox-Kapazität auch gegeben ist.

      Leider ist das natürlich eine Vereinfachung, denn auch Hormone wie fT3 regulieren diverse Aspekte diesbezüglich. Daher wieder: Blutwerte?

      Kraftsportler (mittlerweile ist es Mode!) führen seit Jahrzehnten „Pump“-Supplemente zu, die alle Arginin und Citrullin beinhalten, in bisweilen hohen Mengen. In dieser Szene nimmt man das Ganze nicht so konservativ an, im Gegenteil. Es war schon immer so, dass Menschen in dieser Szene offener gegenüber neuen Erkenntnissen waren. Denn instinktiv wissen diese Menschen Bescheid über ein Körpergefühl. Man wird schnell merken, ob es einem gut tut oder nicht.

      Aber genau das ist der Punkt: Man muss es ausprobieren!

      Fakt ist: Ein gesunder Mensch ohne Vorerkrankung kann ohne Probleme von einer Arginin-Gabe (als Beispiel) profitieren. Denn, was man recht schnell vergisst: Die 10 g „extra“ könnten die 10 g sein, die einem täglich in der Tat fehlen. Heißt: Der Körper würde sich bedanken, wenn er endlich einmal die Dosis bekäme, die er zum ordentlichen Funktionieren braucht. Doch hier müssten wir uns wieder streiten ob der Labor-Referenzwerte etc.

      Vergiss bitte nicht, dass Du bei Aminosäure-reicher Kost sowieso eine gehörige Portion Arginin aufnimmst oder aufnehmen würdest. Glaubt man Evolutionsbiologen, so ist eine Protein-reiche Kost evolutiv betrachtet „verankerter“ als Vieles von dem, was wir heute sonst so praktizieren. Aber da schreit niemand laut auf.

      Das Gegenteil ist der Fall. Alles, was man täglich praktiziert, birgt Risiken. Doch soll man jetzt Jeden vorm Sportmachen warnen, weil 2 % der Sporttreibenden auf der Laufstrecke sterben? Du ahnst es. Den Fokus sollte man also nicht auf die 2 % lenken (heißt: auf die Pathologie), sondern auf die 98 %, die wesentlich davon profitieren und auch insbesondere dann profitieren werden, wenn sie den ausgiebig erläuterten System-Gedanken leben. Und dazu gehört eben, dass man sich um möglichst viele System-Komponenten kümmert, nicht nur um Citrullin oder Arginin.

      Arginin und Citrullin sind Nahrungsbestandteile, keine Medikamente. Bemerkenswert finde ich, dass es bei Dir mit „deutlichen Effekten“ gewirkt hat: Hast Du Dich denn mal gefragt, warum das so ist? Sollten diese Effekte positiver Natur gewesen sein, dann solltest Du Dich fragen, ob Dein Körper hier eine Mangelsituation ausgleicht. Denn tatsächlich reagiert ein Körper immer dann auf etwas, wenn er es nicht kennt.

      Und auch für Arginin und Citrullin gilt: Die Dosis macht das Gift. 10 g pro Tag extra sind normale, physiologische Mengen, die man spielendleicht mit Protein-reicher Kost erreichen kann. Zumal: 10 g Citrullin-Malat, als Beispiel, enthalten nicht 10 g Citrullin.

      Bevor man sich fragt, „ab wann“ nitrosativer Stress entsteht (kann man nicht klar sagen), muss man nitrosativer Stress zunächst einmal klar definieren. Das habe ich nun mehrfach versucht zu tun. Und dann muss man auch meine Ergebnisse berücksichtigen, die aufzeigen, dass nicht Arginin oder gar NO daran „schuld“ sind – das Gegenteil kann der Fall sein, wie Poeggeler das beeindruckend gezeigt hat. Dort stieg der NO-Wert im Blut an, aber nitrosativer Stress verringerte sich deutlich.

      Deine Fragen kann man mit Hintergrundwissen, Körpergefühl und Erfahrung beantworten, nicht aber 100-%ig genau mit Blutwerten oder sonstigen Analysen. Denn im Endeffekt impliziert ein System-Gedanke, dass ein dysfunktioneller Zustand multikausal verursacht werden kann. Und dann ist es die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Kuklinski macht es gleich anders: Er verschreibt eine Reihe von essentiellen Substanzen, um das Problem zu bekämpfen.

