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Fleisch essen ist menschlich

Die Überschrift klingt philosophisch, nicht wahr? Sie triggert vielleicht auch ein bisschen. Des bedarf’s!

Wer wagt es denn heute noch, zu sagen, dass Fleisch essen menschlich ist – oder gar Menschen macht, gemacht hat! Ich zum Beispiel. Und natürlich die vielen Karnivoren, die es heutzutage gibt. Ich muss gestehen, dass ich mich damit nicht sonderlich identifizieren kann (ich bin Typ fakultativer Karnivore ;-), aber immerhin gibt es den starken Gegenpol zu den Veganern.

Der Mensch und das Fleisch

Und nun kommen wir auch schon zum heutigen Thema. Eine Studie, veröffentlicht im äußerst renommierten Fachmagazin Cell Genomics. Doch bevor wir uns der Studie widmen, ein Wort noch zu unserer menschlichen Vergangenheit.

Wir erinnern uns: Die Gattung Homo, zu der auch wir als Homo sapiens gehören, entwickelte sich vor 2-3 Mio. Jahren. Davor nannte man die Primaten Australopithecus. Die Entstehung der Gattung Homo fällt eng zusammen mit einem gesteigerten Konsum tierischer Produkte. Und der Fleischkonsum wird in den folgenden Jahrmillionen eine tragende Rolle bei der Entwicklung aller Arten innerhalb dieser Gattung spielen.

Morphologisch:

  • Das Gehirn wuchs erheblich, verdreifachte sein Volumen
  • Wir laufen auf zwei Beinen (Ausdauernde Läufe zur Jagd!)
  • Wir leben länger
  • Der Darm verkürzte sich insgesamt, der Dickdarm (Ballaststoffverdauung) im Besonderen
  • Wir bekamen grazilere, aber schärfere Zähne

Sage übrigens nicht (nur) ich, das ist wissenschaftlicher Konsens, daher steht es so in der Arbeit. Doch ein weiteres Rätsel konnte bisher nicht gelöst werden. Im Vergleich zu unseren engsten Verwandten, den Menschenaffen (Schimpansen, Bonobons, Orang-Utans), sind wir größer und haben einen pro Einheit Körpermasse erheblich höheren Energieumsatz.

Genetisch adaptiert an Fleischkonsum

Wie kommt’s? Was hat das zu bedeuten? Genau das war Thema der aktuellen Studie. Und die findet doch glatt Beweise dafür, dass es eine enge Korrelation zwischen Körpergröße und Energieumsatz bei Menschenaffen (inkl. Menschen) gibt. Die Pointe kommt jetzt, und sie liest sich so:

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Auftreten der Genvariante (rs34590044-A) die Anpassung an eine fleischreiche Ernährung bei anatomisch modernen Menschen erleichtert haben könnte, mit einer erhöhten Körpergröße und einem höheren Grundumsatz als Folge dieser Ernährungsumstellung.

Die Forscher identifizieren in der Studie also eine Genvariante (die ich im Übrigen selbst trage, natürlich), die die Körperlänge begünstigt und den Energiestoffwechsel ankurbelt, wenn eine bestimmte Aminosäure, Threonin, die reich und gut verfügbar im Fleisch vorkommt, in höheren Mengen zugeführt wird.

Soll heißen:

Fleisch sorgte dafür, dass der Mensch größer und fitter wurde. 

Denn: Durch die Genvariante läuft der Energiestoffwechsel sauberer und die „Verlustrate“, die in Form toxischer Metabolite in der Zelle anfallen und schädlich wirken, ist geringer. Das sorgt für mehr Energiespielraum – zum Beispiel für mehr Längenwachstum ;-)

„Die Umstellung der Ernährung von einer vorwiegend pflanzlichen Kost auf einen erhöhten Fleischkonsum stellt einen wichtigen Meilenstein in der menschlichen Evolution dar“, so die Mitautoren Jin Li und He Huang von der Fudan-Universität.

