Vegan isses nich.

Wie soll man Veganern erzählen, dass es lebensgefährlich ist, was sie machen?

Diese Frage stelle ich mir zunehmend in Anbetracht der Tatsache, dass vegane Ernährung momentan so beliebt ist. Das haben wir Leuten wie Karl Ess und Attila Hildmann zu verdanken, die das alles ganz gut, wie soll ich sagen?, propagieren.

Weiter liegt es an der Tatsache, dass die Fleischesser bei (u.a.) Bluttests, die in bestimmten Dokus gemacht werden, immer schlecht wegkommen: Der Blutdruck steigt, die Blutfettwerte verschlechtern sich etc.

Jetzt habe ich ja die Wahrheit auch nicht gepachtet – wenn ein Mensch mit veganer Ernährung, die übrigens durchweg kohlenhydratlastig ist, 40kg abnimmt, gute Blutwerte bekommt und nebenbei kochen lernt, dann komme ich in die Bringschuld.

„Funktioniert also doch, oder?!“

Was viele Menschen einfach nicht können, ist eine Sache ohne „emotional response“ zu analysieren, das heißt zu analysieren völlig ungeachtet der Tatsache, ob mein Gehirn mir grad sagen will: Oh der Salat sieht aber schön aus und der Mann hat ja total Gewicht verloren UND es wird ja auch gesagt, die Menschen werden dadurch fitter – das sind alles Bilder, die Emotionen in uns hervorrufen.

Und die können einen Glauben, der nicht gefestigt ist, schon mal ins Wanken bringen, vor allem dann, wenn man dort Männer sieht, die einen Sixpack haben.

Weg mit den Konzepten!

Wir sollten uns verabschieden von Stufe I, Konzepte vergessen, vergessen, was „low carb“, „no carb“, „high carb“, „medium carb“, „vegan“, „vegetarisch“, „makrobiotisch“ etc. ist, hin zu dem Wissen, was denn in meinem Blut ankommen muss, damit ich gesund bleibe.

Was beim Veganer alles nicht ankommt

  • Retinol
  • Vitamin B12
  • Protein
  • n3 Fettsäuren
  • Calcium
  • Eisen
  • Zink
  • Jod
  • Selen

(Key et al., 2006)

Das klingt jetzt erst mal noch okay, aber übersetzt in das menschliche Leben bedeutet das:

  • erhöhte Infektanfälligkeit (schwaches Immunsystem) und Neigung zur Anämie

Neubauerorva et al., 2007

Statistical analysis showed significant differences in hematological parameters between vegetarian and nonvegetarian population. People eating vegetarian diet had significantly lower white blood cell count and red blood cell count in both, older (P < 0.01; P < 0.001) and younger (P < 0.01, P < 0.001) populations in comparison with nonvegetarian subjects. Hematological parameters were decreased, but in normal reference range. Reduced white blood cell counts were discovered in individual cell populations. Younger vegetarians had significantly lower count of neutrophils (P < 0.001), monocytes (P < 0.05), and eosinophils (P < 0.01) compared with younger nonvegetarians. In older vegetarians, significantly lower lymphocyte (P < 0.001) and basophile (P < 0.01) counts were found.

Obwohl es sich hierbei nur um eine vegetarische Ernährung handelte, haben Teilnehmer trotzdem signifikant weniger weiße und rote Blutzellen.

Gerade auch die älteren Teilnehmer hatten deutlich weniger Lymphozyten.

Weiterhin zeigt diese Arbeit auch, was einem der gesunde Menschenverstand sagt: Zu wenig Eisen resultiert in wenig Hämoglobin bzw. in wenig Erythrozyten, das heißt rote Blutkörperchen.


