Wir weisen sicherheitshalber darauf hin, dass der Inhalt dieses Artikels weder ein medizinischer Ratschlag ist, noch eine Behandlung bzw. eine Beratung beim Arzt ersetzen kann. Die Leser/innen, die hier Informationen entnehmen, handeln auf eigene Verantwortung.
Krebs macht Angst. Um einen herum schlägt er ein wie Bomben – es trifft Verwandte, Bekannte, gute Freunde. Man hofft immer, dass die Bombe am besten nirgends im Umfeld einschlägt und erst recht nicht in der eigenen Familie – bis die Bombe auch da mit voller Härte trifft, wie aus dem Nichts.
Und erst neulich wieder habe ich mitbekommen, wie die Mama eines guten Jugendfreundes, bei denen ich oft zu Gast war und viele Tage und Nächte verbracht habe, am bösartigen Hirntumor erkrankt sei. Sie geben ihr noch vier Wochen. Das tut weh! Mehr als das!
Ohne hysterisch zu werden, überzogenes Vertrauen in Pillen, Ernährungsformen oder „Esoterik“ zu haben, fragt man sich in Anbetracht des „Bombenhagels“ durchaus, wie man zumindest die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, daran nicht zu erkranken.
Krebsprävention: Bekannte Faktoren
Bekanntermaßen präventiv wirken folgende Faktoren:
- Bewegung – mittlerweile ist die Rede von 20 bis 30 % Risikosenkung.
- Ernährung – freilich: Phytochemikalien in Obst und Gemüse wirken dem Krebs entgegen – gutes Fleisch liefert viel Zink und Co. (Zink z. B. reguliert die Funktion des Tumorsuppressorproteins p53).
- Ausreichender Schlaf – häufig unterschätzt, aber Schlaf wirkt wie Medizin, etwa via Melatonin.
- Risikofaktoren meiden, etwa das Rauchen, Alkohol, zu viel Stress.
- Sogar die frische Waldluft kann potenziell ein Krebsschutz darstellen.
All jene Faktoren haben Einfluss auf die Entstehung von Krebs, weil sie Einfluss auf die Genexpression haben – also, welche genetischen Programme an- oder abgeschaltet sind. Das kann auf Seiten des Körpers (der Verteidiger) oder auf Seiten des Tumors sein (der Angreifer).
Speziell was Genexpression angeht, sind die fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K) von besonderer Bedeutung. Die beiden Vitamine D und A stechen hierbei heraus, da sie im Körper zu Hormonen werden, die ihren eigenen Kernrezeptor haben und somit direkt mit der DNA wechselwirken können. Der Vitamin-A- und der Vitamin-D-Rezeptor wirken dabei häufig gemeinsam, indem die Kernrezeptoren zusammen an die DNA binden:
Auf diese Weise reguliert Vitamin D beispielsweise mehr als 1000 Gene. Es liegt die Vermutung nahe, dass Vitamin D hier maßgeblich auch Schutzproteine regulieren könnte. Vor fast 10 Jahren etwa wurde herausgefunden, dass Calcitriol, das Hormon das aus Vitamin D entsteht, dadurch das Wachstum von Brustkrebs hemmt. Eine Wirkung, auf die wir in diesem Artikel genauer eingingen.
Zusätzlich gilt in diesem Zusammenhang, dass wir Deutschen sozusagen einen chronischen Vitamin-D-Mangel vorweisen:
… weil die Deutschen es nachweislich noch nicht mal im Sommer schaffen, sich auf 100 Nanomol/L (= 40 ng/mL) zu heben, was ja nun wirklich kein überhoher Wert ist, im Gegenteil.
(Hier geht’s zum entsprechenden Artikel)
Über Vitamin D wurde in den letzten Jahren viel geschrieben – und Vitamin D wird immer wieder in Verbindung mit einem geringeren Erkrankungsrisiko gebracht. Vernachlässigt wurde dabei, dass Vitamin A gleichermaßen zu einem Hormon wird im Körper, zur sogenannten Retinsäure. Diese Retinsäure steigt in Human-Studien mit zunehmender Vitamin-A-Dosis im Körper an, heißt, die Retinsäure-Werte hängen davon ab, wie viel Vitamin A wir zu uns nehmen.
