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Die neue Erythrit-Studie (Ein Kommentar)

RIP Erythrit … oder?

Schon gesehen? Die neue Studie zu Erythrit? Da haben Forscher mal korrelativ-investigativ die Erythritwerte von Menschen vor dem Hintergrund von „schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen“ (engl. Kurzform: MACE) – also: Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Herzkreislaufereignisse – in einer Dreijahresspanne untersucht und prompt herausgefunden, dass Menschen, die besonders viel Erythrit im Blut haben, ein deutlich erhöhtes Risiko haben – so um den Faktor 2-5 höher.

Natürlich haben sich Medien direkt auf die Studie gestürzt, die Rede ist z. B. von „verklumptem Blut durch Erythrit“ (Scinexx), von „erhöhtem Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall durch Erythrit“ (FITBOOK) und davon, dass Erythrit „dem Herz schaden könnte“ (ORF ON Science). Auch der Wikipedia-Artikel zu Erythrit wurde direkt „gepimpt“: Ohne Differenzierung oder Konjunktiv wird davon gesprochen, dass ein erhöhtes Erythrit mit einem höheren Risiko für Herzinfarkten und Schlaganfällen verbunden sei.

So schnell geht das – wir würden sagen: Das war’s mit dem Zuckeralkohol, der als Zuckeraustauschstoff bisher einen viel zu guten Ruf hatte – ab sofort gecancelt. Wohlgemerkt: Wir selbst nutzen Erythtrit nicht in edubily-Produkten. Dazu später noch ein Wort. Jetzt zur Studie.

The Good: Gut gemachte Studie

Die Studie ist gut gemacht. Drum landete sie auch im renommierten Fachmagazin Nature Medicine. Doch es gibt einige Dinge, die man dazu wissen sollte.

So lief die Beweisführung:

  1. Man hat drei Kohorten mit insgesamt etwa 4000 Probanden (auch retrospektiv) untersucht: Erythritwerte nüchtern + 3-Jahres-MACE erfasst.
  2. Man hat in-vitro (also „im Reagenzglas“) die Reaktivität von Thrombozyten bei unterschiedlichen Erythrit-Dosen getestet.
  3. Man hat „in-vivo“ zwei Versuche gemacht, 1) menschliche Blutzellen in einem Modell fließen lassen, das eine Verletzung der Arterien nachahmt und dabei geschaut, wie sich die Thrombozyten-Anlagerung an die Oberfläche bei höheren Dosen Erythrit verhält und, 2) ein Modell einer verletzten Mausarterie bei hohen Dosen Erythrit analysiert, um festzustellen, wie schnell es zum Arterienverschluss kommt
  4. Man hat acht Probanden eine Erythritlösung mit 30 g Erythrit „auf ex“ runterspülen lassen, um die Werte im Blut zu messen, damit man verstehen kann, welche Werte nach dem Konsum von Erythrit im Blut überhaupt vorkommen.

Die Beweislast scheint eindeutig:

  1. Die Forscher teilten die Ergebnisse in vier Quartile ein, von niedrigen bis hohen Werten. Auffallend: Nur das vierte, also höchste Quartil weist einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Erythritwerten und kardiovaskulären Ereignissen auf. Alle anderen drei Quartile zeigen dieses Risiko nicht eindeutig. Die Forscher nutzen, und das ist okay, für ihre Berechnungen aber lediglich den Vergleich zwischen Quartil 1 (niedrigste Erythritwerte) und Quartil 4 (höchste Erythritwerte).
  2. Im Reagenzglas zeigt sich, dass höhere Erythritmengen dafür sorgen, dass Thrombozyten aktiver sind und leichter auf Stimuli reagieren, potentiell also leichter „verklumpen“.
  3. Bei den in-vivo-Versuchen erhärtet sich das Bild: Die Thrombozyten-Bindung an die Oberfläche ist gesteigert und die Verschlusszeit der Mausarterie via Thrombus verringert.
  4. 30 g Erythrit in Wasser erhöht die Erythritwerte im Blut von normalen Probanden akut 1000-fach(!) und selbst noch am Tag danach bis zu 100-fach höher als jene, die in den Versuchen gebraucht wurden, um die Thrombozyten aktiver zu machen. Oh!

