Es gibt zwei Möglichkeiten abzunehmen.
- Mit biologischem Rückenwind
- Ohne biologischen Rückenwind
Den ersten Fall hat die Natur eigentlich für uns eingerichtet: Das Insulin-Signaling fällt, das heißt die AMPK/mTOR-Ratio steigt an.
Kennen wir vom Fasten. Insulin niedrig, Wachstumshormon steigt an, wir verbrennen Fett und haben kaum Hunger. Einen Gewichtsrebound gibt es hier nur selten. Das hat man auf dieser Abbildung gut visualisiert:
Vielleicht hat es ja einen Grund, warum die meisten von uns so lange ein bisschen (oder stark) übergewichtig sind, bis die Bauchspeicheldrüse den Geist aufgibt und wir … einfach kein Insulin mehr im System haben.
Was mit Diabetikern passiert, die kein Insulin bekommen, passiert, hat mein damaliger Zellbio-Professor mal so ausgedrückt:
Die fallen vom Fleisch.
Und werden natürlich krank, weil Hirn, Muskeln, Knochen und Co. eine bestimmte Insulinwirkung brauchen, um gesund zu bleiben. Daher ist Diabetes sicher keine tolle Diätoption.
Low Insulin ist nicht immer Low carb
Aber man kann etwas lernen. Zum Beispiel, dass man vielleicht so lebt, dass Insulin bzw. die Insulinwirkung nicht überdreht und wir uns in einem ständigen Insulinbad wiederfinden.
Der außerordentliche Erfolg von Low- bzw. No-carb-Diäten liegt unter anderem daran, dass man dieses oben geschilderte System verstanden hat. Wo es im Körper einen Hebel zum Aufbau gibt, muss es auch einen zum geregelten Abbau (Katabolie) geben.
Doch Moment… Denn die Folgerungen sind leider nicht immer richtig.
- Es muss nämlich nicht per se Low carb sein, besser wäre wohl „Right carb“. Wurzelgemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse und so weiter („zelluläre Carbs“) sind ja auch Kohlenhydrate, aber die werden halt so verstoffwechselt, dass wir nicht im Insulin baden. Hatte ich ja alles schon x-fach erklärt.
- Es gibt Dinge in unserem Leben, die das Insulin-Signaling verstärken.
Beim zweiten Punkt höre ich immer eine leise Stimme im Kopf, die „ätschi bätsch!“ sagt. Und nur ungerne schreibe ich darüber. Also zum Beispiel darüber, dass Milchprodukte uns insulinogen(er) machen. Das muss ja so sein, weil die fürs schnell wachsende Kalb gemacht sind.
Oder darüber, dass Kaffee uns insulinogener macht. Und zwar zum einen den Empfänger des Insulins, also die (Fett-)Zelle. Die verstärkt die Wirkung des Insulins dann einfach. Ungünstig. Zum anderen erhöht Kaffee, vor allem in Verbindung mit Koffein, das Insulin nach Mahlzeiten.
Mit Kaffee ins Insulinbad
Eine Beispielstudie zeigt dies ganz gut. Hier duften junge Männer ein Placebo, koffeinfreien, koffenhaltigen Kaffee bzw. Koffein trinken (T-60). Eine Stunde später (T0) wurde ein oraler Glukosetoleranztest (OGTT) durchgeführt. Der Insulinverlauf sah so aus:
Sowohl der entkoffeinierte als auch der koffeinierte Kaffee (der ganz besonders) ließen Insulin massiv ansteigen. Die Fläche unter dem Kurvenverlauf (AUC) – also die ausgeschüttete Insulinmenge über den kompletten Zeitraum – lässt sich auch so darstellen:
- Der entkoffeinierte Kaffee potenziert die Insulinausschüttung um ca. 44 %.
- Der koffeinierte Kaffee erhöht die Insulinausschüttung um ca. 90 % (= fast doppelt so viel!)
- Zum Vergleich: Koffein alleine kann hier für einen gewaltigen Insulinzusatz sorgen!
