Fettverlust ohne Defizit? Klingt nach Märchenstunde bei Onkel Chris. Ist es aber wahrscheinlich einmal nicht. Und ich verrate dir auch, warum.
BTW: Diesen Artikel bitte nur in Verbindung mit dem davor lesen und verstehen.
Entgiftung hausgemacht
Wann immer mich Menschen kontaktieren und ein Problem mit irgendeiner Giftbelastung haben – in der Regel Schwermetalle –, glauben sie, sie müssten irgendwelche besonderen Pillen schlucken und Methoden anwenden. Auf die abenteuerlichen Geschichten, die ich diesbezüglich schon gehört habe, gehe ich besser nicht ein.
Ich selbst war bekanntermaßen ja schon divers belastet und kenne ich mich da ein bisschen aus. Langjährige Leser wissen beispielsweise von meiner Tuna-Geschichte. Doch Märchenstund bei Onkel Chris?
Jedenfalls war ich vor vielen, vielen Jahren begeisterter Dosentuna-Esser. Zufälligerweise hatten wir vor vielen, vielen Jahren mal Haarmineralanalysen von einem renommierten, riesigen Labor im Shop angeboten. Natürlich auch selbst getestet.
Die Laborleiterin persönlich war so aufgebracht, dass sie mich nachdrücklich – oder schockiert? – auf meine erhöhten Quecksilberwerte hinwies. Als könnte ich nicht selbst lesen. Die wusste aber was, was mein naives Anfang-20-Ich nicht wusste:
Quecksilber ist extrem giftig.
Und macht daher allerlei Störungen im Körper. Auch bei mir, war mir nur nicht klar damals. Dummerweise ist das Tuna-Quecksilber auch noch das giftigste Quecksilber überhaupt, nämlich Methylquecksilber.
Heute bin ich natürlich frei davon. Aber etwas Besonderes habe ich nicht gemacht. Was ich aber auf jeden Fall nicht mehr mache:
Tuna essen.
Das Zuviel ist das Problem
So, doch was soll diese Geschichte hier? Viele Menschen vergiften sich wissentlich oder unwissentlich – nicht nur mit Schwermetallen, wie dieser Beitrag noch aufzeigen wird –, sie sind also ganz selbst für ihr Leid verantwortlich, beschuldigen später aber ihren Körper.
Das weiß ich deshalb, weil sie ihren eigenen Entgiftungsmechanismen ja nicht vertrauen. Sonst würden sie ja nicht weiter an sich herumdoktern, sondern sich z. B. auf das körpereigene Glutathion verlassen. Das, freilich, kann man z. B. durch eine gute Cysteinversorgung unterstützen. Sinnvoll! Hab ich auch gemacht.
Aber dann braucht es zwei Dinge:
- Giftquelle muss weg.
- Zeit.
Nun kann man sich ja nicht nur mit Schwermetallen vergiften. Man könnte sich auch mit essenziellen Mikronährstoffen wie Mangan vergiften. Auch hier metabolisiert der Körper eine bestimmte Menge pro Tag, nutzt sie bei essenziellen Körperfunktionen.
Daher haben wir einen bestimmten Tagesbedarf an diesen Metallen. Wenn wir jetzt aber nicht 100 % (= Tagesbedarf) zuführen, auch nicht etwa 130 % (also leicht erhöht), sondern … 1000 %, also das 10-fache, dann wird’s schwierig. Dann wird das nämlich auch giftig.
Das Schöne ist jetzt aber: Auch hier muss man nix Besonders tun. Man sieht nur zu, dass man ab sofort eben nicht mehr 1000 % zuführt, sondern nur noch 100 %. Die meisten Menschen würden nach ihrer Logik wohl denken: Ich muss jetzt 0 zuführen. Weit gefehlt!
Du kannst das, was der Körper am Tag verbraucht zuführen und zeitgleich den Überfluss wegschaffen. Denn der Körper ist ein adaptives System, das natürlich die Ausscheidung erhöhen wird, um passgenau den Tagesbedarf decken zu können. Das Problem war also wieder einmal nicht der Körper, der ja ohnehin konstant alles Überflüssige wegarbeiten will.
Das Problem war die chronisch überhöhte Zufuhr DURCH DICH.
Überschuss weg: Defizit ohne Defizit
Das bringt uns zum Übergewicht. Ich spreche jetzt an der Stelle natürlich wie immer nicht von den Petras dieser Welt, die fest davon überzeugt sind, dass es an ihrem Hashimoto liegt. Ich spreche jetzt vom deutschen Bierbauch-Thomas, der allzu gerne Bratwurst isst oder der In-N-Out-Burger-Karen aus den USA.
