Homocystein-Wert senken? So geht’s

Der heutige Beitrag soll klären, was es mit Homocystein auf sich hat. Darüber hinaus werde ich andeuten, wie zentral der Homocystein-Kreislauf ist, bezüglich der Regulation anderer Reaktionszyklen. Du wirst erstaunt sein: Der Homocystein-Zyklus hat an ganz zentralen Stellen seine Finger im Spiel und eine Entgleisung dieses Homocystein-Stoffwechsels, kann gravierende Folgen für die Gesamtsituation deines Körpers haben.

Hoher Homocystein-Wert: Ein Zahnrad blockt andere Zahnräder

Homocystein ist eine schwefelhaltige Aminosäure. Der Grund, warum wir uns dafür interessieren, ist, dass dieses Homocystein unser wertvolles eNOS/NO (hier geht’s zum NO-Guide) raubt und somit langfristig unsere Gefäßgesundheit gefährdet (daraus folgt z. B. Arteriosklerose, entsprechend Herzinfarkt). Gleichzeitig hat es (negativen) Einfluss auf Gehirnzellen, steht u. a. in direkter Verbindung zur Pathogenese der Depression bzw. Alzheimer. Du merkst: Nicht ganz unwichtig.

In meinen Augen ist der Homocystein-Kreislauf ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Biochemie funktioniert und vor allem: dass Biochemie funktioniert. Darüber hinaus illustriert dieses Beispiel, wie verzahnt die vielen Reaktionen im menschlichen Körper sind und verdeutlicht somit den System-Gedanken.

Heute möchte ich nicht tief in die Thematik einsteigen, auch keine Enzym-Interaktion besprechen — das sparen wir uns vorerst.

Der Homocystein/Methionin-Zyklus

Ich habe die Komplexität der folgenden Grafik auf ein Minimum (= das Wesentliche) gekürzt, sodass du alles verstehen kannst.

Starten wir in der Mitte der Grafik („Homocystein/Methionin-Zyklus“):

Per Nahrung führst du Protein zu. Methionin — eine Aminosäure — wird frei. Der Körper nutzt dieses Methionin nun, um einen Stoff namens SAMe (S-Adenosyl-Methionin) zu bilden. SAMe ist der universelle Methyl-Donor*.


*Einschub // 

Methyl-Gruppen verhalten sich wie kleine, universelle Updates: Erhält ein Stoff dieses Methyl-Update, wird er aktiv und kann etwas verrichten — zum Beispiel eine Reaktion eingehen.

Das heißt: SAMe ist der universelle Methyl-Gruppen-Spender, der Methyl-Gruppen auf andere Substanzen überträgt, was eine Reaktion ermöglicht.

Folgende Reaktionen benötigen Methyl-Gruppen:

  • Phosphatidylcholin-Synthese (Nerven- und Zellmembranen)
  • Kreatin-Synthese (bindet Phosphate in den Zellen [„schnelle Energie“]; verschlingt die meisten Methyl-Gruppen)
  • L-Carnitin-Synthese (wird benötigt, um Energie aus Fettsäuren zu gewinnen)
  • Acetyl-Cholin-Synthese (AcCh ist ein Neurotransmitter, der für das Lernen sehr wichtig ist)
  • Katecholamin-Synthese (Adrenalin, Noradrenalin; siehe Grafik in diesem Post)
  • Gen-Methylierung (An- und Abschalten von Genen)

Hier wird deutlich, dass SAMe ein äußerst wichtiger Stoff ist, denn ohne ihn verarmen, als Beispiel, deine L-Carnitin-Speicher — dies hätte eine eingeschränkte Energiegewinnung aus Fettsäuren zur Folge, was einen (zellulären) Energiemangel provoziert.


SAMe reagiert weiter zu Homocystein.

Jetzt wird es spannend.

Homocystein kann über zwei Wege wieder in Methionin umgewandelt werden:

  1. Über einen „Kurzschluss“ — diese Reaktion benötigt Betain, sodass die Reaktion stattfinden kann (Reaktion: Homocystein + Betain = Methionin; vereinfacht). Betain macht der Körper aus Cholin.
  2. Über einen längeren Weg: Bei diesem Weg treffen sich der Homocystein- und der Folat-Zyklus. Homocystein kann nur zu Methionin werden, wenn B12 und „5-MTHF“ (5-Methyltetrahydrofolat — dazu gleich mehr) vorhanden sind (Reaktion: Homocystein + 5-MTHF + B12 = Methionin; vereinfacht).

