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Part III: Wie dein Körperfett den Fettstoffwechsel kaputt macht

Fettstoffwechsel (trainieren) ist gut.

Ist aber, wie klar wurde, auch nur eine verkomplizierende Begrifflichkeit, weil jeder von uns bei gesunder Ernährung eigentlich einen guten oxidativen Stoffwechsel über Mitochondrienbeteiligung hat. Was zeitgleich bedeutet, dass die Mitochondrien auch besser Fette verbrennen.

Natürlich lässt sich das gezielter trainieren und – je nach „Stoffwechseltyp“ – etwas stärker in Richtung Fettoxidation verschieben. Das war Inhalt des erstens Artikels dieser kleinen Reihe.

Rekapitulation: Körperfettmasse als Entität

Im zweiten Teil der Reihe, dem vorigen Artikel (Part II: Begrifflichkeiten Energiestoffwechsel und mehr) habe ich ein Modell aufgestellt, um aufzuzeigen, wie der Fett- bzw. Energiestoffwechsel im Wesentlichen von zwei Entitäten bestimmt wird, nämlich dem Kohlenhydratanteil der Nahrung und dem Verarbeitungsgrad der Nahrung allgemein.

Wir haben speziell mit Blick auf den Verarbeitungsgrad der Nahrung jedoch eine Verkürzung eingebaut:

Eine dritte Entität, nämlich die Körper(fett)masse, könnte oder müsste noch ergänzt werden, denn sie spielt gleichermaßen eine wichtige Rolle. Der Einfachheit halber haben wir das aber ignoriert, unter der Annahme, dass eine gesunde Ernährung langfristig beinhaltet, dass sich der Energiestoffwechsel und damit das Körpergewicht normalisiert.

Wir haben also gesagt: Dauerhaft „gesunde Ernährung“ = normalisiertes Körpergewicht.

Wenn wir diese – in den meisten Fällen zutreffende – Vereinfachung einmal revidieren und annehmen, dass das Körpergewicht als eigene Entität großen Einfluss auf den Fettstoffwechsel bzw. die Funktion des Energiestoffwechsels hat, ergeben sich ein paar interessante, weitere Einblicke, die helfen, den gesunden Energiestoffwechsel etwas besser zu verstehen.

Das Körperfett-1×1

Dazu muss man wissen, dass das Fettgewebe metabolisch aktiv ist. Prinzipiell gibt es drei Arten davon im Körper:

  • Braunes Fettgewebe

Dieses rein braune Fettgewebe findet sich bei uns vornehmlich im Nackenbereich und ist dazu da, bei Kälte zu heizen. Es spricht also besonders gut auf Stresshormone wie Noradrenalin an, die z. B. bei Kälte ansteigen. Dieses Fettgewebe verhält sich eher wie ein Muskel. Es ist kein typisches Speicherfett und enthält viele Mitochondrien und viele Enzyme, die Fette verheizen, was Wärme erzeugt.

  • Weißes Fettgewebe

Das weiße Fettgewebe ist unser Speicherfett. Es reichert Fette an und ist metabolisch ziemlich faul. Findet sich z. B. unter der Haut (Unterhautfettgewebe) oder um Organe (Viszeralfett). Letzteres gilt als besonders schädlich. Dazu gleich mehr.

  • Beiges Fett

Ist ein Mischgewebe. Wenn wir Sport treiben, uns Kälte aussetzen, uns also allgemein dem Leben hingeben und vor allem gesund leben, wird weißes Fettgewebe, z. B. unter der Haut, metabolisch umprogrammiert. Es bilden sich mehr Mitochondrien und mehr fett- und kohlenhydratverbrennende Enzyme.  Dieses beige Fett gilt als metabolisch gesund und ist ein wichtiger Marker für eine gesunde Stoffwechselfunktion. Mehr dazu hier.

Je ungesünder wir leben, umso weniger braunes und beiges Fett und umso mehr weißes Fettgewebe haben wir. Das alleine verschlechtert die systemische Stoffwechselgesundheit. Kann man sich vorstellen. Ganz einfach deshalb, weil uns metabolisch aktives Stoffwechselgewebe verlässt – Abnehmer für Nahrungsenergie und Energie aus dem Fettgewebe fehlen uns dann.

Die Bottom-line: Körperfett hemmt den Fettstoffwechsel

Hinzu kommt – und das ist ein wichtiger Punkt des Artikels –, dass das (nun vornehmlich weiße) Fettgewebe auch ein anderes Profil an Stoffen in den Kreislauf gibt. Denn wenn die Körperfettmasse zunimmt, will sich der Körper gegen eine weitere Zunahme wehren. Zunächst klappt das gut, wir bleiben stoffwechselgesund und kriegen die paar überschüssigen Kilos schnell wieder los.

Je ausgeprägter die Gewichtszunahme aber ist, umso komplizierter wird es. Das Fettgewebe ist nämlich nicht nur irgendwie Schwabbel, der an einem klebt. Es schüttet konstant hormonähnliche Botenstoffe aus, s. g. Adipokine, die jedes Gewebe im Körper erreichen. Besonders gut untersucht sind z. B. Resistin, Adiponectin, RBP4, Visfatin, TNFα.

