Der eine oder andere kennt ihn vielleicht: Dr. John A. McDougall.

Insgeheim eins meiner Vorbilder. Obwohl er Veganer oder strenger Vegetarier war.
Nach seinem Medizinstudium in den 70er-Jahren, arbeitete er als Arzt drei Jahre lang in der Zuckerplantage in Hawaii.
Dort hat er Ernährung real gelernt, indem er die Effekte der modernen, westlichen Ernährung im Zuge weniger Generationen live mitverfolgen konnte.
Hat mich beeindruckt.
Das Zitat, das mich geprägt hat
Für immer hängen geblieben, ist ein Zitat – genauer: ein Zitatfetzen – aus einem TEDx-Vortrag von ihm, das auch meine Sicht nachhaltig geprägt hat.
Er referierte (übersetzt):
Und doch sah ich als Arzt mit eigenen Augen, wie Menschen, die mit Reis und Gemüse lebten – ohne Milchprodukte, mit nur sehr wenig Fleisch – schlank, gesund und robust waren. In dieser ersten Generation, die sich traditionell ernährte, gab es kein MS, keine Arthritis, keinen Diabetes, keine Herzkrankheiten.
Im Originalzitat spricht er von, „trim, healthy, hardy people.“ Genau das habe ich nie mehr vergessen, wie ein Slogan, der sich bei mir eingebrannt hat. (Das ganze Zitat des Abschnitts füge ich unten an.)
Tierische Produkte können schaden
Hat mich damals nachdenklich gemacht. Weil ich seit jeher vor allem an Milchprodukte, an meinen Quark, geglaubt habe.
Später aber mehr und mehr feststellen musste, dass ich mich hier in meinen jungen Jahren sehr geirrt hatte. An mir selbst gelernt.
Das hat mich dazu veranlasst, mich tiefer mit problematischen Stoffen aus tierischen Produkten zu befassen – vor allem im Kontext moderner Ernährung und bei Menschen, die eine Neigung für Stoffwechselerkrankungen haben.
Einer von vielen Artikeln zu diesem Thema findet sich hier.
McDougall hat, neben einer Vielzahl an Videos, mehrere Bücher veröffentlicht. Eins davon war die berühmte „Starch Solution“ – kurz: Warum Kohlenhydrate nicht dein Feind sind.
Unterschiedliche Ansichten, dennoch geschätzt
Ich war gewiss nicht mit all seinen Vorstellungen einverstanden.
- Der Mensch braucht eine gewisse Menge an tierischen Produkten. Fakt.
- Ansonsten muss er stark supplementieren. Fakt.
Aber im Grunde hat mich die positive Verbindung zu diesem veganen Arzt gelehrt, dass man nicht alle Ansichten teilen muss und dennoch voneinander lernen kann. Jedenfalls ich von ihm.
Zu früh verstorben
In den vergangenen Jahren hat er in seinen Videos zunehmend schlechter ausgesehen. Bis ich dann vor kurzem erfahren habe, dass er bereits 2024 verstorben ist.
Das hat mich doch traurig gemacht. Weil er ein Guter war und sicher vielen Menschen das Leben gerettet hat – aber selbst nicht einmal 80 Jahre alt geworden ist.
Genau deshalb hat er sich hier einen Platz verdient. Leb wohl!
Der ganze Abschnitt aus seinem TEDx-Vortrag:
Nun, meine erste Generation lernte als kleine Kinder in ihrem Heimatland – den Philippinen, Japan, China, Korea – wie man sich ernährt. Sie lernten eine Kost aus Reis und Gemüse. Dann hatten sie das Glück, auf die Big Island zu ziehen, um neue Familien zu gründen und ein neues Leben zu beginnen, doch sie nahmen ihre ursprüngliche Ernährung mit und aßen weiterhin Reis und Gemüse.
Die Kinder, die schon ein wenig vom westlichen Lebensstil beeinflusst wurden, begannen sich zu verändern. Und in der Enkelgeneration sah man schließlich Menschen, die die traditionelle westliche Ernährung übernommen hatten.
Man muss sich bewusst machen: Das waren Menschen mit derselben Genetik, und sie taten seit über 100 Jahren dieselbe körperlich schwere Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen. Und doch sah ich als Arzt mit eigenen Augen, wie Menschen, die auf Reis und Gemüse lebten – ohne Milchprodukte, mit nur sehr wenig Fleisch – schlank, gesund und robust waren. In dieser ersten Generation, die sich traditionell ernährte, gab es kein MS, keine Arthritis, keinen Diabetes, keine Herzkrankheiten.
Dann beobachtete ich, wie die zweite generation, die Stärke zunehmend aufgab, dicker und kränker wurde. Und schließlich die dritte Generation, die Angst vor Stärke hatte – vor Reis, Mais, Kartoffeln – und stattdessen Fleisch, Milchprodukte und Öle in ihre Ernährung integrierte. Diese Menschen wurden fett und krank, genau wie jeder andere Amerikaner.
1 comments On Von jedem lernen – Nachruf Dr. McDougall
Oh, das habe ich auch nicht mitbekommen. Und 2024 ist ja jetzt auch schon fast über ein Jahr her..
Habe alle seine Bücher im Original auf Englisch. Das bekannteste natürlich „Starch Solution“, in Deutschland als „Die High Carb Diät“ veröffentlicht. In vielen Büchern gab er nicht nur Infos über seine Diätempfehlungen sondern wurde manchmal regelrecht philosophisch, wenn er z.B. fein gekleidete, mit Schmuck behangene aber auch massiv übergewichtige Damen im Restaurant beobachtete und mutmaßte das diese ihre Prioritäten falsch setzten..
Wie Du sagst Chris, man muss nicht alles was er gepredigt hat mögen, meine Vorliebe für gutes Olivenöl und naturbelassene Nüsse würde ihm gar nicht schmecken, aber viele seiner Ratschläge entspringen der jahrelangen Praxis im Umgang mit Patienten bzw. bauen auf vorhandenen aber teils relativ unbekannten Arbeiten (ich finde seinen Ansatz vergleichbar mit dem von Walter Kemptner) auf.
Ich meine mich zu erinnern, das er in einem seiner Bücher über seinen Lebensstil als junger Mann berichtet hat: 2 Packungen Zigaretten am Tag und jede Menge fettes Fleisch. Hatte dann wohl auch früh einen Infarkt gehabt (weiß nicht mehr ob Hirn oder Herz). Hat dann aber nach seinen Prinzipien gelebt und sein Leben in vollen Zügen genossen („trinke literweise mein Lieblingsgetränk Wasser und renne mit meinen Enkeln Huckepack durch die Gegend“ :)). Kann man was von lernen und sich inspirieren lassen..
Ich denke auch er war ein Guter. Arzt und Mensch. Seine Bücher haben einen festen Platz im Regal.. RIP John McDougall
Danke Chris für den Artikel und den Blog insgesamt. Weiter so :)!!