Retinsäure bei der Krebsbehandlung
Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Retinsäure – in pharmakologischen Dosen verabreicht – schon sehr lange bei einer bestimmten Krebsform, der seltenen Promyelozyten-Leukämie eingesetzt wird. Im besten Journal überhaupt, Nature, lässt sich lesen:
All trans retinoic acid (ATRA) is able to induce complete remission (CR) in almost all patients with acute promyelocytic leukemia (APL) through in vivo differentiation of APL blasts.
Die Retinsäure, in pharmakologischen Dosen verabreicht, sorgt bei quasi allen Patienten, die daran erkranken für eine Remission.
Der Grund hierfür ist, dass Vitamin A bzw. die Retinsäure über einen der o. g. Kernrezeptoren das Schicksal vieler Zelle, insbesondere Stammzellen, bestimmt.
Retinoids are ubiquitous signaling molecules that influence nearly every cell type, exert profound effects on development, and complement cancer chemotherapeutic regimens.
Denn eine jede Zelle muss „erwachsen“ werden und eine entsprechende Rolle im Organismus einnehmen. Hier hat Vitamin A fast wie keine andere Substanz seine Finger im Spiel. Ein Ziel einer Krebstherapie kann also sein, der Zelle zu helfen, ihre richtige Rolle im Organismus einzunehmen („Zelldifferenzierung“).
Die Vitamin-A-Versorgung der Population
Natürlich sollten pharmakologische Dosen ob der Nebenwirkungen eigentlich nur als letzte Kugel in Betracht gezogen werden. Denn freilich bestimmen wir mit der Nahrung über eine Lebzeit betrachtet, wie viel Retinsäure in unserem Körper entsteht. Und hier darf die Frage gestellt werden, wie gut wir – Analog zu Vitamin D – mit Vitamin A versorgt sind.
Geht man mit Blick auf die Versorgung vom Decken des Tagesbedarfs aus, ergibt sich folgendes Bild:
We conclude that a safe vitamin A intake in general cannot be reached by consuming only one component (vitamin A or β-carotene) alone, even in Western countries where animal products are commonly available.
Der Tagesbedarf, der grundsätzlich etwas konservativer kalkuliert ist, kann selbst bei uns nicht alleine durch das Nutzen von tierischen Nahrungsmitteln gedeckt werden. Ein Grund hierfür ist, dass das Vitamin-A-haltigste Nahrungsmittel, die Leber, kaum noch konsumiert wird. Zeitgleich zeigt sich allerdings, dass ß-Carotin eine deutlich geringere Vitamin-A-Aktivität aufweist als viele Jahre angenommen.
In summary, a substantial part of the population will not be able to close the gap between the Recommended Nutrient Intake and the actual daily intake of preformed vitamin A (from animal products) by consuming the recommended dietary levels of 2–4 mg of β-carotene, if current intake levels of preformed vitamin A do not change.
Aus der Tatsache, dass der Anteil des „tierischen Vitamin A“ in der generellen Ernährung derzeit zu niedrig ist, und die ß-Carotin-Zufuhr nicht ausreicht, folgt, dass selbst der empfohlene Vitamin-A-Tagesbedarf oft nicht erreicht wird. Dies liegt u. a. daran, dass speziell die Deutschen oft nicht mal 1 mg ß-Carotin pro Tag zuführen.
Currently, β-carotene intake in Germany is below 1 mg/d for almost one-half of the population and 64.1% have intakes <2 mg/d (see above).
Als wichtiger Denkanstoß vielleicht noch: „Gesunde“ Ernährungsformen, egal ob man sie Vegetarismus, noch krasser: Veganismus oder Steinzeit-Diät nennt, haben nicht selten die Eigenschaft, dafür zu sorgen, dass mehr Obst und Gemüse gegessen wird (gut, weil viel ß-Carotin) – zeitgleich wird aber häufig der Konsum von Nahrungsmitteln eingeschränkt, die zwar Vitamin-A-haltig sind, aber nicht selten als „weniger gesund“ eingestuft werden. Zu nennen wären zum Beispiel verschiedene (Leber-)Wurstsorten, aber auch Eier oder fette Milchprodukte, wie Sahne, Käse, Butter und Co. Ergo: „Gesunde Ernährungsformen“ sind oft nicht „gesund“ mit Blick auf den Vitamin-A-Haushalt.