      Meine Rede. Stimmt das System, minimiert man das Risiko auf Dysfunktionen und umgekehrt.

      Ich kann leider, wie niemand, vor Missbrauch schützen. Ein bisschen Eigenverantwortung traue ich jedem Menschen durchaus zu. Das ist die Pflicht eines jeden Einzelnen. Denn bedenke: Es gibt „Ratgeber“ wie Sand am Meer.

      Die staatliche Behörde empfiehlt 55 % Kohlenhydrate, wohl wissend, dass Kohlenhydrate im pathologischen Zustand hoch toxisch wirken können, wenn nicht richtig „platziert“ in der Ernährung. Wieso wird das nicht kritisiert?

      Andere, sogar einer der von Dir zitierten Personen, empfehlen eine Anti-Krebs-Diät, jedem. Die Person ist kein Onkologe. Und die Studienlage, das kann man hier nachlesen, ist diesbezüglich noch sehr dürftig dazu.

      Wieder Andere haben mit dem Thema Ernährung überhaupt nichts am Hut und empfehlen eine so genannte „Paläo-Diät“, meistens auch noch direkt eine Kohlenhydrat-arme Kost. Keiner schreibt vorne drauf: Achtung, damit kannst du dir deine Schilddrüse kaputt machen.

      Ich könnte diese Liste endlos fortsetzen.

      Wenn ich ein Buch zum Thema Kraftsport schreibe, dann muss ich doch nicht explizit erwähnen, dass Hanteln auch auf den Fuß fallen können, was unter Umständen zu Knochenbrüchen führen kann.

      Im Endeffekt möchte ich dir damit eine Sache sagen: Uns fehlt, wie im Buch geschildert, nicht nur Stufe-2-Denken. Sondern vor allem ein Stufe-3-Denken. Den Körper wieder verstehen. Auf den Körper hören. Das weiß jeder, der diese Kunst beherrscht. Denn: Einem Tiger in Afrika muss man nicht sagen, ob er mit seinen drei Kilogramm Fleisch, die er gerade verzehrt hat, 10 oder 30 g Arginin aufgenommen hat.

      Vielen Dank für Deine Kritik, nach wie vor. Wenn ich auf Dich zugehen kann, dann vor allem bezüglich des Themas „Differenzierung“ – nicht hier auf dem Blog (da sind wir kritisch genug), wohl aber vielleicht bei zukünftigen Büchern. Lehrgeld mussten wir, wie gesagt, genug zahlen.

      Herzliche Grüße,
      Chris

      • Gerhard Jonschker

        Chris,

        danke für Deine Antwort. Ich sehe Deinen Punkt und bin auch in sofern bei Dir, dass ich eine chronische Krankheit habe, die lt. führenden Fachärtzen nicht behandelbar ist und ich habe es mit speziellen NEM und viel Körpergefühl geschafft, dass meine Blutwerte immer besser anstatt schlechter werden. Die Ärzte verstehen es nicht.

        Was das Jod angeht, werden wir keine Einigkeit erzielen, da es einfach unlogisch für mich ist, Jod zu nehmen und damit oxidativen Stress zu verursachen, wenn ich gleich Jodid nehmen kann. Ich fürchte, dass Lugol nur deshalb von dem von Dir beschriebenen Arzt genommen wurde, weil es im Regal stand und „Jod“ drauf geschrieben war. Mit Chemiekenntnissen ist es leider oft nicht weit her bei den Ärzten.

        Bei Deiner Antwort bzgl. NO sehe ich natürlich die Erfahrung der Bodybuilder , wobei offen gesagt, deren Risikobereitschaft für mich nicht als Maß der Dinge dient, um allgemeine Statements abzuleiten.
        Aus meiner Sicht ist Arginin und Citrullin ein Medikament, wenn es in den angegebenen Mengen zugeführt wird. Die Effekte der massiven Durchblutungssteigerung und Blutdrucksenkung sind größer als die mancher Pharmamittel. Tyrosin ist auch so ein Fall. Wer da mal ein paar Gramm einwirft, merkt dass das nicht einfach eine beliebige Aminosäure ist.
        Auf was ich herauswill ist dass diese NEMs nicht so ungefährlich sind, denn was wirkt hat auch potenziell Nebenwirkungen.