Auch in einer großen chinesischen Studie mit über 1300 Probanden mit erhöhtem Diabetesrisiko fand man unter Kaffeetrinkern über fünf Zeitpunkte nach einem OGTT insgesamt ca. 23 % höhere Insulinwerte im Vergleich zu Abstinenzlern. Obwohl die Blutglukosewerte etwas besser waren, lag der HOMA-Index (Maß für die Insulinresistenz) 20 % höher und damit im insulinresistenten Bereich.
Es kommt also eben nicht immer nur drauf, ob man ein Stück Torte isst (ganz böse!). Es geht eben auch darum, dass der/die Otto-Normal-Deutsche das ja mit einer großen Tasse Kaffee runterspült. Und morgens ja auch schon. Und dazwischen ja auch schon.
Kaffee-Stoffe wirken wie Insulin
Warum wirkt Kaffee so? Er ist ein Wirkstoffgemisch aus ca. 1500 Substanzen. Einige der wirksamen Pflanzenstoffe sind gut charakterisiert.
- Das bekannte Koffein
… erhöht Stresshormone und kurbelt den Energiestoffwechsel via cAMP (ein Botenstoff) an – die Folge: das Fettgewebe gibt mehr Fettsäuren ab, die eigentlich verbrannt werden sollten. Außerdem ist Koffein ein Adenosinrezeptorantagonist, was in Studien insulinresistent macht. Ich erinnere an der Stelle an diesen Artikel.
Ergo: Der Körper ist im Flight-or-fight-Modus und will körpereigene Energie verbrennen. Wenn wir an der Stelle noch Kohlenhydrate bzw. viel Energie ins System kippen (Sahnetorte!), erhöht sich der Insulinspiegel ziemlich stark (siehe oben). Keine Raketenwissenschaft.
Mal ist das nicht schlimm. Viele von uns baden aber den ganzen Tag in Koffein – und essen weiterhin fröhlich die Currywurst.
- Cafestol, ein fettlösliches Terpen
… erhöht in Studien dosisabhängig die Insulinsekretion. Wer seine Bauchspeicheldrüse regelmäßig in Kaffee, d. h. Cafestol badet, darf auf eine erhöhte Insulinausschüttung (siehe oben) hoffen.
Langfristige Exposition mit (…) Cafestol erhöhte die Insulinsekretion um 34% bzw. 68%.
- Chlorogensäure
… ist neben Koffein vermutlich der Hauptwirkstoff des Kaffees und zeitgleich das vielleicht wichtigste Polyphenol auf dem Speiseplan eines westlich lebenden Menschen.
Die Chlorogensäure ist in mechanistischen Studien ein potenter PPARγ-Agonist (1, 2). Die PPARs sind Genschalter, die weitreichenden Einfluss auf unseren Energiestoffwechsel haben.
PPARγ findet sich vorwiegend im Fettgewebe und dient der Nährstoffaufnahme und -speicherung. Daher wird es nach dem Essen (unter Insulin) besonders aktiv – Ziel: Zuckeraufnahme und Fettspeicherung.
Chlorogensäure (CGA) ist ein neuartiger Insulinsensibilisator, der die Insulinwirkung potenziert. (…) Die Potenz von CGA zur Stimulierung der Aufnahme von (markierter Glukose) war vergleichbar mit der des Antidiabetikums Rosiglitazon (TZD).
PPARγ-Agonisten werden auch medikamentös in der Typ-2-Diabetesbehandlung eingesetzt. Man drückt den Zucker mit dieser Methode förmlich in die Zellen.
Das hat seinen Preis. Die als Thiazolidinedione (TZD bzw. Glitazone) bekannten Medikamente sorgen nämlich ziemlich oft für eine Unterhautfettzunahme. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie Medikamente das Problem nicht beheben, sondern erst mal aufschieben und später (weil noch mehr Fett = Insulinresistenz) verschlimmern.
In einem druckfrischen Review heißt es:
Im Vergleich zu der Kontrollgruppe erhöhte TZD signifikant das Unterhautfettgewebe, das Gesamtkörperfett, das Gewicht, den Taillenumfang und den Body-Mass-Index.
Das ist die Folge, wenn man das Insulinsignaling überdreht. Freilich wird den Leuten deshalb empfohlen, sich mit einer Kalorieneinschränkung („Low calorie diet“) schlanker zu quälen. Biologischer Gegenwind!
