Braunes Fettgewebe Weißes Fettgewebe

Braunes Fettgewebe aus weißem Fettgewebe mit Stickoxid

Ich weiß, dass einige „richtige“ Wissenschaftler dieses Internet-Geschreibsel (u. a. hier) nicht ernst nehmen, stattdessen vielleicht darüber schmunzeln. Die sitzen im Labor, hängen unter Umständen frustriert im Hierarchie-Gefälle, aber machen die Drecksarbeit. Hocken da und pipettieren munter vor sich hin. Labor-Arbeit ist ein Handwerk für sich und jeder, der weiß, wie viel Arbeitsaufwand es ist, überhaupt Ergebnisse zu publizieren, der wird kleinlaut und kann das erhabene Schmunzeln verstehen.

Dennoch haben auch wir den Anspruch, so sauber zu arbeiten wie nur möglich. Irgendwo zwischen Neuigkeit (wer will schon langweilen?) und Akkuratesse (man will ja keinen Stuss erzählen).

Das ist die Gratwanderung, die bei vielen Internetplattformen ein bisschen aus dem Gleichgewicht geraten ist, weshalb ich die wiederum nicht ernst nehmen kann.

NO für braunes Fettgewebe und metabolische Gesundheit

Manchmal werden wir noch heute dafür kritisiert, dass wir Stickstoffmonoxid einen Stoffwechsel-Masterregulator nennen. Nun gut. Ich habe ja mittlerweile mehrfach versucht zu erklären, wie wir auf diese Bezeichnung kommen. Denn: das hat schon seine Gründe.

Edubily-Leser werden davon profitieren. Denn, jetzt gerade, können wir in der Ärzte Zeitung lesen:

„In Untersuchungen an Mäusen haben wir verschiedene Ansatzpunkte gefunden, lästige weiße Fettzellen in erwünschte braune Fettzellen umzuwandeln„, berichtet Professor Alexander Pfeifer vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Bonn in der Mitteilung.

Die braunen Zellen verfügen über extrem viele Mitochondrien – diese Zellkraftwerke „verbrennen“ weißes Fett, indem sie es in Wärmeenergie umwandeln. Folge: Steigt die Zahl brauner Zellen, verlieren die Mäuse deutlich an Gewicht.

Bei dieser Fettumwandlung spielt der Signalweg des Botenstoffs cyclisches Guanosinmonophosphat (cGMP) eine wichtige Rolle. „Die erwünschten braunen Fettzellen sind auf cGMP angewiesen“, erläutert Pfeifer.

Genau das können wir in unserem NO-Guide nachlesen. Wer den schon gelesen hat, wird sich vielleicht erinnern …

cGMP ist das Molekül in den Zellen, das durch NO aktiviert wird. Drum schreiben die Herrschaften, dass eine physiologische cGMP-Steigerung durch Viagra erreicht, was genau in diesem NO-cGMP-Signalweg wirkt.

Stickstoffmonoxid macht via cGMP also Mitochondrien — auch im Muskel. Das weiße Fettgewebe wird „gebräunt“ und verbrennt dann auch Fett.

In einfacher Sprache: Wir werden metabolisch gesünder. Aktive Gewebe helfen uns.

Die Forscher schreiben: Das funktioniert auch bei Menschen. Meine Ergänzung: Auch hier hat man längst herausgefunden, dass „beiges Fettgewebe“ sehr wichtig für unsere metabolische Gesundheit ist.

Problem:

Denn „Der Entzündungsfaktor TNF alpha unterdrückt den cGMP-Signalweg und verhindert damit, dass sich weiße in braune Fettzellen umwandeln lassen.“

Das ist der Grund, warum viszerales Fettgewebe krank macht. Dort wirkt NO via cGMP nicht mehr und das Fettgewebe wird dysfunktional. Der Grund hierfür sind Entzündungen.

Hier sollten sich edubily-Leser ebenfalls bestens auskennen. Niemanden dürfte es wundern, dass Entzündungen krank machen.

Wir alle sind also längst zur folgenden Erkenntnis gekommen:

„Offenbar könnte es bei der Bekämpfung der Adipositas ein möglicher Ansatzpunkt sein, neben der Verabreichung von cGMP-stimulierenden Wirkstoffen gleichzeitig noch die Entzündungsreaktionen zu hemmen“, wird Pfeifer zitiert (eb)

Calcium für eine höhere Fettverbrennung

Wer seine Vorsätze gleich in die Tat umsetzen will, also beispielsweise gerade motiviert wurde, noch etwas Fett zu verlieren, der könnte ja z. B. seine Fettverbrennung steigern.

Auch das hatten wir in einem früheren Artikel besprochen, aber ich erzähle es gerne noch mal: Es gibt einen Forscher namens Zemel, der uns bewiesen hat, dass Calcium, insbesondere Milch-Calcium, den Energiestoffwechsel-Turbo einschaltet.

2005 hat Zemel das an Menschen getestet und herausgefunden: Verabreicht man viele Milchprodukte (natürlich bei gleicher Kalorien-Menge) … ändert sich nix. Aber, setzt man die Individuen dann auf Diät, verbrennen sie pro Tag (!) 30 g mehr Fett (!). Gut, fairerweise sollte man ergänzen, dass reziprok dazu die Kohlenhydrat-Oxidation etwas sank. Dennoch: Das ist eine ordentliche Menge und eine schöne Art des Substrat-Shifts — nur aufgrund anderer Lebensmittelwahl.

Im Stoffwechsel-Buch hatten wir versucht zu erklären, warum (Milch-)Calcium das macht.

Ja, ja, die Biochemie. :-)

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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