Wenn Krankenhäuser krank machen

Wenn Krankenhäuser krank machen

Unverantwortlich. Oder wie sonst würde man das nennen, wenn herzkranke Menschen im Krankenhaus B-Vitamin-Defizienzen aufweisen? Sogar die Autoren der Studie schrieben damals, dass gerade B-Vitamine wichtig für eine geregelte und ausreichende Energie-Produktion sind. Das Herz hat den höchsten Energie-Turnover überhaupt.

Ja, klar. Im Krankenhaus sollen kranke Menschen wieder gesund werden.

Vergleichen wir doch mal ein Krankenhaus, speziell das Krankenhaus-Essen, mit … Gorilla-Nahrung im Zoo.

Da habe ich spontan einen bestimmten Bericht vor Augen, unvergesslich! Dort ging es um Zoo-Gorillas. Die komischerweise alle krank wurden, alle erkrankten an typischen Zivilisationskrankheiten. Der Unterschied zwischen Gorilla und Mensch ist, dass man sich um den Gorillas wirklich kümmert. Mit Hirnschmalz und nicht mit … ja, wie soll man das eigentlich nennen? Gibt’s dafür einen Begriff? Jedenfalls aßen die Tiere viel weniger als ihre freilebenden Kumpanen und trotzdem waren sie dicker.

Die „geniale“ Idee: Man hat ihnen statt dem „Kraftfutter“ einfach ihre ursprüngliche Nahrung gegeben, also, so gut es eben ging. Wir erinnern uns kurz: Gorillas sind Herbivoren und fressen fast ausschließlich Blätter und Co. Sie verfügen über einen riesigen Bauchraum, damit der (Dick-)Darm genug Platz hat, denn dort werden die Ballaststoffe der Blätter via Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren verstoffwechselt … Und davon lebt der Gorilla.

Die Gorillas haben dann den ganzen Tag gegessen, wie in der Wildbahn, doppelt so viele Kalorien als zuvor, aber haben massiv an Gewicht (ca. 30 kg) verloren. Das Schmankerl bei der Story war, dass die Primaten alle mit einer „Centrum Silver“-Tablette versorgt wurden. Ein Multivitamin-Präparat.

Das ist der große Unterschied.

Wir Menschen sind so unglaublich vermessen, so eingebildet, wir stehen so dermaßen über den Dingen, dass wir einfachstes Wissen bei uns nicht anwenden, obwohl das jedem Biologen völlig klar ist: Jede Hefezelle, jede Bakterienzelle, wächst in einer Kultur heran, die der Zelle alle nötigen essentiellen Mikronährstoffe zur Verfügung stellt. Das ist so gut erforscht, das steht in jedem Mikrobiologie-Lehrbuch. Bei Pflanzen ist das ebenfalls so. Jeder Hund kriegt sein Essen sicherheitshalber „gepimpt“ (übrigens sind das oft hochwertige Verbindungen — mal in dein Multi geguckt?).

Nur wir Menschen, wir machen das anders. Wir stellen den alten Herrschaften, deren Herz nachweislich ein Energieproblem hat, das Kantinenfutter hin. Wenn sich ein normaler Mensch schon Mühe geben muss, schon ein bisschen planen muss, damit alle essentiellen Mikronährstoffe via Nahrung in den Körper kommen, wie soll ein Krankenhaus mit dem Butterbrot morgens helfen? Kranke Menschen heilen?

Realer Krankenhaus-Alltag: Die Krankenhaus-Logik für Menschen, die ein bisschen schlechte Blutfettwerte haben: Statt dem Butterbrot mit drei Scheiben Lyoner, gibt’s Brot mit Margarine und einer Scheibe Lyoner. Zum Nachtisch gibt’s irgendwelche Pillen. Selbst erlebt. Das stellen sie zur Vorsorge morgens zum Frühstück hin, auch dann, wenn man gerade erst gekommen ist. Fürsorglich ist das ja schon ein bisschen. :-)

Weitere seltsame Logiken der Mediziner-Landschaft könnten sein: Wer länger um einen Toten trauert als vorgegeben (!), der gilt ab einer bestimmten Deadline als krank. Schön auch, dass Psychosomatiker einen als schizophren bezeichnen, wenn man zu oft „Aber“ sagt. Klar. Wenn der Gegenüber nur Bullshit erzählt, dann schluckt man es trotzdem ohne Widerrede. Sind Kinder eigentlich alle schizophren?

Wir haben — für uns selbst — völlig andere Standards. Ganz im Ernst: So gingen wir nicht mal mit unseren Tieren um. Da ist uns das immer alles klar. Aber wenn die Oma im Krankenhaus liegt, dann … das passt schon. Irgendwie. Vielleicht.

Apropos Tiere. Die Hundefutter sind sicher auch nicht immer erste Sahne. Die meisten Firmen aber verstehen, dass der Hund Fleisch braucht, und zwar jedes Fleisch. Muskelfleisch, Herz, Leber und so weiter. Schon mal ein Unterschied zu uns. Die Firmen verstehen auch oft, dass der Hund viel Protein braucht. Auch wieder ein Unterschied zu uns. Die Firmen verstehen, dass der Hund richtige (!) Omega-3-Fettsäuren braucht, sie verstehen, dass im Fleisch wenig Calcium ist, also wird es — neben anderen Mikronährstoffen — beigemischt. Sie verstehen auch, dass man den Hund nicht mit ekelhaften Kohlenhydraten in Form von Weizen mästen muss. Und so weiter.

Manchmal würde ich selbst gerne das Futter essen. Das täte uns Menschen, physiologisch betrachtet, sicher um Welten besser als das, was wir uns schon zum Frühstück rein schieben.