Kaffee macht dank Insulin gute Laune
Der Kaffee-induzierte Insulinboost ist ein (oder der?) Grund, warum wir so gerne Kaffee trinken. Er ist ein Insulinmimetikum, im wahrsten Sinne des Wortes. Und unsere Zellen lieben halt Insulin – und daher auch Junkfood, weil das massiv Insulin triggert. Insulin aktiviert im Hirn dann Gute-Laune-Signalwege.
Zum Beispiel dadurch, dass mehr Tryptophan ins Hirn kommt, woraus Serotonin („Glückshormon“) wird. (Vgl. Zou et al. 2020)
Was unsere Zellen nicht wissen: dass wir nicht mehr in der Steinzeit leben.
Ich versuche das ja immer wieder zu erklären… Für den Diabetiker ist Kaffee ganz toll, weil er den letzten Rest des Insulins noch aus der Bauchspeicheldrüse kratzt. Für uns Noch-nicht-Diabetiker ist Kaffee halt ein nettes Genussmittel, das einige beim Erreichen ihres Ziels (gute Körperkomposition) hemmt.
Genau so erklären das auch moderne Studien, z. B. Zusammenfassungen. Die sagen halt: „Ja mei… immerhin drückt der hohe Insulinspiegel den Blutzucker dann runter!“ Und das soll dann vor Diabetes schützen. Völlig absurd. (Vgl. Reis et al. 2018)
… bei Langzeitstudien kann koffeinhaltiger Kaffee den glykämischen Stoffwechsel verbessern, indem er die Glukosekurve senkt und die Insulinantwort erhöht.
Mal ein bisschen Ernährung verstehen
Es sind genau solche Zusammenhänge, die nie verstanden werden. Natürlich muss ein starker Kaffeetrinker, der sich für Gesundheit interessiert, vom Grundgefühl her irgendwann zum Schluss kommen, dass man die Carbs noch weiter senken muss, um gesünder zu werden und abzunehmen.
Der merkt ja, dass der Körper irgendwie zu anabol, zu insulinogen ist. Einziger Schluss: Der Kaffee halt ohne Torte, nur noch mit Sahne, umgedeutet: Butterkaffee („Bulletproof“, was für ein Witz!). Dieses irre Verhalten muss man doch mal durchschauen.
Umgekehrt wird meist ein Schuh draus: Die meisten Leute bräuchten vielleicht gar kein „Low carb“, sondern einfach mal „No coffee“, damit der Körper mal wieder runter von seinem Insulintrip kommt.
Das wiederum ist – das weiß ich aus der Praxis – nur schwer vermittelbar. Ich höre schon das „Aber…“. Und natürlich hat das „Aber“ insofern Gültigkeit, als Kaffee ja auch nützliche Seiten hat. Mein Punkt ist daher eher: Hinterfrage deinen Überkonsum und teste 30-60 Tage ohne, um dein Körper auf Kaffee besser zu verstehen.
Nur so kannst du deinen biologischen Rückenwind nutzen.
32 comments On Kaffee: Der heimliche Insulinsaboteur
Bloß mal ein Beispiel: Gestern habe ich (wie immer) früh nach dem Aufstehen 2 Tassen Kaffee getrunken. Da ich früh auch üblicherweise gut esse, hatte ich Hunger und habe eine handvoll Mandeln gegessen. Dann sind wir ca. 2h langsam durch die Stadt gelatscht, der Hunger war inzwischen groß, und wir sind reichlich brunchen gegangen (gegen 12h; reichlich Ei, Fisch, Fleisch, wenig Brötchen/Croissant/Nutella, reichlich Kaffee). Am Nachmittag habe ich nochmal einen Kaffee getrunken, und ansonsten nichts mehr gegessen den Rest des Tages. Ich war die ganze Zeit satt. Heute morgen hatte ich wieder wie immer etwas Hunger und habe früh mein Rührei mit Speck gegessen.