„Frühere Studien haben gezeigt, dass diese Umstellung viele Merkmale und Phänotypen beim anatomisch modernen Menschen beeinflusst hat. Es ist daher nicht überraschend, dass auch die Körpergröße davon betroffen war.“

Fleisch ist Fleisch

Das, was die Studie hier nahelegt ist, dass wir als Menschen seit einigen Hunderttausend Jahren spezifische genetische Adaptationen an den Fleischkonsum haben. Der Mensch isst also nicht zur Spaß an der Freude Fleisch – sondern weil seine Physiologie daran adaptiert ist.

Wer kein Fleisch isst, sollte bedenken, dass er kein Herbivore ist, also keine spezifischen Anpassungen an einen extensiven Pflanzenkonsum zeigt. In dieser Position müssen wir dann dafür sorgen, den Fleischkonsum sinnvoll zu ersetzen. Das gelingt heute, meines Erachtens, bei weitem nicht.

Da muss ich beispielsweise daran denken, dass Fleischersatz-Produzenten vor einigen Jahren herausgefunden haben, dass es für den echten Fleischgeschmack mindestens Hämeisen braucht. Hämeisen – das von vielen Veganern verantwortlich für alle möglichen Erkrankungen gemacht wird.

Verstanden? Fleisch ist Fleisch… Wer Fleisch so weit nachbaut, dass es wie Fleisch schmeckt, hat irgendwann Fleisch. Wer dies nicht tut oder nicht tun will, muss sich mit Kirchererbsen und dergleichen begnügen. Und das wird gesundheitlich schwierig.

PS: Apropos Hirnvolumen… Das hat sich in nur wenigen Millionen Jahren verdreifacht. Leider, leider zeigt sich in den vergangenen Jahrtausenden ein dramatischer Rückgang, „50 x schneller als das Wachstum zuvor“. Vielleicht landen wir irgendwann ja doch wieder auf den Bäumen. (Vgl. Q)

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

9 comments On Fleisch essen ist menschlich

  • Ich liebe Eure/Deine Blogs, ehrlich. Schau mir viel ab und orientiere mich möglichst danach.

    In Bezug auf den Mensch- und Affenvergleich habe ich einen Gedanken bzgl. des Energiegrundumsatzes. Könnte es sein, dass der höhere Grundumsatz des Menschen darauf zurück zu führen ist, dass dieser a) ein größeres Gehirn mit komplexen Prozessen hat und b) durch die längeren Beine insbesondere Oberschenkel einfach mehr Muskulatur besitzt? Oberschenkel sind sehr große Muskel.
    Oder gleicht der Affe die fehlende Beinmuskulatur mit seinem Torso und Armen aus?
    Für einen authentischen Vergleich müsste man auch Menschen nehmen, die gleich muskulös sind, da Affen durch ihre Lebensweise über mehr Oberkörper bzw. Armmuskulatur verfügen als der durchschnittliche Mensch der in einer Wohlfühloase lebt und sich dabei eher wenig bewegt.

    Gleiches gilt beim Vergleich Gorilla und Mensch. Wenn man z. B. den Strongest Men im Kräftevergleich mit einem gleichgroßen Gorilla nimmt – dabei sollte wieder die Beinlänge berücksichtigt werden. Wette ich, dass der Gorilla dann nicht stärker sein wird.
    Allerdings müsste der Mensch bei der Anpassung an die Größe des Gorillas über 2 m Groß sein und mehr als 150 kg wiegen.

  • Humans Have Smoked Meat For Almost 2 Million Years, Study Suggests
    sciencealert.com/humans-have-smoked-meat-for-almost-2-million-years-study-suggests

  • Nicht euer Ernst….Einfach die komplette Studienlage der letzten Jahre ignoriert

  • Genau – Fleisch kommt wieder in Mode! 😄 Es ist toll, dass endlich jemand ohne Ideologie, sondern mit einem wissenschaftlichen Ansatz darüber schreibt. Ich sage nicht, dass jeder Steaks zum Frühstück essen soll, aber so zu tun, als sei der Mensch von Natur aus Pflanzenfresser, klingt ein bisschen wie ein Märchen. Ein interessanter Text, der zum Nachdenken anregt!