        Ich glaube Dir, dass NO eine herausragende Rolle spielt und dass das mit dem Arginin/Citrullin helfen kann. Die Frage, um die Du Dich etwas herumdrückst ist doch: Kann ich dem durchschnittlichen Leser empfehlen das zu nehmen, ohne dass er das Risiko von nitrosativem Stress eingeht? Wie kann er feststellen, dass er das nehmen kann?
        Ich stimme nicht überein, dass z.B. ein ausgelaugter Raucher das problemlos nehmen kann. Da fehlt es massiv an Antioxidantien, was man auch im Blutbild nachweisen könnte. Wenn dann NO massiv hochgefahren wird, ist aus meiner Sicht die Gefahr zu hoch, dass das NO nicht mehr allein positiv wirkt.

        Genau wie Du richtigerweise bei Eisen und Kupfer erwähnst sind diese Stoffe, auch wie ß-Carotin, potenziell schädlich, wenn sie nicht durch ein gefülltes Antioxidantiendepot in Schach gehalten werden.

        Da fehlt mir einfach die Anwendersicherheit, bzw. der Indikator ab wann man das problemlos machen kann.

        • Hi Gerhard,

          dachte mir bereits, dass Du Probleme in dieser Richtung hast.

          Der von mir erwähnte Arzt nutzt dieses Produkt bewusst.

          Bodybuilder sind nicht der alleinige Maßstab, aber man muss doch erkennen, dass es Dinge auf dem Markt gibt, die seit Jahrzehnten von Tausenden genutzt werden, ohne, dass dabei plötzlich jeder an nitrosativem Stress leidet.

          Darüberhinaus kann jedes NEM „stark“ wirken. Wie eben alles im Leben, das nicht sachgemäß genutzt wird.

          Insofern argumentiere ich mit eigener Erfahrung, Epidemiologie, Evolution und physiologischen Dosen.

          Gleiches gilt für Tyrosin: Ich bin da voll bei Dir. 5 g Tyrosin kann die Psyche und das Nervensystem schon gut durch die Decke gehen lassen.

          Aber dazu habe ich gestern ein breites Statement abgegeben.

          Ich drücke mich nicht vor der NO-Frage. Ich habe sie, so gut es geht, mit einem breiten Kommentar beantwortet. Man kann niemals zu 100 % sagen, ob ein Fall eintritt oder nicht. Man muss sich doch allerdings im Klaren darüber sein, dass man strikt unterscheiden muss zwischen pathologischen und normalen Zuständen.

          Und nitrosativer Stress, wie von Kuklinski beschrieben, mag zwar in seiner Welt eine riesige Rolle spielen. Aber nicht, weil die Prävelenz extrem hoch ist, sondern weil er täglich damit konfrontiert wird.

          Und diesbezüglich habe doch auch hingeschrieben, dass Arginin selbst (!!) einen nitrosativen Stress unterbinden kann. Man kann Deine Frage nicht einfach so beantworten. „Ab hier ist die Grenze und dann hast Du nitrosativen Stress“. Das geht nicht. Lies doch einfach einmal bei Poeggeler nach. Zum Beispiel hier: http://www.ralf-kollinger.de/wp/wp-content/uploads/2014/03/Poeggeler-Arginin-Nitrosativen-Stress-durch-L-Arginin-ausschalten.pdf

          Dann wird dir schnell klar, dass nitrosativer Stress nicht direkt mit der NO-Konzentration zusammenhängt.

          Ein Raucherkörper zeigt chronische Adaptationen, auch im Antiox-Haushalt. Sonst würde der Körper das nicht so einfach mitmachen. Und auch hier noch einmal: Der menschliche Körper ist ein System.

          (Die weit größte Superoxid-Anion-Fabrik im Körper sind die Mitochondrien, Stichwort Sport.)

          Wenn man schon an einer Stelle schrauben will, dann sollte man die anderen Bestandteile eben auch berücksichtigen.

          Alles in allem finde ich, dass Du NEM zu stark als Chemie ansiehst (Vergleich Medikament), als als Nahrungsmittelbestandteile – der Gedanke dahinter war nicht: Nimm alles exorbitant, sondern: Finde Deine Schwächen und kompensiere das, was Du normalerweise mit der Nahrung hättest zuführen sollen.