  • weniger Testosteron, mehr Estradiol, mehr Testosteron bindendes Globulin 

Key et al., 1990

Total testosterone (T), total oestradiol (E2) and sex hormone-binding globulin (SHBG) concentrations were measured in plasma samples from fifty-one male vegans and fifty-seven omnivores of similar age. Free T concentration was estimated by calculation. In comparison with the omnivores, the vegans had 7% higher total T (P = 0.250), 23% higher SHBG (P = 0.001), 3% lower free T (P = 0.580), and 11% higher E2 (P = 0.194).

Männer, die sich vegan ernähren, haben 3% weniger freies Testosteron, was sich aus dem gesteigerten SHBG (sex hormone binding globuline) ergibt und dem gesteigerten T gesamt ergibt, aber auch 11% mehr Estradiol.


  • Schilddrüsenfunktion

Leung et al., 2011

Median urinary iodine concentration of vegans (78.5 μg/liter; range 6.8–964.7 μg/liter) was lower than vegetarians (147.0 μg/liter; range 9.3–778.6 μg/liter) (P < 0.01).

Man achte bitte auf den Referenzbereich. Ich habe einen T3-Wert der an der Obergrenze liegt. Und den habe ich erreicht mit einem Jod-Urinwert von über 1000mcg/L. Das oben war eine Studie aus Boston, wo man ca. 140 Teilnehmer untersuchte.

Appleby et al., 1999

The soil in some parts of Britain is deficient in iodine. The most important dietary source of iodine in the general population is dairy products, partly due to the high iodine content of some cattle feed. Therefore, vegans in Britain may be at risk for iodine deficiency (16). To explore this hypothesis, thyroid stimulating hormone (TSH) concentration was measured in plasma samples from 48 vegan and 53 omnivorous men (17). The geometric mean TSH concentration, adjusted for age and body mass index, was 47% higher in the vegans than in the omnivores (P = 0.001). Five vegans but none of the omnivores had a TSH concentration above the reference upper limit of 5 mU/L (P = 0.022)

TSH bemisst indirekt (!) den T3-Wert. Ein hoher TSH-Wert ist ungefähr das, was der Hund für die Katze bedeutet oder ein Kreuzbandriss für einen Nationalspieler vor der WM.

Das Problem an solchen Studien ist, dass ja sogar Omnivoren nicht suffizient versorgt sind mit Jod und Selen, was sich in suboptimalen T3-Werten widerspiegelt. Das Problem wird man glaube ich erst begreifen, wenn der T3-Wert nicht bei 2, sondern bei 4 liegt. Erst dann kann man mitreden und fühlen, was das bedeutet. 50% mehr TSH ist jedenfalls sehr schlecht.

Diese Tatsache wird auch bestätigt durch die Messung der Thermogenese nach einer Mahlzeit: Die Thermogenese wird reguliert durch T3. Veganer haben 30% weniger „Energieverschwendung“ nach Mahlzeiten (Poehlmann et al., 1988).


Ich bin jetzt gerade auf die für das – ganz wichtig – Lebensgefühl relevanten Dinge eingegangen. Mit einem Eisenmangel, mit ständig krank, mit zu wenig Testosteron und zu wenig biologischem Schwung (T3), macht das Leben einfach nicht so viel Spaß.

Dass das ganze noch viel, viel intensivere Dimensionen annimmt, das erahnt man, wenn man Studien liest, in denen ein klarer Zusammenhang besteht zwischen der Mangelversorgung des Gehirns an essentiellen Mikronährstufen, verursacht durch eine vegane/vegetarische Ernährung, und dem Auftreten von pathologischen Veränderungen des Gehirns inklusive Verhaltensauffälligkeiten.

Vegetarians displayed elevated prevalence rates for depressive disorders, anxiety disorders and somatoform disorders. Due to the matching procedure, the findings cannot be explained by socio-demographic characteristics of vegetarians (e.g. higher rates of females, predominant residency in urban areas, high proportion of singles). The analysis of the respective ages at adoption of a vegetarian diet and onset of a mental disorder showed that the adoption of the vegetarian diet tends to follow the onset of mental disorders.