Abnehmen tue ich, seitdem ich ein paarmal pro Woche ab ca. 17h faste, und insgesamt an solchen Tagen eine Mahlzeit weniger esse. Ca. 16h (seltener 17h) ist auch meine „Kaffeegrenze“. Zuvor habe ich schon IF gemacht, bin aber vormittags nüchtern geblieben. Abgenommen habe ich in der Zeit nichts. Der Zusammenhang war für mich dann immer das späte, reichliche Essen, weil ich über den Tag natürlich irgendwann Hunger bekommen hatte und mich defizitär gefühlt habe. Nachts mit vollem Bauch schlafen ist mir dann eher schwer gefallen.
Aber ja, wer weiß, vielleicht lag’s auch einfach an zu viel nüchtern-Kaffee, oder wie auch immer….
So viel nur als „Fallstudie“, vielleicht hilft es irgendwem. Für mich ist die Selbstbeobachtung und das „Spüren“ wichtiger geworden als diese ganzen biochemischen Fakten. Die natürlich immer wieder interessant und anregend sind, aber am Ende ist das Ganze ja recht komplex, und wichtiger als ein Gedankengebäude ist ja die Anwendung, und die Rückkopplung der Effekte.
Aber verstehe ich es richtig, dass die Insulinausschüttung nur bei gleichzeitiger Aufnahme von Glukose mit Kaffee höher ausfällt als als ohne Kaffee? Oder anders gefragt: spricht aus eurer Sicht etwas dagegen, dass ich morgens nüchtern eine Tasse (oder maximal zwei) Kaffee trinke ohne die Wirkung des IF zu konterkarieren? Kaffee schwarz alleine bewirkt doch vermutlich keine Insulinausschüttung, oder? Und diese umschriebene punktuelle Menge dürfte doch vermutlich auch grundsätzlich das Insulin – Signaling nicht hoch regulieren, oder?
Moin, geht ja nicht nur um die Insulinausschüttung (mit dem Essen), sondern auch auf die Insulinwirkung im Gewebe, die ohne die Beteiligung von Insulin durch Kaffee hochreguliert wird. Ich würde dir raten, es 30-60 Tage ohne Kaffee auszuprobieren, dann weißt du Bescheid. LG
Hallo Chris, ich habe mir die Studie durchgelesen. Hast Du gemerkt, dass diese „jungen, gesunden Männer“ mindestens teilweise schon am Afgang Insulin resistent waren? Zitiere Results: fasting insulin 109+- 97 pmol/l. Das entspricht 15,96 +- 13,1 mIU/l. Es würde mich schon interessieren, wie der Verlauf bei Metabolisch gesunden Menschen wäre. Ich bin Anfänger in Richtung Biohacking, also entschuldige ich mich, falls meine Frage blöd ist.🙂
Hi Maki, im Text steht nicht „jung, gesund“, sondern einfach nur jung. 23, normaler BMI, etwas erhöhtes Nüchterninsulin, richtig. Aber: wenn ich morgen an eine Uni gehe und einen Querschnitt mache, wird ein erheblicher Teil, vielleicht sogar die meisten solche Werte haben. Deshalb sind die jungen Leute aber nicht gleich „(stoffwechsel-)krank“. Außerdem ist das Nüchterninsulin ethnienabhängig, das heißt, manche Ethnien haben einfach ein höheres. Dass die Leute stoffwechselgesund sind, siehst du aber auch daran, dass der Spiegel im Laufe des Morgens vor dem OGTT sinkt und nicht erhöht bleibt.
Jetzt kommt mein Aber: Darum geht es in der Arbeit ja nicht. Die Aussage ist ja nur, dass Kaffee/Koffein die Insulinausschüttung verstärkt. Ich sehe nicht, warum es bei anderen Probanden anders sein sollte.
LG
Hallo Chris,
alle schauen auf den Kaffee. Ich sehe mir die Kurve des Placebo an.
Wie kann es sein das ein Placebo den Insulinspiegel ansteigen
lässt? Zu Anfang wurde ja bei allen Teilnehmern ca. 100 mol/l gemessen.
Trinke ich dann schwarz gefärbtes Wasser ohne irgendwelche
Zusätze erwarte ich nach einer Stunde keinen Anstieg des Insulinspiegel.
