… ist ziemlich heimtückisch.
Ich habe ja erzählt, dass ich mal mein Gehirn “ausgehungert” habe, als ich monatelang diätete, damit ich noch die letzten 3-4 Kilogramm Körpergewicht drücken kann. Dummer Gedanke … Gehirn kaputt, dafür 2 Minuten schneller auf 10 km. Das meine ich mit: Wenn man etwas ganz besonders will, wird man saublöd.
Zurück zum Thema.
Irgendwie leben Viele so in einer Glaubenswolke. Viele realisieren gar nicht, dass sie hier auf dem Planeten sind. Also, dass man teilnimmt usw., das merken ja einige … aber so richtig verstehen? So etwas nennt man Bewusst-sein.
Wir können festhalten: Du bist das Wesen, was die Welt sehen, hören und fühlen kann. So viel steht fest.
Viele aber haben ein Problem sich selbst von dem Ding zu differenzieren, was ihnen die Wahrnehmung möglich macht: Das Gehirn.
Du bist ja da. Du liest das gerade. Punkt ist: Angenommen du hättest keine Ohren, dann gäbe es für dich keinen Ton. Angenommen du hättest keine Augen, dann gäbe es für dich keine zu sehende Welt. Angenommen du hättest einen Rezeptor dafür, dann könntest du radioaktive Strahlung wahrnehmen.
Was ich damit sagen will: Du bist nicht dein Gehirn. Du bist nicht das, womit du die Welt erfahren kannst. Du bist aber derjenige, der erfährt.
Und so läuft das auch mit der Stimmung. Nicht du bist gerade “traurig”, sondern dein Gehirn. Du erlebst nur das, was dein Gehirn gerade nicht produziert.
Das Gehirn von Depressiven hat ein Problem mit Dopamin, Noradrenalin und Serotonin, vielleicht auch mit GABA oder Acetyl-Cholin. Vielleicht sind auch die Neuronen selbst kaputt. BDNF stimmt nicht usw.
Und dann reden sie wieder … die, die sich auskennen. Depressive die sich umbringen, müssen sich umbringen, weil sie ja nichts mehr dagegen unternehmen können … oder so ähnlich. Was ja im Prinzip totale Hilflosigkeit suggeriert.
Also … mein Gehirn war mal sehr kaputt. Und dann wurde da gar nichts mehr produziert. Selbst wenn ich mich angestrengt habe, kam da kein Glück, keine Hoffnung, kein Leben, kein gar nix. Da war nur noch ich und die blanke Wahrheit.
Wieso Wahrheit?
Na ja. Das, was wir so wahrnehmen durch den vom Gehirn ausgelösten Drogenrausch, entspricht nicht wirklich dem, was tatsächlich so ist. Und wenn der Drogenrausch weg fällt, weil das Gehirn die Drogen nicht mehr produziert, dann stehen wir ziemlich alleine da.
Alleine deshalb, weil das Gehirn auch eine Art “Stoßdämpfer” installiert hat. Neurotransmitter, die uns die Welt erträglich machen. Motive bilden, Hoffnungen geben, Gefühle geben, Liebe empfinden usw. – endlose Liste.
Fällt dies weg, dann bleibst nur noch du, das Wesen, das die Welt wahrnimmt, und die Welt.
Sogar so banale Sachen wie das Bedürfnis nach sozialem Kontakt, sind in deinem Gehirn verankert. Wenn man das mal live erlebt hat, dann sieht man solche Sachen ganz anders. Denn: Ich habe miterlebt, wie das Gehirn den sozialen Kontakt braucht, um “normal” zu funktionieren.
Depression funktioniert so: Angenommen es gibt eine basale Menge von Neurotransmittern. Das sind so die, die reichen, um uns am Leben zu erhalten.
Angenommen wir denken an Freunde, dann wird Dopamin frei gesetzt. Angenommen wir denken an Sex, dann … Angenommen wir denken an Essen, dann … usw. Angenommen wir erleben das dann auch noch, dann wird in dieser Zeit meist konstant mehr Dopamin frei gesetzt, was letztendlich die Erklärung dafür ist, warum es Drogensüchtige gibt.
Neuronen machen das so: Ein exogener Stimulus (Freunde) produziert eine Reaktion von neuronaler Chemie – ganz einfach.
Aber: Was bei “normaler Gehirnchemie” sehr wenig “Stimulus” bedarf, damit Dopamin kommt, braucht bei Depressiven viel, viel, viel mehr Stimulus. Gleichzeitig die Menge des ausgeschütteten Chemikals (z.B. Dopamin) viel, viel weniger.
Das kann man anhand einer Zahnpastatube erklären: Anfänglich muss man nur minimal drauf drücken, damit etwas von der Zahnpasta heraus kommt. Wenn sie aber fast leer ist, dann muss man sich a) einen abdrücken und b) meistens noch aufrollen o. ä.
Selbes Spiel beim Gehirn: Ein gesundes Gehirn braucht keinen starken Reiz, damit etwas produziert wird.
Depression – ich rede hier von der Stoffwechselerkrankung, nicht von Traurigkeit, die aufgrund einer Trennung vom Partner o. ä. entstanden ist – ist eine reine Erkrankung des Gehirns.
Wenn es dir also so geht, wie mir damals, dann kann ich nur eine Sache sagen: Du bist gerade ganz alleine. Aber das wird die Zeit sein, wo du dich am besten kennen lernen wirst und mein Tipp: Gehirn ausschalten und weiterlaufen. Immer weiterlaufen.
Oder, wie das mein Trainer früher gesagt hat:
Nicht denken. Machen!
So lange, bis das Gehirn wieder funktioniert.
1 comments On Die Depression
Hey Chris, guter Artikel. Einer Deiner ersten :). Ich habe mich auch mal damit beschäftigt in Bezug auf Fruktosemalabsorption. Man sagt ja , dass dise eine Depression begünstigt. Warum?
Serotonin wird aus Tryptophan gebildet, einer essentiellen Aminosäure.Tryptophan bildet im Darm mit der Fruktose einen festen Komplex, und kann daher, bei hohen Fruktosekonzentrationen im Darm, nicht in den Körper aufgenommen werden. Dadurch haben Personen mit Fructoseintoleranz oft zu wenig Tryptophan und damit auch zu wenig Serotonin. Die Folge sind u.a. depressive Zustände.
Irgendwie macht einen der Zusammenhang nachdenklich, da etwas organisches am Ende Einfluß darauf hat, dass Menschen depressiv sind. Ich weiß nicht, ob es Studien gibt die mal umgedreht Depressive auf Fruktosemalabsorption untersuchen. Denen könnte vielleicht ohne Antidepressiva zusammen mit Sport geholfen werden.
Umso mehr ein Fakt der zeigt, dass Psyche und Physis nicht immer getrennt betrachtet werden sollten