Scheinwelt

Die Wissenschaft lebt in einer Scheinwelt.

Angenommen du hast seit zwei Jahren drei beste Freunde. Davor kanntet ihr euch nicht, ihr wart unabhängige Individuen – wenn also Patrick eine Bank ausgeraubt hat, dann hatte das mit dir nichts zu tun.

Neuerdings seid ihr aber ein dream team. Ihr verbringt jede Minute des Tages zusammen, weicht nie von der Seite der anderen.

Ihr esst zusammen, guckt zusammen TV, schlaft zusammen etc.

Patrick ist aber bekannt dafür, eine Bank zu überfallen.

Also wird tatsächlich Montagnacht um 3 Uhr eine Bank überfallen und auf dem Überwachungsvideo erkennt man vor der Bank tatsächlich Patrick und nur Patrick. Zufall.

Tatsächlich aber hast du die Bank überfallen, nicht aber Patrick. Er stand nur vor der Bank und hat gewartet.

Dich hat man aber nicht gesehen auf dem Video.

Und keiner der Polizisten, der Fahnder, weiß, dass Patrick beste Freunde hat, die an ihm kleben.

Für die Welt ist klar: Es war Patrick.

Die Wahrheit ist, es war ein Individuum, das ständig an Patricks Seite klebt.


Wenn ihr jetzt meint: Der Chris spinnt völlig, dann lasse mir dir noch eine Sache sagen:

So funktioniert Wissenschaft.

80-90% von Studien, die man irgendwo auf Internetplattformen lesen kann, sind Korrelationen.

Man beobachtet „zufällig“ einen Wert mit der Überwachungskamera und sieht, dass der Wert tatsächlich irgendetwas mit der Sterblichkeit, mit dem Bankraub, zu tun hat.

Tatsächlich aber hat dieser Wert nur bedingt etwas damit zu tun. Denn ein Wert kommt selten allein, sondern immer mit „Freunden“.

Ein Beispiel:

Man beobachtet eine Korrelation zwischen Kalium und… Herzinfarkt.

Aber: Der Kalium-Spiegel im Blut hängt nicht nur von Kalium selbst ab, sondern auch von (z.B.) Magnesium.

Und überhaupt: Damit man genug Kalium aufnimmt, muss man in der Regel mehr Obst und Gemüse essen.

Dort findet man alpha-Karotin, das neuerdings auch extrem (!) invers mit der Sterblichkeit korreliert.

Und: Nach hartem Training steigt der Kalium-Wert, weil Kalium aus den Muskelzellen austritt.

Man trainiert vielleicht also sogar.

Daher ist es absolut sinnlos und schwachsinnig auf Korrelationen, auf irgendwelche Meta-Analysen oder sonstiges zu setzen. Wirklich sinnlos! Denn um die Wahrheit zu entdecken müssten noch mehr Studien zum Thema gemacht werden, die ja auch wieder Geld kosten und wer möchte denn – im Zweifelsfall – eine Vielzahl diverser Variablen überprüfen? Niemand.

Die Wissenschaft funktioniert heute wie die Bildzeitung: Es zählen sensationslustige Überschriften, nicht unbedingt die Wahrheit.

Wissenschaftler stehen heute unter Publikationsdruck. Entweder man publiziert ordentlich oder man verliert.

Und „ordentlich“ publizieren heißt auch, dass man „liefert“, obwohl es nichts zu liefern gibt.

Blöderweise – und das ist der Irrsinn – stützt sich die eine Arbeit auf die andere. Das heißt, dass man „Beobachtungen“ für die eigene Arbeit nimmt und damit womöglich ganz andere Zusammenhänge erklärt.

So etwas nenne ich Seifenblase. Etwas, was definitiv nicht die Wahrheit liefert.

Typisch Mensch – Seifenblasen finden wir überall.

Aber: Du willst doch aus deinem Leben keine Seifenblase machen, oder?

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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