Homocystein kann, alternativ, auch zu Cystein reagieren. Für diese Reaktion bedarf es Vitamin B6 als Kofaktor (Reaktion: Homocystein + B6 = Cystein; vereinfacht).

Es wird deutlich, dass Homocystein keine böse Substanz ist, sondern ein endogener Methionin- und Cystein-Speicher, der in aller Regelmäßigkeit geleert werden sollte.

Wie Folate mit Homocystein interagieren

Wie du siehst, ist der Folat-Zyklus eng verknüpft mit dem Homocystein/Methionin-Zyklus. Grundsätzlich wird Folsäure in Form diverser Folate via Nahrung aufgenommen. 5-MTHF (5-Methyl-Tetrahydrofolat) ist letztlich die Folsäure-Form, die im Blut zirkuliert.

Der Homocystein/Methionin-Zyklus findet allerdings in den Zellen statt.

5-MTHF gelangt in die Zellen, dann, wenn es mit Homocystein (und B12) reagieren kann. Erst diese Reaktion lässt, wie du der Grafik entnehmen kannst, THF (Tetrahydrofolat) entstehen — dieses THF ist der Ausgangspunkt für die vielen Folsäure-abhängigen Reaktion, wie beispielsweise Zellteilung.

Also: 5-Methyl-Tetrahydrofolat (5-MTHF) trägt die Methyl-Gruppe. Diese wird in der Zelle auf B12 übertragen, daraus folgt: Methyl-B12 und THF (Tetrahydrofolat ohne Methyl-Gruppe).

(1. Reaktion: 5-MTHF + B12 = THF + MeB12)

Diese Reaktion ist enorm wichtig, weil:

  • THF (ohne Methyl-Gruppe) nun in der Zelle wirken kann
  • Methyl-B12 die Methyl-Gruppe auf Homocystein überträgt und somit Methionin regeneriert (2. Reaktion: MeB12 + Homocystein = Methionin)

5 MTHF Nahrung und Blut

Fehlt B12 (z. B. B12-Mangel) kann 5-MTHF die Methyl-Gruppe nicht auf B12 übertragen — es staut sich. Dieses Phänomen nennt man Folat-Falle oder folate trap (engl.). Das 5-MTHF reichert sich außerhalb der Zelle an, es wird kein (oder sehr viel weniger THF) in der Zelle gebildet. Daraus folgt das paradoxe Bild, dass genug Folsäure im Blut schwimmt, aber die Zelle an Folsäure verarmt.

Der intrazelluläre Folsäure-Mangel kann — beispielsweise — eine Anämie induzieren, da die roten Blutzellen sich nicht teilen und vermehren können.

Aber: Sollte die Reaktion von 5-MTHF mit B12 und Homocystein klappen, so ensteht erneut THF. Dieses THF reagiert nun via Glycin/B6 zu 5,10-Methylen-Tetrahydrofolat. Leider hat jeder Zweite von uns einen Gen-Polymorphismus, der die Umwandlung von 5,10-MenTHF in 5-MTHF behindert bzw. verlangsamt. Das habe ich in der Grafik rot markiert.

Sollte dies auch bei dir der Fall sein, so kannst du diesen Defekt leicht beheben: 5-MTHF direkt schlucken. Darüber habe ich schon mehrfach geschrieben.

Den Homocystein-Wert senken: Biochemie sei Dank

Studieren wir die Grafiken, so lässt sich rasch nachvollziehen, weshalb der Homocystein-Wert überhaupt ansteigt.

Folgende Möglichkeiten:

  • Homocystein „darf“ nicht zu Cystein reagieren: Es fehlt Vitamin B6.
  • Homocystein reagiert nicht zu Methionin über die Abkürzung: Es fehlt Betain (-> Cholin).
  • Homocystein reagiert nicht zu Methionin, da B12 fehlt, das die Methyl-Gruppe auf Homocystein überträgt.
  • Homocystein reagiert nicht zu Methionin, da 5-MTHF fehlt, um die Methyl-Gruppe auf B12 (daraus folgt: Methyl-B12) zu übertragen.

(Alle Kofaktoren wurden grün gefärbt.)

Grundsätzlich also, sollte sich der Homocystein-Wert durch die Zufuhr ausreichender B6-, B12-, Methyfolat- und Cholin-Mengen senken lassen. Man kann, statt Cholin, Betain auch direkt zuführen via Ergänzungsmittel.

Ich darf anmerken, dass hohe Methionin-Gaben ebenfalls den Homocystein-Wert erhöhen können. 

Abschließende Worte

Heute hast du folgendes gelernt:

  • Biochemie funktioniert
  • Zahnräder greifen ineinander: Jedes Zahnrad muss sich drehen, sonst gibt’s einen systematischen Zusammenbruch
  • Methyl-Gruppen-Spender sind hoch wichtig
  • Homocystein ist ein endogener Cystein-/Methionin-Speicher
  • Der Folat-Zyklus ist eng verknüpft mit dem Homocystein-/Methionin-Zyklus
  • Es gibt einen sogenannten folate trape bei B12-Mangel
  • Folat kommt nur in die Zelle, wenn genug B12 vorhanden ist
  • Ein Homocystein-Anstieg hat sehr sicher eine biochemische Ursache, die du selbst beheben kannst
  • Mögliche Ursachen: B6-, B12-, Methylfolat- und/oder Cholin-Mängel

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

24 comments On Homocystein-Wert senken? So geht’s

  • Hallo,

    Wegen „Energiemangel“ bin ich hier gelandet.
    Habe hohen Homocystein-Wert

    Ginge es, das frei gewordene Methionin mittels Supplemented in L-Carnitin zu verwandeln?
    Vit. B6, B9, B12, C. L-Lysin, Eisen?

    Wäre sowas denkbar?

    Wenn ja, wie sollte man die NEM zeitlich einnehmen?

    Hat da jemand was genaues dazu?

    Lieben Dank
    Viele Grüße Karl

  • Nur so als “Lebend-Ergänzung “, leider sind mir meine aktuellen Werte nicht bekannt. Das einzige was für mich persönlich ( sicher und von den Voraussetzungen wiederholbar gleich) messbar war, war der Blutdruck.

    Bin 46 Jahre alt, esse normal, bis auf Weizen. Dort weitgehender Verzicht ( seit ein paar Monaten), da ich mich ohne wohler fühle. Dinkel ist beim Essen unregelmäßig dabei. Ergänze mit einem Multi-Präparat.
    Ich hatte eine Blasenentzündung. Daraufhin deutlich mehr getrunken( vermutlich ca. 5 lief am ersten Tag. Wurde erst besser und dann nach 2 Tagen Rezidiv mit (wenig sichtbaren) Blut im Urin. Da mir schwindelig war und ich Kopfschmerzen hatte, habe ich are gemessen: wieder Erwarten nicht zu tief ( was bei mir 110/80 wäre um mich unwohl zu fühlen, bin 1,80 ) sondern mal locker 150/100. Also hausärztlicher Notdienst-> Antibiotika und Auftrag bei persistierendem Hochdruck zum Hausarzt zu gehen wg check.
    Nach 2 Wochen noch keine Besserung( nach der ersten, auf Hinweis des Gynäkologen, bei dem zufällig Termin war angefangen zu dokumentieren )-also ab zum Hausarzt. Schwindel und Kopfschmerzen immer noch, unterschiedliche Stärke..
    Beim Doc: Urinabgabe u Blutabnahme, RR Messung EKG; Termin für Ultraschall. Blutdruck geht tendenziell leicht rauf. In einer N acht bekam ich üble Schmerzen im Unterbauch/Flanke, so dass ich mit Verdacht auf Nierensteinkolik ins KH kam. Dort wurden die Beschwerden “von selbst” besser. Hatte ne lange Anfahrt ( 1 h) und bekam im KH NaCl mit Novalgin. Im Endeffekt konnte nichts ( mehr)festgestellt werden und es wurde ein Nierensteinabgang vermutet. Ultraschall von Nieren und Gallenblase waren in Ordnung. Blutdruck auf der Fahrt war noch auf kräftigen 160/100 gewesen, hatte aber keinen Kopfschmerz/Schwindel oder wurde einfach von den starken Bauchschmerzen überlagert.
    Als ich abends wieder entlassen wurde und zuhause RR gemessen hatte ( nachdem ich den ganzen Tag noch nicht gegessen hatte) hatte ich erstmal einen super Rr: 120/80 , nächsten Morgen noch Ähnliches aber dann ging er wieder rauf auf 150/100.

