Genmanipulierter Reis

Gedanken zu Gentechnik und Biotechnologie

Wer sich mit Biotechnologie beschäftigt, wird merken, dass „die Pharma“ bemerkenswerte Erfolge feiert bzw. feierte — nur wegen Naturstoffen. Wer darüber kurz nachdenkt: Was glauben wir, welch ein Milliarden-Umsatz der Aspirin-Verkauf generiert?

Woher das kommt? Na, beispielsweise aus der Pflanze. Die nutzt dieses Zeug, Salicylsäure, im Immunsystem (ja, auch Pflanzen haben sowas). Oder denken wir an Penicillin. Ohne dieses Zeug gäb es dich und mich vermutlich gar nicht. Früher starben Menschen an einem entzündeten Zahn. Das vergessen wir häufig. Penicillin hat ein Herr Fleming entdeckt. Der nämlich beobachtete, dass Bakterien nicht oder kaum wachsen in Umgebung des Penicilliums, ein Pilz.

Das ganze Spektakel geht tatsächlich so weit, dass Wissenschaftler in die tiefsten Urwälder fahren und Medizinmänner der jeweiligen Stämme fragen, was sie gegen Krankheit X oder Y so „verschreiben“. Nur, klar: Die sehen das Ganze nicht gerne, denn um ein paar Milligramm Substanz zu gewinnen, muss man Hunderte von Kilos der jeweiligen Pflanzen mitschleppen.

An dieser Stelle könnten auch über ein ganz mysteriöses Thema sprechen, Genmodifikation, was mich direkt an ein Zitat erinnert: „Also ich möchte nicht, dass Gene in meinem Essen sind.“ Aaaah ja. :-)

Was mich bei Themen wie Genmodifikation o. Ä. so stört ist die grundlegende Irrationalität, mit der oft diskutiert wird. Manche Menschen sehen die Zusammenhänge nicht oder können sie nur schwer begreifen, weil ihnen das Hintergrundwissen fehlt. Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.

Ein Beispiel: Was glauben wir eigentlich, woher das Insulin kommt, das man Diabetikern spritzt? Woher das Wachstumshormon? Woher Antikörper? Genau. Dazu nutzt man Bakterien oder Hefe-Pilze, schleußt das Ziel-Gen ein und lässt es bauen. Nun ist das natürlich überhaupt nicht einfach. Ganz und gar nicht. Das ist ein enormer Arbeitsaufwand. Zeitgleich braucht es ein enormes Know-how, denn man kann nicht einfach so planlos an Genen herumwerkeln.

Also: Diese Art von Biotechnologie wird akzeptiert. Weil keiner wirklich Bescheid weiß.

Die andere Art von Biotechnologie aber wird verachtet. Das wäre zum Beispiel der „genmodifizierte“ Mais, Soja oder Baumwolle. Apropos Baumwolle. Bei Baumwolle wurden Gene eingebracht, die man normalerweise bei Bakterien findet. Diese Gene machen ein Toxin, das Raupen tötet. Diese Raupen fressen das Zeug und sterben. Was glauben wir eigentlich, wie viel Verlust dadurch vermieden wird? Nur, weil die blöde Raupe die Baumwolle nicht mehr kaputt machen kann. Denken wir da auch mal an die Kleinbauern?

Über solche Manipulationen, außerhalb des Labors, kann man sicher — nein, nicht streiten — diskutieren. Denn klar, es ist ein Eingriff ins Ökosystem.

Worüber man meines Erachtens nicht mehr diskutieren sollte: Über genmodifizierte Pflanzen, die anderen Menschen das Leben retten. Sowas war der „Golden Rice“. In den Reis hat man einfach mehrere Gene aus anderen Spezies (z. B. Bakterien) eingebracht — diese künstlerische Meisterleistung führt dazu, dass der Reis ß-Carotin produziert.

Da war das Geschrei groß. Wir, die Europäer, wollen das nicht. Natürlich nicht. Es geht ja auch nicht um unser Leben, sondern nur um das Leben von Millionen Menschen, die gerade am Vitamin-A-Mangel verrecken. Während ich das hier schreibe, sterben wieder Tausende.

Diese fürchterliche Doppelmoral. Die Leute von Greenpeace, die alles daran setzen, dass dieser Reis niemals angebaut wird. Warum? Wieso setzen die sich nicht gegen Bakterien-produziertes Insulin ein? Vielleicht, weil Mutter und Vater die Spritze zum Überleben brauchen?