  • Visfatin und Adiponectin sind positive Regulatoren einer gesunden Stoffwechselfunktion.

Sie fördern in peripheren Geweben, also z. B. dem Muskel, die Insulinwirkung, erhöhen also die Insulinsensitivität, was umgekehrt mit niedrigeren Insulinspiegeln verbunden ist. In Studien sinkt Adiponectin mit zunehmender Fettmasse. Visfatin wiederum zeigt in niedrigen Mengen eine positive Wirkung, in höheren Mengen eine negative Wirkung auf die Stoffwechselfunktion – höhere Mengen werden bei erhöhter Fettmasse beobachtet.

  • Resistin, RBP4 und TNFα sind negative Regulatoren der gesunden Stoffwechselfunktion.

Diese Adipokine steigen bei zunehmender Körperfettmasse und hemmen die Wirkung von Insulin in peripheren Geweben. Dadurch erhöhen sie die Insulinspiegel im Blut und verschlechtern damit die Funktion des Fettstoffwechsels. Resistin wurde genau nach dieser Wirkung benannt, nämlich resist insulin („Insulin widerstehen“). Die sollten also möglichst niedrig gehalten werden.

Das war nur eine kleine Auswahl mit vereinfachenden Aussagen, um den Punkt zu machen: Das (große) Fettgewebe an sich hemmt den Fett- und gesunden Energiestoffwechsel in den Geweben, allen voran im Muskel. Wer das Körpergewicht nicht normalisiert bekommt, wird also immer gegen den Strom schwimmen und auf Lebzeit Probleme haben, selbst dann, wenn er „alles richtig“ macht.

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Adipokine spielen eine herausragende Rolle, wenn man das Körpergewicht bzw. die Körperfettmasse als Entität verstehen möchte, die die Stoffwechselgesundheit auf systemischer bzw. zellulärer Ebene reguliert. (Q

Fazit

Nicht nur das, was man in den Mund schiebt oder nicht, hat Einfluss darauf, wie gut der Energiestoffwechsel in den Zellen läuft, sondern auch das, was man im Moment ist. So vong Körper her.

Bei gleicher Ernährung wird jemand mit niedriger Körperfettmasse einen besseren Energie- bzw. Fettstoffwechsel haben als jemand mit hoher Körperfettmasse. Gemein, ja. Aber so spielt das Leben eben.

Wer diesen Zusammenhang versteht, wird auch ein für alle mal verstehen, warum nicht „Low carb“ oder irgendeine andere „Idee“ zu dauerhaft niedrigen Insulinspiegeln (gut) und Stoffwechselgesundheit führt, sondern … das Körpergewicht. Eine gesunde Ernährung ist dann gesund, wenn sie das gewährleistet. Das war mal ein Artikel im Blog hier.

Bis zum nächsten Artikel!

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

12 comments On Part III: Wie dein Körperfett den Fettstoffwechsel kaputt macht

  • Vielen Dank für die Antwort und Danke für die Blumen.
    Mein Ferritin Wert lag am 22.12.22 tatsächlich bei ca. 200. Seitdem substituiere ich kein Eisen mehr. Das habe ich schon bei Dir gelernt.
    Milchprodukte nehme ich täglich morgens Naturjoghurt mit 1/2 Apfel oder Beeren + etwas Nüsse. und 2x Woche Bergkäse zum Abendessen. Sonst esse ich 3-6 Bio Eier täglich, verschieden zubereitet
    Aktuell nehme ich aufgrund des Eiweißmangels zusätzlich täglich 4 Whey Shakes mit Wasser.

    Als Ingenieur habe ich gelernt immer nur eine Sache zu ändern, um zu Auswirkungen zuordnen zu können. Würdest Du erst die Shakes umstellen auf z.b. https://edubily.de/products/ei-protein?variant=39658439901239
    oder die Milchprodukte weglassen. Wie lange jeweils ?
    LG Steffen

    • Ja, so würde ich das auch angehen. Möglichst eine Variable ändern und testen. Du kannst auf Ei-Shakes umsteigen, ja. Und alternativ EAAs nehmen. 4 Whey-Shakes plus Rest schüttet schon mal ne Menge an Wachstumsfaktoren in den Körper. Kann gut sein, dass deine Fortschritte blockiert. Ich glaube aber auch nicht, dass du 4 Shakes zusätzlich brauchst.

  • Nochmals vielen Dank für deine Antwort.

    CRP lag bei 1, denke mal das sollte niedrig genug sein um Ferritin nicht falsch hoch sein zu lassen. Oder hast du hier andere Erfahrungen wegen CRP?

    Das einzige was die Eisenaufnahme nach oben getrieben haben könnte, neben der Genetik, wäre mein Vitamin C Konsum. Ich nehme so ~300mg pro Mahlzeit zu mir.