          • Gerhard Jonschker

            Hi Chris,

            danke für die Antwort.
            Ich denke, wir sind gar nicht so weit voneinander entfernt.
            Das mit dem NO über Arginin und co. ist eine sinnvolle Bereicherung meines Repertoires und ich bin auch dankbar für den Tip.
            Leider bin ich durch meine Erfahrungen und mein Alter wohl deutlich vorsichtiger in der Beurteilung vieler Dinge geworden. Das bedeutet nicht, dass ich im Recht bin, aber um in Deinem Bild zu bleiben, es gibt nicht nur Level 1 und 2 Denken, sondern auch 3, 4 und 5 und dann ergibt sich wahrscheinlich plötzlich, dass gewisse Voraussetzungen in der Körperchemie notwendig sind, bevor man z.B. 10 g/d Citrullin ungefährdet konsumieren darf.
            Ein Problem ist doch, dass man z.B. bei nitrosativem Stress nicht gleich leidet oder umfällt, sondern es entsteht unbemerkt ein Schaden, der später zu ernsten Folgen führen kann. Der Bodybuilder z.B. weiß doch nicht, warum er mit 50 plötzlich Krebs bekommt und der Zusammenhang ist sehr schwer herzustellen, trotzdem gibt es eine Wahrscheinlichkeit, um mal den Worst Case zu konstruieren.
            Der durchschnittliche Leser Deines Buches ist nicht in der Lage, Risiken adäquat zu bewerten, also muss man ihm meiner Meinung nach Hilfestellung leisten und z.B. einen Stufenplan anbieten, in dem zuerst eine „Grundsanierung“ des Antioxidantienhaushalts steht, bevor mit hoher Jodgabe und NO der Stoffwechsel massiv angekurbelt wird.
            Klar, wenn (und nur wenn) das Paper, welches beschreibt dass NO Gabe selbstregulierend auch den nitrosativen Stress senkt, im Recht ist und kein Aspekt vernachlässigt wurde, dann könnte es tatsächlich sein, dass das ungefährlich ist, aber offen gesagt, glaube ich nicht daran. Das mag das Alter sein…

            Stell‘ dir vor, jemand fängt gerade mit dem Training an, hasst Gemüse und haut sich gleichzeitig Tyrosin zur Motivation und Citrullin in Mengen ‚rein. Dann hast Du jede Menge NO, das mit Tyrosin zum Nitrotyrosin, dem ultimativen Bad Guy im Körper reagiert. Das ist aus meiner Sicht ein sehr ernstzunehmender, leider wahrscheinlicher Fall. Das hat heftigere Wirkungen und Nebenwirkungen als viele Medikamente!

            Auf den Punkt gebracht:
            Ich finde, Du machst einen richtig guten Job, sprichst Leute auf einer anderen Ebene an als Strunz und co., alles prima. Ich vermisse allerdings eine saubere Risikokommunikation, eine wissenschaftlich korrekte Trennung von gesicherter Theorie und Hypothese, von anekdotischer eigener „Erfahrung“ und statistisch gesicherter Evidenz.

            Du bist jetzt Vorbild und Beeinflusser vieler Menschen, das geht mit enormer Verantwortung einher. Nicht nur Verantwortung für den positiven Erfolg, sondern auch für die Risikovermeidung. Die kommt mir persönlich noch zu kurz.

            • Hey Gerhard,

              Stufe-2-Denken ist für mich: Erkennen, dass der Körper ein System ist, in dem es X Sub-Systeme gibt, die nur eine Gesamtfunktion gewährleisten können, wenn sie selbst funktionieren. Das meine ich, wenn ich vom Systemgedanken spreche hier.

              Darüber habe ich ausführlichst im Buch geschrieben und ich – meiner Meinung nach – einer der wenigen im Internet, die das auch so niederschreiben.

              Dieser Systemgedanke impliziert, dass man eben Vieles richtig machen muss. Daher schreiben wir von Blutwerten. Denn nur da kann man heute (!) einigermaßen (!) erkennen, wie es um Einen bestellt ist.

              Logischerweise impliziert dies auch, dass wir keine „Basis“ schaffen müssen, wenn die „Basis“ die Gesamtheit ist. Und es gilt: Man sollte Dysbalancen im System ausgleichen. Daher schreibe ich eben nicht nur über Arginin, sondern auch über das Immunsystem. Schreibe nicht nur von Ernährung, sondern eben auch vom „System“.