Perfekte Versuchsreihe.

discovery cohort erythrit
Daten einer der drei Kohorten. Gut zu sehen, links oben: Quartil 4 zeigt ein deutlich höheres Risiko für MACE, was sich rechts als Hazard Ratio darstellen lässt. Q1-Q3 haben dieses Risiko offenbar nicht. 

The Bad: Vorsicht vor Generalisierung!

Um das alles besser einordnen zu können, muss man logischerweise etwas über „Verklumpung“ des Blutes, fachsprachlich Thrombose wissen. Die meisten Menschen, die ein kardiovaskuläres Ereignis in diesen Studien zeigen, bekommen arterielle Thrombosen. Kennen wir: Machen Schlaganfall und Herzinfarkt. Das passiert aber *nur* wenn die Arterien mit Arteriosklerose vorgeschädigt sind und es eine Ruptur, also quasi ein Riss im Endothel (innerste Arterienschicht) gibt, wobei ein Blutpfropf (Thrombus) entsteht, der sich löst und später z. B. Herzgefäße verstopft.

Seltener sind Venenthrombosen. Sie haben aber eine andere Entstehungsgeschichte als arterielle Thrombosen. Bei ihnen sind die Gefäßwände normalerweise nicht geschädigt, das Blut „verklumpt“ z. B. als Folge einer OP oder weil wir das Bein nicht bewegen können. Das sind Risikofaktor, die die Thromboseneigung hier um den Faktor 10 erhöhen können.

Auch auf molekularer Ebene unterscheiden sich beide Thrombosearten voneinander – Venenthrombosen sind nicht so Thrombozyten-reich. Sie spielen mit Blick auf die Ereignisse in der Studie nicht die tragende Rolle, weil sie seltener vorkommen und nicht typischerweise mit den klassischen MACE assoziiert sind.

Heißt: Das Blut „verklumpt“ nicht einfach so. Thrombozyten-Aktivierung, -aggregation bzw. -adhäsion sind ersten Schritte einer sehr komplexen Kaskade, die am Ende eigentlich dazu da ist, eine Blutung nach einer Verletzung zu stillen. Diese Eigenschaften  alleine – also ohne den passenden Kontext, wie vorgeschädigte Arterien – reichen nicht aus, um auf eine erhöhte Thromboseneigung zu schließen, zumal enorm viele Lebensstilfaktoren ständig auf die beiden Faktoren einwirken – ein bisschen Koffein, etwa, hemmt genau diese Kaskade!

Was uns auch genau zu der wichtigen Differenzierung dieser Studie führt: Die Forscher nutzten für ihre Analysen Daten von Menschen, die sich regelmäßig aufgrund von erhöhtem Risiko für Herzkreislauferkrankungen bei Ärzten vorstellen. Die Studie listet daher auf:

  • Die Probanden waren im Schnitt 63-75 Jahre alt.
  • BMI an die 30, also übergewichtig.
  • 1/5 bis 1/3 hatten Diabetes.
  • Rund 3/4 hatten Bluthochdruck.
  • 3/4 hatten bereits diagnostizierte Herzkreislauferkrankungen.
  • Fast 1/5 von ihnen litten schon unter Herzinsuffizienz.
  • Quasi jeder Zweite hatte bereits einen Herzinfarkt.
  • Und anhand der niedrigen Cholesterinwerte kann man feststellen, dass hier auch medikamentös deutlich nachgeholfen wird.

Drum verweisen die Autoren selbst darauf, dass diese Population eher nicht repräsentativ für die Allgemeinheit ist. Wichtiger Punkt.

probanden der erythrit studie
Ältere, vorerkrankte Menschen sind nicht die ideale Population für eine Generalisierung der Erkenntnisse. 

The Ugly: Möglicherweise konstruierte Zusammenhänge

Die Studie ist handwerklich ausgezeichnet gemacht. Das Problem ist eher die Schlussfolgerung, die hier konstruiert werden will. Denn die Autoren betonen mehrfach, dass ja speziell Risikogruppen „keto-freundliche“ Zuckerersatzstoffe ausgiebig nutzen würden – reine Spekulation.

