Dunning und Kruger haben mal ein Phänomen beschrieben, heute bekannt als Dunning-Kruger-Effekt.
Die Inkompetenten wissen nicht, dass sie inkompetent sind, weil sie das nur erkennen können, wenn sie kompetent sind. (Folgen sind beispielsweise, dass sie sich selbst überschätzen, während sie die Expertise wirklicher Experten kaum oder nicht erkennen.)
Dieses Phänomen können wir jeden Tag in den Talkshows live miterleben. Doch dazu gleich mehr.
Grafisch könnte man das so darstellen:
Die Realität (oberes Bild) ist erst mal, dass wir sehr wenig wissen, oft viel weniger als uns eigentlich klar ist (s. o.). Drum: Ich „sehe“ nur einen sehr kleinen Teil der Realität oder whatever.
Die eigene Realität (unteres Bild) lässt uns glauben, wir würden alles (100 %) oder sagen wir … sehr viel wissen. Viel mehr, als wir eigentlich wissen. 100 % war überspitzt.
So geht es mir natürlich auch. Nur ich weiß das wenigstens. Ich weiß um dieses Phänomen und kann es daher auch irgendwo berücksichtigen.
Daher noch mal dieser Post: Wenn wir erkennen, dass wir oft viel, viel, viel, viel weniger wissen als uns lieb ist, dann werden wir vielleicht auch mal kleinlaut. Zum Beispiel was die Wahlen in den USA angeht. Keiner oder die wenigsten von uns (dazu zähle ich auch die Journalisten) leben dort, oder? Also … Na ja. Egal, wie das Paket nun ausgegangen ist.
Oben sprach ich kurz Talkshows an. Das Phänomen kennen wir alle. Denn: Dunning und Kruger funktioniert, wenn auch auf einer anderen Ebene, sogar rückwärts.
Das geht dann so: Man nehme einen kleinen Teil aus einem riesigen Kontext und blase ihn so auf, dass es aussieht, als sei es das Ganze, die Wahrheit, das Non-plus-ultra, die Realität.
Beide Phänomene sehen wir stäääändig. Irgendwie nervt’s.
3 comments On Wie Dunning und Kruger unser Leben prägen
Sehr schön auf den Punkt gebracht. Ein ebenfalls gutes Konzept in diesem Zusammenhang ist das Konzept der unebekannten Unbekannten: Dinge, die wir nicht wissen und von denen wir auch nicht wissen, dass wir sie nicht wissen. Würden wir versuchen unbekannte Unbekannte bei unseren Entscheidungen zu berücksichtigen, wären wir quasi handlungsunfähig. Also blenden wir diese Art des Nichtswissens aus und gehen stattdessen davon aus, dass diese unbekannten Unbekannten gar nicht existieren.
Die andere Art von Nichtwissen sind die bekannten Unbekannten: Dinge die wir nicht wissen, von denen wir aber wissen, dass wir sie nicht wissen. Je mehr man über ein Thema weiß, umso größer wird auch der Haufen der bekannten Unbekannten. Das erklärt so ein Bisschen den Verlauf der Kurve in dem Beitragsbild oben – zumindest den linken Teil.
Der argumentative Super-Gegner-Gau ist dann die Kombination aus BroScinence und Dunning-Krüger Stufe 2 („Ich war blind. Nun bin ich sehend“). Das könnte man dann schon unter Fundamentalismus verorten.
Da ist mit sachlicher und wissenschaftlicher Argumentation nicht mehr viel gegen auszurichten…
LG,
Thorsten
Der Umgang mit der Differenz zwischen dem, was ich weiß, und dem, was ich nicht weiß, ist ein Maßstab für meine Dummheit. Wenn ich angesichts dieser Differenz resigniere und mich nicht um die schrittweise Erweiterung meines Wissens kümmere, bleibe ich unwissend, auch wenn es bequem zu sein scheint. Wenn ich aber meine, diese Differenz durch rastlose Anhäufung von Wissen auflösen zu können, werde ich letzte Endes genau so unwissend sein wie am Anfang. Wissenserweiterung in stets vollem Bewusstsein der Unmöglichkeit, das Ziel jemals erreichen zu können, könnte wohl ein Weg sein.
Das war mein Wort zum Sonntag !
Albrecht