Hast du dich mal gefragt, warum manche Menschen ständig krank sind, während andere es augenscheinlich nie sind?
Übrigens, analog dazu, konnte man sich schon sehr früh, sagen wir letztes Jahr Februar, fragen, warum die Sterblichkeit bei Corona so seltsam ausfällt: Junge Menschen sterben nicht, für die ist es sogar harmloser als eine Grippe – manche Menschen rafft es aber förmlich dahin. Ist das ein Zauber?
Welche Rolle spielt Vitamin D?
Jedenfalls gibt es mit Blick auf die Funktion des Immunsystems anscheinend erhebliche Unterschiede. Sicher teils genetisch. Nun: Wenn man sich allerdings mal ein paar Studien zu Gemüte führt, die es beispielsweise bei Suchbegriff „Vitamin D+Corona“ reichlich gibt, fällt auf, dass offensichtlich schon ein einfaches Vitamin die Chance an etwas zu erkranken vielleicht halbieren kann.
So ähnlich geschehen in einer aktuellen Studie, Zitat:
Kann Vitamin D schwarze Frauen vor COVID-19 schützen? Einer Studie des Slone Epidemiology Center der Universität Boston zufolge könnte die Antwort ja lauten. In einer kürzlich durchgeführten Studie an schwarzamerikanischen Frauen schien ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit einem erhöhten Auftreten von COVID-19-Infektionen in Zusammenhang zu stehen. Die Studie schätzt, dass schwarzamerikanische Frauen mit einem Vitamin-D-Mangel ein 69 Prozent höheres Risiko für eine COVID-19-Infektion haben als Frauen mit ausreichendem Vitamin-D-Spiegel.
So, nun braucht man natürlich nicht blauäugig zu sein: Vitamin-D-Mangel hat natürlich eher jemand, der ungesund lebt. Auch alles bewiesene Tatsachen. Unabhängig davon erinnern wir an die größte Meta-Analyse zur Schutzwirkung von Vitamin D gegen Infektionen, die gezeigt hat, dass das Beseitigen eines D-Mangels so gut wie eine Impfung gegen Grippe bzw. grippeähnliche Infektionserkrankungen wirkt.
Eine echte Waffe: Stickstoffmonoxid (NO)
Nun, was viele nicht wissen: Eine der stärksten Waffen gegen (virale und bakterielle) Infektionen ist das Gas Stickstoffmonoxid, kurz NO. Das wird nicht nur als natürliches Viagra vom Körper benutzt, indem es die Arterien weitet und sie schützt (Nobelpreis 1998, Ignarro & Furchgott), sondern – ganz gezielt und hochdosiert von Immunzellen – als Superwaffe gegen Pathogene.
Was viele nicht wissen II: Vitamin D macht das Immunsystem auch deshalb scharf, weil es Immunzellen hilft, dieses NO zu produzieren. Ein Mangel an Vitamin D wird das abschwächen und die Schlagkraft des Immunsystems hemmen. Heißt: NO – und damit Vitamin D – schützt gleich doppelt, nämlich dadurch, dass es das Herzkreislaufsystem schützt und dadurch, dass es das Immunsystem bewaffnet.
UVA-Licht macht mehr NO, schützt vor Corona
Das ist speziell mit Blick auf Covid nicht neu: Forscher fanden schon vor einiger Zeit einen Zusammenhang zwischen Sterberate und UVA-Lichtexposition. Diejenigen, die mehr Sonne abbekommen, sind geschützter. Ein vermuteter Grund: UV-Licht lässt in der Haut NO entstehen. Die Forscher schreiben:
- UVA regt die Bildung von NO in der Haut an. Das schützt das Herzkreislaufsystem und verringert damit das Risiko an Covid zu sterben, denn Herzkrankheiten, Gefäßerkrankungen und das metabolische Syndrom sind Hochrisikofaktoren.
- UVA hemmt durch „S-Nitrosierung des Spike-Proteins die Bindung von Sars-Cov-2 an den ACE2-Rezeptor“ den Eintritt in die Zellen.
- Das Coronavirus beeinträchtigt die natürliche Bildung von NO in den Gefäßen – dies könnte ein Grund für die umfangreichen Organschäden bei schwerer COVID-19 sein.