(Michalak et al., 2012)

Diese Studie kommt aus Deutschland (Hildesheim, Berlin, Bochum) und zeigt einen Sachverhalt für denen ich wenig Verständnis in meinem Bekanntenkreis ernte: Die haben Probleme im Kopf, die nichts mit der Sozio-Demographie zu tun haben.

Zwangsläufig will uns der Autor sagen: Du fängst an zu spinnen, nur weil du nicht richtig isst.

Natürlich gibt es Schicksalsschläge. Aber man muss nicht „ohne Grund“ konstant wie ein Zombie durch die Innenstädte geistern.

Wie war die Sache mit der Methylierung?

Methylgruppen-Donatoren sind sehr, sehr wichtige Substanzen im menschlichen Körper. Methylgruppen-Donatoren „methylieren“, das heißt sie übertragen Methylgruppen, auf andere Moleküle, genauer: Oftmals die DNA.

Daraus ergibt sich nicht nur mehr Genom-Stabilität und weniger Anfälligkeit für reaktive Substanzen, sondern auch die Tatsache, dass man sein Genom selbst regulieren kann, das heißt ich entscheide über die Genexpression.

Wie mächtig eine Genexpression sein kann, zeigt auch das Beispiel von Methyldonatoren und ihre Auswirkung auf eine Fettleber.

Our findings reinforce the hypothesis that methyl donor supplementation can prevent hepatic triglyceride accumulation induced by obesogenic diets in both sexes. Changes in liver gene expression profile and epigenetic-mediated mechanisms related to FASN DNA hypermethylation could be involved in methyl donor-induced NAFLD improvement.

(Cordero et al., 2013)

Jetzt wird es spannend: Methyldonatoren sind Cholin, Taurin, Betain, Methionin und Cystein.

Diese Stoffe finden wir in großen Mengen fast ausschließlich in tierischen Produkten.

Und damit können wir verhindern, dass wir eine Fettleber bekommen, ungeachtet unserer Ernährung. So etwas ist sensationell, denn: Metabolisches Syndrom ist auch und gerade gekennzeichnet durch zu viel Leberfett, was ja direkt die Insulinsensitivität beeinflusst.

Es braucht uns daher nicht zu wundern, dass gerade die Inder ein Problem mit metabolischem Syndrom haben: Das nennt man das indische Paradox. Die essen sehr wenig tierische Produkte, fast ausschließlich Kohlenhydrate, wenig Fett, aber…

Results. On applying modified NCEP ATP III, we found out that nearly 95% of the subjects had at least one abnormal parameter. We found the prevalence of MS in our study population to be 19.52%. The prevalence of MS in males was almost double th/an females (

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

4 comments On Vegan isses nich.

  • Hallo Chris,

    ich habe bereits mehrere Posts gelesen. Deine Seite ist auch sehr interessant, aber anscheinend nur für mich zu wenig deutlich.
    Auf deinen angekündigten Post bin ich sehr gespannt ;-)

    LG, Helena

  • Hallo Helena,

    viele, die hier lesen, verstehen die etwas verklausulierte Sprache.
    Ich denke auch, dass es dir klar werden würde, wenn du mehrere Posts liest.
    Aber ich werde heute oder morgen mal einen „Was soll ich denn jetzt essen?“-Post verfassen.

    LG, Chris

  • Schön, vegan isses also nich. Je nachdem wen man gerade fragt sind es Kohlehydrate, Fett und Eiweiß aber auch nicht. Auch wenn du das vielleicht verwerflich findest, aber ich hätte in einer Zeit sich ständig widersprechender Meinungen schon gern einen roten Faden oder Plan, was ich essen sollte/kann und was nicht. Ich lese eigentlich immer nur, was gerade alles NICHT geht. Und was bleibt? Es wäre toll, wenn du dies konkretisieren könntest.
    Danke und liebe Grüße, Helena

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