Die drei Begriffe in der Überschrift sind sehr bekannt. L-Carnitin kennt jeder als nutzloses Produkt, das angeblich schlank machen soll. Stress hat sowieso jeder täglich und jeder zehnte Deutsche beklagte sich im Jahre 2011 über Depressionen, Ängste und Burn-out – beim Arzt. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch deutlich größer. Und Testosteron… darüber wird a) entweder geschwiegen oder b) gelästert.
In Sinne der Evolution, verleiht uns Testosteron Härte. Deshalb steigen die T-Werte zum Beispiel bei Kampfsituationen an oder auch ganz banal beim Krafttraining. Selbstverständlich beeinflusst Testosteron auch die Libido, aber das ist ein anderes Thema.
Wichtig: Stressoren hat jeder. Stressoren sind externe Stimuli, die eine Stressreaktion in uns hervorrufen. Nicht der Stressor an sich ist das Übel, sondern unsere Reaktion darauf. Biochemisch gesehen wäre sogar „Musik-hören“ ein Stressor, wenn es als solcher wahrgenommen wird.
Eine vernünftige Stress-Antwort wäre eine erhöhte Ausschüttung von Noradrenalin, Testosteron und – total optimal – Dopamin. Dopamin käme ins Spiel, wenn wir den Stressor zwar als solchen wahrnehmen, aber uns nicht verloren sehen. Dann haben wir immerhin die Motivation, die Situation kurz-mittel-langfristig wieder in unsere Kontrolle zu bringen.
Dieses Gleichgewicht kann aber auch zugunsten einer negativen Stress-Antwort kippen, was hohe Adrenalin (nicht Noradrenalin!) Werte und in den meisten Fällen auch einen hohen Cortisol Wert zur Folge hätte. Und dort – ganz wichtig – wäre auch weit und breit kein Dopamin in Sicht – wir versinken im Stress.
Das Gleichgewicht kippt oftmals nicht aufgrund der Verstärkung des Stressors, sondern vielmehr aufgrund der anhaltenden Länge. Das heißt: Mit 2 Prüfungen an der Uni kommt man ganz gut klar, mit 5 oder gar 7 nicht mehr so richtig.
Eine Arbeit schafft Abhilfe:
(3) chronic swimming stress induced a twofold decrease in plasma testosterone levels, while no changes were observed after ether stress; (4) the treatment with ALC prevented the decrease in plasma testosterone levels after chronic swimming stress […] (Angioni et al., 1993)
- chronischer Stress lässt die Testosteron-Werte dramatisch sinken,
- ALC (Carnitin) hebt diesen Effekt auf.
Dieses Wissen ist Gold wert, denn: Man kann ruhig auch chronischen Stress haben, wenn man weiß, wie man die biochemischen Effekte reduziert und/oder zunichte macht. Dann kann man auch ab und zu über die eigenen Grenzen kommen, muss aber dann keinen Burn-out riskieren o.ä.
Die Autoren meinen daher, dass chronischer Stress die reproduktive Kapazität senkt, LCar diesen Effekt aber aufheben kann.
Noch einige Dinge zum Schluss:
- Das Obige gilt auch für Frauen (sie haben auch Testosteron!).
- Ich wurde bereits darauf angesprochen: Ja, Carnitin ist eines meiner Lieblings-Moleküle.
- Damit das auch jeder versteht und ich nicht wieder Anfragen bekommen: Der Post sollte dir aufzeigen, dass mit der Einnahme von L-Carnitin, die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass dein Testosteron-Wert aufgrund anhaltenden Stresses absinkt und dass man dieses Wissen nutzen kann.
- Ich würde 2-4g Carnitin einnehmen (Bioverfügbarkeit ca. 20-40%), besser ist aber Carnitin in Form von Fleisch (Bioverfügbarkeit >70%).