kokosfett enthält gesättigte fette unter anderem laurinsäure

Warum Laurinsäure und Kokosfett keine puren Gifte für dich sind

Kokosfett hat heute einen sehr guten Ruf.

Zu Recht, wie ich meine.

Lange Zeit ging man davon aus, dass die gesättigten Fettsäuren, aus denen Kokosfett zum Großteil besteht, hochschädlich sind.

Klar: Das war solch ein klassischer Denkfehler (Artikel von gestern).

Das gesättigte Fett gibt es nicht. Tatsächlich gibt es für uns Menschen über zehn gesättigte Fettsäuren, die wir täglich und einfach aufnehmen können.

Der Kontext ist ebenso wichtig wie die studierte Sache selbst

Vor einigen Tagen habe ich das Thema Gesättigte Fettsäuren aufgegriffen und gezeigt, wie sich insbesondere Palmitinsäure auf die Zellgesundheit auswirken kann.

Wenn wir etwas in der Zelle studieren, ist es eine reine Momentaufnahme.

Sie kann Hinweise darauf geben, wie sich ein Stoff, den man extrahiert, ohne Hinzufügen eines Kontextes (z. B. Sport) verhält.

Das ist richtig und wichtig.

Zumindest unter Berücksichtung der Tatsache, dass es überhaupt einen Kontext gibt.

Dann bekommst du ein klares Bild von einer Sache. Das ist das Ziel einer guten Wissenschaft.

Beim Beispiel Palmitinsäure wird rasch klar, dass Palmitinsäure niemals isoliert oder in zu großen Mengen in der Natur vorkommt.

Sahne und Butter sind hier eher die Ausnahme als die Regel. Wobei auch hier, die Palmitinsäure nicht isoliert daher kommt.

Tatsächlich zeigt sich in nahezu jeder Studie, dass ungesättigte Fettsäuren einen Kontext darstellen: Denn die blockieren die schädliche Wirkung von Palmitinsäure.

Und die Natur macht es genau so: Sie lässt Palmitinsäure niemals alleine, sondern paart sie mit ungesättigten Fettsäuren.

Zusätzlich findet man in natürlichen Lebensmitteln eine Matrix, eine Vielzahl anderer Substanzen, die mit der isolierten und studierten Substanz wechselwirken – und zwar so, dass die Wirkung letztendlich eine andere sein kann.

Daher: Wer sich an die Natur hält, der wird gut fahren. Auch, wenn sich das nach einer Geschichte (*) anhört.

Laurinsäure fördert Entzündungen

Laurinsäure ist die Kokosfett-Fettsäure (Anteil: > 40 %).

Diese findet man, wie geschrieben, im Kokosfett oder, alternativ, in MCT-Ölen (medium-chain triglycerides; mittelkettige Triglyceride).

Letzteres ist ganz klar man-made, von uns Menschen synthetisiert und hat mit Natur nicht mehr viel am Hut.

Neulich lese ich zufällig ein Interview von Barry Sears, dem wohl bekanntesten US-amerikanischen Biochemiker („Zone diet“).

Sein Konzept fokussiert das Bekämpfen von Entzündung und er war einer der Ersten, der Hochdosis-Fischöl-Therapie empfahl. Getestet an seinen Stanford-Schwimmern, die alle prompt viel mehr Leistung erbrachten.

Lange Rede: „Ich empfehle den Verzehr von Kokosfett nicht. Es enthält gesättigte Fettsäuren, die an den Toll-like-Rezeptor binden.“

… und somit Entzündungen verursachen.

Der Toll-like-Rezeptor erkennt Pathogene und macht somit das Immunsystem scharf.

Von Laurinsäure zum Kokosfett

Wir wollen alle nichts essen, das Entzündungsreaktionen in uns induziert.

Warum? Weil Low-Grade-Inflammation ein ernsthaftes Problem ist und uns beispielsweise die Insulinsensitivität raubt.

Tatsächlich finde ich eine Arbeit (Lee, 2001), die zeigt, dass Laurinsäure das Beschriebene macht.

Laurinsäure interagiert mit dem Toll-like-Rezeptor und löst Entzündungsreaktionen aus.

Meines Erachtens nach liegt hier der klassische, vorhin beschriebene Fall vor, wo wir Menschlein etwas isoliert studieren und danach die Natur beschimpfen. Das sollten wir nicht tun.

