Es muss 2017 gewesen sein, als ich in unserem Buch „Stoffwechsel beschleunigen“ das erste Mal über den Nacktmull berichtet habe.
Dieses zugegebenermaßen nicht ganz so hübsche Nagetier ist ziemlich besonders. Es wird in der Forschung gerne mit normalen Mäuschen verglichen – man findet: die Nacktmulle leben rund 10 x länger als ihre entfernten Verwandten.
Sie können nämlich sage und schreibe 30 Jahre alt werden. Zudem haben sie eine enorme Resistenz gegen Sauerstoffmangel und obendrein eine äußerst niedrige Krebsrate. Die haben also das, wovon wir immer träumen. Ewige Jugend.
cGAS schützt die DNA
Hier knüpft – mal wieder – eine neue Studie an. Und die Story geht so: Wir alle, also sowohl Mensch als auch Maus als auch Nacktmull, verfügen über ein Enzym namens cGAS. Bei DNA-Schäden wird es aktiv und leitet Prozesse ein, die der Abwehr dienen.
Gut gegen: DNA-Schäden, Viren, Tumore – schlecht bei chronischer Aktivierung, weil das u. a. Entzündungen oder Autoimmunität begünstigen kann.
Beim Nacktmull hat die Evolution eine kleine Anpassung des Enzyms gemacht. Mit der Folge, dass es effizienter arbeitet. Es ist aktiver, aber zielgenauer, sodass die DNA geschützt wird, aber negative Effekte ausbleiben.
Das finde ich spannend. Natürlich stellt sich mir sofort die Frage: Was kann ich tun, damit mein cGAS gut funktioniert?
cGAS braucht Magnesium
Damit cGAS bei uns Menschen überhaupt normal funktioniert – schon mal gut – braucht es als Kofaktor *Trommelwirbel* Magnesium. Das heilige Magnesium. Eben nicht nur Anti-Krämpfe, sondern auch Anti-DNA-Schäden.
Wir dürfen also erwarten, dass dieses cGAS bei einem Magnesiummangel mindestens dysfunktional wird. Ein Proteinkrüppel, sozusagen.
Gleiches Spiel wie bei Zink und p53. Willst du ein intaktes p53 (Krebsabwehr), brauchst du genug Zink.
Magnesium ist in der Hinsicht extrem bedeutsam, denn: Mg²⁺ ist essentiell für DNA-Stabilität. Es stabilisiert die DNA-Struktur, ist nötig für DNA-Polymerasen, Ligase, Exo-/Endonukleasen, allgemein DNA-Reparaturenzyme.
Nicht gewusst, stimmt’s? Daher liest man in Arbeiten zu dem Thema seit Jahrzehnten sowas wie hier:
Mg stabilisiert die DNA und fördert die DNA-Replikation und -Transkription, während ein niedriger Mg-Spiegel die Zellalterung beschleunigen kann, indem er die DNA-Stabilität, die Proteinsynthese und die Funktion der Mitochondrien verringert.
Magnesium schützt die DNA
Ich weiß, ich weiß. Alles Theorie. Juckt keine Sau (außer mich). Wie sieht die Praxis aus? Natürlich gibt es hier einige Studienergebnisse, die mir Freude bereiten und die auch dir Freude bereiten sollten.
2008 hat man im Fachmagazin Carcinogenesis anhand von über 2000 Probanden untersucht, wie die Magnesiumzufuhr sich auf das Lungenkrebsrisiko und die DNA-Reparaturkapazität auswirkt. Menschen mit hoher Mag-Aufnahme (> 350 mg) hatten nicht nur ein halbiertes Risiko, sondern auch eine bessere DNA-Reparaturkapazität. (Vgl. Mahabir et al. 2008)
2016 wurde im Fachmagazin Cellular Longevity – was für ein schöner Name – eine klinische Studie mit Rugby-Spielern und Sitzenbleibern publiziert. Es wurden vier Gruppen gebildet, wobei zwei Gruppen jeweils mit 500 mg Magnesium am Tag ergänzt wurden.
Die Ergebnisse sind spannend: Erwartungsgemäß erhöht intensiver Sport die DNA-Schäden (zunächst…). Gibt man zusätzlich Oxidantien dazu, wie sie natürlicherweise im Körper entstehen, steigen die DNA-Schäden drastisch.
Der Punkt: Magnesium federt den Anstieg der DNA-Schäden sehr potent ab. Gemessen anhand der Lymphozyten (weiße Blutzellen) der Probanden. (Vgl. Petrovic et al. 2016)
Magnesium ist wichtiger als viele denken
Klar ist: Man muss vorsichtig mit der Interpretation sein. Die Datenlage dürfte gerne üppiger sein. Auf der anderen Seite gibt es weitere hochwertige Studien, die ähnliche Zusammenhänge nahelegen (Dhillon et al. 2024, Zhao et al. 2022)
Mich erfüllt dieses Thema jedenfalls. Also die Idee, dass unsere Biologie eben nicht fixiert und statisch ist. Dass da ein Spielraum ist, der ziemlich groß werden kann. Der Spielraum heißt bei den meisten: Schlecht vs. gut versorgt mit Nährstoffen.
Dass ich kein verblendeter Träumer bin, beweist mir Instagram und Social Media täglich. Immer mehr „Longevity-Ärzte“, andere Experten oder einfach nur Menschen, die Erfahrungen sammeln konnten, teilen dort Infos, über die ich hier seit über zehn Jahre schreibe.
Undenkbar bis vor zwei oder drei Jahren. Mehr und mehr Normalität.
Magnesium. Wie immer zuerst gelesen bei mir ;-)