  • Sehr interessante, solide Studien der Verhaltensgenetik die
    dysgenische Trends unter Weißen aufzeigen:

    Weiße Bevölkerungen in westlichen Gesellschaften tendieren zu geringerer Körpergröße, zunehmender Fettleibigkeit, wachsender psychischer Morbidität und sinkender kognitiver Leistungsfähigkeit. Zwei umfangreiche, peer-reviewte Studien – basierend auf Hunderttausenden Teilnehmern aus Großbritannien und den USA – belegen diese Entwicklungen mit wissenschaftlicher Präzision:

    – Human Capital Mediates Natural Selection in Contemporary Humans (2022, N = 409.629 britische Weiße)

    https://doi.org/10.1007/s10519-022-10107-w

    – Natural Selection Across Three Generations of Americans (2024, N = 8.827 US-Weiße)

    https://doi.org/10.1007/s10519-024-10189-8

    Beide Studien erscheinen in der angesehenen Fachzeitschrift Behavior Genetics und zeichnen ein nüchternes, aber alarmierendes Bild: Die Reproduktionsraten verlaufen gegenläufig zum genetischen Potenzial für Intelligenz, Bildung und stabile Gesundheit.

    Ein Gesellschaftsmodell, das langfristig die weniger Leistungsfähigen belohnt und der Weitergabe von Begabung – insbesondere beruflicher und geistiger Exzellenz – weder kulturelle Wertschätzung noch strukturelle Anreize (Status) bietet, ist nicht bloß reformbedürftig – es ist fehlkonstruiert.

    • Danke dir für den wertvollen Input. Mich besorgen die Tendenzen im Übrigen auch, vor allem mit Blick auf die gesellschaftliche Resilienz, die u. a. durch stetig sinkende Testosteronwerte kognitiv/körperlich beeinträchtigt wird und strukturell durch die stark verminderte Spermienzahl in westlichen Gesellschaften. Man könnte das einmal weiterspinnen…

      (Ich bin ja ganz begeistert, der Kommentarbereich in letzter Zeit immer öfter mit bereichernden Beiträgen erweitert wird, von denen Leute noch in 5, 10 oder 15 Jahren profitieren können.)

  • Ein amerikanischer Arzt, an dessen Name ich mich aktuell nicht erinnere, schrieb schon vor Jahrzehnten ein Buch, das aus der Behauptung basierte, dass die Menschen infolge der unterschiedlichen Ernährungsgrundlagen ihrer genetischen Vorfahren sehr unterschiedliche Darmlängen hätten. Je kürzer der Darm, desto mehr sei er auf eine fleischbasierte Ennährung ausgerichtet, während nur die längeren Därme die geeigneten Kapazitäten für pflanzendominierte Ernährung hätten.
    Ist an der Behauptung über unterschiedliche Darmlängen tatsächlich etwas dran?

    • Dass Menschen an unterschiedliche Habitate adaptiert sind und der eine vielleicht etwas weniger Fleisch essen sollte oder muss als der andere, das trifft sicher zu. Veganer waren unsere Vorfahren aber nirgends. Das zum einen. Zum anderen: Wenn du jetzt Primaten mit Menschen vergleichst, dann haben Menschen einen voluminösen Dünn- aber kurzen Dickdarm. Das ist die genetische Adaptation an hochwertige (tierische, vllt gekochte) Kost. Diese Unterschiede sind enorm. Die Unterschiede zwischen Menschen kenne ich nicht, sind aber im Vergleich sicher viel marginaler als der Vergleich zu unseren pflanzenfressenden Vorfahren. LG

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