Retinsäure bei der Krebsprävention
Eine Studie greift die eben besprochenen Themen auf und schreibt in der Zusammenfassung (übersetzt):
„Retinsäure, die zur Klasse der chemischen Verbindungen namens Retinoide gehört, ist ein wichtiger Metabolit von Vitamin A. Es wird derzeit verstanden, dass Retinsäure eine wichtige Rolle bei der Zellentwicklung und -differenzierung sowie bei der Krebsbehandlung spielt. Retinsäure unterdrückt nachgewiesenermaßen Lungen-, Prostata-, Brust-, Eierstock-, Blasen-, Mund- und Hautkrebs.
Unsere Ergebnisse zeigen auch, dass niedrige Dosen und hohe Dosen von Retinsäure jeweils Zellzyklus-Stillstand und Apoptose (Zelltod) von Krebszellen herbeiführen können. Auch das zellzyklushemmende Protein p27 und der neue Zellzyklus-Regulator Cdk5 sind an den Wirkungen der Retinsäure beteiligt.
Diese Ergebnisse liefern neue Hinweise darauf, dass die molekularen Mechanismen der Retinsäure das Schicksal von Krebszellen kontrollieren können. Da hohe Dosen von Retinsäure zu Zytotoxizität führen können, wird sie wahrscheinlich am besten als mögliche Ergänzung in der täglichen Ernährung verwendet, um das Fortschreiten von Krebs zu verhindern oder zu unterdrücken.“
Hier wird mitgedacht: Wenn Retinsäure, höher oder sogar hochdosiert, dem Krebs entgegenwirkt, dann gibt uns das Hinweise darauf, dass dies auch bei niedrigeren Dosen der Fall sein könnte, vor allem mit Blick auf die Prävention, denn wir bewegen uns immer entlang eines Spektrums:
„Als Nährstoff kann Retinsäure entweder durch den täglichen Konsum von Pflanzen, Vitamin-A-haltigen Nahrungsmitteln einer ausgewogenen Ernährung oder durch Vitaminpräparate gewonnen werden. Unter normalen Umständen wirkt die Retinsäure im Körper präventiv gegen die Krebsentstehung.
Nach der Krebsentstehung wird die Retinsäure zu einem Angreifer von Krebszellen, der ihr Wachstum und ihre Teilung blockiert und auch ihre Differenzierung und ihren Tod über bestimmte Wege auslöst. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass Retinsäure mit anderen wirksamen Krebstherapeutika gegen Krebsprogression zusammenarbeitet.“
Uns hier geht es in erster Linie um die Prävention. Was Retinsäure mit Blick auf den Krebs leisten kann, soll eine Auszugsliste der vielen Studien, die es da gibt, verdeutlichen:
- Retinoic acid and cancer treatment
- Vitamin A, Cancer Treatment and Prevention: The New Role of Cellular Retinol Binding Proteins
- Retinoic acid inhibits angiogenesis and tumor growth of thyroid cancer cells.
- Retinoic Acid Receptor β: A Potential Therapeutic Target in Retinoic Acid Treatment of Endometrial Cancer.
- Anti-tumor effects of all-trans retinoic acid are enhanced by genistein.
- Retinoic acid reduces migration of human breast cancer cells: role of retinoic acid receptor beta.
- All-trans retinoic acid targets gastric cancer stem cells and inhibits patient-derived gastric carcinoma tumor growth.
- All-trans-retinoic acid eliminates immature myeloid cells from tumor-bearing mice and improves the effect of vaccination.
- Retinoic Acid Reduces Stem Cell-Like Features in Pancreatic Cancer Cells.
- The effect pathway of retinoic acid through regulation of retinoic acid receptor alpha in gastric cancer cells.