Ein kg Körperfett enthält bekanntermaßen 7000 Kalorien. Das ist ein hübscher Fakt, den man sich immer gut vor Augen halten sollte. Man nimmt also in der Regel nicht einfach so 15, 20, 30 kg zu. Das dauert meistens Monate, nicht selten Jahre.
Abgeitet aus diesem Artikel (bitte kurz angucken), bedeutet das ganz simpel:
Jemand hat viel Zeit damit verbracht, über seinem täglichen Kalorienbedarf zu essen.
Das zeigen einschlägige Statistiken ja mehr als gut. Der normale Amerikaner, übrigens wie der Deutsche, führt ja immer mehr Kalorien zu und isst vermutlich erheblich über seinem eigentlichen Kalorientagesbedarf. Chronisch.
Wer ein bisschen aufgepasst hat, wird schon verstehen, worauf ich hinauswill: Um diesen Überfluss wieder loszuwerden, braucht es demnach kein „Defizit“, sondern schlicht den normalen Kalorientagesbedarf. Das Defizit erigbt sich ohnehin aus der Differenz des täglichen Zuviels und dem, was der Körper am Tag verbraucht.
Denn: In dem Moment, wo du aufhörst, deinem Körper zu viel (als benötigt) anzubieten, arbeitet er das Zuviel fröhlich weg.
Fettvergiftung
Zu viel Fett bzw. zu viele Kalorien haben sehr viel gemeinsam mit Giften. Denn auch Fettsäuren und im weiteren Sinne Kalorien werden bei einem chronischen Zuviel giftig.
Das macht bei vielen z. B. Diabetes, denn die hohe Konzentration an Fettsäuren im Blut (aus dem Fettgewebe), machen Insulinresistenz, lassen somit den Blutzucker ansteigen und schädigen zusammen mit diesem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse.
Zu viel Fett im (am) Körper schädigt ihn auf vielfältige Weise, man spricht nicht umsonst wörtlich von Lipotoxizität – also Lipo für Fett und Toxizität … selbstredend. Daher ist zu viel Fett am Körper für die wenigsten eine Spaßveranstaltung*, zu der (starkes) Übergewicht heute gemacht wird.
Übrigens: Wer zu hohe Blutfettwerte, schlechte Blutzuckerwerte usw. hat – hieß mal metabolisches Syndrom – und regelmäßig den erhobenen Zeigefinger vom Hausarzt sieht, der weiß schon, warum das passiert.
Das ist das beste Zeichen dafür, wie dein Körper auf diese Lipotoxizität reagiert. Es ist die Adaptation, die Folge, quasi das Abbild der Entgleisung deines Energiestoffwechsels und der beste Beweis dafür, dass du mit Körperfett vergiftet bist. Wenn man das mal versteht…
Mehr essen für den Fettverlust
Eine Sache habe ich noch ganz zum Schluss.
Nicht selten ist es sogar so, dass Menschen sich anstrengen und in der „Diät“ ihren tatsächlichen Kalorienbedarf erreichen – die Kaloriendichte also schon deutlich gesenkt haben –, sie unterschreiten ihn noch und manchmal ziemlich drastisch.
An dem Punkt nehme ich die Hashimoto-Petras wieder sehr ernst, weil ich genau weiß, dass das die sind, die sich folglich mit 1200 Kalorien pro Tag quälen und es dann genau für zwei Wochen durchhalten können.
Übergewicht heißt nicht selten – nein: in der Regel! – sogar:
erhöhter Kalorienbedarf.
Man schleppt das Gewicht mit sich rum, man hat oft mehr Mager- also Muskelmasse und der Körper wehrt sich gegen das Übergewicht, indem er z. B. Stresshormone ansteigen lässt, die wiederum den Kalorienbedarf erhöhen.
Wer jetzt in diesem Kontext noch zusätzlich aufs Gaspedal drückt und die Kalorien zu stark einschränkt, findet sich vielleicht in einem ganz hässlichen Teufelskreis wieder. Man will ja nämlich so sehr… aber es klappt nicht, weil es einfach zu hart wird.
Warum? Weil man uns seit immer erzählt, man brauche ein Kaloriendefizit. Nein, nein… also ja. Brauchst du schon. Aber das hast du schon, indem du einfach so isst, wie es dein ideales Körpergewicht bräuchte, also, unkompliziert: wie dein eigentlicher Tagesbedarf wäre.
Und genau das ist der banale Grund, warum es Gurus gibt, die dir empfehlen,
mehr zu essen, um abzunehmen.