Denn es gibt unzählige Studien, aus denen klar hervorgeht, dass der Verzehr von Kokosfett diese Reaktion nicht herbeiführt, im Gegenteil, Entzündungsreaktionen hemmt.

So zum Beispiel bei Abujazia, 2012; Intahphuak, 2010; Peedikayil, 2015; Rivera, 2010; Vysakh, 2014; Yeap, 2014; Zakaria, 2011.

Auch wenn sich die Modelle unterscheiden, wird deutlich, dass man die Wirkung des Lebensmittels nicht vergleichen kann mit einer isolierten Substanz, bezogen auf einen isolierten Zustand.

Wenn man „das ganze Bild“ (*) studiert, wird deutlich, dass Kokosfett weit mehr modulatorisch wirkt, als dies der Sears-Beitrag vermuten lässt. Im Gegenteil: Aus solchen Aussagen resultiert meistens ein großes Missverständnis und am Ende möchte niemand mehr das wertvolle Kokosfett verzehren.

Das betrifft auch meinen Beitrag über Palmitinsäure.

Hier muss man aufpassen.

Klar ist: Die Kokosfett-Fettsäuren haben eine „kurze Halbwertszeit“ im Körper und werden sehr, sehr rasch oxidiert. Auch so etwas muss man berücksichtigen.

Bottom-Line

Eine Fettsäure des Kokosfetts, Laurinsäure, scheint, wenn isoliert betrachtet, Entzündungen hervorrufen zu können.

Kokosfett, das diese Fettsäure enthält, tut dies vermutlich nicht oder hat zumindest ein so breites Wirkspektrum gegen ähnliche, fehlgeleitete Körperprozesse, dass man nicht davor warnen muss.

Kokosfett enthält nicht nur Laurinsäure, sondern auch etliche sekundäre Pflanzenstoffe und andere Fettsäuren, die ganz anders wirken können.

Referenzen

Abujazia, Mouna Abdelrahman; Muhammad, Norliza; Shuid, Ahmad Nazrun u. a. (2012): „The Effects of Virgin Coconut Oil on Bone Oxidative Status in Ovariectomised Rat“. In: Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine. 2012 , S. 1-6, DOI: 10.1155/2012/525079.

Intahphuak, S.; Khonsung, P.; Panthong, A. (2010): „Anti-inflammatory, analgesic, and antipyretic activities of virgin coconut oil“. In: Pharmaceutical Biology. 48 (2), S. 151-157, DOI: 10.3109/13880200903062614.

Lee, J. Y.; Sohn, K. H.; Rhee, S. H. u. a. (2001): „Saturated Fatty Acids, but Not Unsaturated Fatty Acids, Induce the Expression of Cyclooxygenase-2 Mediated through Toll-like Receptor 4“. In: Journal of Biological Chemistry. 276 (20), S. 16683-16689, DOI: 10.1074/jbc.m011695200.

Peedikayil, FaizalC; Sreenivasan, Prathima; Narayanan, Arun (2015): „Effect of coconut oil in plaque related gingivitis – A preliminary report“. In: Nigerian Medical Journal. 56 (2), S. 141, DOI: 10.4103/0300-1652.153406.

Rivera, Chantal A; Gaskin, LaTausha; Allman, Monique u. a. (2010): „Toll-like receptor-2 deficiency enhances non-alcoholic steatohepatitis“. In: BMC Gastroenterol. 10 (1), S. 52, DOI: 10.1186/1471-230x-10-52.

Vysakh, A.; Ratheesh, M.; Rajmohanan, T.P. u. a. (2014): „Polyphenolics isolated from virgin coconut oil inhibits adjuvant induced arthritis in rats through antioxidant and anti-inflammatory action“. In: International Immunopharmacology. 20 (1), S. 124-130, DOI: 10.1016/j.intimp.2014.02.026.

Yeap, Swee; Beh, Boon; Ali, Norlaily u. a. (2014): „Antistress and antioxidant effects of virgin coconut oil in�vivo“. In: Experimental and Therapeutic Medicine., DOI: 10.3892/etm.2014.2045.

Zakaria, Z.A.; Somchit, M.N.; Mat Jais, A.M. u. a. (2011): „In vivo Antinociceptive and Anti-inflammatory Activities of Dried and Fermented Processed Virgin Coconut Oil“. In: Med Princ Pract. 20 (3), S. 231-236, DOI: 10.1159/000323756.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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