  • Hallo Chris,
    ich bin lebenslanger Allroundsportler, 57 Jahre alt und auch bei ca. 13- 15% KFA. Leider habe auch genug (altes) weißes Fett in der Bauchregion, das ich los werden will.
    Ich mache seit 1-2 Jahr 3x pro Woche Krafttraining abwechselnd mit 3x Woche moderates Radtraining (vom Mountainbiken komme ich auch her).
    Ich ernähre mich seit 6 Jahren LC (nach Strunz ohne leere KH). Durch periodisches „Stoffwechselintervalltraining (einmal mit mehr Knollen KH´s, dann 16/8 dann wieder LC)“ müsste ich eigentlich eine gute Fett-und KH Verbrennung haben.
    Auch mein Körpergefühl mit der Ernährung ist seit Jahren gut.
    Die wichtigen Nährstoffdepots sind gut gefüllt. Nur das Gesamteiweiß ist leider immer etwas niedrig. (Blutanalyse Strunz).

    Leider bekomme ich das unschöne weiße Fett um den Bauch seit Jahren nicht weg. (Ziel bei mit KFA 9-10% )

    Wenn ich periodisch mit einem Kalorienüberschuss Muskelmasse aufbaue klappt das schon. Nur wenn ich dann versuche mit Kaloriendefizit den Fettanteil zu verringern, baue ich jedes Mal auch die zuvor gewonnene Muskelmasse wieder ab, statt dem weißem Fett.
    Ich habe jetzt den EW Anteil meiner Ernährung auf 2g erhöht.
    Hast Du vlt noch weitere Tipps ?

    • Hi, würde ggf. mal die Milchprodukte weglassen, falls du die noch isst. Auch Eiweißshakes von Milchbasis auf z. B. Ei wechseln. Das kann ein Hebel sein. Alternativ würde ich mal gucken, ob du nicht ein zu hohes Ferritin hast. Strunz propagiert oft zu hoch, was dann die Insulinsensitivität verschlechtert. Allgemein solltest du nicht zu hart mit dir ins Gericht gehen, weil du schon sehr viel weiter bist als die meisten von uns. Und wenn du den Hahn zu stark zudrehst bei den KHs, läufst du Gefahr, dass der Körper nicht mehr gerne Fett abgibt. LG

  • Chris ist dir außer Fettgewebe noch ein Grund für ein niedriges Adiponectin bekannt?

    Würde sagen das ich so bei um die 15% Kfa liege, obere Bauchmuskel sind sichtbar.

    • Ja, z. B. zu viel Eisen im Körper. Je mehr Eisen in der Fettzelle, umso weniger Adiponectin, ganz grob korreliert. Auch Vitamin-A-Mangel kann da verantwortlich sein.

      • Vielen Dank für die Antwort. Dann wird es wohl am Eisen liegen, da Ferritin zuletzt bei knapp 190 lag.

        Ich verstehe sowieso nicht weshalb mein Ferritin so hoch ist, da ich eigentlich die meiste Zeit nur 200g Geflügel pro Tag esse und Leber auch meist nur so 1x Pro Monat. Ansonsten Fisch, Eier, Käse und Eiweißpulver als Eiweißquellen nutze.

        Vitamin-A ergänze ich 4000-6000IU täglich. Sagen wir es mal so meine Haut spricht nicht unbedingt für einen Vitamin-A Mangel, da die recht glattgebügelt ist, so wie du es ja in älteren Beiträgen geschrieben hast.

        Meinst du Leber streichen für die nächste 4-6 Monate reicht oder besser Aderlass/Blutspenden?

        • Also wenn es nicht von Entzündungen im Körper kommt, kann es auch an der Genetik liegen, dass du ggf. mehr Eisen aufnimmst als andere Menschen. Auch Hülsenfrüchte und Nüsse können viel Eisen enthalten, das aber nicht immer so gut aufgenommen wird. Kochst du in Eisenpfannen? Das sind mögliche Faktoren. Die Leber kannst du auch mal weglassen, um auszuprobieren, wie sich der Wert verändert. Das Proof of Principle wäre wohl, zur Blutspende zu gehen, den Wert zu senken und dann nach einiger Zeit zu schauen, ob Adiponectin gestiegen ist.

          • Nochmals vielen Dank für deine Antwort.

            CRP lag bei 1, denke mal das sollte niedrig genug sein um Ferritin nicht falsch hoch sein zu lassen. Oder hast du hier andere Erfahrungen wegen CRP?

            Das einzige was die Eisenaufnahme nach oben getrieben haben könnte, neben der Genetik, wäre mein Vitamin C Konsum. Ich nehme so ~300mg pro Mahlzeit zu mir.

            • CRP unter 1 sollte Ferritin eigentlich nicht hoch treiben. Wobei man sehen muss, dass CRP nur ein Entzündungsmarker ist, meistens von akuten Entzündungen. Trotzdem würde ich mal den Ferritinwert im Blick behalten und daran arbeiten, ihn runter zu bekommen.

              • Danke ich werde es im Auge behalten.

                Ich frage einfach mal mein Hausarzt ob er auch Aderlass anbietet, da könnte ich dann auch weniger ablassen als bei Blutspende üblich.

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