Schlechte Studie die verheimlicht was die Inhaltsstoffe des Placebo waren.
Gruß Tommes.
Nichts für ungut, aber bevor man etwas von „schlechter Studie“ und „verheimlichen“ faselt, sollte man vielleicht einfach mal genau lesen. Du schaffst das schon!
Gibt es Tipps, wie man diese negative Wirkung etwas vermindern kann, bei einer Tasse Kaffee pro Tag?
Besser vor oder nach dem Essen? Morgens oder Mittags/Nachmittags? Wie viel Abstand zu einer Mahlzeit?
Hallo, Wenn ich das richtig verstanden habe dann funktioniert Intervallfasten nicht wenn in der Essenpause Kaffee getrunken wird. Das wissen wohl die wenigsten und damit ist das Intervallfasten wirkungslos
Viele Grüße Agathe
Hallo, das ist zu absolut gesprochen… „Nicht“ und „wirkungslos“ kann man so nicht sagen. Es ist für viele unter Kaffee einfach schwerer, weniger zu essen und das Insulin-Signaling runterzudrehen.
Hallo, Es ist doch so, das Kaffee allein keinesfalls den Insulinspiegel erhöht. Daher unterbricht er auch per se das intermittierende Fasten nicht. Erst wenn (wie oben beim oralen Glucosetoleranztest) KH zugeführt werden, steigt der Insulinspiegel 1h nach dem Kaffee stärker als unter Placebo. Mir hilft ein wenig Kaffee beim intermittierenden Fasten und mein HOMA-Index ist extrem niedrig. Natürlich ist wie immer die Dosis das Gift. Danke für die immer interessanten Artikel.
BIs auf Wochenenden esse ich Morgens keine Kohlenhydrate, ausschließlich eine Ladung Clear-Whey ohne Zucker. Allerdings trinke ich mir eine kleine Tasse schwarzen Kaffee (ca. 6:30 Uhr) wenn ich meine Arbeit aufnehme. Vor Monaten hatte ich das anders gehandhabt, da habe ich erst morgens früh auf der Arbeit eine Ladung Veganes Protein (Erbsen/Reis) getrunken (7:00 Uhr) und erst gegen 9:30 Uhr eine kleine Tasse schwarzen Kaffee. Mittags esse ich auf der Arbeit immer einen gemischten Salat mit Hähnchen und Olivenöl. Kohlenhydrate kommen somit erst Abends auf den Teller. Interessanter weise hatte ich früher mit veganem Protein und Kaffee erst um 9:30 Uhr nie Hunger bis zum Mittagessen (11:30 Uhr) und seit dem ich umgestellt habe, habe ich schon um 8 Uhr Hunger (so wie jetzt). Wenn ich mir das so durchlese, triggert offensichtlich der Kaffee das Insulin, sodass ich Hunger bekomme, oder liege ich falsch, denn einige hier schreiben davon, das Kaffee eher den Hunger unterdrückt. Am Clear-Whey wird es eher nicht liegen, dass ich Hunger bekomme, den trinke ich um 5:30 Uhr. Zudem habe ich das Gefühl, dass mein Glykogenstoffwechsel seitdem nicht richtig rund läuft, da ich wieder etwas an Fett zugenommen habe – nicht viel aber merke das.
Meine Umstellung habe ich gemacht, da ich festgestellt habe, dass eine Ladung Whey am Morgen mich besser starten lässt.
Kann das tatsächlich sein, dass der Kaffee um 6:30 Uhr den Glxkogenstoffwechsel ausbremst? Das würde ja bedeuten, dass aufgrund des Kaffee getriggerten Insulins mein Körper anfängt die Muskeln, anstatt Fett zu verstoffwechseln, da das Insulin keine Glukose bekommt, um es in die Muskeln einzulagern. Oder liege ich jetzt komplett falsch?
Es ist schwierig, da eine gute Einschätzung von außen zu geben. Das klingt schon plausibel, was du dir da so erdacht hast. Der einfachste Zugang hierzu wäre, mal 30 Tage ohne Kaffee zu leben. Dann weißt du es definitiv.
Danke für Deine Antwort.