- All-trans-retinoic acid inhibits growth of human pancreatic cancer cell lines.
- Synergy between all-trans retinoic acid and tumor necrosis factor pathways in acute leukemia cells.
- All-trans-Retinoic Acid-induced Apoptosis in Human Medulloblastoma
- Retinoic acid-induced 2 (RAI2) is a novel tumor suppressor, and promoter region methylation of RAI2 is a poor prognostic marker in colorectal cancer
- The efficacy of 9-cis retinoic acid in experimental models of cancer
- All-trans retinoic acid modulates the plasticity and inhibits the motility of breast cancer cells: role of NOTCH1 and TGFβ
- All-trans retinoic acid suppresses malignant characteristics of CD133-positive thyroid cancer stem cells and induces apoptosis
Fazit
Es ist wichtig zu sehen, dass wir nicht sagen, dass Lebensmittel, die Vitamin A enthalten bzw. die daraus entstehende Retinsäure unter physiologischen Dosen Krebs heilen können. Vielmehr versuchen wir zu verdeutlichen, dass Vitamin A – wie Sport und Co. – ein essentieller, aber noch vernachlässigter Faktor bei der Krebsprävention sein könnte.
Nahe liegt es zum einen, weil Vitamin A bzw. die daraus entstehende Retinsäure ein Hormon ist, das extrem weitreichend und fundamental quasi alle Zelltypen im Körper beeinflusst. Zum anderen, weil die verschiedenen Retinsäuren in vielen Versuchen und Versuchsmodellen eine Anti-Krebs-Wirkung zeigen.
Vor dem Hintergrund, dass traditionelle Ernährungsformen, die typischerweise den Konsum von Vitamin A via Leber fördern, zunehmend durch eine klassische „westliche Ernährungsweise“ ersetzt werden, die in den meisten Fällen viel weniger Vitamin A enthält, sollte die Rolle des Vitamin A im menschlichen Körper hervorgehoben werden – vielleicht findet ja eine Art Rückbesinnung statt.
Kurzum: Wir brauchen wieder mehr Vitamin A in unserer Ernährung!
22 comments On Leber zur Krebsprävention? Ein kurzer Überblick
Kurze Frage:
Wir essen Kalbs- oder Rinderleber, mal herkömmlich, mal vom Biobauern mehr oder weniger regelmässig
einmal pro Woche mit ca. 300g pro Person, allerdings gebraten.
Werden die wertvollen Inhaltsstoffe wie Vitamin A, B12 und und und und und nicht dadurch mehr oder weniger
zerstört? Früher, in meiner Kindheit, gab mir meine Mutter Rinderleber immer roh, mit Sicherheit wesentlich wirkungsvoller aber geschmacklich grenzwertig! Würde ich auch jetzt nicht mehr runterkriegen, dann lieber gebraten, gut gewürzt und mit viel Zwiebeln, geschmacklich aber absolut akzeptabel, aber was ist mit den Vitaminen?!?!?!
Danke für den Artikel, sehr interessant!
Was ich auch empfehlen kann: Lebertran aus der Apotheke , neben reichlich Vitamin A in tierischer Form auch gutes Omega 3 -Fischöl, Jod und Vitamin D enthalten.
Auch vom Preis her unschlagbar, pro 250ml Flasche bezahlt man ca. 12 Euro, pro Tag sollte man ungefähr 2 Teelöffel (ca. 10ml) einnehmen, und das ganze in pharmazeutischer Qualität.
Besten Gruß Markus
Ja, das stimmt! Guter Input!
Die Leber von Rehen dürfte vermutlich auch eine qualitativ und schadstofffreie Versorgungsquelle darstellen, da ich in meiner Familie mehrere Jäger habe, werde ich regelmäßig damit versorgt.
Hey, wenn das Reh an der Deutsch-Niederländischen Grenze unterwegs war, mag das wahr sein. Wildfleisch aus Bayern und BaWü sind noch heute radioaktiv belastet. Da würde ich Leber oder Nieren bestimmt nicht essen. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ist zwar schon fast vergessen, die Folgen sind aber immer noch da.