Die erzählen dir keine andere Wahrheit. Die erzählen dir nur einen anderen Teil der Wahrheit.
*Addendum
Dass man Übergewicht nicht einfach hat oder nicht hat, so zur Spaß an der Freude, das hat Corona leider gezeigt. Einer der wichtigsten Risikofaktoren für schwere Verläufe war Übergewicht.
Hat man auch immer mal wieder gesehen, wenn sich ein TV-Team auf die Intensivstation geschlichen hat und man im Hintergrund die nicht selten schwer übergewichtigen Patienten zu sehen bekam.
Warum Übergewicht so abträglich ist und war, war auch früh klar: Übergewicht erhöht die ACE2-Rezeptordichte.
Heißt, je dicker, umso mehr ACE2.
ACE2 ist bekanntermaßen die Eintrittspforte der Zellen für die Viren. Mehr Übergewicht, mehr ACE2, sehr wahrscheinlich stärkere Infektion. Vor allem im Fettgewebe, das später auch als wichtiger Treiber des so genannten Zytokinsturms, *das* Merkmal eines schweren Verlaufs, identifiziert wurde (Q).
Die Lösung war schon Ende 2020 bekannt. Eine Charité-Studie zeigte damals: Schon eine BMI-Reduktion von (im Mittel) 35 auf 30 (- 5 BMI-Punkte), also 15 % weniger BMI, war verbunden mit einer erheblichen ACE2-Reduktion im Fettgewebe um über 30 %.
Heute weiß man: Diese Erkenntnis hätte vielleicht vielen Menschen das Leben retten können. Die Charité-Forscher wollten (oder konnten?) damals aber keinen Zusammenhang zwischen Übergewicht, hohen ACE2-Werten und schweren Verläufen in ihrer Arbeit herstellen. Chance vertan.
14 comments On Fettverlust ohne Defizit
„Ein kg Körperfett enthält bekanntermaßen 7000 Kalorien.“
Das ist nicht korrekt. Die ursprüngliche Aussage stammt aus den USA wo man sagte das „one pound bodyfat contains 3500 kcal“.
Ein Pfund bei den Amerikanern entspricht aber runde 453 Gramm.
Dafür lässt sich der mittlere Gewichtsverlust pro Woche, der auf Basis dieser Berechnungen fußt, ziemlich gut vorhersagen :-)
Was genau ist das „Ideal“ Gewicht und wo liegt der passende kcal bedarf?
Gestern war der Hirschhausen mit der Abnehmspritze dran. Die Hormone im Gehirn sollen schuld sein an d. Adipositas, u.a. zu wenig GLP-1. Welche Möglichkeiten gibt es denn noch, GLP-1 selbst biochemisch nachzubilden? Whey, Glycin, Glutamin, res. Stärke, Apfelessig, Berberin, Curcumin, Ginseng u. Ei-Proteinpulver. Könnte man nicht eine biochem. Kapsel entwickeln, die durch eine begleitende Ernährungsumstellung erfolgsversprechend wäre? Whey, Glycin, Glutamin u. res. Stärke bewirken bei mir nicht die Wirkung, von der Semaglutid-Patienten berichten. Wie könnten wir Supplementierenden gezielt handeln, um einen dauerhaften Abnehmerfolg zu erzielen?
Jetzt fragt sich nur, warum vor gut 100 Jahren unsere Vorfahren ALLES gegessen haben,
und das mit einer Kalorienzufuhr von 3500-4000 Kkalorien pro Tag !
Und die waren dünn dabei (nein, es lag nicht primär an körperlicher Arbeit) .
Iug auf Nahrung, Nährstoffdichte, Microbiom ect. ect .
Lieber Justus,
1. Dass unsere Vorfahren vor 100 Jahren 3500-4000 Kalorien verspeist haben sollen, halte ich für ein Gerücht. Bitte gerne seriöse Quellen.
2. Natürlich spielt die erheblich gesteigerte körperliche Belastung damals eine Rolle.
3. Keiner bezweifelt, dass die Nahrungszusammensetzung an sich bzw. Umweltfaktoren eine Rollen spielen. Kann man ja hier im Blog wie nirgends anders nachlesen.
BG
Halt Stop! In N Out zählt nicht.
Ob der Expositionsstop tatsächlich ausreicht, um Depots abzubauen? Die ganzen Erfolgsgeschichten mit bspw DMPS, das einige zurück ins Leben holt, obwohl das Amalgam längst entfernt ist, geben zu denken.