Das ist schon schlüssig mit Deinem Artikel und vor allem mit der Grafik. Gestern hatte ich eine Tasse schwarzer Kaffee um 6:30 Uhr und ca. 90 Min. später einen Heißhunger, vorher ein steigendes Hungergefühl. Heute habe ich erst um 8:00 Uhr eine Tasse schwarzer Kaffee und merke wie, der Hunger stärker wird (9:00 Uhr). Passt auch zur Grafik.
Ich halte dann trotzdem bis zur MiPa durch, ist aber störend.
Daher werde ich wohl wieder umschwenken und mir anstelle des Kaffee ein Ersatzprodukt nutzen, dass das Insulin nicht triggert und erst gegen Vormittag oder nach der MiPa Kaffee trinken. Vielleicht schaffe ich den Kaffee auch ganz ab.
Es ist immer wieder klasse zu sehen, dass Du/Ihr kein keinen vom Pferd erzählt, da alles schlüssig ist und vor allem bei Anwendung nachvollziehbar ist.
Danke für die Artikel
Danke dir! Ich denke, die meisten unterschätzen die physiologische Auswirkung von Kaffee auf den Blutzucker- und Insulinhaushalt und damit auf den Fettstoffwechsel. Manche tolerieren das einfach nicht gut. Halte uns gerne mal auf dem Laufenden und danke für dein Lob!
Guten Morgen Chris,
diese ganze Kaffee/Insulin Geschichte hat mir natürlich keine Ruhe gelassen und da ist mir bei der Heimfahrt von der Arbeit etwas eingefallen – im Auto habe ich immer solche Spontaneinfälle :-D
Ich habe natürlich gleich recherchiert und was interessantes herausgefunden – was meine Vermutung betätigte.
Kaffeebohnen insbesondere Arabica-Bohnen werden sehr oft karamellisiert, nennt sich „Torrefacto-Röstung“. Heißt, Kaffeebohnen werden mit Zucker geröstet und dann u. U. mit normal gerösteten Bohnen vermischt. So wirkt der Kaffee weniger bitter und weniger stark. Ich habe daraufhin Kaffee bohnen gekauft, die nicht karamellisiert sind und den gleichen morgentlichen Kaffeedurchgang durchgeführt wie die anderen Tage. Habe am Morgen um 6:15 Uhr einen kleinen schwarzen Kaffee getrunken und 90 min. später keinen Heißhunger gehabt, eigentlich gar keinen Hunger bis zur 90. Min. Da stellt sich mir die Frage, welcher Kaffee wurde bei den Studien verwendet? Reicht die Karamellisierung aus um Insulin zu triggern?
Ich meine, das war jetzt ein Test von mir, also Einzelfall und ggf. nicht repräsentativ, aber vielleicht ist da was dran und Kaffee wird pauschal und zu unrecht Dämonisiert – zumindest was das Insulin betrifft.
Allerdings weiß ich auch nicht ob mein Testkaffee nicht doch ein wenig das Insulin triggert, habe ja nichts gemessen und mich nur auf mein (Bauch)Gefühl verlassen.
Ob es eine andere psychologische Wirkung hat, weil ich bewusst Kaffee trinke der nicht karamellisiert ist, weiß ich nicht, wäre natürlich denkbar.
Wunderbar geschrieben Chris!
Du erklärst uns das immer wieder toll.
Ich hätte nur eine Frage:
Der Antagonist des Insulins ist doch das Glukagon. Es aktiviert doch den Fettabbau.
Was sind die Auslöser des Glukagons?
Liege ich richtig damit, dass es die EAA‘s sind?
Das wäre jedoch gegen AMPK.
Erkläre uns doch bitte nicht nur wie wir Insulin niedrig halten, sondern wie wir Glukagon so richtig triggern können. Wärst du bitte so gut?
Liebe Grüße aus den Zentralalpen.
Rainer
Aminosäuren und Eiweiß erhöhen Insulin nur leicht, triggern aber eine robuste Ausschüttung des Glukagons, etwas zeitverzögert nach dem Insulinpeak.