              Wenn man den Thesen glauben darf, die u. a. von Kuklinski (und anderen Behandelnden) vertreten werden, dann wird durch Nitro-Stress beispielsweise die mitochondriale Atmung blockiert. Durch die Gabe von Arginin als NO-Donor passiert genau das Gegenteil. ATP-Synthese und die Oxidation von Substraten steigt deutlich an. Die Studien findest Du alle im Buch oder hier auf der Seite.

              Wenn eine Äußerung „fear-driven“ ist, dann bringt das rationale Gequatsche nichts. Denn du verlangst nach Evidenz, die ich Dir zeige, aber Du – wörtlich – glaubst daran nicht.

              Im Umkehrschluss meinst Du, dass man in einem autoregulativen System einfach so durch „Zusammenkippen“ von zwei Substanzen (Tyrosin und NO) plötzlich eine Substanz erzeugt, die hoch schädlich ist. Vernachlässigst dabei aber erneut den Systemgedanken und reduziert es stattdessen auf eine Monodimension. Wissenschaftlichkeit: Wo ist die Arbeit, die zeigt, dass eine physiologische (!) Gabe von Tyrosin im Körper Nitrotyrosin entstehen lässt? Der Gedanke wäre alleine deshalb schon nicht richtig, weil NO selbst den Nitrostress (nachweislich) senken kann.

              Wie Du im Poeggeler-Skript nachgelesen hast, ist nicht NO der limitierende Faktor, sondern das Superoxidanion. Und das entsteht massig (!) beim Sport. Soll jetzt jeder aufhören Sport zu treiben, um etwaige Entstehung von Nitrostress zu verhindern?

              Ich verstehe, dass Du – als Wissenschaftler – alles genauesten analysiert haben möchtest.

              Aber ich trage gerne die Bürde des Vordenkers und postuliere Ideen, Gedanken, Hypothesen, nie aber Wahrheiten, die vielleicht sowieso niemals am Menschen „getestet“ werden. Vielleicht sollte ich das klarer artikulieren, damit das so auch bei jedem ankommt. Das Verlangen nach Evidenz am Mensch ist schleppend-langsam. Schau mal in unser Forum. Dort findest Du mehr Evidenz als in irgendeinem Journal – zum heutigen Zeitpunkt, zum Thema Mikronährstoffzufuhr. Dazu siehst könntest Du vielleicht den von mir unten verlinkten Artikel lesen.

              Gerne nehme ich den Vorschlag an und werde in zukünftigen Ausführungen (vielleicht sogar explizit auf dieser Seite) vor Risiken warnen. Tatsächlich ist es so, dass wir derzeit an einem neuen Skript schreiben, das dieses Mal auch auf etwaige Nachteile eingeht, um Risiken zu vermeiden. Da bin ich bei Dir und das ist absolut sinnvoll und wichtig.

              Ich gebe Dir recht: Ich habe wohl mittlerweile auch Verantwortung. Die Entwicklung (nach dem Buch) hätte niemand so erahnen können, denn schließlich war das Buch gedacht für die – damals – 500 Leser, als Quasi-Zusammenfassung. Mittlerweile hat sich das mehr als ver-4-facht. Und tatsächlich wird es das „Handbuch“ nicht mehr lange geben bei Amazon – wir haben alle dazu gelernt, lernen immer noch und sind stets bemüht, auf alle Aspekte adäquat einzugehen.

              Allerdings müssen Leute sich trennen von „Fremdverschulden“ und stattdessen „Eigenverantwortung“ kennen lernen.

              Außerdem müssen Leute lernen, dass kein Autor auf der Welt die Wahrheit gefunden hat, die es auch aufgrund des Kontextes niemals geben wird. Man sollte alles, was man liest, als Idee, als Möglichkeit verstehen – nicht als „Wahrheit“.

              Dies ist mit Sicherheit auch ein Stück weit meine Schuld, denn das, was ich sage, sage ich sehr eindringlich und die Leute verstehen das vermutlich dann nicht so, wie ich es meine. Allerdings muss man hier eben auch berücksichtigen und den Trade-Off-Suchen. Wie viel ist nötig, damit ich motiviere? Und ab wann verstehen die Leute es als Wahrheit, nicht mehr als Idee?

              Herzliche Grüße,
              Chris

              • Gerhard Jonschker

                Chris,

                ich bin nicht überzeugt, aber das muss ich ja vielleicht auch nicht sein.
                Mein Ansatz ist sehr wohl systemisch gedacht, aber ich komme jetzt halt mal bewusst aus der Ecke des „Teufel’s Anwalt“.
                Du sprichst von Bluttests und messen, bevor man interveniert, prima, aber genau das ist ja meine Frage!