    Da ich bei 2 meiner 4 Kinder bereits eine Schwangerschaftsgestose (also Nierenzusammenhang mit Eiweiß im Urin, Wassereinlagerungen und Bluthochdruck) hatte und bei der ersten bereits eigene Maßnahmen kennen gelernt hatte, die in meinem Fall geholfen hatten, wandte ich genau das an:

    Dienstag Morgens angefangen B 6 20mg zusätzlich zum multipräparat, mehr Salz ( pro Tag ein halber Telöffelnach Geschmack in warmen Wasser gelöst) und mehr Ei(weiß) gegessen. Mittwoch war mein Blutdruck mehr so bei 130/90 und einen Tag später wieder ca 120/80 ;wo er bei mir sonst auch war, nur dass ich mich nach inzwischen 4 Wochen wohl schon an den höheren Druck gewöhnt hatte und jetzt erst vorübergehend Schwindel und Kopfschmerzen bzw Erschöpfung u Müdigkeit durch den normalen Blutdruck hatte.

    Ich fühle mich inzwischen wieder wohl. Blutdruck weiterhin in Ordnung. Ich muss dazu sagen, dass ich mich mit 1,80 und fast 100kg im Übergewicht befinde. Meine Hausärztin hat bei “ mehr Salz “ natürlich das Gruseln bekommen. Konnte aber zu ihrem Erstaunen meinen Blutdruck mit Messen bestätigen.

    Langer Rede kurzer Sinn: aufgrund der 2maligen Gestose und der jetzigen Episode muss ich für mich persönlich annehmen, dass ich ( warum auch immer) mit der Normalkost sehr knapp an meiner benötigten B 6 Menge bin, also bei Problemen eher früher als später auf B 6 Ergänzung zurück greifen sollte und auch in Zukunft werde.

    Mein jetziges Problem war vermutlich durch die erhöhte Trinkmenge hausgemacht: durch mehr Durchlauf vermehrte Ausscheidung von Salz und B6 und infolgedessen vermutlich auch mehr Homozystein vielleicht auch in den Harnwegen und damit vielleicht auch meinen ersten Nierenstein höchstselbst produziert.

  • Lieber Chris , beim Recherchieren Deine interessante Seite gefunden!
    Vor 6 Monaten völlig normale Werte. Heute,
    Cholesterin Total 226 ( macht mir keinen Kopf)
    LDL 160!
    Homocystein 136 !
    Vitamin B12 16.3 !!
    Folsäure 546 !!!
    Männlich, 69 Jahre
    Seit ungefähr 1 Jahr jeden Tag ein oder zwei Eier
    und jeden Tag 5-6 Tassen Kaffee genossen.
    Nach Erhalt des obigen Ergebnisses Eier und Kaffee gestrichen.
    Was kannst Du mir raten, lieber Chris ?

  • Hallo Chris, ich habe auf der Suche nach Infos über einen sehr hohen Homocysteinwert diesen Artikel entdeckt. Ich habe gelesen, dass du im September 2015 eine Produktempfehlung an Dodo geschrieben hast. Der erste Link funktioniert leider nicht mehr. Deshalb wollte ich mal nachfragen, ob du eine neuere Produktempfehlung, evtl. auch für den zweiten Link (Betain Tmg), hast? Ist ja nun doch schon über zwei Jahre her.

  • Kann Homocystein auch durch die Aufnahme von Cystein steigen? Cystein ist ja schon eine Stufe „hinter“ Methionin.

