Depositphotos 240984700 L

Part IV: „Ich bin aber ein Kohlenhydratverbrenner!“

Was gilt dann? Genau das Gleiche.

Also: Es gibt tatsächlich Menschen, und das sind gar nicht wenige, deren Stoffwechsel es nicht toleriert, zu stark in Richtung Fettstoffwechsel zu gehen. Darüber könnte man jetzt Studien und Doktorarbeiten schreiben … alles schon passiert!

Hintergrund ist ganz einfach: Wir sind verschieden. Kennen wir doch von unseren vierbeinigen Freunden. Canis lupus familiaris, auch Haushund genannt. Dieselbe Art gibt es in unzähligen Ausführungen, von Windhund bis Mops. Der eine kann viel rennen, der andere nur liegen. Der eine braucht Kohlenhydrate, der andere frisst nur Rindertalg.

So ähnlich ist das auch bei uns Menschen. Wir haben z. B. unterschiedliche Muskelfasertypen. Unsere Muskulatur verstoffwechselt von Haus aus schon unterschiedliche Substrate. Wissen wir doch: Ein Sprinter hat schnellkräftige Muskelfasern (Typ-2-Fasern), die eher schlecht darin sind, Fette zu verbrennen und von Haus aus mehr Glykolyse betreiben. Ein drahtiger Langläufer (mit Typ-1-Fasern) genau das Gegenteil…

Und genau deshalb wird der eine immer etwas mehr Kohlenhydrate brauchen als der andere. Und das bezieht sich nicht mal nur auf den Kohlenhydratanteil in der Nahrung. Die Makronährstoffverteilung im Allgemeinen kann entsprechend hoch individuell sein. Gar kein Problem.

Nur: Wenn man jetzt z. B. die dunkelhäutigen Amerikaner mit vornehmlich afrikanischen Wurzeln studiert, findet man nicht selten genau das, worüber wir sprechen. Sie haben häufig einen höheren Anteil von schnellkräftigen Typ-2-Fasern und zeigen sehr viel schneller Stoffwechselentgleisungen in Form von Insulinresistenz und Co. Die werden sich enzymatisch schwer zu reinen Fettverbrennern umerziehen lassen.

Wenn so einer jetzt also Kohlenhydrate in der Ernährung *braucht*, dann hat das eine genetische Basis in Form der Muskelfaserkomposition bzw. Substratpräferenz der Muskulatur. Das kann dich auch betreffen. Nicht schlimm. Allerdings muss genau diese Person darauf achten, dass es aus sauberen Quellen kommt, bzw. darauf, dass die Nahrung weitestgehend minimalprozessiert ist.

Nur so lässt sich das erhöhte inhärente Risiko für Stoffwechselentgleisung in diesen Menschen senken. Drum gilt auch für sie, wie für jedes Tier, das man im Labor studiert im Übrigen, dass „Nahrung“ eben aus Lebensmitteln zusammengesetzt sein muss. Aus Leben. Nicht aus Nutellabrötchen.

Okay. Moment. Wenn ich also als Usain Bolt geboren bin, kann ich meinen Fettstoffwechsel nicht trainieren? Steht das hier? Nein. Natürlich nicht. Auch für so einen Menschen gilt genau das, was im ersten Post steht. Nur die Toleranz gegenüber starker Kohlenhydratverknappung wird geringer sein als bei einem … sagen wir … schmächtigen Marathonläufer. 

By the way: Muskulatur macht auch nur rund die Hälfte des Energieumsatzes des Körpers aus. Ach so. Genau, für die Leber eines Marathonläufers gilt das gleiche wie für die Leber eines Sprinters. Und so weiter. Auch hier gilt also, dass der etwas erhöhte Kohlenhydratbedarf ja easy aus natürlichen Quellen gedeckt werden könnte. Dafür braucht man keinen Bäcker. Die Leber, das Hirn und die restlichen Gewebe werden’s einem danken.

Zusammengefasst bis hierhin lässt sich also sagen, dass …

  • eine „gesunde“, also eine minimalprozessierte Ernährung, ein bisschen einen anderen Stoffwechsel braucht als Schokohörnchen.
  • die Umstellung ein bisschen Zeit braucht, weil sich der Körper enzymatisch anpassen muss.
  • wir diese Umstellung unterstützen, ja sogar trainieren können.
  • die Körperfettmasse alleine den Fettstoffwechsel ausbremst.
  • ein gesunder Fettstoffwechsel bei jedem von uns wichtig ist.
  • jeder von uns jedoch eine andere Auslegung braucht, die individuell verschieden ist.
  • es entscheidend ist, minimalprozessiert zu essen.

Einen gibt’s noch…

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

3 comments On Part IV: „Ich bin aber ein Kohlenhydratverbrenner!“

  • Ich möchte mal eine Liste mit so richtig coolen hoch Kohlenhydrathaltigen, minmalprozessierten Lebensmitteln. Kartoffeln, Reis und dann fertig? Kann man da mal 10+ nennen?

    • Dazu müsste man vorher definieren, was genau du unter „hoch kohlenhydrathaltigen“ Lebensmitteln überhaupt verstehst :-)

    • Hi Cyrill

      Eine Liste? Das geht mMn wesentlich einfacher: alles was unter der Erde wächst speichert KH, damit das was oberhalb dranhängt ebenfalls wachsen kann. Grob gesagt.

      Also alle Wurzelgemüse wie Pastinaken, Petersilie, Karotten, Rote Beete und alle Rüben sowieso.
      In Kombination mit dem dazugehörigen Grünzeugs immer eine gute Wahl.

      VG

Leave a Antwort:

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .