eiweiß dicker

Machen manche Eiweiß-Quellen dicker als andere?

Es gibt da eine überaus interessante Studie. Mit einem Maus-Stamm, der relativ anfällig für metabolische Entgleisungen ist. Das ist gut, das sind wir ja auch :-)

Einige findige Wissenschaftler haben sich gefragt, ob unterschiedliche Eiweiß-Quellen unterschiedlich wirken. Denn mittlerweile hat sich durchgesetzt, dass Protein ein guter Nährstoff fürs Abnehmen ist. Doch … gibt es da vielleicht Unterschiede?

Gedacht, getan.

Die Wissenschaftler mästeten ihre Mäuschen hierbei und fütterten unterschiedliche Eiweiß-Quellen: Casein (Milchprotein), Soja, Fisch, Rind, Hühnchen und Schwein.

Die Soja-Gruppe sei ein „bisschen fetter“ geworden. Die Fisch- und Rind-Gruppe war jeweils so fett wie die Kontroll-Mast-Gruppe. Richtig fett allerdings wurden die Mäuse, die Hühnchen und Schwein als Eiweiß-Quelle bekamen.

Es gebe, so ein Wissenschaftler der Gruppe, unglaubliche Unterschiede zwischen den Gruppen.

Für die größte Überraschung sorgte die Casein-Gruppe. Die nämlich war so schlank wie die Kontroll-Gruppe, die normal aß. Trotz der Mast.

Die Wissenschaftler gaben sich noch nicht zufrieden und fütterten den fetten Mäuschen das Standard-Futter plus entweder Casein oder Schwein. Dies sollte die Fettleibigkeit rückgängig machen. Passierte auch: beim Casein. Nicht aber beim Schwein.

„Wir wissen nicht, warum die Tiere, die Schwein oder Hühnchen bekamen, so extrem fett wurden. Wir haben nicht einmal eine Hypothese.“ Aber Casein, so die Autoren, sei sehr speziell was seine Wirkung angehe.

Ob das auch bei uns Menschen so ist? Die Forscher wissen es nicht. Es gebe allerdings Hinweise darauf, dass Milchprodukte vor Fettleibigkeit schützen.

Und dann kommt die glorreiche Erkenntnis:

Grundsätzlich ist das faszinierend. Es zeigt sich, dass nicht nur bestimmte Nährstoffe einen Einfluss auf die Fettmasse haben, sondern Nahrungsmittel an sich.“

Na, so was aber auch.

Jeder edubily-Leser wird hier grinsen und ein bisschen stolz auf sich sein, weil er das schon seit Monaten oder Jahren weiß. Denn nicht nur einmal haben wir hier geschrieben, dass Lebensmittel mehr sind als die addierte Wirkung von (Mikro-)Nährstoffen.

Im Stoffwechsel-Buch gibt es die zwei Beobachtungen direkt serviert:

  • Milchprodukte sind — was Körpergewicht angeht — anders. Das wissen wir seit 20 Jahren, Zemel sei Dank.
  • Es gibt Tierstämme, die sind resistent gegen induzierte Fettleibigkeit — trotz gleicher Kalorienzufuhr.

Wie oft muss noch gezeigt werden, dass bei gleicher Kalorienzahl völlig andere Resultate entstehen können? In Tiermodellen längst bekannt, hundertfach reproduziert. Wir Menschen hingegen glauben noch in 10 Jahren, dass 2000 Kalorien eben 2000 Kalorien sind. Ganze Ernährungskonzepte basieren auf solchen Annahmen. Weight Watchers, „If It Fits Your Macros“ und wie sie alle heißen.

Ernährung ist eben mehr als Kalorienbedarf mit Kalorien und Mikronährstoffen füllen.

