Es gibt immer wieder Studien, die ich sehr interessant finde, die aber in den Weiten meiner geöffneten Browsertabs untergehen :P Damit wir diesen Teufelskreis mal durchbrechen, möchte ich heute zwei davon besprechen.
Beschädigte Mitochondrien? Vitamin K2!
Vitamin K1 und K2 werden noch immer mit Blutgerinnung und Calciumhaushalt (z. B. Knochengesundheit) assoziiert. Das war’s dann aber auch.
Kleiner Zwischenruf: Sowohl Vitamin K1 als auch Vitamin K2 machen im Körper exakt das Gleiche. Es ist nur eine Frage der Dosierung bzw. Halbwertszeit der verschiedenen Formen, die eine etwas andere Wirkung entstehen lassen. Es ist ein Mythos, dass K1 für die Blutgerinnung und K2 für den Knochen ist!
Jedenfalls gab es schon vor wenigen Jahren die berauschende Nachricht, dass Vitamin K2 ein Mitochondrien-Booster ist. Das wurde an der legendären Fruchtfliege, der Drosophila bewiesen – natürlich gab’s dazu 2019 einen Artikel bei uns.
Vitamin K2 baut sich nämlich in die Mitochondrien ein und verbessert dort den Elektronentransport, sorgt also für eine Revitalisierung beschädigter Mitochondrien. Das darf man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Doch jetzt ganz aktuell wollten Wissenschaftler der Frage nachgehen, warum wir immer die Mitochondrien unserer Mutter veerbt bekommen – und nicht die der Väter. Eine Frage, die uns schon lange interessiert.
Und finden: Väterliche Mitochondrien werden bei der Eizellbefruchtung aktiv eliminiert. Dieser Prozess ist evolutiv hochkonserviert, weil wichtig. Wenn man den Prozess zeitweise stoppt, fallen die Energiewerte der Nachkommen drastisch, viele sterben – die überlebenden Tierchen zeigen lebenslang schwerste körperliche und kognitive Einschränkungen.
Per Zufall entdecken die Forscher jedoch: Vitamin K2 kann den Mito-Defekt kompensieren und die Energiewerte wieder deutlich erhöhen – das rettet nicht nur den Embryo, sondern normalisiert auch die Einschränkungen im Erwachsenenalter der Tierchen.
Der leitendene Forscher stellt sich vor, dass eines Tages einige Familien mit einer Vorgeschichte von mitochondrialen Störungen vorsorglich Vitamin K2 einnehmen. – Quelle: Sciencedaily
Schleichende Entzündung durch IgE
Antikörper, Antikörper an der Wand, wer ist der gefährlichste im ganzen Land?
IgE sind Antikörper, die wir im Zuge einer Sensitisierung bilden, das heißt, wenn wir allergisch auf bestimmte Substanzen (vornehmlich Proteine) reagieren. Sie vermitteln über die Aktivierung von Mastzellen die typischen Allergiesymptome.
Doch Moment… Viele Menschen haben IgE-Antikörper und merken gar nichts oder nur wenig, heißt: kaum Allergiesymptome. Umgekehrt folgt daraus, dass viele Menschen IgE-AKs haben und gar nicht wissen, dass sie immunologisch auf bestimmte Nahrungsmittel reagieren.
Bisher kein Problem. Dachte man, wie so oft. Eine aktuelle Studie wirft aber Fragen auf: Die große Studie zeigte unter anderem, dass Menschen, die IgE-AKs gegen Kuhmilchprodukte im Blut haben, zwei- bis viermal eher an Herzkreislauferkrankungen zu sterben scheinen. Ganz schön robuste Zusammenhänge.
Die Forscher scheinen verblüfft:
Wir glauben nicht, dass die meisten dieser Probanden tatsächlich eine offene Lebensmittelallergie hatten, so dass unsere Geschichte eher von einer ansonsten stillen Immunreaktion auf Lebensmittel handelt.
Auch wenn diese Reaktionen nicht stark genug sind, um akute allergische Reaktionen auf Lebensmittel auszulösen, können sie dennoch Entzündungen verursachen und im Laufe der Zeit zu Problemen wie Herzerkrankungen führen. – Quelle: Sciencedaily
Ach ja. Medizin, wie sie immer komplexer und ausdifferenzierter wird. Und Themen, die ich hier im Blog schon sehr lange bespreche, z. B. im Kontext von AKs gegen Neu5Gc (rotes Fleisch) oder gegen Gliadin/Gluten/Weizenproteine.
Ja, vielleicht hast du akut keine Symptome. Und ja, vielleicht misst man bei dir gar keine aktive Entzündung. Das heißt aber nicht, dass du frei von stillen Entzündungen an den Geweben bist, die dann im Laufe der Zeit Schäden nehmen, die sich kumulieren.