Haaranalysen spiegeln meines Wissens nur die Historie dessen was im Blut herum schwimmt. Sprich Akutintoxikationen. Da haben sich einige die Finger wund geschrieben, dass chronische Exposition nicht im Blut messbar ist und die Depots in Gewebe und Hirn sich eben nicht schnell genug abbauen ohne Unterstützung. Freue mich auf Euren Kommentar
Nee, also es gibt wirklich zahlreiche Studien, die zeigen, dass das Haar umso mehr Schwermetalle speichert, je länger und intensiver die Exposition gegenüber bestimmten (Schwer-)Metallen ist. Ähnliches gilt übrigens für die Nägel. Sie wachsen ja aus gesunden Geweben, das heißt, sie reflektieren nicht einfach das Blut (gerade das nicht!), sondern besser die Gewebeversorgung. Genau, im Blut lassen sich Intoxikationen nur schwer feststellen. Man kann aber ohnehin nicht „in den Geweben“ messen :-) Natürlich ist DMPS eine Möglichkeit, hier mehr Auskunft zu bekommen, indem es Metalle mobilisiert.
Jetzt zu deiner eigentichen Frage: Ich sage *nicht* dass z. B. DMPS nicht sinnvoll sein kann. Im Gegenteil. Gerade wenn man chronisch belastet war und erst mal sämtliche Enzyme zu langsam arbeiten, weil sie durch die SM-Belastung gehemmt sind, kann es dauern, bis die körpereigenen Entgiftungssysteme wieder hochfahren. Natürlich lässt sich das etwas beschleunigen. Auf der anderen Seite läuft man durch Mobilisierung von chronisch vollen Speichern auch die Gefahr, dass man es nicht ausscheidet sondern einfach umlagert und den Körper zwingt, es so einzulagern, wie er es eigentlich nicht haben will. Daher präferiere ich den Weg über körpereigene Enzyme.
Und jetzt konkret zu meinem Fall: Bei mir passen halt die SD-Hormone (= Geschwindigkeit, mit der Enzyme arbeiten), bei mir passt der Selenspiegel, ich esse sehr cysteinreich und habe nie Eisenmangel. Ich erwarte aus der Perspektive, dass meine Entgiftungsenzyme robust arbeiten. Natürlich bringt einem das erst mal nix, wenn man total vergiftet ist (siehe oben). Da dem ganzen aber eine Exponentialfunktion zugrunde liegt, wird es mit zunehmender Zeit sehr viel besser. Genau das soll die Message sein: Wir wollen den Körper da hin bringen, dass er in der Lage ist, selbst stark zu entgiften. Dass man sich dafür u. a. auch mit Ernährung und Hormonen ein bisschen Mühe geben muss, versteht sich dann auch. Und genau deshalb verstehe ich auch, dass es bei einigen (mikro-und-amino-leeren) Menschen halt nur mit Chemie von außen zu funktionieren scheint. Das ist aber irgendwie ein Trugschluss. Von DMPS, also sagen wir: seriösen Methoden der Entgiftung, habe ich im Beitrag auch nicht mal gesprochen :p
Gleichwohl sollte man immer daran denken: Der Körper *muss* täglich entgiften. Wenn wir heutzutage kein starkes Entgiftungsenzym haben, laufen wir tagtäglich Gefahr, wieder in die chronische Exposition zu kommen, sodass das Spielchen von vorne losgeht (siehe oben).
BG
Jess! Ich bin so ein Guru. Letztendlich soll Biochemie verstanden werden, dann ists einfacher! :)
@ Diana Toto Brocchi
Es steht vom Chris beschrieben wie „der Körper“ entgiften kann wenn Du Ihm die Möglichkeit dazu gibst.
….statt 1000%….
O. k. und wie entgiftet man am besten? Es steht nur man sollte entgiften aber wie und mit was??
Dein Körper macht es von alleine, wenn du die Giftquelle entweder komplett weglässt ( im Falle einer Schwermetallvergiftung) oder auf das nötige reduzierst (im Beispiel war es 1000% Mangan zu 100% Mangan des Tagesbedarfs ändern).
Den Rest macht der Körper selbst, da er jeden Tag damit beschäftigt ist zu entgiften ohne Kur oder sonstiges.
Danke ;)
All unsere Öffentlichen stellen sich seit längerem dar als Jemand, der gerne gut zu anderen spricht und darauf achtet, dass andere dies auch tun. Was aus den Angesprochenen wird, ist nicht mehr Teil der Selbstbespiegelung.
Der Artikel ist doch ein schönes Beispiel, dass sich Menschlichkeit und Logik nicht ausschließen müssen. Nicht einmal, wenn es ernst gemeint ist.