Genau so sehen das über 100 Nobelpreisträger, die einen Brief an Greenpeace, die Vereinten Nationen und stinknormale Bürger unterzeichnet haben.

WE CALL UPON GOVERNMENTS OF THE WORLD to reject Greenpeace’s campaign against Golden Rice specifically, and crops and foods improved through biotechnology in general; and to do everything in their power to oppose Greenpeace’s actions and accelerate the access of farmers to all the tools of modern biology, especially seeds improved through biotechnology. Opposition based on emotion and dogma contradicted by data must be stopped.

How many poor people in the world must die before we consider this a „crime against humanity“?

Wie viele arme Menschen müssen noch sterben, bevor das ein Verbrechen an der Menschheit ist? Und: Die Gegenwehr, die auf Emotion und Dogma basiert, aber durch Daten widerlegt wird, muss gestoppt werden! 

Dogma und Emotion vs. Rationalität. Das ist häufig ein Knackpunkt. Denn hier wird Fachwissen vorausgesetzt. Nehmen wir mal ein „prominentes Beispiel“: Ich wollte mich nie zur Politik äußern, aber man muss nur einmal dem „Biologen“ der Grünen zuhören. Da will der Botaniker groß mitreden beim Gender-Thema. Ein Botaniker! Will uns erklären, wie Human-Evolution funktioniert. Das ist oft das große Problem bei uns. Wie kann eine Medizinerin erst Familienministerin sein und danach Verteidigungsministerin? Wie geht sowas? Gibt es da eine geheime Turbo-Ausbildung? Wenn „die da oben“ es schon nicht richtig machen, wie sollen wir dann … Da braucht man sich nicht über die Kompetenz bzw. das daraus resultierende Gedankengut der jeweiligen Person zu wundern.

Doch zurück zum Thema.

Wir wissen oft gar nicht, wie potent Pflanzen- bzw. Naturstoffe eigentlich sind. Mit wie viel Aufwand diese Stoffe extrahiert werden, mit viel Aufwand hier getestet wird und wie viel die Pharma (etc.) am Ende daran verdient. Gleichzeitig unterschätzen wir, die Normalen, welche Macht Naturstoffe eigentlich haben.

Für das Ende ein Beispiel: Granatapfelsaft ist ein potenter ACE-Inhibitor. ACE-Inhibitoren sind Stoffe, normalerweise verabreicht als Medikament, die den Blutdruck senken. Granatapfelsaft kann die Wirkung eines bestimmten Enzyms um bis zu 40 % reduzieren. Ja, wo gibt’s denn sowas? Außerdem: Fleißige Newsletter-Leser wissen hier Bescheid. Granatapfelsaft kann Arteriosklerose einfach umkehren, also rückgängig machen. Von welchem Medikament wurde das bereits gezeigt?

Du merkst schon: Essen ist Medizin. Und Essen ist häufig weit mehr als das, was wir sehen. Wir können Essen nicht auf ein paar Vitamine und Mineralien reduzieren.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

13 comments On Gedanken zu Gentechnik und Biotechnologie

  • Glaubt ihr wirklich, dass der Mensch schlau und weise genug ist, Gentechnik und Biotechnologie verantwortungsbewusst einzusetzen? Ohne sich durch politische und wirtschaftliche Interessen verblenden und korrumpieren zu lassen?
    Veränderung durch Züchtung ist das Eine. Aber artfremde Gene zwischen verschiedenen Spezies auszutauschen, die im Freifeld wachsen und sich verbreiten können (Im Gegensatz zu leidlich abgeschotteten Bakterien und Pilzen in Bioreaktoren und Großvermentern) sind für mich schon eine andere Hausnummer. Wissen wir wirklich genug, um die Folgen dieser Genmanipulationen in komplexen(!) Lebewesen richtig beurteilen und lenken zu können? Oder ist die vielfältige Interaktion verschiedenster Gene in einem Organismus nicht schlicht unvorhersagbar (zumindest derzeit)?
    Auch sollte man durchaus differenzieren, ob eine genetische Veränderung dem Zweck dient, ein Lebensmittel vollwertiger zu machen, oder aber nur z.B. mit artfremden Giften vermeintlich schädlingsresitent zu machen und damit Mittelfristig die Schädlinge zu neuer Anpassung zu motivieren und diese Spirale einfach schneller und schneller drehen zu lassen. Mit unabsehbaren Folgen für die restliche Pflanzenwelt.
    Wenn wir (Freifeld-)Ökosysteme schneller manipulieren (müssen), als sich die Natur sonst natürlicher Weise anpassen würde, sehe ich darin ein erhebliches Gefahrenpotential; vor allem bei ausreichend hoher Priorisierung von Profitgier und menschlicher Dummheit.

