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Testosteron und Co. – Hormone verstehen

Dieser Artikel ist zuerst als Newsletter erschienen. (25.07.21)


Hast du dich schon mal gefragt, warum Menschen handeln wie sie handeln? Oft genug glauben wir (seltsamerweise), der Mensch würde „rational“ oder „frei“ handeln. Die Wahrheit ist, dass es wohl nur die halbe Wahrheit ist. Denn jede Entscheidung, die wir treffen, jeder Gedanke, den wir denken, kommt aus einem, aus unserem Gehirn. Wie ein Filter bzw. wie eine Brille färbt dieses Gehirn ganz unbemerkt und nebenbei unser Denken ein.

Das heißt: Wir können in Wahrheit gar nicht „frei“ denken. Jedenfalls nicht in einer komplexen Interaktion mit der Welt. Vielleicht, wenn es darum geht, ob wir das blaue oder rote T-Shirt anziehen sollen… okay, lassen wir das. Fakt ist: Nicht nur der depressive Nachbar, auch das kollektive Auftreten einer ganzen Gesellschaft spiegelt also indirekt hormonelle bzw. neurochemische Abläufe sowohl kollektiv als auch individuell wider.

Doch das soll nur am Rande Thema sein. Heute wollen wir mal kurz & knackig erklären, wie man Hormone „spürt“. Ein ominöses Thema mal greifbar machen also. Beispielhaft picken wir uns mal ein paar sehr wichtige raus.

  • Testosteron

Big T. Hat heutzutage einen nicht mehr ganz so guten Ruf. Dabei ist dieses Hormon „the driving force“ für alles, was wir heute haben und was wir überhaupt erreichen. Denn Testosteron steuert nicht nur zu Teilen Libido – Testosteron macht angriffslustig, robust und vor allem schenkt es im Gehirn Dopamin. Dieser Neurotransmitter verleiht Lust und Antrieb. Pränatal formt es das Gehirn, verleiht beispielsweise analytisches Denken.

Man kann es auch umdrehen: Ohne Testosteron wird Mann und Frau zum Babyhund, fühlt sich ständig angegriffen, fragil und weinerlich – und auch die Psyche ist eher labil. „Lust? Was soll das sein?“ Klingt hart. Aber so ist das eben mit diesem Hormon.

  • Das mächtige T3 

Kaum ein Hormon steuert von Kopf bis Fuß so viel wie das aktive Schilddrüsenhormon T3. Dieses Hormon ist vielleicht das mächtigste Hormon im Tierreich. Es „drückt“ einen durchs Leben. Stimmen die T3-Werte nicht, fällt man aus dem Leben, aus dem Muster, wird genau so, wie Liedermacher Funny van Dannen es singt.

Hintergrund ist, dass T3 zum einen das komplette Entwicklungsprogramm des Menschen steuert – von Anfang bis Ende. Zum anderen macht T3 einen lebenskompatibel. Es sorgt für die Anpassung an die Umwelt, aber umgekehrt auch dafür, dass wir mit dem Leben gehen. Deshalb: Stimmen die T3-Werte nicht, bricht der Energiestoffwechsel zusammen, wir kommen mit dem Leben an sich nicht mehr klar („Wo ist der Sinn?“) und der Körper fällt in sich zusammen – sowohl physisch als auch mental.

Viel wichtiger ist im Übrigen auch noch: Ohne T3 stimmt das ganze restliche Hormonkonstrukt nicht. Denn T3 steuert auch, wie sich andere Hormone im Körper verhalten. Es reguliert die Bildung ebendieser, aber steuert auch die Wirkung an der DNA. Oha!

  • Wachstumshormon HGH 

Auch ein magisches Hormon. Die Aufgaben sind zwar simpel, aber fürs Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit unersetzlich. Warum? Der Zusammenhang ist einfach zu verstehen und kennt jeder: Das HGH wird hauptsächlich im nächtlichen Tiefschlaf von der Hypophyse in den Blutkreislauf abgegeben und erreicht dort sehr hohe Konzentrationen – etwa das 16­-fache dessen, was man sonst im Lauf des Tages so produziert. Die Wirkung dieses Hormons ist der Grund, warum du morgens (hoffentlich!) ausgeruht und frisch aufwachst, denn es „flickt“ uns wieder zusammen. Fehlt das, sind wir tagsüber nicht leistungsfähig.

HGH wirkt anabol, also aufbauend, auf die Muskulatur – wenn man nach einem anstrengenden Sporttag mal richtige Muskelschmerzen hatte, einschläft und nach vier Stunden Schlaf schmerzfrei aufwacht, weiß man, dass dieses Wachstumshormon am Werk war. Netter Begleiteffekt: HGH setzt Fettsäuren aus dem Fettgewebe frei und macht so „satt“. Das hemmt auch die Entstehung eines Unterzuckers in der Nacht. Tiefschlaf verbrennt also Fett – und zwar Körperfett. Ein Mangel an HGH – bzw. Tiefschlaf – hat somit unvorteilhafte Effekte auf die Körperkomposition: Mehr Körperfett, weniger Magermasse.

Gibt sicher noch einige weitere, aber für die Inhalte hier soll’s das erst mal gewesen sein. Mehr zu Hormonen und wie man Einfluss nimmt, in unserem Buch.


Studien bzw. Artikel, die wir diese Woche gelesen haben.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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