Beste Grüße, Thilo
Hallo Thilo
Da Rehe im Gegensatz zu den Wildschweinen ihr Futter nicht aus dem Boden ausbuddeln, sondern ausschließlich fressen, was oberirdisch wächst, ist Rehfleisch hier in Bayern auch unproblematisch. Lediglich die Wildsäue sind meist ungenießbar und müssen immer noch als Sondermüll entsorgt werden.
Allein schon von der Logik her macht das auch Sinn. Denn sonst wäre alles, was an Grünzeug im Freien wächst und (vom Menschen) verzehrt wird ja auch noch radioacktiv belastet.
Und wie nimmt man das ein? Pur? Habe bisher nur grausiges darüber gehört…
Klasse! Direkt als Lesezeichen gespeichert :-)
Wie bereitet ihr euere Leber denn zu um das maximale an Nährstoffen zu erhalten?
Ich esse meine immer in Form von Leber Klößchen welche ich in meiner vorher erhitzen Knochenbrühe kurz ziehen lasse :-)
Liebe Grüße
Carina
Darüber habe ich mir bisher ehrlich gesagt keine Gedanken gemacht :-) Bei mir läuft’s nach dem Motto: Egal wie, Hauptsache 100 bis 200 g Leber p. W.
BTW: Wie ist es eigentlich mit der VitaminD-VitaminA-Ratio?
Ich experimentiere derzeit mit 1 : 3(-5). Ist das ok?
So etwa 1:1 bis 1:3 dürfte passend sein. Höher würde ich auf Dauer nicht gehen – experimentieren kannst du natürlich mit solchen Dosen. Im höheren Vitamin-D-Bereich (z. B. 10k IE pro Tag) halte ich 1:1 schon für ausreichend.
Danke für den Tipp! Ich würde gerne das Gute aus beiden Welten für mich nutzen und fände es schade, wenn eine Fraktion zu sehr von der jeweils anderen antagonisiert wird.
PS: Ich habe im letzten Jahr 24 kg abgenommen und auch ganz gut Muskulatur aufgebaut, mit 60 Jahren, durch Deine Anregungen. Auch dafür bei dieser Gelegenheit meinen herzlichen Dank! :)
Wow, großartig! Ich danke dir!
Ich gehe davon aus, dass bei der Vitamin A/D-Ratio die Einheiten IE: IE gemeint sind, und nicht ug: ug, oder?
Bei ug:ug müssten bei einer Ratio von 1:1 und unter Verwendung der Edubily-Vitamin-A Tropfen bereits knapp 2 Tropfen à 400 IE genügen, was ca. 4x unter der Empfehlung der DGE von 1000 ug bzw. 3’333 IE Vitamin A liegen würde.
Bei hingegen 10’000 IE Vitamin D zu 10’000 IE Vitamin A, entsprächen letztere immerhin 3’000 ug bzw. 25 Tropfen Edubily-Vitamin-A-Tropfen. Dies dünkt mich dann doch etwas viel.
Habe ich das richtig verstanden?
Ich kalkuliere mit 5000 bis 7000 IE Vitamin D. Da Vitamin A aus Leber (100 g pro einmal die Woche) ca. 50k bis 70k Vitamin A pro Woche gibt, würde man hier auf ca. 1:1 zu kommen, wobei die Leber beim Kochen sicher Vitamin A verliert und auch die Aufnahme von Vitamin A aus Leber anders ist als bei NEM. Deshalb wird die Ratio sicher niedriger ausfallen. Insofern: 1:1 ist OK, ist aber nur ein Richtwert. Es kann auch VitA:VitD = 0,5:1 sein. Geht ja nur darum, ne Vorstellung der Größenordnung zu kriegen, weil wir natürlich auch hier von möglichen Bereichen sprechen und nicht von festgesetzten Werten. 3000 IE pro Tag ist die Mindestmenge.
Danke Chris für die nähere Erläuterung.