    Ich vertrete schon seit fast 30 Jahren eine These, die bis jetzt noch keinen wirklichen Widerspruch erfahren hat:
    „Die Summe globaler, menschlicher Intelligenz ist eine Konstante. Und die Weltbevölkerung wächst.“…

    LG,
    Thorsten

    • Das Problem ist, wie angedeutet: Egal, welchen Weg wir gehen, er wird schaden.

      Grundsätzlich sollte man beachten, dass ein Krieg geführt wird mit Schädlingen, bei Pflanzen vor allem mit Pilzen, die z. T. schon mit enorm ausgeprägten Resistenzen daher kommen. Gleichzeitig aber brauchen wir die Behandlung, ansonsten wären die Verluste zu massiv. Heute sind das eben Spritzmittel und Co.

      Auch in „komplexen Lebewesen“ kann die Genmanipulation kontrolliert erfolgen, klar. Gerade bei Pflanzen ist das zu bewerkstelligen. „Genmanipulation“ im Labor ist gang und gäbe, man denke nur mal an die vielen, vielen Knockout-Modelle usw. Insofern: Man muss zum einen stark differenzieren, was wir mit „Genmanipulation“ meinen, gleichzeitig müssen wir auch beachten, dass wir uns nicht in einem Sci-Fi-Film befinden. Es gibt viele, viele verschiedene „Stufen“, wie man in einen Organismus eingreifen kann und ich glaube, dass Viele unterschätzen, wie viel davon heute schon gemacht wird. Es geht ja generell nicht nur darum, irgendwelche Gene in andere Organismen einzubringen.

      Grundsätzlich geht es darum: Man muss sich über das enorme Potenzial im Klaren sein, genau wie man über Risiken diskutieren muss. Die Frage, speziell im Falle des Golden Rice, ist: Überwiegen die Risiken? Oder ist es hier mehr wert, zig Millionen Menschenleben zu reden?

      Generell gebe ich dir schon recht: Wissenschaftler etc. sind sehr schlaue Menschen. Es gibt jedoch genug Leute, die das Wissen missbrauchen.

      • „“Genmanipulation“ im Labor ist gang und gäbe, man denke nur mal an die
        vielen, vielen Knockout-Modelle“

        Korrekt, aber diese werden in aller Regel auch isoliert im Labor gehalten und nicht in die Freiheit entlassen. Da gibt es alo eine zusätzliche „Sicherheitsbarriere“.

        „ich glaube, dass Viele unterschätzen, wie viel davon heute schon gemacht wird.“

        Auch das ist (leider, oder zum Glück) wahr. Auf Geheimdienstebene ist es ähnlich. Auch das weiß kaum ein „Normalo“, was da alles gemacht wird und lebt glücklich und zufrieden damit. Bis eines Tages wieder ein Skandal ans Tageslicht kommt oder man sich wundert, warum man nicht mit dem Flugzeug fliegen darf oder man anderweitig doch davon tangiert wird.

        „Man muss sich über das enorme Potenzial im Klaren sein,
        genau wie man über Risiken diskutieren muss.“

        Das ist der eigentliche Punkt; und die Krux an der Sache. Wird/werden denn Nutzen und Risiken richtig erkannt und diskutiert? Oder muss man hier nicht eine Verschiebung der Bewertungskriterien in die eine oder Richtung – wirtschaftlich, politisch oder militärisch motiviert – unterstellen, durchaus zum Nachteil der Bevölkerung?

        „Die Frage, speziell im Falle des Golden Rice, ist: Überwiegen die Risiken?“
        Für mich bedeutet das, dass Einzelfallentscheidungen getroffen werden müssen. Und zwar nicht von den Ausführenden, sondern einer unabhängigen Institution.

        Gen- und Biotechnologie haben sicher Potential zum Wohle der Menschheit, bergen aber auch ein nicht zu unterschätzendes Missbrauchspotential.
        Das Horror-Szenario ist dabei nicht Jurassic-Park oder Designer-Babys, sondern z.B. genselektive/ethnienspezifische Pathogene (ein Traum für alle paranoiden Militärs und Geheimdienstler; ein Albtraum für alle anderen).

