Keinen Motor

Also ich weiß, dass viele von euch morgens aufstehen und in den Wald gehen – zum Laufen.

Wenn nicht, dann trotzdem weiter lesen!

Zum Laufen: Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum ihr eigentlich laufen geht oder Sport macht?

Mir ist wichtig, dass die Leute die Idee hinter Dingen verstehen und nicht einfach irgendetwas machen, nur „weil man es halt macht“.

Zwei Ziele hast du:

  • Herz und sein Leitungssystem
  • Muskel

Im Muskel geht es einzig darum, die mitochondriale Dichte zu erhöhen und deinen Körper darauf zu programmieren, Fettsäuren zu verwerten.

Das stimmt schon alles und klingt auch gut. Aber lasse mich das mal so erklären…

Angenommen du bist Bürgermeister einer Stadt und sagst… ich hätte ab sofort gerne 5000 zusätzliche Bäckereien, die meine Bewohner mit Energie versorgen. Dann reicht es doch logischerweise nicht, nur den Befehl zu geben, sondern man muss auch schauen, dass die Dinge da sind, die die Bäckerei braucht, um das Gewünschte zu erreichen. Ohne Weizen kann man wohl auch kein Brot backen.

Ah doch, neuerdings gibt es ja Eiweißbrot… :-) Spaß beiseite.

Viele von euch geben also den Befehl (durch Ernährung oder) durch Sport, mehr „Bäckereien der Zelle“ zu bauen, vergessen dabei aber Ofen einzukaufen, Bäcker hinzustellen und Weizen zu bestellen.

Den Blödsinn da oben habe ich persönlich erlebt. 

Wer sich fragt, wie/was/warum, der kann mir gerne mail schreiben, ich möchte nicht wieder alles hier breit treten.

Also gut, auf was möchte ich eigentlich hinaus? 

Es hat einen Grund, dass (beispielsweise) Taurin, die am häufigsten vorkommende Aminosäure im Herz ist. Der Grund ist, dass das Herz hoch-aerob-oxidativ ist, das heißt: Konstant Fett verbrennt…

Du hättest ja gerne, dass dein Muskel (im Bein/Arm/Bauch) das selbe macht. Aber ich hoffe dir ist klar, dass dein Körper aus einer Synthese von beispielsweise 200mg/Tag Taurin, wohl kaum eine Synthese von 2g/Tag machen wird. Das ist schlicht nicht möglich aufgrund der Präkursor-Verfügbarkeit (Vorstufen).

Es hat einen Grund, warum L-Carnitin hauptsächlich im Herz, Leber und eigentlich auch im Muskel zu finden ist. Das sind die Orte wo viel Fettsäuren verbrannt werden. Jetzt weiß ich ja, dass die Synthese sowieso nur 50mg/Tag beträgt und diese Synthese auch noch abhängt von einem „Schalter“ namens PPARalpha. Wusstest du das? Und dass dieses PPARalpha bei Dicken… kannst dir denken, oder? Fibrate wirken genau dort. PPARalpha wird aktiviert und der Mensch verbrennt wieder mehr Fett. Du glaubst aber doch nicht im Ernst, dass 50mg/Tag für den ganzen Körper ausreicht, wenn im Rindermuskel, der auch hoch-oxidativ ist, 100mg/100g Muskel drin ist.

Und… du solltest auch bedenken, dass deine Mitochondrien ja auch Enzyme bauen müssen, also Moleküle, die die Reaktionen erst ermöglichen um aus Substraten (Glukose und Fett) dann auch Energie (ATP) entstehen zu lassen.

Dazu gehört das Cytochrom, findet man in der Atmungskette, und es besteht aus Eisen. Wenn Eisen fehlt, dann kann also auch kein ATP im Muskel produziert werden, egal wie viel du oben (Mund) in dich hineinkippst.

Three weeks of dietary iron deficiency in weanling rats resulted in anemia (Hb, 3.9 vs. 14.2 g/dl in controls) and decreased oxidative capacities of skeletal muscle (as much as 90% below control values)

(Davies et al., 1984)

Hast du eine Anämie, wovon ich nicht ausgehe, dann ist die oxidative Kapazität, also die Fähigkeit deine Energie aus Fettsäuren zu gewinnen, um 90% reduziert.

Dann brauchst du dich auch nicht wundern, wenn du niemals abnimmst oder niemals gute sportliche Leistungen erbringen kannst.

Wenn du also übermotiviert bist, „alles richtig“ machst und es klappt doch nichts, dann hast du wohl noch 1-2 Sachen in deinem Konzept übersehen.

Eisen, Carnitin und Taurin… Frage des Tages: In welchen Nahrungsmitteln kann man die finden?

Achso, du bist Veganer… ich verstehe ;-) Das ist ja jetzt im Trend. Mal schauen wie lange noch.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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