hadza honig

Fette und Kohlenhydrate trennen?

Newsletter vom 17.06.2018

In einigen Artikeln von uns und noch in unserem ersten Buch gaben wir den Ratschlag, Fette und Kohlenhydrate in einer Mahlzeit oder besser sogar tageweise zu trennen. Uns wurde das Thema irgendwann zu lästig, deshalb wurde es mehr oder weniger aus dem Konzept gestrichen.

Abgeleitet hatten wir das davon, dass Nahrung für Tiere dann richtig fett- und krankmachend (= obesogen) wird, wenn Kohlenhydrate und Fette gemeinsam angeboten werden. Das passiert nicht, wenn Kohlenhydrate und Fette jeweils einzeln hochprozentig in der Nahrung vorkommen.

Die Hintergründe dafür sind sicher vielfältig – man könnte das Ganze metabolisch betrachten oder einfach sagen: okay, Carbs und Fette zusammen schmecken einfach besser, weswegen mehr davon gegessen wird. Letzteres hätte dann etwas mit Sättigungsmechanismen und dem Gehirn zu tun.

In einer aktuellen Studie wurden bei Probanden Hirnscans durchgeführt, während sie sich Fotos von bekannten Snacks ansehen durften, die überwiegend Fett, Zucker und eine Kombination aus Fett und Kohlenhydraten enthielten. Dann durften sie die limitierte Menge Geld, das ihnen zur Verfügung stand, nutzen, um sich die jeweiligen Nahrungsmittel zu “erkaufen”.

Das Ergebnis:

  • Besonders aktiv wurde das Gehirn bei einer Fett-Carb-Kombination
  • Menschen können den Kaloriengehalt von Kohlenhydraten und der Fett-Carb-Kombo nicht gut einschätzen. Bei Fett klappt es.
  • Wenn sie die Wahl haben, investieren Menschen das Geld in eine Fett-Carb-Kombo

bezahlen fett und kh

Wow. Sensationelle Erkenntnisse. Nicht. Oder war uns das nicht eh alles schon klar?

Unsere Jäger-und-Sammler-Vorfahren aßen vor allem Pflanzen und Fleisch, bemerkten die Forscher. „In der Natur sind Nahrungsmittel, die einen hohen Anteil an Kohlenhydraten und Fetten gleichzeitig enthalten, sehr selten und neigen dazu Ballaststoffe zu enthalten, die die Verstoffwechselung verlangsamen”, sagt Small, ein Wissenschaftler des Teams. „Im Gegensatz dazu ist es üblich, dass verarbeitete Lebensmittel viel Fett und Kohlenhydrate enthalten.“

Die Forscher gehen davon aus, dass die gleichzeitige Aktivierung von Fett- und Kohlenhydrat-Signalwegen einen Effekt auslöst, an die die menschliche Physiologie nicht angepasst ist. Im Einklang mit dieser Idee steht, dass Nagetiere, die nur Zugang zu Fett oder Kohlenhydraten haben, ihre tägliche Kalorienzufuhr und ihr Körpergewicht aus eigenem Antrieb regulieren können. Doch bei uneingeschränktem Zugang zu Fett und Kohlenhydraten zusammen, nehmen sie schnell zu.

Das heißt … ?  

  1. Wie schon lange bekannt: Kohlenhydrate (“High Carb”) oder Fette (“Ketogen/High Fat”) alleine, schaffen es – aus welchen Gründen auch immer – die körpereigene Regulation des Energiestoffwechsels und der Sättigung positiv zu beeinflussen.
  2. Unser Gehirn mag es aber kombiniert.
  3. Warum?

Lustig ist, dass die Forscher glauben, wir Menschen wären an so etwas nicht “adaptiert”. Vielleicht sind wir ja gerade daran adaptiert – daran adaptiert, die Nahrungsmittel oder eine entsprechende Kombination zu finden, die den Körper maximal schnell mit Netto-Energie beliefern. Denn: was heute krank und dick macht (weil maximal schnell fettmachend), war in grauer Vorzeit natürlich wunderbar, weil lebensrettend.

Wir erinnern uns kurz mal an die Ergebnisse von Cordain und Kollegen: die >200 Jäger-und-Sammler-Populationen essen ausgeglichen. Vereinfacht ausgedrückt: 33:33:33, 30:30:40, 40:30:30, 40:20:40 … oder so. Wir hatten für das Stoffwechselbuch spaßeshalber mal die Makronährstoffverhältnisse vom McDonald’s-Essen analysiert. Ergebnis: ausgeglichen. Bis auf die Pommes ;-)

Nicht das Essen ist schuld. Nicht der Donut alleine ist schuld. Sondern der Kontrast, der sich ins Gegenteil kehrte … verstanden? Heißt: würden wir uns täglich wie die Hadza bewegen, würden wir auf den hohen Baum klettern, um an den Honig zu kommen, dürften wir den auch essen – und zwar zusammen mit den fetten Larven.

160618 Fett KH krankmachend

PS: Ob Probanden auch den Kaloriengehalt von Olivenöl richtig einschätzen, den sie sich über das Essen kippen?

Referenz: https://doi.org/10.1016/j.cmet.2018.05.018 

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

4 comments On Fette und Kohlenhydrate trennen?

  • Ich finde in diesem Zusammenhang die Arbeit einer schwedischen Forschungsgruppe um Dr. A. Eenfeldt sehr interessant, die über viele Jahre streng und sehr konsequent die glykämischen Effekte von Ernährung untersucht haben (und auch ihre Ernährungsempfehlungen entsprechend streng danach ausgerichtet hatten), in letzter Zeit aber vermehrt den „Sättigungsfaktor“ ins Zentrum ihrer Betrachtung stellten (hava.co).
    Hier scheint sich herauszustellen, dass Menschen (und wohl auch andere Lebewesen) die beste Kontrolle über ihre Kalorienzufuhr behalten, wenn sie schlicht „echtes Essen“ verzehren. Wer hätte das gedacht… :-)?
    Stark vereinfacht, hilft der dort vorgestellte satiety-score, sich in der Zusammenstellung seiner Mahlzeiten zu orientieren, ohne irgendwelche extremen Labels (high-low/carb/Fat/carni/veggie) überhaupt zu benutzen.
    Was sagt ihr dazu?
    Vielen Dank für eure Arbeit!

  • Also könnte man zusammenfassend sagen, dass es wie immer auf den Kontext drauf ankommt wie jemand essen sollte?

    Ein schwer adipöser Mensch mit 100kg Übergewicht sollte sich sehr wohl an den Randle Cycle halten, da seine hochgradig insulin-resistenten Zellen überhaut keine metabolische Flexibilität mehr aufweisen.

    Und auf der anderen Seite wäre die Gym Rat, die mit paranoider Genauigkeit ihre Makros trackt und sie strikt voneinander trennt und 6 mal die Woche Sport macht und total „ripped“ ist, besser damit bedient, wenn sie Kohlenhydrate und Fette endlich mal wieder kombinieren würde um ihren hochgradig insulin-sensitiven Zellen ein ausgeglichenes Nährstoffprofil anzubieten. Sie würde sich damit auf wundersame Weise glücklicher und ausgeglichener fühlen, da sich ihre Hormone wieder normalisieren könnten nach all den Jahren des extrem striketen Diät-Betreibens.

    Stimmt ihr dem zu?

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