Coronavirus Mutationen

Infektion schützt vor Infektion

Die Corona-Pandemie war völlig verrückt. Alles, was bis dahin – z. B. aus virologischer/immunologischer Sicht – galt, galt plötzlich nicht mehr fürs Coronavirus. Warum?

Darüber kann man viel philosophieren. Es ist eine ganz perfide, seltsame Mischung. Wir haben auf der einen Seite ein „neues“ Virus, das eine neue Krankheit macht – „Covid“. Wir haben hysterische Massen, die nun offen für jeden Blödsinn sind. Ahnungslose, angstgetriebene Politiker, die handeln müssen. Und wir haben Wissenschaftler, die sich profilieren wollen, die offenbar auch das große Geld fürs eigene Labor (und das Ich) riechen.

Unfassbare Fehlinformation von Drosten

Mich persönlich haben aus fachlicher Sicht viele Dinge sehr geärgert. Etwas, was besonders hängen geblieben ist, war folgender Tweet, der natürlich im tiefen Winter abgesetzt wurde:

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Ganz ehrlich: Da könnte ich kotzen.

Was Drosten wohl gemeint hat: Eine Coronainfektion ist keine Spaßveranstaltung und hat für manche Personen vielleicht keinen weiteren Nutzen – im Gegenteil, eine schwer verlaufende Infektion kann sehr schaden. Unterschreibe ich sofort. 

Aber das steht da – bewusst, absichtlich(?) – nicht. Da steht wörtlich, man könne mit einer Infektion das Immunsystem nicht trainieren. Als Analogie wählt er ein völlig beklopptes Beispiel noch dazu. Denn natürlich wird sich die Verdauung, die enzymatische Landschaft, und das Mikrobiom an das anpassen, was man oben reinschiebt.

Das ist das Urwesen der Biologie: Adaptation. 

Diese Aussage ist völlig falsch und irreführend. Der Tweet wurde zudem im Kontext einer intensiven Impfdebatte abgesetzt, womit wohl erreicht werden sollte, dass sich mehr Menschen impfen lassen. Denn freilich, so würde es Drosten ganz sicher sagen, „trainieren Impfungen das Immunsystem“.

Das ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein Wissenschaftler aus dem Elfenbeinturm heraus zur dummen Masse spricht und sie besserwisserisch belehren will. Wer ganz ketzerisch sein will, wird anführen, dass Drosten ja nicht mal Immunologe ist. Aber geschenkt. Denn das, was da steht, ist ja nun wirklich Basiswissen, ja Grundgefühl eines jeden Biologen.

Studie beweist: Infektionen schützen vor Infektionen!

  • Fakt ist, Menschen brauchen den Kontakt zu Mikroben, damit das Immunsystem überhaupt normal funktioniert. Man kann anführen, dass viele Mikroben, die das Immunsystem dann „trainieren“, nicht pathogen sind, sprich normal ungefährlich für den Menschen sind. Ok, akzeptiert.
  • Fakt ist, dass ja gezeigt wurde, dass ein breit aufgestelltes Immunsystem, vornehmlich geschult mit Hilfe von Pathogenkontakten oder durchgemachter Infektion, via Kreuzreaktion vor neuen Infektionen schützt. Funktioniert auch bei Corona (hier und hier)
  • Fakt ist auch, dass am Beispiel von Sars-Cov-2 längst gezeigt wurde, dass eine akute Infektion mit Schnupfenviren die Schleimhautimmunität stärkt und dadurch Infektion durch Corona blockiert oder abschwächt. Heißt, ganz akut schützt eine Infektion (mit einem Erreger) vor einer weiteren Infektion (mit einem anderen Erreger).
  • Und Fakt ist, dass Studien darlegen, dass eine „Superimmunität“ entsteht, wenn das Immunsystem mehrmals mit einem Erreger in Kontakt kommt – auf diese Weise trainiert sich das Immunsystem via Infektion sehr wohl, und zwar stark und nachhaltig.

Doch weiter: Ungefähr zur damaligen Zeit, als Drosten solche Märchengeschichten erzählte, wurde eine bahnbrechende Studie im renommierten Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht, die darlegt, wie durch eine Infektion das Immunsystem nicht nur gegen künftige Angriffe desselben Krankheitserregers, sondern auch gegen Angriffe durch andere Erreger gestärkt wird. 

„Die wichtigste Zellpopulation, die wir im Laufe des Alterungsprozesses verlieren, sind die naiven T-Zellen“, so Dr. Nikolich-Žugich. „Diese Studie zeigte, dass sowohl die Erhaltung der naiven T-Zellen im Laufe der Zeit als auch ihre Funktion durch das Vorhandensein einer Infektion verbessert wurden, was in gewisser Weise mit der Hygienehypothese übereinstimmt, die besagt, dass es für die Kinder besser ist, wenn sie den alltäglichen Keimen ausgesetzt sind.

