Wie gesund ist Sonnenlicht

Es werde (Sonnen-)Licht

36 Grad und es wird noch heißer – gerade fühle ich mich wie Olaf der Schneemann im Sommer.

Hochsommer. Tolle Kindheitserinnerungen – lange Tage im Schwimmbad. Entspannung, viel Spaß, viel Bewegung, eine Prise Abenteuer – und verärgerte Omas, die wir mit unseren „Bomben“ „versenkt“ haben :-))

Viel besser geht es nicht. Und es gibt auch kein Ort auf der Welt, wo eine Pommes besser schmeckt. Ist so! Außerdem haben wir Kids immer ausgesehen wie frisch aus dem Ägyptenurlaub. Nie wieder gab’s eine so tiefe Bräune.

Heute ist Sonne, wie vieles, was uns als Mensch seit Ewigkeiten begleitet, irgendwo verpönt. „Sonne? Willst du Hautkrebs, oder was?“ Ein schwerer Fehler, wie Forschungen zeigen.

Der Körper liebt die Sonne

So eine Studie wurde kürzlich im Kommentarbereich hier im Blog gepostet. Eine Abbildung der Arbeit fasst den Stand der Dinge gut zusammen:

UV Licht Gesundheit
UV-Licht hat auch wertvolle Eigenschaften, über die (zu) selten gesprochen wird. 

Es gibt also „förderliche UV-induzierte Mechanismen“ (a)…

  • Stickstoffmonoxidbildung > mehr NO = bessere Gefäß-, Stoffwechsel- und Immungesundheit
  • Entzündungsmodulation und Immunregulation (= Unterdrückung Autoimmunität)
  • Vitamin-D-Synthese
  • Und: „Unbekannt und Unerforscht“

Denn man beobachtet, wie UV-Licht das Aufkommen einer ganzen Reihe an Krankheiten hemmt:

  • Weniger Gesamtsterblichkeit
  • Niedrigerer Blutdruck
  • Weniger Herzkreislauferkrankungen
  • Weniger Typ-2-Diabetes
  • Niedrigeres Risiko für MS
  • Weniger Covid
  • Weniger Krebs

Kenner wissen natürlich, dass Sonnenlicht nicht nur „UV-Strahlung“ ist, sondern beispielsweise auch Infrarot und sichtbares Licht. Ersteres kennen wir aus der Mitochondrienforschung, denn Infrarot pimpt unsere Mitos. Letzteres wirkt vor allem aufs Gehirn und hebt die Stimmung.

Man lehnt sich nicht allzu stark aus dem Fenster, wenn man behauptet: Sonnenlicht macht gesund.

Wenig Sonne, viel MS

Es geht weiter. Ganz aktuell wurde eine systematische Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse im Fachmagazin Multiple Sclerosis and Related Disorders veröffentlicht, die aufhorchen lässt.

Die Datenbasis umfasste 11 Studien mit insgesamt 10 857 MS-Fällen und 11 842 Kontrollpersonen. Besonders im Fokus stand hierbei eine der wichtigsten genetischen Risikovarianten, das sogenannte HLA-DRB115:01*.

Das Ergebnis liest sich wie folgt:

Trägst du dieses genetische Risiko und kommst mit wenig Sonnenlicht in Kontakt,
hast du ein rund fünffach höheres Risiko für MS! 

Aus den Daten der Analyse geht noch mehr hervor:

  • Niedrige Sonnenexposition ist für sich genommen ebenfalls mit einem deutlich erhöhten MS-Risiko assoziiert; in großen Einzelstudien lag der Effekt bei etwa 1,3–1,4-fach.
  • Das Risiko bei Sonnenmangel ist vergleichbar mit dem von Menschen, die zwar das genetische Risiko tragen, aber ausreichend Sonnenlicht abbekommen.
  • Beide Risikofaktoren zusammen („MS-Gen“ + Sonnenmangel) wirken nicht nur additiv, sondern über-additiv: Das kombinierte Risiko ist höher, als es die Summe der Einzeleffekte erwarten lässt.
  • Das Risiko-Allel DRB115:01 ist in europäischen Populationen relativ häufig, beläuft sich je nach Region auf ca. 10-30 %.

Daten deuten darauf hin, dass Vitamin D einen wesentlichen, aber nicht vollständigen Anteil am schützenden Effekt von Sonnenlicht gegen MS hat. Schätzungen zufolge werden etwa 30 % des „Sonnenmangel-Risikos“ durch ausreichende Vitamin-D-Spiegel vermittelt – der Rest hängt von weiteren, Vitamin-D-unabhängigen Wirkungen der Sonne ab.

Was bleibt?

Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte. (Eine Mark ins Phrasenschwein…)

Aber mal Butter bei die Fische: Wieso können Menschen heutzutage nicht einfach normal sein? Wieso gibt es in unseren Realitäten nur nackig am Strand in der prallen Mittagssonne oder dicke Schichten Sonnencreme und Sonnenphobie?

Weißt du noch? Neulich? Da hatten wir zwei, drei Tage lang eine extreme Hitze. UV-Index von 8-9. Für manche Personen eigentlich lebensgefährlich. Und was fiel den Leuten an diesen Tagen ein? „Lass an den See fahren…“ Nicht nachvollziehbar.

So nicht.

Aber deshalb ist Sonnencreme nicht gleich verantwortlich für Hautkrebs – oder total nutzlos.

Einfach mal normal bleiben :-) Dann klappt’s auch mit einer gesunden Menge an Sonnenlicht.

 

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

2 comments On Es werde (Sonnen-)Licht

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