Übrigens: Glukagon steigt prinzipiell, wenn Insulin fällt. :-)
Danke für den Artikel! Sehr erleuchtend mal wieder, d.h. wenn man eine gewisse familiäre Vorbelastung hat für Diabetes/Stoffwechselprobleme besser drauf verzichten. Aus persönlich Erfahrung kann ich sagen: Koffein/Kaffee treibt mich wahnsinnig an, Sport ist wie im Rausch, als hätte ich an Starkstrom gepackt, führt aber zu miserablem Schlaf, schlechter HRV, Hungerattacken, Antriebsloch, schon nach kurzer Zeit zu Leistungsverlust und gefühlter Ausgebranntheit.
Vielleicht gut punktuell als Doping vor einem Wettkampf. Ich persönlich neige allerdings dazu Rückfällig zu werden, daher wahrscheinlich auch keine gute Idee :D.
Ja, diese Beobachtungen machen viele! Kann man 1:1 so kopieren ;-)
Also geht schwarzer Kaffee und Intervallfasten gar nicht gut zusammen?
Man liest ja immer, dass dies kein Problem sei, sondern sogar die Autophagie anrege..
Sehr interessante Frage! Würde mich auch Interessieren.
Gefunden habe ich dazu bislang diese in vivo-Studie:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4111762/
„Based on the present data, the hypothesis that coffee reduces general mortality by inducing autophagy warrants further experimental and clinical scrutiny.“
Ich denke, die meisten verstehen den Unterschied zwischen akuten und chronischen Effekten einfach nicht. Nicht nur den Kaffee sondern alle Interventionen betreffend. Das, was ich hier geschrieben habe, gilt für die regelmäßigen Kaffeetrinker. Die regulieren ihr Insulin-Signaling hoch, was dann zu mehr Hunger und schlechterer Fähigkeit zum Fasten führen *kann*. Auf der anderen Seite hat Kaffee kurzzeitig auch die Eigenschaft, die Autophagie einzukurbeln. Wer Kaffee punktuell oder sehr niedrig dosiert einsetzt, kann diese Vorteile vielleicht mitnehmen. Ansonsten würde ich sagen, dass Kaffee dem IF und der Autophagie eher im Weg steht.
Mehr als ein halbes Jahr auf Kaffee verzichtet. Das war vor allem deshalb hart, da ich das Gefühl hatte, nur so sehr schwer meine Fastenroutine durchzuhalten (Essen erst ab Mittag). Mit Kaffee war die Lust auf Carbs stark reduziert. Du Lust auf Bewegung dagegen, diesen inneren Drang, mich zu bewegen, sehr ausgeprägt.
Gegenwind gerade weil kein Kaffee? Oder wie ist das zu erklären?
Also wenn sich deine sogenannte Fastenroutine nur mit Kaffee durchhalten lässt, dann solltest du dich fragen, warum es ohne Kaffee weniger gut klappt. Dass Kaffee den Hunger unterdrücken und den Bewegungsdrang erhöhen kann, was zwangsläufig über Jahre hinweg zur zellulären Erschöpfung führen kann, war ja schon mal Thema hier im Blog. Würde also sagen, dass Kaffee hier eher über Systemschwächen hinweg täuscht. Was nicht schlimm ist, das ist – moderat eingesetzt – ja auch ein Vorteil von Kaffee und anderen Pflanzenstoffen.
Überzeugende Antwort! Vielen Dank.
Noch einmal klarer:
Mit Kaffee
– Fasten fällt leicht (auch bis in den Nachmittag)
– wenig Appetit
– Lust auf Bewegung und Sport
– ohne Probleme Gewicht verlieren
– schnell einsetzendes Sättigungsgefühl
Ohne Kaffee
– weniger Antrieb u. Bewegungsdrang
– Ausgeprägter Heißhunger am Vormittag
– Lust auf Carbs
– Sättigungsgefühl reduziert
– Schwierigkeiten beim Fasten
– Gewichtszunahme
Habe Deine Antwort auf den ersten Post zu spät gesehen.
Gibt also gar keinen Widerspruch.
Und ich muss aufpassen, mein System nicht allzu stark zu strapazieren. Ich glaube auch, dass man da etwas unsensibel wird durch die alltägliche Kaffeedosis.