Und weiter:

„Diese Studie zeigte, dass eine Infektion nicht nur die Zahl der naiven T-Zellen besser aufrechterhält, sondern sie auch in einen etwas höheren Wachzustand versetzt.

Das heißt, wenn das Immunsystem auf eine neue Infektion wie SARS-CoV-2 oder einen neuen Grippestamm trifft, können naive T-Zellen schneller reagieren und einen besseren Schutz bieten.

Oh! Da steht ja genau das Gegenteil von dem, was Drosten im Namen der Wissenschaft postuliert.

Die passende Analogie

Doch auch ganz ohne Polemik wird man verstehen, dass jemand, der täglich 20 Liegestütze macht und gerne um den Block joggt, sehr wahrscheinlich auch auf der Rudermaschine oder beim Bankdrücken mit mäßigem Gewicht besser abschneiden wird, als jemand, der dies nie getan hat und plötzlich 50 kg Bank drücken soll.

Und jemand, der vorher nie trainiert hat, und plötzlich ein relativ hohes Gewicht heben muss, wird einen so starken Impuls setzen, dass die Muskeln sich sehr sicher über einen längeren Zeitraum daran erinnern werden, um auf einen ähnlichen Reiz in Zukunft besser vorbereitet zu sein. Das ist wirklich so banal.

Fakt ist, und da stimme ich mit Drosten überein: Jemand, der nie trainiert hat und noch nie eine Hantel gesehen oder Sport getrieben hat, kann sich sehr verletzen, wenn er urplötzlich ein hohes Gewicht bewegen muss. Das sind schwere Infektionen. Und natürlich können Impfungen in einem solchen Kontext oft helfen und schützen.

Aber mal ehrlich: Wenn wir Menschen raten, nie zu „trainieren“, weil es lt. eigener Aussage „Training des Immunsystems“ gar nicht gibt, braucht man sich doch nicht zu wundern, wenn jede Belastung des Immunsystems direkt eine starke, vielleicht lebensgefährliche Belastung darstellt. Oder? Genau darum geht es: Erlernte Hilflosigkeit. Das macht mich wütend.

Longcovid – ein ganz anderer Ansatz

Achtung, das ist keine Behandlungsempfehlung! 

Es gibt Hinweise darauf, dass Longcovid sich teils dadurch therapieren bzw. verhindern lässt, dass man nach einer Infektion noch impft. Aktuell stehe ich Impfungen nach wie vor skeptisch gegenüber, weil man mittels mRNA nach wie vor quasi ausschließlich gegen das für Mutationen extrem anfällige Spike-Protein impft – das Coronavirus besteht aber aus vielen Proteinen, die später als Antigenen dem Immunsystem präsentiert werden. 

Drum zeigen Studien, dass es eine bessere Idee ist, beispielsweise mit Totimpfstoffen dem Immunsystem das ganze Virus zu präsentieren. Was dann auch nachhaltiger gegen weitere Varianten schützt, weil ein Coronavirus mit Bart oder mit Hut trotzdem ein Coronavirus ist und sich das Immunsystem durch die Verkleidung dann nicht mehr so einfach veräppeln lässt ;-)

Coronavirus Mutationen
Mutationen, sprich neue Coronavarianten, sind „Tarnungen“ der Ursprungsvariante. Je besser das Bild ist, das unser Immunsystem vom Erreger hat, umso leichter wird es das Coronavirus immer wieder erkennen – auch dann, wenn es als Weihnachtsmann verkleidet ist ;-)

Jedenfalls: Meine Einschätzung ist, dass Longcovid bei einigen oder vielen Fällen ein Versagen des Immunsystems ist, übrig gebliebene Coronaviren-Reservoirs, z. B. im Fettgewebe, „zu sprengen“. Ich denke, das hängt auch damit zusammen, dass das Immunsystem in diesen Fällen, warum auch immer, keine guten T-Zellen bildet, die das Virus bzw. befallene Körperzellen dort effektiv auslöschen.

Drum gehe ich persönlich davon aus, dass weitere Infektionen oder zumindest nachträgliche Impfungen mit Totimpfstoffen nicht schädlich, sondern förderlich sind, da es dem Körper die Möglichkeit gibt, besser zu lernen, wie das Coronavirus aussieht. Analog zur oben genannten Tatsache, dass ja bereits gezeigt wurde, dass Infektion plus Impfung – sprich zwei Erregerkontakte – eine „Superimmunität“ entstehen lässt.