Wenn man sich die Werte der Erythrit-Quartile der Probanden anschaut, so trennen sich „niedriges Erythrit“ und „hohes Erythrit“ um schätzungsweise nicht mal 100 % – „hohe Werte“ sind im Schnitt also nicht mal doppelt so hoch wie niedrige Werte. Das wird von den Autoren im Fließtext ziemlich gut kaschiert.

Das ist vor dem Hintergrund zu verstehen, dass die Erythritwerte bei den acht Probanden, die 30 g Erythrit trinken durften, nüchtern (!) selbst am Tag danach noch 100-fach erhöht waren. Also nix 1,5- oder 2-fach erhöht, was nach den Autoren ja bereits ausreichen sollte, um das erhöhte Risiko für „schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse“ zu erklären.

Nach der Logik hätten die Probanden nach einem Erythritshake direkt tot umfallen müssen. Nach der Logik würde ein älterer Herr mit Vorerkrankungen früher tot umfallen oder mit einem zwei- bis fünffach höheren Risiko auf seinen zweiten Herzinfarkt warten, weil er täglich einen Eiweißriegel mit 5 g Erythrit isst. Wenn man sich also das, was die Studie hier suggeriert, vor Augen führt, fällt auf, wie absurd es eigentlich ist.

Schon seit vielen Jahren ist bekannt, dass erhöhte Erythritwerte, nüchtern gemessen, mit gestörtem Nüchternblutzucker und mit Typ-II-Diabetes-verbundenen vaskulären Komplikationen assoziiert sind. Außerdem sagen erhöhte Erythritwerte das Risiko für Herzkreislauferkrankungen über einen Zeitraum von 30 Jahren voraus. Die Daten der größeren Studien stammen dabei aus einer Zeit, in der Erythrit in den USA überhaupt nicht zugelassen war. (Vgl. Mazi und Stanhope 2023)

Daten zur aktuellen Erythritexposition in der allgemeinen (deutschen) Bevölkerung gibt es keine, aber auf Basis der spärlichen Daten der EFSA darf bezweifelt werden, dass Erythrit speziell in der Altersgruppe Ü60 so verbreitet ist, dass es einen nenneswerten Beitrag zur Erhöhung der Erythritwert leistet, um die in der Studien dargelegten, robusten Zusammenhänge zu erklären.

Wahrscheinlicher ist, dass höhere Erythritwerte endogen verursacht sind: Erythrit wird über den s. g. Pentose-Phosphat-Weg vom Körper selbst gebildet. Die Daumenregel: Je schlechter der Zuckerstoffwechsel, also je höher der Blutzuckerspiegel, umso mehr. Drum misst man erhöhte Erythritwerte bei Menschen mit gestörtem Zuckerstoffwechsel, also bei (Prä-)Diabetikern (Menni et al. 2013). Sogar bei Studenten, also jungen Menschen, zeigen sich bei Gewichtszunahme drastisch erhöhte Erythritwerte im Blut (10-20-fach), die sich alleine aus der endogenen Synthese erklären lassen (Hootman et al. 2017).

Es ist unklar, inwieweit andere Risikofaktoren eine Erythriterhöhung im Blut hervorrufen können. Fakt ist, die in der vorliegenden Studie gemessenen Erhöhungen, würden sich sogar gänzlich ohne eine exogene Erythritzufuhr erklären lassen. Tatsächlich weisen die Autoren darauf hin, dass Erythrit endogen synthetisiert wird, können die Quelle aber nicht weiter unterscheiden.

Wir vermuten, dass das Erythritol in beiden Validierungskohorten aus einer Kombination von Einnahme und endogener Produktion stammt.

Umgekehrt erhöht die Erythritgabe in Tieren die Erythritwerte in der Regel auch um mehr als das 20-fache – negative Effekte auf das Körpergewicht oder die Blutzuckerregulation wurden nicht beobachtet (Vgl. Ortiz et al. 2021). Auch in Langzeitstudien an Ratten zeigen sich solche negativen Effekte nicht (Lina et al. 1996). Tatsächlich gibt es Daten, die nahelegen, dass Erythrit die Gefäße bei hoher Blutglukose „über verschiedene Wege schützt“ (Boesten et al. 2013), was sich in Form einer Verbesserung der Gefäßfunktion auch in einer Humanstudie andeutete (Flint et al. 2014).