Ich persönlich denke hier an die anekdotische Evidenz vieler Menschen, die klar immunologische Reaktionen auf Kuhmilchprodukte zeigen, die sie aber gar nicht zuordnen können oder vielleicht erst gar nicht bemerken. Das ist nicht immer harmlos. Reicht dann von depressiver Verstimmung hin zu Ekzemen und … „stillen Entzündungen“.
Halten wir fest
Studienergebnisse sind toll. Man muss sie nur kommunizieren. :-)) Ein Reminder an mich!
BTW: Der Plot-Twist dieses Beitrags ist, dass ausgerechnet Milchprodukte besonders reich an Vitamin K2 sind… Tja, das ist das Spannungsfeld der Ernährungswissenschaft.
6 comments On Zwei Studien, die du kennen musst
Vielen Dank für den Beitrag. In der Studie zu den Kuhmilchprodukten lese ich in der Zusammenfassung nur „cow’s milk“ und nicht konkret die Produkte daraus. Was mich interessieren würde, betrifft das auch fermentierte Kuhmilchprodukte wie Joghurt, Kefir und Käse zum Beispiel. Weißt du da mehr?
In der Regel richten sich Kuhmilch-AKs gegen sämtliche Kuhmilchprodukte, inkl. Fermente. Leider zeigt sich bei Betroffenen zudem eine ausgeprägte Kreuzreaktion zu Milchprodukten anderer Spezies, z. B. Ziege/Schaf.
Puh, Vitamin K… ein Thema zu dem ich noch nicht wirklich weiß wie ich damit umgehen soll. Ich habe Faktor V Leiden Mutation, heterozygot, und von ärztlicher Seite hieß es nur „lieber nicht einnehmen“. (Ich nehme keine Medikamente.) Das hat mich schon verunsichert…
Schwierig. Es gibt eigentlich keine direkten Belege, dass eine normale Dosierung von z. B. K2 die Gerinnungsneigung weiter erhöht. Umgekehrt sollte man daran denken, dass Vitamin K eben nicht nur die Gerinnung aktiviert, sondern auch die Thrombolyse, das heißt, Vitamin K-abhängige Proteine sind auch dafür verantwortlich, dass die Gerinnungsneigung nicht zu hoch ist (z. B. Protein S). Außerdem ist Vitamin K2 allgemein sehr wichtig, um den Körper gesund zu halten, was dann wiederum die Gerinnungsneigung senkt. Ich verstehe deinen Kontext und wäre sicher auch etwas verwirrt, aber man muss das schon sauber durchdenken und sich nicht von der vielleicht nicht gerechtfertigten Angst leiten lassen.
Mit K2 sind tatsächlich viele chronisch unterversorgt. Das fängt schon bei schwangeren Mutti’s an und in Kombination mit einem Retinoldefizit, generell fettlösliche Vit’s gibt es vom Geburtsstart weg Defizite in der Knochenqualität, die dann später nur schwer bis gar nicht aufholbar sind.
Milch an sich würde wohl noch einen Unterschied machen wenn du den Faktor Hochleistungsmastkühe gefüttert mit Sojasilage usw. gegen Milch von unbehandelten Kühen vergleichst. Ich kann das nicht 100% belegen, dennoch tragen die vielen Eingriffe von uns Menschen aufgrund von Ertragsmaximierung zur Qualitätsverschlechterung der Milch bei und das wuerde vlt auch eine höhere Anfälligkeit für immunologische Prozesse begünstigen. Jedenfalls kann ich nur aus eigener Praxiserfahrung sprechen, dass Milchprodukte (Rahm, Milch etc..) von echt unbehandelten Kühen, eine großartige Wirkung in Richtung Vitalitätssteigerung erzeugt, als die klassisch „tote“ Supermarktmilch.
Wäre jedenfalls ein spannender Versuch wert einen vorher nacher Vergleich zu machen für Leute mit Allergiesymptomen. IgE Marker vor und nach zb. Milchprodukteabstinenz messen lassen.
Danke für den Input.
Ja, es gibt natürlich große Unterschiede z. B. zwischen „normaler“ H-Milch und z. B. pasteurisierter, nicht-homogenisierter Weidemilch bzw. Rohmilch, ganz klar. Dass das auch die immunologische Reaktion beeinflussen kann, würde ich so unterschreiben. Trotzdem denke ich, dass eine Sensitisierung gegenüber Kuhmilchprodukten nicht dadurch wegradiert wird, indem man einfach qualitativ hochwertigere Milchprodukte zuführt. Ich denke, das fängt alles schon viel früher an, nämlich im frühen Kindesalter, z. B. mit der Frage ob jemand gestillt wurde und ob auch schon die Mutter sensitisiert war.
LG