Die neue Studie ergab, dass es keinen Unterschied macht, ob jemand eine Durchbruchinfektion bekommt oder nach einer natürlichen Infektion geimpft wird. In beiden Fällen zeigte die im Blutserum gemessene Immunreaktion Antikörper, die gleichermaßen reichlich vorhanden und stärker – mindestens zehnmal stärker – waren als die durch die Impfung allein erzeugte Immunität.

Weitere Infektionen, wohlgemerkt: nicht bei pathologisch immungeschwächten Patienten, erhöhen die Erregbarkeit des Immunsystems, was wiederum die Chancen erhöht, dass es sich neu, besser einstellt und dann auch Reservoirs killt, die vorher nicht erkannt wurden.

Ergo

Infektionen sind nicht böse, oft nachhaltig förderlich. Manchmal sogar (vielleicht?) Therapie. Auch, wenn uns unsere Wissenschaftler manchmal etwas ganz anderes verkaufen wollen. ;-)

So, fertig für heute.

 

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

13 comments On Infektion schützt vor Infektion

  • Leicht einsitige Betrachtung, meiner Meinung nach. Leider hilft eine Impfung nach Corona nur einem Teil der Long Covid Erkrankten, was auch leicht zu verstehen ist, wenn man davon ausgeht (was einige Experten inzwischen tun), dass Autoantikörper eine Rolle spielen. Deswegen hilft einigen eine Blutwäsche eher. Im Falle von Autoantikörpern wiederum, wären Impfungen egal welcher Art kontraproduktiv. Impfungen stehen im Verdacht Autoimmunprozesse hervorzurufen – und zwar vor allem aufgrund der Additive. Ein israelischer Professor hat dazu sein sehr dickes Buch schon vor Jahren geschrieben.

    • Also erstens mal, verstehe ich deine Wertung nicht. Im Artikel steht nicht, dass ich es auf jeden beziehe. Darüber hinaus solltest du dir mal die Frage stellen, warum der Körper Auto-Antikörper im Zuge einer Infektion bildet. Das ist genau das Szenario, das ich im Artikel darlege („ein Versagen des Immunsystems (…) keine guten T-Zellen) – heißt, das Immunsystem hat nach oder während der Infektion die falschen Entscheidungen getroffen. Der Auswahlprozess bei der Reifung von Antikörpern bzw. Immunzellen des Körpers ist extrem komplex und es bilden sich nicht einfach so Auto-Antikörper. Daher: Na klar, Auto-Antikörper werden eine Rolle spielen. Das erklärt aber keineswegs, warum das Immunsystem überhaupt welche gebildet hat und das negiert keineswegs die Tatsache, dass das Immunsystem mit möglichen Virenreservoirs und weiteren Infektionen nicht klarkommt. Das passiert sehr sicher alles zusammen, in gewissen Prozentsätzen aufgeteilt.
      Wie dargelegt: Es geht überhaupt nicht um Impfungen an sich, sondern darum, das Immunsystem an die Hand zu nehmen und neu zu programmieren, damit es lernt, mit dem Coronavirus *ordentlich* umzugehen. Und nur auf dieser Basis besteht eine Chance, dass die Erkrankung bei solchen Leuten ordentlich ausheilt und langfristig bzw. nachhaltig Schutz bietet.

  • Super! Vielen Dank für diese anschauliche und leicht verständliche Darstellung. Ich hoffe, dieses Wissen kommt auch ganz oben an und lässt endlich Köpfe rollen.

  • Mich würde interessieren wie es bei long covid nach Impfung, deiner Meinung nach, aussieht? Gibt es da auch Reservoirs? Würde mich auf eine Antwort freuen :)

    • Eine Impfung, z. B. mit mRNA gegen Spikes, schließt das Risiko für Longcovid nicht aus.

      • Ja, genau. Aber, liegt der gleiche Mechanismus zugrunde? Du sagtest, dass es bei long covid nach Infektion wahrscheinlich ein Versagen des Immunsystems ist, dass l.c. entsteht. Es werden nicht alle Virusreservoirs im Körper zerschlagen. Gibt es also nach der Impfung auch Reservoirs von Spikeproteinen, die durch die mRna hergestellt wurden? Es handelt sich hier ja um kein intaktes Virus. Meine Frage war nicht, OB es Long covid nach Impfung gibt, sondern warum? :)

        • Nein, davon gehe ich nicht aus. Macht für mich keinen Sinn, dass Spikes alleine eine große Persistenz zeigen. Ich gehe eher davon aus, wie du richtig anmerkst, dass bei Postvac das Immunsystem fehlprogrammiert wird und dadurch u. a. Autoantikörper entstehen, Kreuzreaktivitäten und/oder T-Zelle- und andere Immunzellendysfunktionen.

  • Wer sich auf Odyssee die Doku „The Big Reset Movie“ angesehen hat, kann sich schon denke warum bezüglich Corona so viele Unwahrheiten verbreitet werden.

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