Zur Erinnerung: Die Gefäßgesundheit bestimmt maßgeblich darüber, wie schnell oder ob das Blut „verklumpt“. Gesunde Gefäße halten das Blut gesund, weshalb es so wichtig ist, zu verstehen, mit welcher Personengruppe man es in dieser Studie zu tun hat – die hier hatten nämlich sehr wahrscheinlich keine gesunden Gefäße mehr.

Zusammenfassung zur Studie

Und so wird ein Schuh draus: Die Studie ist gut gemacht und bestätigt vorausgegangene Erkenntnisse. Sie trägt jedoch (zu) dick auf und konstruiert hier möglicherweise einen Zusammenhang, der nicht existiert. Halten wir also die Kernpunkte fest:

  • Die Studienteilnehmer gehören zur Risikogruppe für kardiovaskuläre Ereignisse und bringen daher ein eigenes Risikoprofil mit.
  • Nur das höchste Quartil der Erythritwerte ist deutlich assoziiert mit „schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen“ (MACE) über eine Spanne von drei Jahren.
  • „Hoch“ bedeutet in dem Zusammenhang aber nicht mal doppelt so hohe Nüchternwerte.
  • Die Autoren zeigen selbst, dass 30 g Erythrit in Gesunden noch am Tag danach die Spiegel um den Faktor 100 erhöhen kann!
  • Diese Werte liegen drastisch über jenen Werten, die nach den in-vitro- und in-vivo-Versuchen die Thromboseneigung erhöhen müssten.
  • Drum würden die Daten der Arbeit nahelegen, dass theoretisch schon 5 g Erythrit pro Tag (z. B. im Eiweißriegel) das Risiko für z. B. einen Herzinfarkt um den Faktor 2-5 erhöhen würde. Völlig unrealistisch.
  • Umgekehrt ist die allgemeine Erythritzufuhr schätzungsweise nicht wirklich hoch und eine breitflächige Nutzung, speziell bei Menschen über 60 Jahren, eher unwahrscheinlich.
  • Viel mehr können die in der Studie präsentierten, „erhöhten“ Erythritwerte einfach Resultat der endogenen Synthese sein, die z. B. bei Übergewicht oder Blutzuckerstörungen deutlich ansteigen können, was im Kontext dieser Probanden nicht ungewöhnlich, ja eher wahrscheinlich wäre.
  • Tierstudien legen nahe, dass Erythrit hier aber nicht pathologisch wirkt, sondern ggf. sogar schützende Eigenschaften auf das Endothel, also auf die Gefäße hat.

Und so schlussfolgern die Autoren selbst im Kleingedruckten:

„Wir stellen außerdem fest, dass Gefäßerkrankungen und Thrombose multifaktorielle Phänotypen sind. Die Assoziation von zirkulierenden Erythrit-Spiegeln mit dem Risiko von CVD-Ereignissen und einer verstärkten Thrombosebildung in präklinischen Modellen kann daher Faktoren umfassen, die über die Thrombozytenreaktivität hinausgehen.“ 

Es ist daher davon auszugehen, dass Erythrit eher ein Marker für kardiovaskuläre Ereignisse ist, statt ein kausal involvierter Faktor, obgleich die Studie nahelegt, dass erhöhte Erythritwerte die Thrombozyten-Eigenschaften ggf. ungünstig verändern können.

Vor dem Hintergrund, dass Erythrit als Süßungsmittel aber extrem viel höhere Spiegel erzeugt und im Kontext der Daten, die gefäßprotektive Eigenschaften von Erythrit nahelegen, scheint ein kausaler Zusammenhang zwischen Erythritzufuhr und Thromboseneigung bzw. MACE – zumindest in Gesunden – unplausibel. 

Gerne darf es aber mehr Daten zu diesem Thema geben ;-) In der Zwischenzeit brauchst du aber keine Angst davor zu haben, mal einen Erythrit-gesüßten Eiweißriegel zu essen oder dir 5 g davon in ein selbst gemachtes Eis zu mischen…

Fazit von uns

Bleibt abschließend festzustellen: Ist Erythrit jetzt ganz toll? Unsere Meinung dazu ist, dass man mit allen Süß- und Zuckeraustauschstoffen sparsam umgehen sollte und dass es keinen perfekten oder idealen Süßstoff gibt. Das sollte man sich einfach mal hinter die Ohren schreiben. Zuckerersatz ist … Ersatz. Wenn wir es also als wichtig erachten, Haushaltszucker zu meiden, dann heißt das zeitgleich auch, dass der gezuckerte Kuchen tabu sein sollte – und nicht, dass man weiter Kuchen isst, ihn aber mit Erythrit süßt. Verstanden?