    • Hallo Barbara,
      soweit ich weiß, kann der Cystein nicht in Homocystein zurückgewandelt werden.
      Wenn Du Deine Homocystein-Werte schnell und einfach senken willst, empfehle ich Dir die Nutzung von „serine hydroxymethyltransferase“: SAM + Glycin -> Serin -> Cystein und das am Homocystein vorbei.
      Serine hydroxymethyltransferase ist wahrscheinlich der Grund wieso man mit Glycin die Methioninarme Diät „mimmen“ kann.

  • Hey Chris,

    ich habe erhöhte Homocysteinwerte (10.5 umol/l) und auch erhöhte Methylmalosäure (38 ug/l).
    wollte nun mal B12, B6, Mehtylfolat und Cholin ausprobieren. Kannst du da ungefähre Dosierungsempfehlungen geben?
    Grüße

  • Hallo Peter,

    aber die Vorläufer-Zellen können das sehr wohl — für das Verständnis meiner Leser spielt das daher eine untergeordnete Rolle, weswegen ich mich so ausgedrückt habe.

    Trotzdem vielen Dank für den Hinweis und dein Feedback.

    Herzlich,
    Chris

  • „Der intrazelluläre Folsäure-Mangel kann — beispielsweise — eine Anämie
    induzieren, da die roten Blutzellen sich nicht teilen und vermehren
    können.“ — gerade die können das nicht, weil sie keinen Zellkern haben.

    Ansonsten: interessant. Ich werde bei der nächsten Routinekontrolle auf jeden Fall Homocystein messen lassen.

  • Ich kann Chris (edubily) hier nur Recht geben, es ist der Klassiker. Hatte selbst zu hohe Homocysteinwerte und war deswegen bei zwei Feld-Wald-Wiesen-Ärzten, die beide reflexartig B6-B12-Folsäurekombination verschrieben haben. Studien gibt es dazu viele. Neu war mir das Cholin und für mich wichtiger, die Aufklärung in Sachen Wirksamkeit von Folsäure vs. Methylfolat. Einen zu hohen Homocysteinspoegel nur durch Ernährung runter zu bekommen, ist vielleicht möglich aber sehr aufwändig. Und da ein zu hoher Homocysteinspiegel durchaus gefährlich werden kann, ist eine schnelle Absenkung hier wünschenswert.
    Viele Grüße
    Jörg

    • Hallo Jörg
      Wie ich verstanden habe, ist dein Homocystein Wert nicht mehr hoch. Hast du es mit der Einnahme von Cholin erreicht? Wie viel Cholin hast du genommen? (Wahrscheinlich wurden auch die anderen Werte wie B12 und B6 untersucht.)

  • Ich frage mich gerade, aus welchem Grund 50% der Bevölkerung einen Gen-Polymorphismus besitzen. Das muss ja irgendwie einen evolutionären Vorteil gehabt haben oder ebenüberhaupt keinen großen Einfluss. Ist dieser Polymorphismus jetzt erst im laufe der letzten Jahrzehnte / Jahrhunderte entstanden oder lässt sich das nicht eingrenzen?

    • Hi phL,

      spannende Frage.

      Darüber kann (die Wissenschaft) auch nur spekulieren.

      Manche glauben, eine Form der Mutation (es gibt mehrere) entwickelte sich erst in den letzten Jahrzehnten.

      Wichtig ist, dass es nicht nur Genmutationen gibt, die drosseln, sondern auch, die MTHF-Produktion steigern.

      Ich werde diese Thematik einmal aufarbeiten und vertiefen.

      • vielen Dank, ich bin gespannt :)

      • Ich finde auch deine Tendenz, da schon wieder eine mögliche Supplementierung ins Feld zu führen, zu früh. Weil wir darüber noch zu wenig wissen. Ich weiß, dass dir das Spaß macht, an diesen Zahnrädern rumzuspielen, aber würde da erstmal auf evidence i.S.v. Supplementationsstudien (dass der Mechanismus funktioniert, ist klar) warten. Aber ich glaube mit so einer Einstellung bin ich völlig falsch hier :) .

        • Hi Chris,

          na ja — ist ja keine Idee von mir, sondern schon lange gang und gäbe bei (guten) Ärzten und Therapeuten, in der Wissenschaft sowieso. Dabei handelt es sich nun ja wahrlich um einen Minimal-Eingriff (wir reden von 3-4 Vitaminen …).

