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Mitochondrien und Omega 3

Nicht wieder wegklicken, nur weil du die Überschrift nicht verstehst.

Wie willst du denn von irgendetwas eine Meinung haben, wenn du niemals checkst, wie es funktioniert?

Wir sind Weltmeister im Fußball, aber auch Weltmeister im Dummkopf-sein.

So denken normalerweise die, die nie etwas sagen, sondern nur machen (zum Beispiel Wissenschaftler am Reagenzglas), über die, die sich mit diesem Wissen profilieren (zum Beispiel „Ärzte“ die Vorträge halten).

Denn die Wissenschaft schafft Ergebnisse, aber selten eine universelle Wahrheit. Wie auch? Eine Wahrheit wäre ja eine universelle Lösung, die es ja aber nie gibt. Denn alles im Leben ist kontext-abhängig.

Wie wirken Omega-3-Fettsäuren im Mitochondrium?

Der Witz ist nur, dass Menschen so etwas nicht vertragen, deshalb gibt es ja Gurus mit Heilsversprechungen – in diesem Moment hört der Mensch auf zu denken und will nur, dass es sich gut anfühlt. Das ist nachvollziehbar. Aber diese „Gurus“ biegen sich ja immer alles zurecht wie sie es brauchen, hört sich ja dann gut an und bei den meisten – unwissenden Menschen – „ist das logisch“.

Nur weil etwas „logisch klingt“ ist es nicht automatisch „wahr“.

Ich sehe also diesen Medizinmann vor mir stehen, Vortrag vor vielen Menschen und erklärt, dass die Mitochondrienmembran ja „fluide, flüssig, beweglich sein muss“, damit dort „überhaupt etwas funktioniert“. Da kommen direkt Samba-Bilder im Kopf. Fluide, flüssig, beweglich. Klingt gut. Und wie erreicht man das?

Mit Omega-3 Fettsäuren. 

Omega 3 Fettsäuren haben wahrlich einen sehr guten Ruf – zurecht! Aber diese Substanzen sind Hormone im menschlichen Körper. Kein Ding, was man gerade einwirft und es verlässt den Körper über den Harnleiter und die Blase wieder.

Daher: Man kann n3-Fettsäuren in speziellen Fällen (Entzündungen im Körper, Allergien etc.) hochdosiert nehmen. In so einem Fall.

Wenn aber ein völlig kerngesunder Normalmensch jetzt täglich von Fischöl lebt, wie das ja auf irgendwelchen Seiten empfohlen wird (lebe nur von Eiweiß und Omega 3), dann…

Decreases in RCI for the menhaden oil diet-modified mitochondria paralleled those in which DHA levels were enhanced by fusion with phospholipid vesicles. RCI reductions are attributed to DHA-induced increases in H+ movement, producing diminished mitochondrial membrane potentials. One purpose of this project was to determine if the deleterious effects of aging on mitochondrial bioenergetic function could be reversed by addition of n-3 fatty acids. The experiments reported here indicate that incorporation of long-chain polyunsaturated n-3 fatty acids into mitochondrial membranes does not appear likely to reverse the effects of age on mitochondrial function.

(Stillwell et al., 1997)

Wahrscheinlich hat keiner kapiert, um was es da geht: Man reichert die Mitochondrien-Membran an mit DHA bzw. Fischöl (menhaden oil). Und logischerweise wird die Membran „fluide, flüssig, beweglich“, aber das hat zur Folge, dass die Membran „löchrig“ wird und die Protonen, mit denen ein Membranpotential aufgebaut wird, sich deutlich mehr bewegen können.

Das ist blöd, denn dadurch schafft es das Mitochondrium nicht, adäquat ATP, also Energie zu produzieren – man „überfordert“ das Mitochondrium, denn es muss ja „leisten“, obwohl es nicht kann.

Dadurch entstehen freie Radikale, also ROS.

Freie Radikale sind nicht nur gefährlich, weil sie dein LDL-Cholesterin oxidieren, sondern auch weil es die Mitochondrien-Membran an sich oxidiert. In dieser Membran ist „Cardiolipin“ eingelagert, das essentiell ist für das Funktionieren von Mitochondrien, weil dort ein wichtiges Enzym dranhängt namens „Cytochrom“.

ROS oxidieren Cardiolipin, was zur Folge hat, dass Cytochrom kein Bindungspartner mehr hat und sich einfach löst, was ja aber auch blöd ist, denn dadurch kann kein ATP mehr produziert werden – es entstehen noch mehr ROS.

Schaffen wir den Sprung zum Sport:

Sport ist gut, auch und gerade weil es ROS produziert. ROS sind nicht nur gefährliche Substanzen, sondern auch Signalmoleküle. „Die Dosis macht das Gift“ – Exzessiver Ausdauersport induziert aber nicht nur ein Übermaß an freien Radikalen, weil ja sowieso konstant Abfall  anfällt bei der ATP-Produktion, sondern auch weil es für einen konstanten Einstrom von Calcium in die Muskelzelle sorgt und dieses Calcium kann aufgrund elektrostatischer Wechselwirkung, auch Cytochrom von der Membran lösen.

Hoffentlich hast du nicht noch zusätzlich deine Membran mit exzessiven Mengen n3-Fettsäuren angereichert.

Aber keine Angst, was sind exzessive Mengen?

Nur so viel: Therapeutische Dosen sollten Menschen vorbehalten sein, die das tatsächlich auch brauchen. Für alle anderen gilt: 2-4 g sollte man nicht überschreiten.

Die Dosis macht das Gift – gilt auch für den Sport!

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

4 comments On Mitochondrien und Omega 3

  • Hi Chris!

    Du schreibst hier, aber auch in deinem Buch, die n3-FS sind „Hormone in unserem Körper“ oder zumindest „Hormonvorstufen“.
    Meine Frage: Vorstufen zu WELCHEN Hormonen? bzw. der Gedanke weitergeführt: In welche Hormonkaskade greifen sie denn dann ein?

    Bitte um Erklärung, das ist mir noch zu ungenau erklärt.
    Vielen Dank

  • Ja, ein halbes Schnapsglas passt. :-)

  • Hallo Chris, mal blöd gefragt: Wieviel wäre dann eine moderate Menge bei Fischöl – 15ml?
    15ml davon 30% n3 = ca. 3-5g? Merci, LG Sven

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