Das heißt: Wir würden uns nicht dafür verbürgen, dass so hohe Dosen (30 g, z. B.) eines Zuckeraustauschstoffs auf täglicher Basis keine negativen gesundheitlichen Wirkungen haben könnten. In unserer Realität existiert dies aber nicht. Das, was wir uns erlauben, sind leicht gesüßte Whey- oder EAA-Shakes, die mal 20 mg(!) eines Süßstoffs – keine Zuckeralkohole – liefern. So für den Geschmack halt. Aber das sind Nahrungsergänzungsmittel, keine Grundnahrungsmittel, die man den ganzen Tag verzehrt. Und genau das ist unsere Einstellung zu diesem Thema.

Das macht die Aussage der Studie aber nicht besser. Die bleibt weitestgehend konstruiert. Es vergeht nämlich leider keine Woche, in der nicht irgendeine Studie vergleichsweise unwichtige Lebensstilparameter mit erhöhten Risiken für Erkrankungen assoziieren – hilfloses Fischen nach Verbindungen, auch, weil das nicht nur die Geldgeber beeindruckt, sondern auch die Fachmagazine und die Medien. Stichwort (erdachte) Reallife-Relevanz.

Schade, dass unsere Medien sich jedes Mal unreflektiert auf solche Studien stürzen und Schlagzeilen produzieren, die noch in zehn Jahren Menschen verunsichern werden. Einfach so, wegen einer Studie. Man ist es leider nicht mehr anders gewohnt.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

28 comments On Die neue Erythrit-Studie (Ein Kommentar)

  • Vermutlich werden mit dieser Studie Gründe konstruiert, die belegen, warum plötzlich viel mehr Leute an Herzproblemen leiden und sterben, die ja bekanntlich eine Nebenwirkung der mRNA-Coronaimpfung sind*. Falls sich irgendjemand wundert *warum* gerne solche Studien gemacht werden. Das könnte ein Grund sein, u.a. so jedenfalls funktioniert diese spezielle Art der Propaganda und des Wissenschaftsmissbrauchs.
    *https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(22)00791-7/fulltext

    • Euer Fazit sagt es ja schon – in etwas anderen Worten -, danke dafür: „hilfloses Fischen nach Verbindungen, auch, weil das nicht nur die Geldgeber beeindruckt, sondern auch die Fachmagazine und die Medien.“
      Ein großes Systemproblem – Erwerbsarbeit und verdeckte Arbeitslosigkeit in solchen oder ähnlichen Bereichen.

  • Danke für den mal wieder interessanten Artikel!
    Ich habe mal wieder das Gefühl, dass man garnichts mehr glauben kann…
    Traurig, dass man selbst aus Studien, die kein Schrott sind, alles so rausziehen kann, dass es zu Schrott wird.

    • Ja, es gibt halt auf der einen Seite das Problem, dass Wissenschaftler in ihrer Studie natürlich eine Story brauchen. Und auf der anderen Seite, dass Medien diese Story zu einem Blockbuster ausbauen. Daher sollte man zumindest keinem Artikel glauben.

  • Ihr schreibt,
    „Unsere Meinung dazu ist, dass man mit allen Süß- und Zuckeraustauschstoffen sparsam umgehen sollte und dass es keinen perfekten oder idealen Süßstoff gibt. “
    Wie verhält es sich denn mit Mannose, Galaktose, Tagatose ? Klar sind die aufgrund der Preise keine wirkliche Alternative.
    Zum süßen verwende ich zum Teil Glycin.

  • Danke für die brilliante Analyse

    Ich bin ü50 und versuche nach Möglichkeit (ernährungsmäßig) relativ gesund zu leben, da ich bis auf 3 x wöchentlich Rudergerät-Training a 30 min kaum Bewegung habe. Laut meinem Hausarzt bin ich bis auf nicht behandlungs bedürftiges leicht erhöhtes Gesamtchloesterin gesund. Bludruck ist optimal.
    Da Erythrit bisher als gesunder Zuckerersatz promotet wurde, nehme ich
    seit 4 Jahren täglich 4 gehäufte Teelöffel Erythrit (27g) verteilt in 2 Pott Kaffe zu mir. Ich nehme es auch zum Guglhupf backen und ersetze damit die hälfte des Zuckers vom Rezept, ca 1x wöchentlich.