          Daher bin ich nicht zu früh, sondern du — vielleicht — etwas zu spät …

          Siehe dazu auch:

          http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15720203
          http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15522136
          http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17215186
          http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20805077
          http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10337865
          http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19736473
          http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12195398
          http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11011852
          http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11865092

          Wir bei edubily sind eben die Praktiker — mit allen Vorteilen und möglichen Risiken.

          (Oder, du suchst mal hier: http://www.strunz.com/ — auch aus der Praxis.)

          Ich denke aber, dass die Leute hier weit denken und für sich selbst eine Entscheidung treffen können.

          LG, Chris

          • Dein erster pubmed-link schließt bezeichnenderweise mit den Worten: „However, whether the potential beneficial health effects of betaine and
            choline outweigh the possible adverse effects on serum lipids is as yet
            unclear.“

            Die meisten anderen drehen sich um Dialyse-Patienten, teilweise im Endstadium. Der nächste schließt mit: „Large-scale randomized trials of such regimens are now required to determine whether lowering homocysteine levels by folic acid and vitamin B12, with or without added vitamin B6, reduces the risk of vascular disease.“

            Aber ich gebe zu, dass ich den Forschungsstand mit Supplementierung unterschätzt habe, denn es sind brauchbare Studien an Gesunden dabei.

            Vitamin B12-Versorgung ist außer bei Veganern überhaupt kein Thema. Folsäure kann in der Tat eins sein, und das war eigentlich mein Ansatzpunkt: Wie phL auch meinte, eine Skepsis darüber, wie relevant dieser Gen-Morphismus bei 50% der Menscheit ist und ob es als Konsequenz wirklich bedeutet, dass 50% der Menscheit supplementieren sollte. Oder ob da eben noch Endmarker-Forschung fehlt (s. Zitat der Forscher oben) – die von mir als „brauchbar“ bezeichneten Studien haben nur proximale Marker gemessen. Das ist gut, aber spätestens seit dem Fischöl wissen wir, dass einzelne proximale Marker bei komplexen Mechansimen sich leider nicht immer umsetzen in die praktischen Endmarker, wie Herz-Kreislauf-Mortalität.

            Ich finde auch deine Betonung gut, immer bedarfsorientiert, also aufgrund von persönlichen Blutwerten, zu supplementieren. In der Praxis vermute ich, dass das aufgrund der Vielzahl der empfohlenen Supplementierungen (wenn man alle edubily-Empfehlungen zusammen nimmt, kommt man mittlerweile wsl auf zwei, drei Dutzend) nicht immer auf dem Schirm ist, wie da die Werte aktuell aussehen. Und wenn du ehrlich bist, wird auch bei dir einfach der Scheinwerfer des Interesses einen Teil deiner Supplementierung beeinflussen: Paar Monate beschäftigst du dich mit X, dann gerät das etwas in Vergessenheit, weil Y ins Rampenlicht tritt. Also ists wirklich eine bedarfsorientierte Supplementierung? Und wenn nicht mal bei dir, um wieviel weniger bei deinen Adressaten?

            • Entschuldige bitte, Chris, aber ich halte es für nicht zielführend, über Dinge zu sprechen (und Kritikpunkte zu sehen), wenn man selbst nicht in der Datenlage und in der Praxis vertieft ist.

              Wie Jörg richtig schreibt, und ich bereits angemerkt habe, ist es in der Praxis bereits gang und gäbe.

              Wenn du also davon schreibst, dass „wir noch nicht genug wissen“ und „Supplementationsstudien nötig sind“, dann zeigt es deine methodischen Schwächen, nicht meine.

              Dass du dir jetzt die Studien pickst und irgendetwas suchst, macht die Sache auch nicht besser.

              Logisch: Eine Supplementation kann helfen, aber ob eine Senkung der Homocystein-Werte auch das Erkrankungsrisiko bzgl. kardiovaskulärer Ereignisse senkt — das steht auf einem anderen Blatt und habe ich hier auch in keinster Weise angesprochen. Dass Homocystein allerdings das gefäßschützende NO raubt, steht außer Frage.