Schon mal Apfelessig ausprobiert? Das Fasten fällt mir deutlich leichter. Anders als bei Kaffee
Insulin senkend.
Nein, noch nicht. Werde ich mal machen. Habe ich in letzter Zeit häufiger gehört.
Vielen Dank für den Hinweis!
Hallo Chris.
Super Artikel. Noch dazu ein Riesenzufall: Bin diese Woche im Netz auf irgendeine (populär-) wissenschaftliche Meldung gestoßen wonach die Glukosewerte postprandial bei den Kaffeetrinkern höher waren als bei der Kaffee-abstinenten Kontrollgruppe. Message: Kaffee macht insulinresistent. Mein erster Gedanke: Nein. Hab mich dem Thema dann aber nicht weiter gewidmet, mir ist nur kurz durch den Kopf gegangen: Es liegt vor allem am Koffein (s. oben in deinem Text): Gesteigerte Lipolyse. Mehr Fett (Energie) im Blut. Wer da jetzt noch Zucker durch Nahrungsaufnahme beigibt führt quasi eine diabetische Stoffwechsellage herbei.
Meine weiteren Gedanken bzw. Frage an Dich: Ich verstehe deine Vorbehalte gegenüber Kaffee/ Koffein. Ich versuche auch regelmäßig nix zuzuführen, mag dieses nüchtern :) sein auch. Trinke aber auch gern Kaffee und genieße den Koffein-Kick/ Drive. Vor allem vor dem Sport/ vor der Arbeit (sitze da nicht meinen Popo warm, im Gegenteil bin Pfleger auf Intensiv da brauch ich meine aktivierenden Botenstoffe schon..): Mein Insulinhaushalt sollte sich mit „Verbrauchen/ Nutzen der Energie/ Botenstoffe“ im Blut doch wieder normalisieren. Verstehst du meinen Gedankengang: Kaffee -> gesteigerte Freisetzung von Fetten etc. -> diese Verbrennen/ Nutzen durch Aktivität -> normale Insulinwirkung da Fette aus der Blutbahn geschafft und Stresshormone genutzt. Gleiches Prinzip wie bei Leistungssportlern, die sind alle randvoll mit Koffein (s. Frodeno der seinen eigenen Kaffee vertickt..). Und die sind ja das Gegenteil von Zuckerkrank. Bitte leugne das nicht, hab auch Sport studiert da gibt es etliche Studien zu..
Aber was meinst du zu meinem Gedankengang bzw. meiner Frage? Deine Meinung würde mich sehr interessieren..
MfG & weiter so..
Hi Alex,
danke für deinen Kommentar und guten Input!
Diese Extremleistungssportler sind grundsätzlich kein gutes Beispiel, weil sie erstens häufig zur „Stoffwechselelite“ gehören und eine enorme Pufferkapazität gegenüber Stoffwechselerkrankungen haben. Und zweitens (ich weiß das, weil ich viele betreut habe), sind die häufig viel kränker als man denkt… die haben dann vielleicht keinen Diabetes, aber andere Störungen, die tiefgreifend sein können.
That said… Ja, deine Gedanken stimmen ja soweit. Koffein ist eher nützlich als schädlich, WENN man es zur richtigen Zeit, also vorm Sport, nüchtern, *nach* einer Mahlzeit zuführt oÄ. Auch, wenn man allgemein einfach „leisten“ will und ein paar Std nix isst. Stimmt genau.
Beim Kaffee kommt aber nicht nur Koffein vor. Denn in Kaffee kommen wie dargelegt auch Stoffe vor, die das Insulinsignal potenzieren, das heisst den Körper eben aus diesem Fastenmodus hauen.
Hier kommt der Punkt: In welche Richtung Kaffee „wirkt“, hängt oft von der Genetik ab. Menschen, die zB nicht zu Diabetes und Stoffwechselstörungen neigen, haben eine viel größere Toleranz gegenüber der negativen Wirkung von Insulin, während anfällige Individuen dabei eher entgleisen.
Daher muss man halt gucken und checken, wie Kaffee bei einem selbst wirkt.
LG Chris