    Zur Gesudheits-Prävention nehme ich täglich einige potentiel gerinnungshemmende NEMs und Gewürze zu mir wie 200 mcg Vit. K2, 3g Taurin, 200mg Q10, Astaxanthin, 400ie Vit.E, Kurkuma, Ingwerpulver, Roter Reis Kapsel (Gesamtcholesterin leicht erhöht). Seit 20 Jahren noch täglich 3mg Melatonin und 2x wöchentlich Dhea Sulfat 100mg. Außerdem noch 2 x 5000ie Vit. D3 wöchentlich.

    Ist meine Hoffnung berechtigt mit diesen gerinnungshemmenden Stoffen die evtl. gerinnungsfördernde Wirkung des Erythrit zu neutralisieren oder aufzuheben, sodass ich es „unbedenklich“ weiter verwenden kann? Wie ist deine fachliche Meinung dazu?

    • Danke dir, lieber Udo!
      Offen gesagt glaube ich nicht, dass Erythrit überhaupt negativen Einfluss in Form einer „gerinnungsfördernden Wirkung“ im Kontext eines gesunden Lebensstils wie deinem hat. :-) Bevor das nicht wenigstens einmal sinnvoll mit Reallifebezug und ins Verhältnis gesetzt bestätigt wurde, glaube ich da erst mal gar nix.
      Beste Grüße

      • Danke für deine Einschätzung

        Somit hoffe ich einfach mal (naiv) dass meine NEMs einen Eliquis „Light“ Effekt haben und das Risiko ein wenig kompensieren. In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu erfahren ob und welche NEMs und Medikamente (noaks?) die (vorbelasteten) Studienteilnehmer einnahmen. Vor allem, falls bei welchen kardiovaskuläre Ereignisse auftraten während der Studiendauer und das gesichert in Zusammenhang mit der Erytrith einnahme zu setzen war und man andere Ursachen wie Vorhofflimmern usw ausschließen konnte.

        Solche Details fehlen meist allgemein bei Studien, ebenso wie die Ernährungsgewohnheiten der Studienteilnehmer wie fleischreiche Ernährung (täglich Fleisch, rotes oder weises Fleisch?), tägliche Bewegung, tägliche Zucker-Einnahme usw.. Die Risiko-Faktoren eben.
        Alles gute und freue mich auf viele weitere interessante Newsletter.

        LG Udo

        • Ja eben, all das war nicht untersucht. Die Forscher hätten ja auch schlicht 30 g Erythrit verabreichen können und Koagulationsparameter des Blutes erfassen können. Das wäre die einfachste und beste Lösung gewesen, um eine Behauptung aufzustellen. In Modellsystemen und in-vitro hat man schon viele „Zusammenhänge“ gefunden die überhaupt keine Reallife-Relevanz haben, Stichwort Effektgröße usw.

  • Die Hersteller von diversen Produkten werden dann auf die weiterhin als weniger schädlich geltenden klassischen chemischen Süßstoffe umsteigen. Zumindest bis dann raus kommt das die doch auch schädlich sind, was viele ja bereits jetzt vermuten und daher Alternativen wie Erythrit nutzen.
    Ungesund ist aber laut Studien ja alles, Fleisch essen soll wohl auch das Risiko für Herz Erkrankungen eher noch stärker steigen als Erythrit, oder? Ist aber glücklicherweise bisher noch nicht vom Markt genommen

  • Heute versucht man alle Nebenwirkungen der mRNA irgendwo unterzubringen, über Erythrit wurde schon viel Schwachsinn geschrieben. Studien werden heute bewusst manipuliert, gemäss dem Auftraggeber. Ich gebe einen scheiss auf die westlichen Studien! Auch in der Schweiz mussten im 2022 über 300 Studien zurückgezogen werden mit Verdacht auf Manipulation.

    Wir kaufen Studien aus Japan und Russland, und siehe da, die Daten sind 18 Grad anders, und nein, das ist keine Russische Desinformation!

