kniebeuge plus eiweißshake

Du faule Socke!

Das Beste, was dir im Leben passieren kann, ist …

Kniebeuge + Eiweißshake. 

Ein ganz banales Rezept mit ungeahnter Tragweite.

Deshalb Kniebeuge

  • Wer eine Last auf den Schultern nach oben, also gegen die Schwerkraft, wuppen kann, fühlt sich nicht nur physisch stark – auch sinnbildlich wirst du „mehr Last auf deinen Schultern tragen“ können.
  • Die Kniebeuge, das zeigt eine aktuelle Studie, bringt dich an dein VO2max, reizt also deine s. g. aeroben Systeme maximal aus – in Laiensprache: Nicht nur die Beine werden maximal belastet, dein ganzer Körper wird bis zum Anschlag mit Sauerstoff geflutet!
  • Wenn du mit der Kniebeuge deine Maximalkraft trainierst, werden alle leistungsrelevanten Parameter auf Muskelebene besser – also auch deine Ausdauer!
  • Wer schwer oder ausdauernd hebt und den Körper danach mit Eiweiß, sprich mit Aminosäuren flutet, wird dem Leben signalisieren: Sieh her, meine Jagd – die ich ja gerade auf den Schultern nachhause getragen habe – war erfolgreich, ich kann mich und meine Sippe versorgen – die Evolution wird dir genau das mit einer massiven Flut an Endorphinen und einem tagelangen Wohlgefühl belohnen.

Natürlich muss sich niemand direkt eine Langhantel auf den Rücken legen. Einfache Kniebeuge mit Eigengewicht reicht für Anfänger komplett aus. Sogar Fortgeschrittene können damit, je nach Trainingsvariation noch Fortschritte machen.

Du kannst die Kniebeuge explosiv oder langsam ausführen, ausdauernd (mit vielen Wiederholungen) oder eben … mit (hohem) Gewicht und wenigen Wiederholungen. Du kannst mit der Kniebeuge also dein ganzes System (aus-)trainieren.

Das kann wirklich jeder und jedes Kind. 

Auch du, jetzt sofort. Natürlich, natürlich heißt das Geheimnis, etwas abstrakter formuliert, nicht „Kniebeuge“, sondern Oberschenkelmuskulatur, da Größe x Stoffwechselaktivität hier den größten Hebel liefern.

Daher ist auch Bergwandern, Radfahren und alles, was die Oberschenkelmuskulatur gegen einen Widerstand arbeiten lässt, Gold wert für dich, deine Stoffwechselgesundheit und … ja, was eigentlich?

Dein Oberschenkel heilt dich

Dazu gab es erst kürzlich eine Arbeit im sehr renommierten Fachmagazin Signal Transduction and Targeted Therapy, die da heißt:

„Molekulare Mechanismen der Bewegung, die zur Geweberegeneration beitragen“ (Q)

Die Autoren stellen nämlich fest, dass der Körper traurigerweise über relativ wenig Regenerationsfähigkeit verfügt. Wenn also das Herz mal kaputt ist (Herzinfarkt), wird es generell schwer, die Regeneration auf den Ursprungszustand anzukurbeln, obwohl (!) das Herz über Stammzellen verfügt, die nur wachgeküsst werden müssten.

Bewiesen an Dr. Godfrey, seines Zeichens Sportprof an der Brunel Universität. Über den wurde publiziert, weil sein Herz nach einem Herzinfarkt (Thrombose) durch hochintensives Intervalltraining innerhalb eines Jahres zu 50 % heilte. Leser kennen die Story. Hintergrund ist, dass Tierstudien zeigten, dass man Herzstammzellen durch intensiven Sport „wachküssen“ kann.

Jedenfalls stellt uns die oben genannte Studie wunderbare Abbildungen parat, die man ja nur mal auf sich wirken lassen muss. Sieh her:

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Gerne draufklicken zum Vergrößern. 

