Es gibt keine „Paläo Diät“

… und auch keine „genetisch korrekte Kost“.

Zumindest dann nicht, wenn man „genetisch korrekt“ auf den Kohlenhydratanteil der Ernährung reduziert. Auch ich habe lang genug den Fehler der Perfektion gemacht: Es muss die eine Diät, die eine Ernährung für den Menschen geben.

Und: Wenn das Streichen von raffinierten Kohlenhydraten gut ist, dann könnte man ja meinen, dass gar keine… etc. noch besser ist, oder nicht?

We found a wide range of carbohydrate intake (≈3%-50% of the total energy intake; median and mode, 16%-22% of the total energy). Hunter-gatherer diets were characterized by an identical carbohydrate intake (30%-35% of the total energy) over a wide range of latitude intervals (11°-40° north or south of the equator). However, with increasing latitude intervals from 41° to greater than 60°, carbohydrate intake decreased markedly from approximately equal to 20% to 9% or less of the total energy. Hunter-gatherers living in desert and tropical grasslands consumed the most carbohydrates (≈29%-34% of the total energy). Diets of hunter-gatherers living in northern areas (tundra and northern coniferous forest) contained a very low carbohydrate content (≤15% of the total energy).

(Ströhle et al., 2011)

Also: Jäger und Sammler, die im Bereich zwischen Äquator und Norditalien leben, ernähren sich im Schnitt von ca. 30-35% Kohlenhydraten.

Ab Norditalien bis > Schweden fällt der Kohlenhydratanteil weiter bis <15%, sogar bis ca. 3%.

Der springende Punkt ist: Hier in Europa leben aber keine natürlichen Völker mehr. Wir können also zunächst nur vermuten, ob das, was ich gerade bezüglich Europa geschrieben habe, auch so stimmt.

Eine Sache wird aber sofort klar: >50% Kohlenhydrate ist eher die Ausnahme als die Regel. Das ergibt sich nicht nur aus der Tatsache, dass es in der Natur keine Bäckerei gibt, sondern auch deshalb, weil die mediane Kalorieneinnahme und Nahrungsaufnahme erheblich schwanken. So gibt es mit Sicherheit Tage, an denen überhaupt gar keine Kohlenhydrate gegessen werden.

Und jetzt wird die Sache erheblich schwieriger, denn woher willst du denn wissen, dass deine Gene an Eiszeit-Ernährung angepasst sind? Woher willst du wissen, dass du das Eskimo-Gen in dir trägst und du deshalb deutlich weniger Glukose-Transporter auf der Muskelmembran sitzen hast?

Ich habe damals darauf hingewiesen, dass deine Schienbeinlänge darüber Auskunft gibt, in wie weit dein Körper an Kälte adaptiert ist. 

Daraus ergibt sich auch eine erhöhte Wahrscheinlich bezüglich der Adaptation an eine Ernährung, die einen geringeren Kohlenhydratanteil präferiert.

Wenn du also ein sehr guter Läufer bist, mit langen Schienbeinen, dann ist die Wahrscheinlichkeit auch größer, dass du – tatsächlich – mehr „Warm-Gene“ in dir hast, die dir womöglich erlauben, deutlich mehr Kohlenhydrate zu essen.

Dennoch: Alles zwischen 0 und 40% ist okay, ist natürlich. 40% sind bei einem täglichen Umsatz von 2500 kcal ca. 1000 kcal, also ca. 250g Kohlenhydrate.

Weiter solltest du dir im Klaren sein, dass Glukose-Toleranz auch abhängig ist von exogenen Faktoren, wie zum Beispiel Vitamin A oder Vitamin D. Viel Vitamin D wird die Präferenz in Richtung Glukose-Oxidation verschieben, Retinol, also Vitamin A, in Richtung Fettsäure-Oxidation.

Das macht Sinn: Viel Vitamin D heißt für deine Gene auch viel Sonne – du signalisierst deinem Körper quasi deine momentane geographische Lage. Im Winter oder in der Eiszeit werden wir viel weniger Vitamin D aufnehmen, dafür aber deutlich mehr Retinol.

Du also, kannst entscheiden, welche Substrat-Präferenz du hast.

Generell sollte man sich an meinem Post „Richtig essen“ orientieren. Dort können wir sehr variabel mit genau diesen Variablen „spielen“, bleiben somit immer in optimalen Bereichen.

Abschließende Frage an dich – ich muss testen, ob du den Sinn dieses Posts verstanden hast: Wie ernähre ich mich „optimal“?

Antwort: Indem ich „natürliche“ Lebensmittel konsumiere.

Das ist schwer zu verstehen, gell?

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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