Referenzen: 

http://sciencenordic.com/milk-proteins-have-slimming-effect

Liisberg, Ulrike; Myrmel, Lene Secher; Fjære, Even u. a. (2016): „The protein source determines the potential of high protein diets to attenuate obesity development in C57BL/6J mice“. In: Adipocyte. 5 (2), S. 196-211, DOI: 10.1080/21623945.2015.1122855.

 

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

17 comments On Machen manche Eiweiß-Quellen dicker als andere?

  • Also täglich am besten doch Milchprodukte einbauen? Andererseitz enthalten sie aber doch Casomorphine, was denke ich nicht gut ist oder? Gab es ja auch mal einen Artikel von dir darüber, denke das ist bei Caseineiweißpulver ja auch der Fall oder? Also täglich Casein mit einbauen oder doch eher meiden?

    • Das ist die Frage der Fragen :-)

      Denke, hier muss jeder eine Kosten/Nutzen-Rechnung für sich selbst erstellen.

      • Hm okay, das hilft mir leider nicht weiter :D
        Wie handhabst du denn das so? ;)

        • Mach dir keine Sorgen – nächste Woche kommt sicherlich wieder ein Artikel kontra Milch. Dann passt es wieder ;) In der Zwischenzeit kannst du auch einfach mal ein Glas trinken und schauen wie dein Körper darauf reagiert.

          • Joa. Nur, dass Casein schon mal nicht Milch ist, sondern nur ein Bestandteil davon.

            • Stimmt ! Aber mit fast 80% der Gesamteiweißmenge aus Casein hielt ich Milch für einen potenten Repräsentanten des Caseins ;)

              • Ja und wie hoch ist der Prozentanteil an Casein in Milch? Man weiß halt nicht, was da sonst noch so Bioaktives drin ist und ob sich Synergismen durch die Stoffe ergeben.

  • Schwein verstehe ich, aber wieso auch Hühnchen!?
    Was ist mit der klassichen BB Diät Hähnchen/Reis?

    • Darüber macht die Studie keine Aussage.

      • Könnte es vielleicht mit dem Gehalt an Arachidonsäure zusammenhängen? Schweinefleisch bzw. Huhn enthält ja um einiges mehr an AA als Fisch/Rind/Pferd/wasweißichwas. (Stichwort Entzündung bzw. Entzündung des Fettgewebes? Erinnert mich wieder an die Mäuse-Gluten-Mast-Studie..)

        Wäre an der Stelle auch interessant zu erfahren, welcher Fisch als Proteinquelle hergehalten hat – da gibts ja auch ziemliche unterschiede betreffend dem AA-Gehalt bzw. O3-Verhältnis.

        (Beschäftige mich nämlich grade mehr mit Rheuma und systemischen Entzündungsprozessen, dabei ist mir quasi dieses Lichtchen aufgegangen – musste sofort an diesen Artikel zurückdenken ;-))

    • Die Hühner werden doch mit Hormonen und Antibiotika gefüttert, u. a. mit dem Ziel max. Gewicht mit minimalen Futtereinsatz zu produzieren. Und wie es so schön heißt : du bist was du isst.

  • Super Artikel Chris, danke!
    Habe mich direkt an diese Studie hier erinnert http://content.karger.com/Article/Abstract/12817

    „Teilnehmer waren insgesamt 38 übergewichtige Polizisten, denen man
    über 12 Wochen eine fettarme Diät mit deutlichem Kalorienminus
    verordnete. Eingeteilt wurden sie in die folgenden Gruppen.

    Die erste Gruppe machte nur die Diät (und erhielt 80 % des berechneten Kalorienbedarfs).

    In der zweiten Gruppe stand auch noch ein regelmäiges Training mit
    Gewichten auf dem Programm. Außerdem war die Diät so abgestimmt, dass
    1,5 g Casein pro kg Körpergwicht und Tag eingenommen wurden.

    Das Programm in der dritten Gruppe war wie das in der zweiten, jedoch wurde hier Whey statt Casein verabreicht.

    In allen drei Gruppen betrug der durchschnittliche Gewichtsverlust
    etwa 2,5 kg. Jedoch gab es deutliche Unterschiede, was den Verlust von
    Fett und die Zunahme der fettfreien Körpermasse angeht.

    Gruppe Nur Diät
    Fettverlust 2,5 kg
    Zunahme fettfreie Körpermasse 0 kg

    Gruppe Diät + Training + Casein
    Fettverlust 7,0 kg
    Zunahme fettfreie Körpermasse 4,0 kg

    Gruppe Diät + Training + Whey
    Fettverlust 4,2 kg
    Zunahme fettfreie Körpermasse 2,0 kg

    Wie man an der Tabelle erkennen kann, wurde ohne Training und ohne
    Protein Supplementierung nur ein Fettverlust von 2,5 kg erreicht. An der
    fettfreien Körpermasse hat sich nichts geändert.

    Anders bei den Trainierenden. Diät + Training + Casein resultierte in
    einem Fettverlust von 7 kg, wobei gleichzeitig 4 kg Muskeln aufgebaut
    wurden.

    Auch in der Gruppe Diät + Training + Whey waren die Ergebnisse
    deutlich besser als bei den nicht Trainierenden, jedoch nicht so gut wie
    bei Casein. Fettverlust 4,2 kg bei 2 kg neu aufgebauter Muskulatur.

    Damit haben die Casein Polizisten im Vergleich zur Whey Gruppe das
    Doppelte an Muskulatur aufgebaut und fast 90 % mehr Fett verloren.“

  • psst…Casein enthält im Gegensatz zu allen anderen genannten Proteinquellen Calcium en masse…

    • Sag es den Autoren :-P Quasi als „Geheimtipp“.

    • Sag mal Markus – ich habe auch deinen Beitrag im Forum über die ideale Eiweißkombination gelesen: 50% Sauermolke/25% Collagen/25% Casein. Kann ich dann die Molke/Collagen Kombi nicht einfach mit 1Liter Milch trinken und das Casein dann weglassen?! Calcium dürfte dann ja auch reichen. Milch wird ja sowohl im Forum als auch hier immer kontrovers diskutiert und es gibt regelmässig pro und kontra Artikel. Da habe ich mir angwöhnt immer alles nur mit Wasser anzumischen aber good old milk ist vielleicht doch keine schlechte Idee für Casein/Calcium?!

      • „ideal“ habe ich nie behauptet- es kommt auf den Zusammenhang an.

        Daher die Frage an dich: wo stehst du, wo kommst du her und wo möchtest du hin? Also mit deinem Körper bzw. dessen Zustand und Zusammensetzung…

        Drst danach kann man ansatzweise probieren, was ideal sein sein könnte. Nach ein oder zwei Iterationen und Verbesserungen könnte dann tatsächlich etwas stehen was momentan(!) für dich(!) „ideal“ ist.

        In Milch sind übrigens noch ganz andere Faktoren enthalten als in der Caseinfraktion alleine.

        • Ich nahm seit mehreren Jahren die von dir empfohlene Kombination mit geringfügigen Abweichungen und es hat mir allgemein und insbesondere sportlich geholfen. Dann habe ich Milch und Casein-Pulver weggelassen und Calcium als NEM separat zugeführt. Nach den Pro- und Kontra Debatten bzgl. Milch auch hier im Forum bin ich einfach etwas verunsichert ob ich die Iteration „wieder zurück zur Milch“ vornehme und mir wieder Milch/Quark und Co. genehmige. Aber eigentlich weiß ich schon die Antwort: Probiers! ;) Ist ja in letzter Zeit der generelle Tenor. Es bleibt halt dann nur das unangenehme Gefühl wenn wieder ein neuer Edubily Artikel erscheint der Milch in ein schlechteres Licht rückt. Aber wie schrieb Chris/Phil oben „Es bleibt die Frage der Fragen“. Tja eben.

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