Heißt: Vitamin D ist ganz nett. UV-Licht, also Sonne, steigert die NO-Bildung aber nicht nur durch die Bildung von Vitamin D, sondern induziert die NO-Bildung direkt. Wohl ein wichtiger Grund, warum Sars-Cov-2 bei uns im Sommer immer verschwindet.
Long Covid oder … EBV-Reaktivierung?
Nun: Es gibt noch mehr zu berichten. Da liest man aktuell im Focus:
Jetzt gerät EBV auch bei Covid-19 ins Visier der Mediziner. Denn es mehren sich die Anzeichen, dass die Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 auch das Epstein-Barr-Virus wieder aufweckt. Forschungsteams in China, Frankreich, Italien und Österreich haben eine EBV-Reaktivierung bei 78 bis 95 Prozent der Patienten mit akutem Covid-19 nachgewiesen. Diese Reaktivierung könnte an der Schwere des Covid-19-Verlaufs beteiligt sein.
Die Forscher glauben: „Long Covid“ ist gar kein Long Covid, sondern eine EBV-Reaktivierung. Wohlgemerkt: Quasi jeder von uns hat EBV in sich. Und auch hier gilt: Manche trifft’s hart, andere merken gar nix.
NO schützt auch vor EBV
Damit sich der Kreis schließt, führen wir an dieser Stelle mal an, dass es viele Studien (hier, hier, hier) gibt, die ebenfalls zeigen, dass NO, also Stickstoffmonoxid, vor einer EBV-(Re-)Aktivierung schützt. Es hemmt sowohl die Replikation als auch die erneute Aktivierung, sofern Zellen – also deine und meine jetzt gerade – mal infiziert sind.
So, jetzt schließen wir den zweiten Kreis: Wer hat viel gesundes NO im Körper? Genau. Gesunde Menschen. Wer hat wenig davon? Genau, kranke Menschen. Das lässt sich auch beweisen: Erstens fallen die NO-Werte bei ungesundem Lebensstil. Zweitens machen niedrige NO-Werte an sich metabolisch krank und drittens sind niedrige NO-Werte Voraussetzung dafür, dass das Herzkreislaufsystem überhaupt krank werden kann.
Zusammenfassung & Implikationen
Wer das zu viel auf einmal war, hier nochmal in knapp:
- Vitamin D sorgt für ein gesundes Immunsystem und ein gesundes Herzkreislaufsystem, auch durch die Bildung von NO, Stickstoffmonoxid – ein Gas.
- Denn: NO ist eine Waffe vom Immunsystem und wichtigster Stoff für die Gesunderhaltung der Arterien.
- UVA-Licht induziert die Bildung von NO in der Haut. Drum macht UVA-Licht das Herzkreislaufsystem gesund und schützt zeitgleich vor Covid.
- Denn: NO hemmt auch Sars-Cov-2.
- Neue Studienergebnisse: Long Covid ist ggf. eine EBV-Reaktivierung. Denn bei vielen Corona-Patienten wird EBV wieder aktiv.
- Auch neu: NO hemmt auch EBV.
Wieso haben wir in unserem Buch ein ganzes Kapitel zu NO geschrieben? Genau deshalb. Weil es an zentraler Stelle ganz wesentlich deine Gesundheit steuert. Wie man gesunde NO-Werte bekommt ohne viel dafür tun zu müssen, steht da auch im Buch. Hier der Auszug:
- Antioxidantien (körpereigene Antioxidanzien wie eisen- bzw. kupfer-abhängige Katalasen, zink-, kupfer-, und manganabhängige Superoxiddismutasen, Pflanzenstoffe wie Kurkumin oder Oleuropein, durch Mikronährstoffe wie Vitamin C etc.)
- Bewegung
- Optimierung der Schilddrüsenwerte
- Einnahme gewisser Aminosäuren (z. B. Glycin)
- Ausmerzen von Risikofaktoren wie TMAO (weniger Eier, Fisch und Rind; Insulinresistenz beheben), Harnsäure (Zucker und Bier weg) oder Homocystein (B-Vitamine einnehmen)
- Insulinresistenz beheben, insulinsensitiv, sprich stoffwechsel gesund werden
- Korrigieren eines Vitamin-D-, Zink-und Magnesiummangels (regulieren die Bildung von NO)
- Die für die NO-Bildung notwendigen Kofaktoren ergänzen, z. B. Folsäure, Zink und Eisen
- Gemüse erhöht die NO-Werte über das enthaltene Nitrat
Wer so lebt … ist sehr sicher von der Grundstruktur her gesund. Und wird sehr sicher deutlich mehr NO im Körper haben und damit ein deutlich besseres Immunsystem.