    Danke Chris für deine Mühe.

    • Ja, es ist schon krass heutzutage, wie krass Ergebnisse verzerrt werden, damit den Autoren eine „Story“ gelingt. Das ist übrigens keine „Verschwörungstheorie“, man lernt das schon im Studium: Eine Studie muss eine Story liefern.

    • Und was hat das mit MRNA zu tun. Wo liegt da die Kausalität?

      Ich finde es langsam gruselig, dass Edubily sich solch lächerlichen Diffamierungen nicht entgegenstellt. Achja ich vergaß ein geringer IQ + geringe Reallife Intelligenz Stichwort Selbsterkenntnis gilt ja als eigene Meinung.

      Die MRNA Impfung hat der Teufel persönlich gemacht und die Pharmalobby sind des Satan Getreuen… Idiogracy lässt grüßen, die Intelligenz sind und noch viel schlimmer den
      eigenen Verstand zu benutzen.

      Alle Studien sind Fake ist doch logisch!

      • Ruhig Blut, lieber Christian! Ich lösche allgemein recht wenig Kommentare, versehe sie aber in der Regel immer mit einer eigenen Einschätzung. Hätte ich auch hier gemacht. In etwa so: Nein, hier einen Zusammenhang zu konstruieren ist auch nicht zulässig, jedenfalls würde ich niemals so weit gehen und den Autoren unterstellen, dass sie eine solche Agenda verfolgen.
        Auf der anderen Seite sind die Wissenschaft und „die Pharma“ leider alles andere als weiße Ritter, wie sich viele das offenbar allzu gerne vorstellen würden. Man muss also von beiden Seiten einen realistischen Blick haben. Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo in der Mitte.
        Aus der Haut zu fahren und andere gleich zu denunzieren bringt aber bekanntermaßen auch nichts, Christian.
        Beste Grüße
        Chris

  • Hallo Chris,Danke für diese Interpretation der Studie,wissenschaftlich klar,korrekt und wertvoll!

  • Matthias, Dr. Pfeiffer

    Die Dosis macht das Gift! Leider werden Studien, da zumeist gesponsert, auch zielgerichtet aufgesetzt. Der Nutzen fragwürdig, aber die Wirkung des Populismus und der eigenen wissenschaftlichen Referenz groß.

  • Also ich kann dazu nur sagen: Diese ganzen chemisch auskristallisierten Zucker und Zuckerersatze sind der letzte Müll und verursachen bei mir nichts als Blähungen und schleimige Ausscheidungen… ja das musste und wollte ich hier mal loswerden. Ich habe vor Jahren mal damit experimentiert, und letztlich kommt man als erwachsener Mensch doch zu dem Standpunkt, dass man diesen ganzen komischen Kram aus der Fabrik gar nicht braucht. Ich finde es auch irgendwie schade, daß hier so ein unwichtiges Thema derart verbos abgehandelt wird – wo sind die langen ausführlichen Artikel, welche dem hohen Heilpotenzial des B-Vitamin-Komplexes nachgehen? Wo bleibt der x-te remainder, wie verdammt wichtig Proteine sind, und nicht immer dieses Luxus-Geschwafel von der richtigen Qualität und Straussenfleisch – verdammt, Chris, du hast mir damals mit dem Proteinartikel (der ist auf der edubily-Seite) wirklich das Leben gerettet – ich wäre alleine nicht im Traum darauf gekommen, auch mal 300 g Protein zu verdrücken. Aber nach einer Kindheit mit fastfooden und später dann staatlich erzwungener Fehl- und Mangelernährung war es genau das, was mein Körper brauchte.

    Also: Mehr Geundsatzfragen wagen!
    Wen interessiert Erythrit oder was die Massenmedien daraus machen?

  • Danke für die Einordnung! Immer wieder.

  • Die Frage ist, wer hat die Studie in Auftrag gegeben?
    Procter&Gamble und Roche sollen da wohl mit „drinhängen“

    • Hi,
      ja also die Studie selbst hat soweit ich das sehe, keine entscheidenden Fundings aus der Industrie bekommen. Wäre jetzt aber auch nicht so ungewöhnlich und für mich kein Kriterium. Ist eher n Totschlagargument, um sich nicht damit befassen zu müssen.