                Kann jemand mit laut Blutwert erschöpftem Antioxidantienpool sein NO genauso sorglos hochfahren wie jemand der gut versorgt ist? Wenn ja, warum? Wenn nein, was muss er tun, damit er es kann?

                Das ist hier der alles entscheidende Punkt.
                Ist NO wirklich so selbstregulierend, dass man es bedenkenlos wie Vitamin C jedem zu jedem Zeitpunkt empfehlen kann, oder gibt es biochemische Situationen, bei denen es schädlich wirkt? Dazu eine klare Aussage von Dir und die Frage ist geklärt.

                • Wenn Du persönlich besorgt bist, dann lasse Dir einen Antiox-Test machen beispielsweise via Malondialdehyd-Bestimmung. Dann siehst Du, ob Dein System unter oxStress leidet. (Aus diversen Ergebnissen von vielen Klienten kann ich Dir aber sagen, dass nur sehr Wenige unter chronischem oxStress leiden.)

                  Entsprechend lässt du Selen, Kupfer, Mangan messen und guckst, ob Deine körpereigenen Antiox-Kapazitäten (vermutlich) in Ordnung sind oder nicht.

                  Ich sage: Ein gesunder Mensch, der sich vollständig normal ernährt, wird vermutlich (wer kann das zu 100 % sagen?) keine Probleme mit nitroStress bekommen, wenn er NO via Arginin erhöht.

                  • Gerhard Jonschker

                    Komm‘ Chris, lass‘ es gut sein. Ich bin da einfach etwas kritischer, obwohl ich die Vorzüge von NO sehe. Ich habe halt auch schon Blutbilder gesehen, wo die Antioxidantien gegen „0“ gingen. Natürlich sind das keine gesunden Menschen mehr, aber auch solche Leser werden Dein Buch lesen und Deine Empfehlungen befolgen.
                    Ich mutmaße mal, dass Du bisher hauptsächlich mit Sportlern zu tun hattest. Das ändert sich jetzt und ich glaube Dein Buch und Blog könnte dem mehr Beachtung erweisen.
                    Wäre doch echt schade, wenn die guten und gutgemeinten Ratschläge bei einem Kranken Schaden anrichten, oder?

                    • Du ignorierst ja auch jeden Gedanken, gehst nicht auf die Sachen ein.

                      Deine Angst (oder Respekt?) vor der Sache kann man Dir nicht nehmen. Nicht einmal mit klinischen Markern (Malondialdehyd) oder Arbeiten (Poeggeler).

                      Dieses kritische Denken, das Du diesbezüglich an den Tag legst, steht in keiner Relation zu anderen Sachen, die durchaus auch kritisch hinterfragt werden müssen.

                      Darüberhinaus verlangst Du Dinge („Ab wann bekomme ich Nitrostress?“), die keiner beantworten kann, schon alleine aufgrund der starken Kontextabhängigkeit.

                      Auch Mutmaßungen helfen dabei nicht weiter. Diese Plattform dient nicht „der Heilung“, sondern der Optimierung. Wir sind kein Krankenhaus und sehen unsere Aufgabe auch nicht darin, anderen Menschen beim Heilen zu helfen.

                      Wir sind eine Wissensplattform, die man für sich nutzen kann oder nicht (wie Du sicherlich weißt, sind „tools“ immer auch gefährlich. Siehe das Internet – aber deshalb werde ich mich nicht scheuen, weiterhin meine Gedanken zu verkünden, so wie ich das von Anfang an, ohne jegliche Absicht, getan habe). Unsere Ansichten erzeugen nicht mehr oder weniger Risiko als jede Intervention sonst auch.

                      Wir haben selbstverständlich nicht nur mit Sportlern zu tun. Aber wir werden auch keinem, der ernsthaft krank ist, explizite Ratschläge geben.

                      Ich kann nur noch einmal den Grundgedanken des Buches wiederholen: Es geht darum, seinen ganzen Körper „fit“ zu machen. Nicht darum, sich eine Sache herauszupicken („Arginin/NO“) und das bis ins Extrem zu treiben.

                      Ich denke, wir verbleiben hier.

                      Beste Grüße!

