Überall kann ich lesen, wie die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) verantwortlich gemacht wird für unser Leid. „Zu viele Kohlenhydrate“, „Die Lobbyisten“, „Das sind Verbrecher“, „… die arbeiten ja mit Bauern zusammen“ etc.
Diese Sprüche sind so typisch. Und zeigen eigentlich nur eines: Deine Dummheit.
Schau mal. Angenommen du bist ein arbeitsloser Akademiker, hast vielleicht Gesundheit und Ernährung studiert (oder so ähnlich) und suchst jetzt einen Job. Du bewirbst dich unter anderem auch salopp gesagt bei der DGE. Du wirst also dort genommen und freust dich natürlich. Ganz realistisch betrachtet: Bist du jetzt ein Verbrecher? Nein, du machst höchstens das, was du kennst. Und du kennst womöglich nicht die andere Seite – du kennst dich zum Beispiel nicht mit Biochemie aus, musst aber sagen, wie viel Magnesium wir zu uns nehmen sollen. Aber deshalb bist du kein Verbrecher und kein schlechter Mensch, höchstens ein Unwissender.
Aber das ist typisch Mensch. „Die, das sind Verbrecher“ – ja, das, das sind die Böse und wir, wir sind die Guten. Das ist Mittelalter.
Bei uns in der Pfalz leben auch einige Akademiker, aber eben auch das normale Volk – das sind die, die nicht so viel theoretisieren, sondern im praktischen Bereich tätig sind. Ich kann sagen: Das ist der Normalzustand der Deutschen.
Nichts gegen meinen Vater, aber der weiß nicht was ein Kohlenhydrat ist. Der wird auch niemals wissen, was Eiweiß ist. Aber er hat es immerhin geschafft, ein Beamter zu werden – welche Ironie, by the way :-) Kennen wir edubily-Leser ja von Zollbeamten!
Auf jeden Fall finde ich es immer unverschämt, die Schuld an allem Leid, was wir hier haben, auf eine Gesellschaft zu schieben. Das ist Punkt 1: Eigenverantwortung. Punkt 2 ist, dass der Normalbürger gar nicht weiß, was die DGE überhaupt ist. Ich hatte ja mal eine spannende Umfrage gemacht. Tenor: DGE? Noch nie gehört.
Und ehrlich gesagt… wen juckt denn die DGE? Wir essen doch sowieso wie wir es für richtig erachten und vor allem wie wir es gelernt haben. Bei uns in der Pfalz jedenfalls, sieht Essen in etwa so aus:
Neben Leberwurst, gibt es auch Blutwurst, Bratwurst, Sauerkraut, Schnitzel, Lyoner, Salami, Wiener…
Und, weil wir stolz darauf sind: Eine gute Weinschorle.
Wer will denn über etwas anderes nachdenken, wenn das, was man hier hat, so gut schmeckt? :-)
Ich denke die Problematik wird klar: Wir sagen, dass die heutige Kohlenhydrat-Mast dafür verantwortlich ist, dass wir Herzinfarkt etc. bekommen. Die Wahrheit ist wohl eher, dass wir schon auch Kohlenhydrate essen, aber keiner hier isst mehr als 45% – Kohlenhydrate liefern bei weitem weniger Energie als Fett – die Hälfte, um genau zu sein. Und selbst wenn es so aussieht, als ob hier viele Kohlenhydrate in Form von Brot gegessen werden, so ist es doch letztendlich das Fett, der Brotaufstrich, der die Energie liefert. Niemand isst gerne Kohlenhydrate blanco – das schmeckt einfach nicht.
Klar: Wer jetzt das Brot weglässt, wird metabolisch gesehen gesünder.
Aber es waren nicht die Kohlenhydrate, sondern die Kohlenhydrate in Verbindung mit Fett.
Wenn dieser Punkt verstanden wird, dann fühle ich mich gut, denn dann haben wir aufgehört, einen Makronährstoff für unser Leid verantwortlich zu machen.
Leben, Gesund-sein, ist weit mehr als ein Makronährstoff. Ich hoffe, dass das in dieser Konzept-Welt einmal verstanden wird.
1 comments On Leberwurstbrot
Schöner Beitrag. :) Gefällt mir gut dein Blog. :)