        Und seien wir mal realistisch, wenn es (technisch) möglich ist, wird es früher oder später auch gemacht. Und zwar umso eher, je ausgeprägter eine einseitige diesbezügliche biotechnologische Fähigkeit / Überlegenheit existiert, gepaart mit einer diffizilen oder nicht gegebenen Nachweismöglichkeit und einem wie auch immer gearteten (paranoiden), extremen/extremistischen Weltbild.

        • Da ist ja der Witz: Jede einzelne wissenschaftliche Institution, die übergeordnet ist, von der Royal Society bis zur National Academy of Sciences, ist FÜR die Gentechnologie. Die NAS hat es gut formuliert: Jede einzelne Entscheidung muss geprüft, bedacht und bewertet werden, aber die Gentechnologie an sich ist sicher.

          Vor 20 Jahren war es noch so, dass viele Ideen, die ein Riesenproblem darstellen könnten, unerforscht waren. In den letzten 20 Jahren haben Wissenschaftler, Konzerne und Regulationsbehörden genau diese Probleme tiefgehend erforscht. Der Schluss: Viele der Befürchtungen, wie zum Beispiel ein massives Weitertragen der veränderten Gene in die Natur, finden so überhaupt nicht statt. Terminator Gene werden nicht verwendet, Menschen tragen keine Schaden usw. Es ist alles gut überprüft worden innerhalb von 20 Jahren Forschung, was die immer wieder angedachten Schreie nach „Langzeitstudien“ eben gut abdeckt.

          Die Sache ist generell, so wie sie JETZT benutzt wird, sicher. Für jede neue Entscheidung müssen wir eine Neubewertung vornehmen. Und das war schon immer so, egal was wir zulassen oder tun.

          • „Die Sache ist generell, so wie sie JETZT benutzt wird, sicher.“

            Genau darin sehen aber Kritiker sicher ein wesentliches Problem. Meiner Meinung nach mit gutem Grund, wenn man sich mal die Geschichte vieler pharmazeutischen Produkte und Rezepte anschaut:

            http://www.heise.de/tp/artikel/49/49418/1.html

            • Mit Verlaub: Was ich daran immer so paradox finde … Die anderen tausend Substanzen, die heute verwendet werden und biotechnologisch (nicht unbedingt gentechnisch) hergestellt sind, werden nie erwähnt. Es wird immer selektiv auf solchen Beispielen herumgeritten.

              Noch einmal, als Beispiel: Sämtlich heut verfügbaren Antibiotika kommen aus Bakterien. Tetracyclin, Streptomycin, Erythromycin, Polymyxin, Rifampicin etc. etc.

              Darüber denken wir gar nicht wahr, weil es so selbstverständlich ist, dass keiner darüber spricht. Oder die anderen unendlich vielen in der Praxis genutzten Stoffe — die bis heute recht problemlos (Nutzen-Schaden-Relation) genutzt werden …

              Stattdessen stürzt und stützt sich jeder auf solche Berichte.

              • Die überwiegende Anzahl biotechnologisch hergestellter Substanzen wied aber im geschlossenen Ökosystem ihrer Bioreaktoren und Fermenter in den (Groß)Laboren hergestellt.

                Für mich gibt es einen signifikanten Unterschied in der Bewertung von Labormaßstab und Freifeldanbau.

                • Was mich ein bisschen stutzig macht: Du glaubst doch nicht, dass der Freifeldanbau, wie er heute betrieben wird, in irgendeiner Weise „clean“ ist, oder?

                  Ist es kein Eingriff ins Ökosystem, wenn man irgendeine Pflanze so lange weiterzüchtet (Kreuzungen etc.), bis sie unseren Wünschen entspricht? Dabei können auch ohne „offensichtlichen“ Eingriff theoretisch Kombinationen entstehen, die der Umwelt massiv schaden.

                  Das heißt: Für mich sind viele Einwände nach wie vor irgendwo irrational, mit vielen Ängsten behaftet. Was nicht bedeutet, dass man unreflektiert ins Ökosystem eingreifen soll. Aber gerade die Biotechnologie, mit allem was damit verbunden ist, hilft dabei, die Zusammenhänge besser zu verstehen.

  • Greenpeace denkt eben weiter: Die größte Bedrohung für das Ökosystem auf diesem Planeten ist… zu viel Homo Sapiens.
    Was Deinen Exkurs zur Familien- und Kriegsministerin angeht: Die „offizielle“ Antwort wäre, dass die ja nur Verwaltung macht. Jobbeschreibung nach außen: Managen und den Kopf hinhalten, wenn was in die Hose geht (also: früher mal). Wir kennen allerdings auch die reale Jobbeschreibung: Die Interessen der Geldgeber (vertreten durch Lobbygruppen) durchsetzen.

