Totenkopf

‚Genetisch korrekte Kost‘

Wir haben viele Erfindungen der Neuzeit. Vieles zu unserem Nachteil.

Es ist immer wieder lustig mit anzusehen, wie sich Menschen von ihrem (naiven) Gehirn steuern lassen.

Ich hatte es bereits einmal erklärt: Wir machen das, was unser Gehirn gut findet – heißt dann in neurochemischer Sprache: Dopamin und Noradrenalin.

Klassisches Beispiel: Wir ziehen nach Kanada.

Was sehen wir dann in unserem Kopf? Landschaften, ruhige Gewässer, ich als Fischer, die kleine Holzhütte – alles das wird begleitet von einem Prozess, den man (innere) Freude nennt. Oder: Es wird plötzlich angenehm hell in der Birne.

Was sehen wir dann nicht in unserem Kopf? Den Rest. Steuern zum Beispiel oder die Sprachprobleme oder die Geldprobleme oder weiß ich nicht was.

Guter Trick der Evolution, um uns die Welt attraktiv zu machen. Naivität als selektiver Vorteil… oder so ähnlich.

Naja, egal. Was ich allerdings heute immer wieder sehe ist, dass Menschen das machen, was gerade ‚cool‘ ist.

  • Es ist ‚cool‘ vegan zu essen,
  • Es ist ‚cool‘ mit Nike free durch die Gegend zu rennen,
  • Es ist ‚cool‘ einen Protein-Pudding zu essen,
  • Es ist ‚cool‘ zu joggen,
  • Es ist ‚cool‘ …

… sich mit einer Sache zu identifizieren und das Wir-Gefühl des Gruppengefüges zu spüren.

Problematisch wird es dann, wenn es die höchste Stufe des Dopamin-Rauschs annimmt: Die Quasi-Religion.

Dort gibt es dann nur noch die vertretenen Lehren und wir werden fanatisch.

Die gute Nachricht: Du kannst nichts dafür, dein Gehirn ist schuld.

Die schlechte Nachricht: Du erkennst diesen Prozess nicht und gehst voll darin auf.

Schon komisch, dass Leute, die in früher Kindheit gemobbt wurden, später selbst ‚mächtig‘ werden wollen. Gleiches Spiel bei ‚Bohnenstangen‘, die später vom Hulk träumen und 24/7 im Studio zu finden sind.

Alles das kommt wohl aus einem mangelnden Selbstwertgefühl oder Selbstbewusstsein.

Die gute Nachricht: Das geht jedem so. Keiner ist perfekt.

Die schlechte Nachricht: Du erkennst das nicht. 

Und so kommt es, dass wir es lieben, wenn wir Dinge, vor allem die Ernährung, konzeptionalisieren können, um sie dann ‚brauchbar‘ zu machen im Sinne einer Kultur, die wir leben können.

Oder kurz: Es ist ‚cool‘ Teil der Paläo-Szene zu sein.

Woher ich das weiß? Na, weil ich ja selbst dabei war, als das in den USA ‚in‘ war.

Und… jetzt muss ich mir den selben Blödsinn wieder in Deutschland angucken.

Dann, wenn das sowieso jeder macht, ist es nicht länger interessant und wir suchen irgendwo eine andere Nische, um wieder ‚cool‘ zu sein.

Und wir? Die anderen? Ja, wir sind die Konzeptlosen. Wir sind die armen Schweine, die sich mit keiner Sache identifizieren, weil wir erkennen, dass es nicht DIE Sache gibt, dass man Dinge nicht SO KLAR abgrenzen kann.

Wisst ihr was ich denke? Ich denke, dass wir das Leben viel zu ernst nehmen und uns ständig zu viel Kopf zerbrechen über jeden Blödsinn. Leben ist schwer könne man meinen.

Ich wurde in einer mail gefragt, ob ‚wir‘ (Schlauen), damit waren wir Wissenschaftler gemeint, nicht alles zu perfekt machen wollen, nicht alles zu stark überdenken…

Meine Antwort war, sinngemäß:

Nein, im Gegenteil. Wir Menschen sind nur so weit vom Normal weg, dass wir das Normal neu entdecken müssen. Und dafür brauchen wir Wissenschaft. Das was für jeden Hund und für jede Katze normal ist, dafür brauchen wir eine ganze Wissenschaft und tausende Beweise.

Nein, im Gegenteil. Du brauchst nicht tausende Konzepte: Esse ’normal‘, trainiere hart, passe auf deine Hormone auf und lebe entlang der Natur.

Was machen wir daraus? ‚Genetisch korrekte Kost‘ und eine Quasi-Religion, wo Obst behandelt wird wie Zyankali. Ein Stück und du stirbst an Fruktose-Vergiftung.

Aber hey… auch das geht vorbei :-) In einigen Jahren lachen wir über diese Dummheiten.

Solange können wir ja mal richtigen Biologen zuhören, also Leuten, die wirklich etwas über die Evolution wissen…

Es gibt keine generelle Steinzeit-Ernährung, auf die wir genetisch festgelegt wären. Menschen haben in allen Winkeln der Erde immer von dem gelebt, was es dort gab. Robben am Polarkreis, Wurzeln in der Steppe. 

(Deltev Ganten, ehem. Chef der Charité in Berlin, Vorstand des World Health Summits, Facharzt für Molekulare Biologie, Autor von ‚Die Steinzeit steckt uns in den Knochen‘)

Warum ich das alles hier schreibe?

Weil ich weiß, dass morgen jeder leben will, wie ein Steinzeitmensch. Ach nee… halt… Es gibt ja noch vegan :-)

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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