Wohlgemerkt:
Jedem sollte klar sein, dass NO lediglich eine, wenn auch wesentliche Stellschraube ist. Wir wollen daran erinnern, dass ein gesunder Lebensstil nicht nur die NO-Werte auf ein adäquates Level bringt, sondern auch eine ureigene Robustheit „macht“. Dann macht man nämlich „abenteuerliche“ Sachen, z. B. sich nicht daheim einsperren sondern bewusst Viren suchen. Fängt man sich nämlich dann mal ein Schnupfenvirus (gewollt!), kann das vor einer Corona-Infektion schützen. Genau: Ein trainiertes Immunsystem schützt. Ein normaler Lebensstil schützt.
13 comments On Immunsystem boosten
Wenn ich die Zusammenfassung der hier verlinkten Studie richtig lese, steht dort das Arginin EBV eher fördert, oder ?
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10366574/
Treatment of these cells with a specific NOS inhibitor, NG-monomethyl-L-arginine (L-NMMA), induced the immediate-early, EBV transactivator gene BZLF1 protein ZEBRA, suggesting a significant increase in EBV reactivation by L-NMMA.
Die Überschrift heißt doch schon, „Stickstoffmonoxid regelt die Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus in Epithelzelllinien herunter“ – die Autoren beweisen das dadurch, dass sie eine Arginin-Verbindung (NG-Monomethyl-L-Arginin) nehmen, die – im Gegensatz zu L-Arginin selbst –, die NO-Synthase hemmt. Heißt also, dass Arginin via NO sehr wohl EBV hemmt. Hemmt man aber die Wirkung von Arginin durch NG-Monomethyl-L-Arginin. bleibt der Effekt aus und kehrt sich ins Gegenteil um.
Jetzt bin ich aber überrascht, dass Fisch und Eier ungesund sein sollen, wobei ihre Rolle in der TMAO-Erhöhung noch gar nicht klar ist und der Gesamtzusammenhang (Kohlenhydrate negativ, Olivenöl positiv ?) berücksichtigt werden muss? Solche plakativen vereinfachenden Aussagen ist man hier eigentlich nicht gewohnt…
Da steht doch gar nicht, dass sie ungesund sind. Da steht, wenn TMAO zu hoch ist, dann sollte man weniger davon essen. Weniger, nicht: gar nix.
Wie kann man TMAO denn messen?
Und wieso sind Kohlenhydrate in diesem Zusammenhang negativ?
Ich habe letztes Jahr eine Mikrobiom Testung (Stuhlgang) machen lassen und dabei wurde mir, unter anderem, empfohlen Olong Tee oder Zitronenschalen Tee zu trinken um die TMAO Produktion zu verringern. Das stand bei mir unter dem Abschnitt: Darm-Herz-Achse. Ich weiß nicht ob man das im Blut messen kann, aber aufgrund der Mikrobiomanalyse kann man wohl Rückschlüsse darauf ziehen.
Ja, weil manche Bakterien vermehrt TMAO produzieren. Das kannst du aber auch direkt im Blut messen.
Wie lässt sich feststellen, ob TMAO zu hoch im? Wie ist das messbar?
Fisch ist säurebildend und oft mit Schadstoffen belastet, daher ungesund.
Herrlicher Kommentar. Zitat: „Dann macht man nämlich “abenteuerliche” Sachen, z. B. sich nicht daheim einsperren sondern bewusst Viren suchen.“ Genau dieses Bewusstsein wird heute -nach meiner persönlichen Einschätzung und Überzeugung- „absichtlich“ unterdrückt.
Stimmt, ich sage auch : Das beste!
Wow! Mit das beste, was ich seit langem zu dem Thema gelesen habe! Alles genau auf den Punkt gebracht. Respekt!