  • Ich habe nun schon viele Bücher zu dem Thema Ernährung und Sport gelesen. Über Strunz und seine Empfehlung bin ich auf das Buch von Chris gestoßen. Ich habe es gelesen und tue es gerade ein zweites Mal. Trotz Promotion bin ich weit weg von Biochemie und muss es daher tiefer lesen, um es nachvollziehen zu können. Die mit dem Schreibstil von Chris einhergehenden Emotionen mancher Leser kann ich nachvollziehen. Das gilt aber auch für andere Autoren. Strunz merkt man buchstäblich in fast jedem Satz an, wie sehr er sich beherrschen muss. Der wirklich wichtige Punkt für mich ist aber, das ich seit längerem wieder etwas Weitergehendes gelesen habe. Chris zeigt Zusammenhänge auf, die ich so bei den üblichen Experten nicht nicht gelesen habe. Wenn ich nun nicht selbst in die Primärliteratur einsteigen will und kann, dann ist Dein Buch wirklich erkenntniserweiternd. Siehe die Diskussion um Paleo und low carb, die für mich ein Augenöffner ist. Nach meiner Erfahrung kann man nicht den Mainstream brechen und neue Erkenntnisse vermitteln ohne mit allen möglichen sinnvollen und sinnlosen Vorhaltungen konfrontiert zu werden. Die oben zitierte Rezension ist aus meiner Sicht ein Kompliment. Da steht nicht …..“gutes Motivationsbuch, wenn man Strunz gelesen hat“. Sondern da reibt sich jemand, der offensichtlich im engeren Sinne auch nicht blöd ist, an den neuen Erkenntnissen und verschafft sich Luft, weil er es alles in allem einfach nicht glauben kann (nicht, das es eine Glaubensfrage wäre). Das ist nach meiner Meinung Dein Verdienst Chris. Neue Erkenntnisse, die einen eine Stufe weiter bringen. Dafür bin ich Dir dankbar, denn so etwas fällt einem nicht in den Schoß. Lass Dich durch diese Reaktionen bitte nicht von Deinem Weg abbringen, sie sind nur ein Beweis, das es der richtige Weg ist. Du hilfst damit Menschen, nicht das Schlechteste, finde ich. Auch wenn Du noch viel Lebenszeit vor Dir hast und schon deshalb noch viel dazu lernen wirst, profitieren wir alle von Deinen Erkenntnissen. Ich empfehle Dich gerne an all meine „Bodies“ weiter.

  • ganz ehrlich: ich habe dein Buch gelesen, fand es toll. Aber du versuchst sehr oft Ergebnisse aus Studien, teilweise tierexperimentelle auf den Menschen zu übertragen. Leider, das wirst du auch als Biologe wissen, ist in vivo vieles doch irgendwie anders. Du kannst Studien super interpretieren, aber die Anwendung davon sollten vielleicht eher Humanmediziner übernehmen. Trotzdem finde ich deine Seite super, und du bist ein echtes Vorbild :)

    • Hey Chris (cooler Name, btw),

      vielen Dank für die Anmerkung.

      Zunächst: https://genetisches-maximum.de/2015/04/klarheit-was-bringen-mikronaehrstoffe/

      Hier habe ich das Thema mal angeschnitten.

      Und ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, was ein Humanmediziner mehr prädestiniert oder befähigt, bessere Schlüsse zu ziehen bzw. die Anwendung zu übernehmen.

      Ich für meinen Teil habe nahezu alles, was ich hier schreibe, selbst ausprobiert und dokumentiert. Wäre ich nicht davon überzeugt, würde ich es nicht schreiben. Und meine Erfahrung deckt sich mit meinem Gedanken, den ich bei dem oben verlinkten Artikel zum Ausdruck bringe.

      Im Endeffekt ist das, was ich hier präsentiere, eine Verschleierung von dem, was wir seit Jahrmillionen eigentlich täglich gemacht haben, ohne es zu wissen, ohne dafür Mediziner und andere zu brauchen.

      Beste Grüße!

      • Gerhard Jonschker

        Kurzer Kommentar, der zu meinem letzten Post passt.

        Du wirfst nicht nur Ideen in den Raum…. alles andere als das!

        Wie dein Namensvetter schreibt, bist Du jetzt Vorbild. Menschen zitieren Dich und übernehmen vieles, was Du schreibst für Ihr tägliches Leben. Damit hast Du nicht mehr nur Verantwortung für Deinen Körper, sondern ein Stück weit für das Leben Deiner Leser.

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