Die DGE gibt für erwachsene Männer als Mindestmenge 1000 ug an, was pro Woche in etwa 23’000 IE ergäbe. Im Vergleich zur zugefügten Dosis, die in 100g Leber steckt, wirkt die Empfehlung der DGE dagegen etwas konservativ. Aber die allerwenigsten essen pro Woche 100g Leber. Gerade bei Vitamin A Supplemente wird ja immer wieder der Mahnfinger gehoben und auf Risiken aufmerksam gemacht.
In diesem Zusammenhang finde ich folgende Entwicklung interessant:
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat im Januar 2018 aktualisierte Höchstmengenempfehlungen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln veröffentlicht. Beim Vitamin A wird dabei der „Upper Intake Level“ zu 100% ausgeschöpft. Das Risiko bei einer Überschreitung (unter Berücksichtigung von Unsicherheitsfaktoren (UF) für die Mehrfachexposition) konnte scheinbar „zuverlässig bewertet“ werden.
Zitat:
„Das Ableitungsverfahren ergab eine Restmenge von „Null“, so dass eigentlich kein Spielraum für den Zusatz zu NEM oder sonstigen Lebensmitteln besteht. Vitamin A sollte daher nur von Personen supplementiert werden, die einer zusätzlichen Aufnahme dieses Vitamins tatsächlich bedürfen. Der Höchstwert von 0,4 mg/Tag wurde so gewählt, dass ein NEM einen wirksamen Beitrag zur Vitamin-A-Zufuhr leisten kann, ohne das Risiko für unerwünschte gesundheitliche Effekte in adäquat versorgten Bevölkerungsgruppen erheblich zu erhöhen. “
https://link.springer.com/article/10.1007/s00003-017-1140-y
0.4mg/Tag Vitamin A entsprechen dann nur noch 1’333 IE.
Da wir selbst NEM bauen, kenne ich die aktualisierten Werte natürlich. In der mir vorliegenden Arbeit wird sogar von Höchstmenge 0,2 mg/Tag (im NEM) gesprochen. Das ändert aber nichts daran, dass der UL bei 10k liegt – der ist definiert als jener Wert, der die sichere Höchstmenge eines Mikronährstoffs darstellt, die bei täglicher, lebenslanger Zufuhr aus allen Quellen keinerlei Nebenwirkungen hervorruft. Tatsächlich passen die Empfehlungen ja gut ins oben erläuterte Bild der Versorgungslage: Denn hier zeigt sich eine Lücke. Auch ich persönlich würde empfehlen, hohe Vitamin-A-Mengen nicht zu supplementieren. Umgekehrt ist die von uns empfohlene Verzehrsmenge von Leber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sicher.
Hi Chris,
danke für den Artikel. Ist die Leber von „artgerecht“ lebenden Hühner vertretbar? Hatte irgendwo mal gelesen, dass du Rind empfiehlst. Allerdings habe ich bisher keine gute Quelle gefunden und Discounterzeug kommt einfach nicht in Frage.
Grüße
Sascha
Hey Sascha, Leber von „artgerecht“ gehaltenen Hühnern ist grundsätzlich gut, allerdings ist der Vitamin-A-Gehalt deutlich niedriger und der Kupfer-Gehalt ist so niedrig wie bei normalem Fleisch.
Interessant! Ein weiteres Argument pro Leber…
Ich habe noch nie selbst Leber gekauft oder zubereitet, aber durchaus schonmal im Restaurant gegessen… ich bin leider etwas unsicher, welche Art von Leber (Rind/Kalb, Schwein, Huhn…) zu empfehlen ist und woher ich deise beziehen soll.
An der Fleischtheke im Rewe (vermutlich Großhandelszeug) trau ich mich nicht zuzugreifen, vermutlich schadet man sich mit billiger Leber aus Massentierhaltung mehr als man sich hilft, oder?
Ggf. findet sich was vertrauenswürdiges auf dem Wochenmarkt…
Als ich nutze oft Kalbsleber vom Metzger meines Vertrauens. Weil Kalbsleber die effizienteste Version ist, sie gibt am meisten Kupfer und viel Vitamin A. Würde aber sagen, dass der Körper es einmal pro Woche auch verkraftet, Leber aus Massentierhaltung zu verarbeiten :P