    Wenn man strikt nach dem guten alten „cui bono“ vorgeht, wird mMn auch die Greenpeace-Aktion sinnvoll. Denn worum geht’s denen? Spendengelder einsammeln. Das Wie ist vermutlich auch in diesem Verein reichlich sekundär…

    Diese Betrachtungsweise lässt mich übrigens auch den hier in Bayern durchaus oft zu sehenden Widerstand gegen „Genpflanzen“ verstehen: Viele Widerständler haben wohl erkannt, dass jedenfalls in diesem Bereich die Modifikation der Pflanzen nicht dem Konsumenten dient, sondern der Profiterhöhung der beteiligten Konzerne. Dass sie dann das Kind mit dem Bade ausschütten, kann ich ein wenig nachvollziehen.

    • Hey, viele gute Gedanken.

      Aber meiner Meinung nach denkt Greenpeace noch nicht weit genug. Denn wenn die Weltbevölkerung weiter wächst, muss die auch gefüttert werden, was bei Nicht-Weiterentwicklung aktueller Praktiken ebenfalls zerstörerisch sein wird.

      Auch der Vorwurf des Profits ist kein schlagendes Argument, weil JEDER auf Profit aus ist. Das heißt, egal wohin man guckt, es wird eben immer wirtschaftliche Interessen geben.

      Mein Punkt ist, dass viele zu viel Negatives mit Gentechnik und Biotechnologie assoziieren. Das, was früher das bewusste Züchten von Schweinen war, ist heute halt das Einbringen z. T. fremder Gene etc., um ein das Spektrum massiv zu erweitern. Hier liegen meines Erachtens enorm viele Chancen, aber freilich auch Risiken, die jedoch nicht dogmatisch oder emotional diskutiert werden sollten.

      Einen Tod wird Homo sapiens sterben müssen. Wir in Europa können aber nicht die Augen verschließen, uns im Wohlstand suhlen und uns die Cherries nach Belieben picken.

      • Ich hab‘ Dich schon verstanden, und stimme Dir auch vollständig zu. Mein Punkt ist allerdings, dass wir genau dies:

        „Wir in Europa können aber nicht die Augen verschließen, uns im Wohlstand suhlen und uns die Cherries nach Belieben picken.“

        Schon immer betrieben haben und auch immer weiter so halten werden. So schön die idealistischen Ideen auch sein mögen, am Ende ist sich doch jeder selbst der nächste. Und wir haben inzwischen große Routine darin, uns selbst zu bescheißen und uns einzureden, dass wir die Wohltäter dieser Welt wären, während wir gleichzeitig einfach die Kolonalisierung und den alten Imperialismus mit verfeinerten, subtileren und eigentlich noch grausameren Methoden weiterführen. Ich persönlich habe die Hoffnung, dass Homo Sapiens gemeinnützig und zukunftsorientiert handelt, inzwischen aufgegeben.

        Was nichts daran ändert, dass Dein Aufruf zu differenzierter Betrachtung auf unserer kleinen, privilegierten Insel nicht seine Berechtigung hat.

    • Die Bt Varianten reduzieren den Pestizideinsatz und erhöhen ohne weiteres Zutun die Yield, die ein Bauer vom Feld mitnimmt.

      Da in Bayern überhaupt keine GMOs angebaut werden, weil kein einziger Organismus in Deutschland angebaut wird, sprechen die Menschen, die darüber reden, mit ihrer Hypothese aus ihrer Fantasie, nicht aber der Realität. Frag mal die Bauern in Bangladesh, was sie von der BT Variante von Auberginen halten, die ihre Yield von 60% auf nahezu 100% erhöht hat und den Insektizid Einsatz auf Null geschraubt hat. Die sehen das dann etwas anders. Mehr Geld in der Tasche, mehr Zeit für die Familie, weil die Pflanze sich selbst schützt. Mit einem Stoff, den Biobauern zu Tonnen auf die Pflanzen werfen.

      • Hi Frank,

        vielen Dank für deinen Input.

        Genau um diese Seite der Argumentation bzw. der Gedankengänge geht es mir. Man trifft heute einfach auf zu viele Menschen, die eine auf Emotion und Nichtwissen basierte „Skepsis“ hegen, die einfach nicht gerechtfertigt ist.

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