      Unter Competing Interests findest du aber folgenden Auszug:
      Autor Hazen: bezahlter Berater früher für Procter and Gamble und derzeit bei Zehna Therapeutics. Er berichtet auch, Forschungsgelder von Procter and Gamble, Zehna Therapeutics und Roche Diagnostics erhalten zu haben (…)
      Autor Tang: ein Berater ist für Sequana Medical A.G., Owkin Inc., Relypsa Inc. und PreCardiac Inc,
      Die anderen Autoren haben angegeben, dass sie keine Beziehungen haben, die für den Inhalt dieser Arbeit relevant sind

      Die beiden hatten wichtige Rollen beim Erstellen/Supervision des Manuskripts… aber ich würde denen jetzt nicht auf Biegen und Brechen unterstellen, die Arbeit manipuliert zu haben ;-)

  • Na toll. Dank solcher Studien darf ich dann wieder meinem Mann erklären dass es NICHT totgefährlich ist, wenn er in sein Kuchenteig Xylit oder Erythrit gibt.
    Er backt nämlich Kuchen damit anstatt mit Haushaltszucker. Das aber nicht täglich, sondern vielleicht alle 3 Monate mal.
    Auch hier macht wie immer die Dosis das Gift. Ab und zu mal ein wenig Erythrit oder Xylit wird einen sicher nicht aus den Latschen hauen. Schon gar nicht wenn man nicht zu der Risikoruppe gehört.
    Mir tun jetzt schon die Hersteller leid! Bei sowas sind dann Umsatzeinbrüche vorprogammiert :-D
    Bin gespannt wann die Studie das erste mal bei RTL Aktuell etc. auftaucht :-D
    Dann drehen alle wieder durch und schmeißen den Kram in die Tonne…..

  • Es ist immer wieder das selbe mit den Medien und inzwischen leider auch den ganzen „Influencern“. Nichts gelesen, noch weniger verstanden und trotzdem direkt einen großen Artikel über etwas raushauen.

    Auch eine Unterscheidung zwischen Mechanik und echter Auswirkung im Menschen gibt es nicht mehr. Wenn es danach ginge, wäre Sport oder speziell Krafttraining unfassbar ungesund…dabei ist es erwiesenermaßen das gesündeste der Welt.

    Von daher bin ich euch und Layne Norton unglaublich dankbar für die differenzierten und aufschlussreichen Analysen der echten Studien und wie man deren Ergebnisse nüchtern betrachten sollte…Danke und weiter so!

    • Absolut richtig! Kann man nur unterschreiben.

      Ich hätte mich eher überzeugen lassen, wenn z. B. 100 Probanden 30 g Erythrit getrunken hätten und man danach ein ausführliches Assay zur Koagulabilität des Blutes durchgefährt hätte. Oder, wenn es nicht so unrealistisch erscheinen würde, dass auf Basis der Daten bereits 5 g Erythrit reichen müsste, um das Risiko für Herzkreislaufereignisse auf das Level von jahrelangem Rauchen zu bringen. Oder, wenn die gemessenen Nüchternwerte nicht nur um 50 oder 70 % auseinander liegen würden, sondern um … 20-fach oder ähnlich starke Erhöhungen, die einen Zusammenhang hätten plausibel werden lassen.

      Aber die Studie schafft es hier einfach nicht, die Punkte sinnvoll miteinander zu verknüpfen und präsentiert stattdessen lose Beweislinien, die gar nicht zusammenpassen. Bisschen wie bei einem Krimi, bei dem die Kommissare nicht verstehen, dass sie auf einer völlig falschen Fährte sind.

      Und das ärgert mich einfach, weil die Punkte einfach miteinander verknüpft werden, was am Ende des Tages via Medien in der Aussagekraft potenziert wird, so, dass eine völlig falsche Message nach außen getragen wird. Solche Studien bzw. solche Aussagen braucht einfach niemand! Dass sowas auch noch in renommierten Fachmagazinen publiziert wird oder dass die Editoren hier nicht aufmerksam machen oder doofe Fragen stellen, die man doch sehen muss, ist für mich völlig unverständlich!

      Über die Medien braucht man eh nix mehr zu sagen. Das ist nur noch Mangelware heutzutage.

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