              Auch zum Thema Methylfolat: Ein Gen-Polymorphismus ist keine Voraussetzung um 5-MTHF zu schlucken. Jeder Normalbürger kann gleich auf diese Form zurückgreifen und die ist — weil biologisch aktiv — verträglicher als die klassische Folsäure, denn die „leakt“ oft in den Blutstrom ohne Umwandlung nach MTHF und kann dann toxisch wirken — noch einmal: Weil MTHF die Form ist, die im Blut zirkuliert und Folsäure an sich kein natürlicher Stoff ist.

              Und bitte: Du springst von einem Punkt zum anderen. Omega-3-Fettsäuren: Bitte baue deine Argumentation nicht auf Schein, im Sinne eines „Wissen wir“ — den Fehler hast du vorhin schon einmal gemacht.
              Niemand hat je behauptet, dass Fischöl Arteriosklerose verhindern kann und entsprechend wenig verwunderlich ist es, dass Fischöl das Herzinfarkt-Risiko nicht senkt. Im Übrigen weiß ich, dass du mit „wissen wir“ den Pollmer meinst, dessen Schlagzeile im ganzen Internet zu lesen war. Auch hieran erkennt man, dass zu wenig Substanz da ist, um auch wirklich darüber diskutieren zu können. Die Aussage sind „by far“ zu pauschal.

              Ich habe in einem Bodybuilder-Forum schon einmal geschrieben: Wer den Unterschied nicht feststellen kann zwischen „Stoff XY ist Teil der chemischen Reaktion Z im Körper“ und „Du musst jeden Stoff supplementieren“, der ist hier grundfalsch.

              Natürlich liebe ich es, Reaktionswege zu analysieren und frage mich, wo wir konkret intervenieren können — aber meinen festen Plan verfolge ich seit Monaten, wenn nicht seit Jahren und der hat nun wahrlich wenig mit meinen täglichen Artikeln zu tun.

              Ich finde es eine Schande, dass wir hier in Deutschland eine Gesellschaft voller Besserwisser haben, die ständig irgendwo, irgendwelche Fehler im System aufdecken wollen, aber sich selbst wenig als Vorbild bewegen im Sinne eines Aufzeigens von Fortschritt.

              Wer unser Konzept und unsere Gedanken kennt, der wird sehr sicher zum Schluss kommen, dass wir keine NEM-Bande sind, die alles schlucken, sondern eine Truppe, die versucht, Dinge „ganz unten“ zu analysieren — damit das ewige Rätselraten ein Ende hat.

              Wir versuchen Möglichkeiten aufzuzeigen. Und, dass ich mich für meine Aussagen, die wohl recherchiert, substantiell und sehr häufig sogar anerkannt sind (wenn auch nicht bekannt bei einigen Lesern), sehr oft rechtfertigen muss, zeigt mir wirklich, dass wir ein ernsthaftes Problem haben: Die German Angst (oder was auch immer) macht jeden Funken von Hoffnung, guter Intention und Fortschritt zunichte, weil ständig irgendwelche Erbsenzähler auflauern, die — wenn sie nichts zu kritisieren haben — sogar beginnen, mir Mails zu schreiben und mich darauf hinzuweisen, dass ich das Plural-„n“ bei Nomen XY vergessen habe.

              Sorry, dass du meinen Rant jetzt abbekommst, aber so langsam ist auch mal wieder gut.

              Gerade bei klassisch anerkannten Themen wie Homocystein — dass man darüber ÜBERHAUPT noch diskutieren muss … das ist nicht nur paradox, sondern einfach beschämend.

  • Als Fleischesser und Fischesser müsste ich damit also keine Probleme haben. Oder ist das zu einfach gedacht?

    • Korrekt.

      Vegetarier haben rund 30 % höhere Homocystein-Werte und eine nahezu 600 % erhöhte Hyperhomocysteinämie-Frequenz.

      • Warum sehen das Vegetarier/ Veganer denn nicht? Die Wissenschaft
        spricht ja nicht nur in diesem Bereich gegen die rein pflanzliche Kost.
        Ist und bleibt mir ein Rätsel?

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