Ist das Leben für uns alle gleich? Nein.
Nutzen wir im Leben alle dieselben Prinzipien? Ja.
Wer das einmal verstanden hat, wird vielleicht völlig anders denken. Dann verschiebt sich der Blick nämlich raus aus der Opferrolle nach oben. Soll heißen, grundsätzlich kann jeder genau auf dieselben Gesetzmäßigkeiten zurückgreifen – unabhängig davon, was oder wer er ist.
Dazu muss man aber gewisse Wahrheit akzeptieren, die auf den ersten Blick vielleicht wehtun. Ein gutes Beispiel dafür sind schlanke bzw. dicke Menschen. Die einen können die anderen meistens gar nicht verstehen. Und das hat nachvollziehbare Gründe.
Der Switch-Defekt
Dicke Menschen und schlanke Menschen leben stoffwechselphysiologisch nicht in der gleichen Realität. Das wäre so eine Wahrheit, die dem einen oder anderen vielleicht weh tut. Wenn ein dicker Mensch eine Brezel isst, gehen vielleicht Gefäße kaputt – beim Schlanken entsteht Energie und er läuft den nächsten 5-km-Lauf unter 20 Minuten.
Ist das nicht gemein und unfair? Mag zunächst so aussehen. Bis man versteht, dass auch dicke Menschen irgendwann diese Prinzipien für sich nutzen können. Sie müssen es nur einmal verinnerlichen.
Je dicker man wird, warum auch immer, umso schwerer wird es tendenziell, wieder schlank zu werden bzw. nicht weiter zuzunehmen. Und das liegt daran, dass Insulin parallel zur Zunahme der Körpermasse ansteigt. Daher gilt:
Je höher die Körpermasse, umso höher das Insulin.
Zuerst die gute Nachricht: Das heißt nicht, dass man nicht abnehmen kann. Aber: Nachdem wir gegessen haben, will der Körper seine Speicher eigentlich mobilisieren, dem Yin (Essen) schließt sich normalerweise das Yang (Energiemobilisation) an.
Damit das passiert, muss Insulin aber fallen. Das heißt, ein fallendes Insulin ist das ultimative Signal für jede Zelle, dass sie jetzt nicht mehr speichern, sondern mobilisieren soll. Wenn dieser Switch defekt ist – weil man übergewichtig ist –, bleibt man ewig in der Insulinfalle gefangen und müht sich ab.
Übrigens wird hier oft zurecht Low carb empfohlen. Das Problem ist nur, dass der Switch-Defekt (Insulin fällt = Mobilisierung) wegen des Übergewichts trotzdem da ist und es dicke Menschen unheimlich schwer haben, überhaupt Low carb zu leben.
Bei schlanken Menschen ist das Gegenteil der Fall. Hier ist Insulin von Haus aus niedrig, da sie eine geringere Körpermasse haben. Sie mobilisieren also viel besser Energie – in jedem Moment des Tages. Daher macht die Brezel bei denen halt Energie – und wenn sie mal wenig oder nichts essen, verbrennen sie erheblich besser Fett.
Übergewicht heißt Mangel im Überfluss
Vor kurzem erklärte ich: Übergewicht ist ein Energiemobilisationsdefekt. Der aber nicht unheilbar ist, im Gegenteil. Und jetzt kommen wir wieder zu den Prinzipien. Während sich dickere Menschen immer in einer Abwärtsspirale befinden und dagegen ankämpfen müssen, befinden sich schlanke Menschen konstant eher in Aufwärtsspiralen. Es wird hier tendenziell noch besser.
Dieser Energieverteilungs-Switch (so würde man es in der Politik nennen ;-)), von dem hier die Rede ist, kennt der eine oder andere als
metabolische Flexibilität.
Den meisten Menschen ist die Tragweite dieses Fachbegriffs gar nicht bewusst, also nicht mal denen, die hier regelmäßig lesen. Wenn die metabolische Flexibilität abschmiert, ist der Körper schon mächtig in trouble. Das heißt nämlich übersetzt:
- Wenig Energie, wenn wir essen.
- Wenig Energie, wenn wir nicht essen.
Versteht jeder diesen Teufelkreis? Wenn wir keine Energie nach dem Essen bekommen, weil unsere Zellen die zugeführte Energie nicht ordentlich nutzen, dann speichern wir sie tendenziell nicht nur eher, sondern vor allem das Gehirn bekommt nicht die nötigen Sattsignale.
Wenn der- oder diejenige dann nicht mal das eigene Körperfett als Energie anzapfen kann und zudem schon im Überfluss (!) keine ordentlichen Sättigungsmechanismen aktiviert bekommt … wie will so jemand effizient Körperfett verlieren? Über Monate hinweg?
Mit dem Hammer sollte man in der Stelle besser nicht rangehen. Ich würde empfehlen, Kalorien minimal zu senken (z. B. 300-500 Kalorien, leichtes Defizit) und das über viele Monate zu halten, bis die Prinzipien wieder für dich und uns arbeiten. Heißt, Insulin fällt, metabolische Flexibilität kommt wieder rein …
und es wird leicht.
Komm wieder in den Switch-Modus!
Im Übrigen bedeutet das nicht, dass man hungern muss. Übergewichtige essen chronisch zu viele Kalorien – um das Gewicht in Bereiche X zu bekommen, muss eine korrepsondierende Kalorienmenge zugeführt werden, und zwar ab sofort für immer. Der ganze Körper muss also neu lernen, mit einer anderen Energiemenge umzugehen – das hatte ich hier erklärt.
Ich weiß, dass es an dieser Stelle immer etwas hakt. Da stöhnen dann viele von ihrer Esssucht, der Eiscreme oder sonstigen Gründen, warum das niemals funktionieren wird. Ich denke dabei immer an etwas banalere Gründe:
- Beispielsweise an den hiesigen Kaffeeabusus.
- Oder an die Quark- und Milcheiweißorgien, weil Fitnessinfluencer das sagen oder selbst verkaufen – dass das Zeug von der Natur gerade nicht für Katabolismus (= Abbau von Körperstruktur) konzipiert ist, darauf scheint man nicht zu kommen.
- Ich denke dabei an Schwermetallbelastungen, an Eisenmangel oder -überladung.
- Ich denke dabei an die Keto-Petra, die gar kein Fett nutzen kann, aber 50 g Butter frühstückt.
- Und natürlich denke ich dabei an das Fat-Sensing, also daran, dass das Gehirn mancher Menschen pro Einheit Fett viel zu wenig Sättigung zeigt (Q). (Was wäre das Fazit? Genau, weniger Fett essen…)
Verstanden? Ich glaube nicht, dass der Mensch fett geboren wurde. Ich glaube, wenn überhaupt, dass wir uns immer wieder ein Bein stellen. Kein Aborigine ist fett in der Wildbahn. In der Stadt aber fetter als du.
Ist das nicht Motivation genug?
1 comments On Dicke bleiben dick – Schlanke bleiben schlank
Guter Artikel. In meinen Augen ist das Milchprodukte-Gefuttere einer der Hauptgründe, warum sich bemühte Leute rumquälen, aber der Abnehmerfolg sehr sehr zäh oder garnicht eintritt.
Ich weiß nicht, warum nicht begriffen wird, dass das eigentlich Turbo-Futter für Jungtiere ist.
Bewegung und einen langen Atem braucht’s natürlich auch, Da pflichte ich Dir bei.