Natürlich sieht das unübersichtlich aus, zumindest auf den ersten Blick von Ungeübten, daher übersetze ich das mal:

  • Muskel. Sport erhöht die Zahl der Mitochondrien und regt die Teilung der Muskelstammzellen an. Resultat: Ermüdungsresistenz und Muskelwachstum.
  • ZNS. Sport verbessert die Funktion vom Hippocampus (Lernzentrum), erhöht die Gefäßdichte und steigert die Reperaturkapazität der Neuronen.
  • PNS. Im peripheren Nervensystem schützt Sport die Nervenbahnen, was in besserer Funktion und weniger Schmerz resultiert.
  • Blutbildung. Sport erhöht die Stammzellaktivität des blutbildenden Systems. Gewusst?
  • Knochen und Stützapparat. Sport steigert die Aktivität knochenbildender Zellen und erhöht so die Knochendichte. Außerdem verbessert Sport die Heilungsfähigkeit von z. B. Knorpeln und Gelenken.
  • Leber. Sport erhöht die Energiegewinnung und die Heilungsfähigkeit der Leber, was z. B. vor Fettleber schützt.
  • Und Herz. Sport erhöht die Teilungsfähigkeit von Herzzellen, was u. a. in einem größeren und funktionaleren Herzen resultiert.

Ist das nicht sensationell? Sport regeneriert also nicht nur den nach der Kniebeuge schmerzenden Muskel, sondern gleich den ganzen Körper mit. Wie das geht? Auch dafür gibt’s schon lange Antworten:

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Beim Sport sezerniert der Muskel Botenstoffe, die auf alle anderen Gewebe wirken. 

Bei Bewegung – und teilweise noch Tage danach – sezernieren der Muskel, aber auch das Fettgewebe, Botenstoffe, die natürlich im Blut zirkulieren und fröhlich von anderen Geweben aufgenommen werden. Wo sie dann wirken.

Das beste Beispiel dafür ist der Botenstoff Irisin, der z. B. ins Gehirn gelingt und dort Entzündungen hemmt, die synaptische Plastizität (= Anpassungsfähigkeit des Gehirns) erhöht und die Neuronenbildung anregt. Weitere bekannte Botenstoffe sind Adiponectin, IL6 und IL15 – gerne mal googeln!

Wie viele Leben hast du nochmal?

Die meisten Menschen verstehen eine Sache nicht: Dein Körper ist an hohe körperliche Belastung angepasst. Er braucht das, wie die Luft zum Atmen. Das ist tief in deinen Genen verankert, entwicklungsgeschichtlich bedingt. Ein Körper kann ohne intensive Bewegung gar nicht normal funktionieren – bitte reflektiere diesen Satz mal vor dem Hintergrund der heutigen Epidemien von Zivilisationskrankheiten.

Ja, wir leben in der Matrix. Sich nicht zu bewegen ist nicht der Normalzustand und Sport kein nettes Zubrot. Daher wirkt Sport auch nicht „protektiv“. Der Normalzustand ist der bewegte Körper und der wird halt krank, wenn du’s nicht tust. Das ist ein mächtiges Reframing.

Ich denke mir: Es gibt (fast) keine Ausrede, um sich nicht zu bewegen. Natürlich gibt es vielleicht auch Menschen, die ehrlich sind und einfach keinen Bock haben sich zu regenerieren. Diese selbstlose Einstellung akzeptiere ich natürlich.

Für die anderen gilt:

Kniebeuge + Eiweißshake!

Das ist dein wahres Lebenselexier, wie uns die Forschung eindrücklich beweist. :-)

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

3 comments On Du faule Socke!

  • Wie macht Ihr das mit dem Aminosäure-Fluten nach der Anstrengung? Also „EIKLARshake“ geht bei mir immer im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten los. Und nein, ich verwende zum Anrühren keine Milch!
    Ansonsten kann ich die Ausführungen im Artikel bestätigen: muskuläre Arbeit gegen Widerstand bringt auf Dauer Wohlbefinden. Da reicht bei mir schon moderater Kraftaufwand. Mehr brauche, möchte und kann ich auch nicht. :-))

  • Oh preach it Baby, preach it!^^ Jeden Tag…Rudi hat’s schon treffend und minimalistischst ausformuliert: JAAA!
    Danke dafür!

    PS: Ich sollte Flyer drucken mit dem Reframing und die in jeden Briefkasten werfen und an jede Ampel kleben…

  • Ja!! Laut: JAAA!!!!!

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