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Viele (wenn nicht alle!) Gewebe sind von einer natürlichen Barriere umhüllt, von einer feinen Zellschicht, die die Gewebe abdichtet. Diese Abdichtungen können je nach Gewebe unterschiedlich aussehen. Gemein haben die Barrieren, dass Zellen mit anderen Zellen fest verschraubt werden und dadurch an Zugfestigkeit und Dichtigkeit gewinnen. Das schützt vor unkontrolliertem Stoffaustausch.
Beispiele für solche Zell-Zell-Abdichtungen um Gewebe sind …
- das Darmepithel,
- die Blut-Hirn-Schranke,
- die Blut-Hoden-Schranke.
Klar ersichtlich: Die Darmbarriere schützt den Organismus vor Fremdkörpern aus dem Darm, die Blut-Hirn-Schranke schützt das Gehirn und die Blut-Hoden-Schranke das wichtige Fortpflanzungsorgan.
In den letzten Jahren hat man sich vom „Teilchendenken“ verabschiedet. Früher war hier der Darm und dort das Gehirn. War das Hirn krank, hat niemand an den Darm gedacht. Ganz anders heute. Forscher finden beispielsweise immer mehr Zusammenhänge zwischen Darm- und Hirngesundheit. Hat der Darm ein Problem, hat oft auch das ganze System Körper ein Problem … und so weiter.
Drum suchen Forscher längst nach konkreten Verbindungen zwischen den Ereignissen – wie macht der Darm das Hirn krank? So eine Verbindung sind die Barrieren der Gewebe. Eine Schlüsselsubstanz, die man sich in dieser Hinsicht ruhig mal genauer ansehen kann, ist Zonulin. Denn Zonulin ist sowas wie der Türöffner der Barrieren – steigt Zonulin an, werden die Zell-Zell-Verschraubungen, die die Barrierefähigkeit gewährleisten, gelockert. Heißt konkret: Zonulin erhöht die Stoffdurchlässigkeit (Permeabilität).
Drum titelt eine Studie sehr nett:
(…) Zonulin erhöht schnell die Permeabilität der Blut-Hirn- und Darmschranke: Relevanz für neuroinflammatorische Erkrankungen.
Sie schreibt weiter:
Diese Beobachtungen können helfen zu klären, wie die Darm-Hirn-Achse die Pathogenese neuroinflammatorischer Erkrankungen vermittelt.
Aha. Darm-Hirn-Achse also. Nun ja: So wie es eine Darm-Hirn-Achse gibt, gibt es zig andere „Achsen“, also Verbindungen zwischen Geweben. Im Endeffekt ist das ja auch klar, denn in einem System wechselwirken eben alle Komponenten miteinander. Doch warum sprechen wir überhaupt darüber? Es gibt reale Implikationen: Wir in Deutschland essen den ganzen Tag unser geliebtes Getreide, Weizengluten – Brötchen, Nudeln, Brot und so weiter.
Was wir dabei nicht wissen: Das im Gluten enthaltene Protein Gliadin ist ein mächtiger Trigger für die Zonulin-Ausschüttung. Das ist eine Tatsache, herausgefunden von dem Glutenforscher Dr. Fasano (Harvard). Heißt also: Wir essen das Brötchen und das darin enthaltene Gliadin ruft eine Zonulin-Ausschüttung hervor. Damit öffnet sich nach jedem Bissen so ein bisschen die Darmbarriere.
Dadurch kommen Stoffe in den Körper, die da eigentlich nicht hin sollen. Und natürlich darf das Immunsystem, das dahinter sitzt, fröhlich mit Abertausenden Fremdkörpern (Antigenen) wechselwirken, die aus dem Essen oder von den unzähligen Bakterien, Viren und Pilzen kommen, die unseren Darm bewohnen. Das kann prinzipiell viele Dinge machen, zwei mal herausgegriffen:
- Das Immunsystem wird hyperaktiv oder bildet Antikörper gegen die massig anströmenden Antigene. Das wiederum kann Autoimmunität erzeugen, gegen sämtliche Strukturen des Körpers. Von Antikörpern gegen Gliadin direkt wurde gezeigt, dass diese mit sehr vielen Körperstrukturen reagieren können.
- Substanzen, die besser im Darm bleiben sollen, gelangen in den Körper, auch ins Gehirn, wo sie krank machen.
Das sollte eigentlich niemals passieren, deshalb haben wir ja solche dichten Barrieren, die nur selektiv öffnen. Da Entzündungen per se – neben Gliadin, sprich Gluten – ein Trigger für die Zonulin-Ausschüttung sind, ergibt sich hier möglicherweise schnell ein Teufelskreis aus offener Darmbarriere, Immunaktivität und hohen Zonulin-Werten. Folglich braucht man sich über einen dysfunktionalen Körper nicht zu wundern. Freilich kann dieses Zonulin dann auch die Blut-Hirn-Schranke öffnen – mit möglicherweise weitreichenden Folgen für die Hirngesundheit.
Mit Blick auf dieses Thema gibt es noch so viel mehr zu sagen. Fakt ist: Brot, Brötchen und Co. sollten jedenfalls sowas wie das Salz in der Suppe sein … oder das Stück Schokolade, das man sich mal gönnt. Aber ganz bestimmt nie und nimmer Hauptnahrungsmittel. Es hat einen Grund, warum viele indigen lebenden Völker unsere „Krankheiten“ – auch Neurodegeneration – nicht kennen. Der Konsum von Gräsern, sprich Getreide, ist eine Erfindung der Neuzeit und dieses „Nahrungsmittel“ hat sehr wahrscheinlich großen Anteil daran, dass so viele Menschen bei uns einfach so krank werden. Wir sind schlicht nur unzureichend an den Konsum adaptiert. Der erste Schritt in ein gesundes Leben ist der Brot-Verzicht.