Jeder naturwissenschaftlich veranlagte Mensch würde schauen, dass jedes System Mensch optimal funktionieren darf. Darf, weil uns allen klar sein müsste, dass wir es mit unzähligen chemischen Reaktionen im Körper zu tun haben, die nun mal nicht oder weniger ablaufen, wenn die nötigen Substanzen fehlen. Kein Aber. Das ist so.

Würde man von diesem Gedanken ausgehen — von dem man bei jedem lebenden System völlig selbstverständlich ausgeht, siehe oben — wären Diskussionen unnötig. Sind sie sowieso: Denn zum einen zeigt die Nationale Verzehrsstudie II, dass einem großen Teil der Bevölkerung überall Mikronährstoffe fehlen, zum anderen aber wurde das kalkuliert aus Fragebögen. Nicht gemessen.

I believe that those with health problems should strive to “overnourish” themselves. Micronutrient deficiencies can have insidious disabling effects, yet be impossible to diagnose. In disease conditions, needs for many micronutrients are increased.

Paul Jaminet

Mikronährstoffe sind sicher keine Allheilmittel. Man sollte dennoch jedem lebenden System wenigstens die Chance geben, normal funktionieren zu können. Ein einfaches, niedrig dosiertes Multivitamin-Produkt zur Basis-Kost. Bedarfsgerecht und ggf. hochdosiert nachhelfen, je nach Blutwert. Damit wäre schon viel getan. Man muss ja nicht gleich übertreiben. Aber generell untertreiben wir derzeit.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

11 comments On Wenn Krankenhäuser krank machen

  • Die Unwissenheit in den kranken Häusern ist derart verbreitet, daß man dort, ohne Hilfe von Außen, wirklich völlig aufgeschmissen ist. Wenn man jetzt noch bedenkt, daß man dort mit Methoden „versorgt“ wird, die (je nach Fall) zwischen 15-36 Jahre hinter der aktuellen Forschung hinterher hinken….. man möchte da, vollbandagiert und auf 2 Krücken humpelnd, nur noch schreiend das Weite suchen! Und was den Artikel hier konkret betrifft: Ich habe noch KEIN Krankenhaus gesehen, wo man nicht nur „Fraß“ vorgeworfen bekommt, welcher weder satt macht, noch die Heilung potentiell verzögert ! Das sind Mißstände, die sich da geleistet werden…. ungeheuerlich! Es ist endlich notwendig, das komplette Gesundheitssystem vom Geldsystem abzukoppeln. Dann würde man das tun, was wirklich hilft. Nicht was die billigste Option ist.

  • Dabei kriegen die Krankenhäuser die Vitamine noch geschenkt, wenn sie die teuren Präparate der Pharmalonzerne ordern; hat mir ein Bekannter erzählt, der Pharmareferent bei einer weltbekannten Firma war…

  • Du sprichst mir aus der Seele!

    Es ist ernsthaft traurig, wenn ich in einem Krankenhaus von Q10 und EF des Herzens spreche und von einem Oberarzt hören muss, dass ich auch Wachholderschnaps mit der EF in Verbindung setzen könnte.

  • Während meines Krankenhausaufenthalts habe ich hin und wieder mal ein Fläschchen Fresubin (Astronautenkost) bekommen. Aber auch nur, weil mich eine der Schwestern gern hatte xD
    Ist ja schon mal löblich, dass es dort etwas gibt, was alle (!) essenziellen Nährstoffe abdecken soll. Nachdem ich mir aber die Inhaltsstoffe angeguckt habe, habe ich dann doch lieber zusätzlich meine 2 per day damit ´runter gespült (Strichwort hochwertige Verbindungen).

    Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass man sich nicht so stark der Wahrheit entziehen kann wie es nötig wäre, damit alles das, was hier im Blog gepredigt wird, im Krankenhaus vernachlässigt werden kann. Deshalb unterstelle ich mittlerweile Absicht und bin froh, dass man sich selbst helfen kann.

  • Hundefutter ist so toll???
    Nun, es mag einige, wenige gute geben. Aber machen wir uns nichts vor. Die (Haus)Tierfutterindustrie ist in unmittelbarer Nähe zur Lebensmittelindustrie zu verorten. Damit auch das Maximum an Wertschöpfung erzielt werden kann und auch Reste (um nicht zu sagen Abfälle) der Nahrungsmittelindustrie noch zu Geld gemacht werden können.
    Wer da Zweifel hat, dem kann ich nur die Lektüre des Buches „Katzen würden Mäuse kaufen“ empfehlen; ist aber nichts für zart Besaitete.

    • Herr Stock(inger), Sie können doch lesen, oder?! :P

      Das habe ich doch, meines Erachtens, klar zum Ausdruck gebracht.

      Immerhin bekommt der Hund kein Weißbrot mit Marmelade zum Frühstück.

      Edit: Ja, gut. Zu den Abfällen fällt mir ein, dass nicht alles, was wir als „Abfall“ bezeichnen, auch tatsächlich (z. B. ernährungsphysiologisch) Abfall ist. Da denke ich mal an Leber, an Organfleisch, an Bindegewebe etc.

  • Chris, „ekelhafte Kohlenhydrate“? Im Ernst?

    • Wusste doch, dass die Frage gestellt wird :-)

      Schon mein Ernst, aber das bezieht sich auf den Weizen als (unnötigen) Füller im Futter und dann schreibe ich das so natürlich mit einem leichten schmunzeln.

      • Na gut, dein Schmunzeln sieht man nicht. Ironisch gemeint, weil einige Leute scheinbar glauben, Kohlenhydrate seien ekelhaft? Dass aber Kohlenhydrate im Hundefutter überflüssig sind, verstehe ich, egal ob in Form von Weizen oder einem anderen Getreide.

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