image 2809e Hadza People

Hunger for Life – Lebenshunger

Dieser Artikel ist zuerst als Newsletter erschienen. Du willst auch dabei sein? Dann trag dich mit deiner Mail-Adresse ein


Der Hunger nach Leben ist ein ureigenes Motiv einer jeden Lebensform – möchte man jedenfalls meinen. Auf der anderen Seite muss man sehen, dass es viele depressive Menschen gibt, die diesen „natürlichen Appetit“, unbedingt leben und dieses Leben auskosten zu wollen, nicht mehr unbedingt haben.

Wie dem auch sei. Das soll nicht das Thema dieses Beitrags sein, denn die Überschrift bedeutet – zweideutig verstanden – noch etwas anderes:

Hunger für ein (gesundes) Leben

Wie oft denken wir übersättigten modernen Menschen darüber nach? Über die Frage, ob das, wovor wir instinktiv Angst haben, nämlich Hunger, nicht auch dafür verantwortlich sein kann, überhaupt ein gesundes, lustvolles Leben haben zu können. Hieße im Umkehrschluss nämlich:

Wir brauchen Hunger, um gesund und fröhlich zu sein. 

Nun ja. Spätestens seit wir verstehen, dass ein überfüttertes (und damit insulinresistentes) Gehirn krank wird, degeneriert, und damit seine volle Potenz verliert, uns das Leben so zu übersetzen, dass es Spaß macht und wir sowas wie Drive empfinden, sollte klar sein, dass das Gegenteil – nämlich Hunger(n) – uns Lebensfreude und Antrieb schenkt.

edubily-Leser wissen nach eingängigen Studien unserer Literatur (z. B. Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern), dass es eine präzise biochemische Basis für diese Zusammenhänge gibt. Erst ein niedriges Insulin, ein niedriger Blutzucker, sprich eine Nahrungsknappheit, aktiviert die mächtigsten Gesundheits- und Langlebigkeitsschalter.

Doch wie oft haben wir moderne Menschen überhaupt noch echten Hunger? Geht das überhaupt? Unsere Ernährung, überhaupt unser Lebensstil, der sich aus der Kargheit und der Asketik des Lebens unserer Vorfahren als Gegensatz entwickelte, ist darauf optimiert, uns immer maximal zu sättigen.

Bist du satt? Oder hast du „Lebenshunger“? Ori Hofmekler, Autor des legendären Buches Warrior Diet, legte in einem weiteren Buch, „Maximum Muscle, Minimum Fat“ (2008) dar, warum wir den Zyklus aus Hungern und Sättigen brauchen, um die volle Körper- und damit Lebenspotenz zu erhalten – nicht nur im übertragenen Sinne, sondern konkret auch, was die volle Ausschöpfung der Bildung unserer Sexualhormone anbelangt.


Und von diesen, speziell von Testosteron, wissen wir seit 2018, dass es Antrieb und Lust schenkt. Denn Testosteron „wirkt auf Dopamin-Bahnen des Gehirns“. Hemmt man in Tieren die Testosteronbildung, werden sie antriebsarm und faul. Wenn wir jetzt ein bisschen böse sind, lassen wir diesen Newsletter mit den Worten enden:

Wer satt ist, wird faul, antriebsarm und … so weiter ;-))

Oh, Stop! Es fehlen noch ein paar wichtige Worte, nämlich: Die meisten von uns können sowas wie echten Hunger gar nicht empfinden, weil es ein paar Komponenten in der Nahrung gibt, die es quasi unmöglich machen, selbst bei eingeschränkter Kalorienzufuhr die biochemischen Kaskaden des Hungers tatsächlich anzustubsen.

Die jahrelange Erfahrung zeigt an dieser Stelle: Man kann tausend Mal wiederholen, wie es stattdessen geht, aber wahrhaben wollen es viele nicht – das ist dann wie beim Nachwuchs: Wenn Kinder keinen Bock haben, stellen sie einfach dumme Fragen, jahrelang. Selbstsabotage.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

4 comments On Hunger for Life – Lebenshunger

  • Seit dem Industrie Zeitalter haben wir doch kaum noch Hunger. 3 Mahlzeiten täglich, zeitgesteuert, eventuell noch 2 Zwischenmahlzeiten, das 12 Monate im Jahr.
    Also, Körperimmer schön versorgen. Ob er es braucht oder nicht.
    Seltsam, das manchen das nichts ausmacht.

    Hat der Mensch früher, hunderte bzw. Tausende von Jahren auch immer täglich seine 3 bis 5 Mahlzeiten bekommen? Auch im Winter?

    Und wir erfinden 16/8 oder andere Fastenarten. Wir haben kein natürlich herbegeführtes Fasten. Ach doch, zwischen den Mahlzeiten, also so 2-3 Stunden……..

    Ja, ich wares auch „gewohnt“ ständig was in die Futterluke zu kippen. Leider sah man das bei mir…..

    Wie es richtig geht lernt man anscheinend nur als Biologe!

    Danke! Danke Chris!

  • Ich bitte um Erläuterung von Folgendem:
    „Die meisten von uns können so etwas wie echten Hunger gar nicht empfinden, weil es ein paar Komponenten in der Nahrung gibt, die es quasi unmöglich machen, selbst bei eingeschränkter Kalorienzufuhr die biochemischen Kaskaden des Hungers anzustupsen.“ Welche Komponenten sind das?

Leave a Antwort:

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .