Typ 2 Diabetes umkehren metabolische Flexibilität

Intelligenter Gewichtsverlust

… zeigt uns soeben ein Arzt mit dem Namen Rainer Limpinsel in der Fachzeitschrift BILD. ;-)

Doch der Reihe nach.

Erst kürzlich hatten wir – zum drölfzigsten Mal, Stichwort Spacing-Effekt! – einen Instagram-Post zum Thema „metabolische Flexibilität“, genauer, das Gegenteil: die metabolische Inflexibilität.

Und obwohl 2,3 Beiträge weiter eine Vielzahl an Lösungsvorschlägen unsererseits angeboten werden (hier, hier, hier und hier), beschwerte sich die eine oder andere Petra einmal mehr darüber, dass sie bei uns keine „Lösung“ finden würde.

Ich erkläre es gerne nochmal.

Die metabolische Inflexibilität

Übergewichtige Menschen fühlen sich oft nicht nur schwer, weil sie schwerer sind. Auch allgemein produzieren ihre Zellen bei robustem Energieangebot zu wenig Energie. Das ist schlecht. Die Lebensenergie fehlt dann halt woanders. Eine Symptomatik: Man fühlt sich bleischwer.

In der Regel steigt mit zunehmender Körpermasse auch die Insulinresistenz – und vice versa (Q). Und die Folgen lassen sich ganz simpel übersetzen:

  • Isst du Kohlenhydrate, werden die nicht direkt verbrannt, sondern eher irgendwo „abgelegt“ oder halt im Blut gestaut (hohe Blutzuckerspiegel)
  • Steigen Fettsäuren im Blut, etwa nach fettem Essen oder beim (nächtlichen) Fasten, schaffen es die Zellen nicht, die Fettverbrennung robust hochzuschalten

Das ist per definitionem metabolische Inflexibilität. Gut messbar anhand des Nüchterninsulins bzw. des HOMA-Index … als Maß der eben genannten Insulinresistenz.

Metabolische Inflexibilität heißt also: Man verbrennt nicht nur nicht, was man isst, man gewinnt obendrein als logische Konsequenz auch viel weniger Energie aus dem auch auf den Hüften gespeicherten Essen.

In der langen Verkettung der Stoffwechselentgleisung steht hier am Ende dann meistens der Typ-2-Diabetes. Wie viel Körper- und Fettmasse jemand verträgt, bevor es zur total Eskalation (= defekte Bauchspeicheldrüse) kommt, ist individuell.

Zum Diabetes und zurück

So weit so gut. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass auch defekte Mitochondrien, z. B. durch Schwermetalle blockiert, zur metabolischen Inflexibilität führen können. Aber:

  1. In jedem Fall ist unser Essen Schlüssel Nummer 1 für die metabolische Flexibilität.
  2. In den meisten Fällen ist unsere Körper- bzw. Fettmasse für die Insulinresistenz verantwortlich.

Simple as that.

Und das hat Herr Dr. Limpinsel für sich erkannt. Für die „wachsende Plauze“ habe er sich geschämt. Nach der Diagnose Typ-2-Diabetes habe aber spätestens nach einem Jahr keine Medikamente mehr nehmen wollen. Und dann kommen die heiligen Sätze:

Das wird viel zu wenig thematisiert. Betroffene bekommen Medikamente und werden nicht aufgeklärt, dass es auch ohne geht, wenn sie ein paar Dinge verändern.

Viele Patienten ruhen sich aber auch gerne auf ihren Medikamenten aus. Dabei könnten sich 90 Prozent der Betroffenen selbst heilen.

Die versteckte Kritik an der Petra ist gewiss berechtigt. Als Arzt kennt er die Realität zudem nur gut.

Hier ist die Lösung, Petra!

Doch im Gegensatz zu mir und uns ;-) … gibt’s bei Limpinsel die passende Lösung mitsamt Ernährungsplan. Und das liest sich so:

▶︎ Morgens: Rührei mit gebratenem Gemüse, dazu eine Scheibe Roggenvollkornbrot.

▶︎ Mittags: Gemüse, dazu gebratener Lachs und Vollkornreis, darüber ein Esslöffel Olivenöl.

▶︎ Abends: eine Scheibe Roggenvollkornbrot mit Avocado, Käse oder Schinken. Dazu: grüner Salat mit Olivenöl.

Übersetzt:

  • Nur Wasser,
  • kaum Zucker,
  • kaum hochverarbeitete Lebensmittel,
  • hauptsächlich minimalprozessierte Lebensmittel,
  • viel Gemüse,
  • hochwertige Proteine (!) und
  • hochwertige Kohlenhydratquellen, das heißt in unserer Sprache: zelluläre Kohlenhydrate.

Was da fehlt? Hochkalorische Lebensmittel en masse. Man senkt ganz einfach die Wahrscheinlichkeit, dass man sich kalorisch überfrisst und steigert stattdessen die Wahrscheinlichkeit, dass der Körper mehr Fette verbrennt und die Fettbilanz dadurch negativ wird – Körperfett verbrannt, Insulin verbessert, Insulinresistenz losgeworden, Diabetes „geheilt“.

Natürlich hatten wir das auch kürzlich erst hier, hier, hier und hier oder vor etwas längerer Zeit auch hier … aber ich habe wohl eine etwas andere Auffassung von „sich mit etwas intensiv befassen“.

Wie viele Posts braucht es wohl noch?

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

5 comments On Intelligenter Gewichtsverlust

  • Warum ist es eigentlich immer die „Petra“ die nix kapiert und nicht auch mal ein „Peter“?

  • Wie immer vielen lieben Dank an euern stetigen Reminder, auch wenn man es schon seit Jahren bei euch liest, tut es immer wieder gut nochmal die Bestätigung zu haben. Nach dem edubily Konzept hättet ihr wahrscheinlich die Roggenvollkornschnitte durch Kartoffeln und Co ersetzt, um das Gluten raus zu bekommen, stimmts?

    • Genau. Das wäre ein anderes Abstraktionslevel sozusagen. Wenn die Wahl besteht, würde ich empfehlen (!) das Gluten bzw. den Weizen zu ersetzen. Es gibt einfach bessere Optionen, die metabolisch, sagen wir mal, verträglicher sind. Aber vom Kernprinzip sieht dieser „Ernährungsplan“ vom Arzt schon gut aus.

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