Warum Eisen an allem beteiligt ist, wovon wir träumen

Neulich echauffiert sich Kollege Eikelmeier darüber, dass wir „Leuten Angst machen“ – wir würden vor „zu viel Eisen“ warnen. Und er empfiehlt, wie einige Leser wissen, eine fleischreiche Ernährung … mit ganz viel Rind und so, also voll mit Eisen.

Da musste ich spontan an diesen Herrn hier denken:

Wer ihn nicht kennt: https://www.youtube.com/watch?v=TDEpLi-9WU8 

Das ist auch lustig irgendwie. Egal, was wir schreiben, wir kriegen von der jeweiligen Seite, die sich „vernachlässigt“ oder „hintergangen“ fühlt, immer eins auf die Mütze. Schreiben wir über Fleisch, kriegen wir Vegetarier-Mails („Ich lebe schon seit 30 Jahren vegetarisch…“) … sagen wir, wie in einer Insta-Story neulich, dass ein Zuviel an Eisen nicht gut für die Stoffwechselgesundheit ist, haben wir in den Augen mancher Leute die Seiten gewechselt *lach*

Also: Ruhig Blut.

Unser Toleranzbereich was individuelle Ernährungsformen angeht ist … seeehr groß. Der Eikelmeier kann sich von mir aus 10 Blutwürste am Tag reinziehen. Wenn’s ihm super damit geht, prima! Was uns allerdings nicht reinläuft und was wir niemals empfehlen werden, ist das, was man bei den Insta-Storys sämtlicher Profi-Sportler, vor allem Fußball, derzeit bestaunen kann:

Den Proteinbedarf meiner hauptsächlich veganen Ernährungsform decke ich mit Nüssen, Tofu, Bohnen, Linsen, Haferflocken und Quinoa.

Oh Leute! Wie können Menschen nur so irrational in der Birne sein? Damit meine ich: Wie kann man sich so sehr gegen die eigene Biochemie stellen? Ich habe meine Leser ja nun schon mehrfach aufgefordert den Selbstversuch zu machen. Bitte mal wochen- oder monatelang eisenarm leben, am besten mal den Saft des Lebens aus sich rausziehen lassen (Blutspende) … und dann mit Hochdruck (Eikelmeier-Fleisch-Ernährung) die Eisenspeicher wieder auffüllen. Das kann ein sehr großes Aha-Erlebnis sein.

Warum ist das Thema so relevant? Und warum sind wir hier so vehement?

  1. Eine hauptsächlich pflanzliche Kost senkt die Ferritin-Werte nachweislich – und zwar deutlich.
  2. Heißt umgekehrt: Mit einer hauptsächlich pflanzlichen Kost wird man die Eisenspeicher niemals befüllen können.
  3. Heißt weiter: Eine hauptsächlich pflanzliche Ernährung bietet dem Körper nicht ausreichend Eisen und lässt deshalb die Eisenspeicher verarmen.

Dafür muss man sich nur mal Studien anschauen, die es zuhauf gibt, es selbst ausprobieren – oder einen Blick auf die German Vegan Study werfen.

Mal ohne Sarkasmus. Eisen ist an allem beteiligt, wovon ein Normalsterblicher auf dieser Welt träumt:

  • Lust und Antrieb
  • Glück und guter Schlaf
  • Ein funktionierender Energiestoffwechsel
  • Durchblutung
  • Eine funktionierende Leber („Entgiftung“ – ohne Detox-Tees)
  • Sex-Drive (Libido), starke Psyche, Antrieb (Geschlechtshormone)
  • Ein starkes Immunsystem
  • … und ein starkes Antioxidantien-Netzwerk

Das war’s auch schon. Nur das wollte ich heute loswerden. Und weil’s so wichtig ist, habe ich dazu eine Grafik gebaut. Das kann sich jeder ausdrucken und an den Kühlschrank hängen:

Die eisenabhängigen Enzyme des Körpers – eine Auswahl.

Was heißt das für unsere „hauptsächlich vegan“ lebenden Profi-Sportler? Das kann sich jetzt jeder denken.

PS: Weil jetzt gleich wieder die Frage kommen wird … „Wie viel ist zu viel?“ – Ganz einfach: 100 bis 150 ng/ml Ferritin ist ok, unter 100 eher nicht. Über 150 sollte man mal bissl weniger rotes Fleisch essen und ab 200 wird’s kritischer. Wer 200 hat ohne viel Fleisch, der sollte hämatologisch abklären lassen. Und ab 300 sollte jeder mal beim Arzt gewesen sein.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

23 comments On Warum Eisen an allem beteiligt ist, wovon wir träumen

  • Ich bin aktuell schwanger und habe einen Ferritin Wert von 28 Mikrogramm/L und Hämoglobin 13,4 g/l. Ferritin halte ich für zu niedrig. Ich nehme täglich 120mg bis 240mg Lactoferrin. Welches Eisenpräparat würdet ihr empfehlen um meinen Ferritin Wert zu verbessern?

    • Ich würde rotes Fleisch aus guter Haltung empfehlen (also von Rind, Strauß, Pute etc.)

      Da kriegst das Eisen direkt als Häm-Eisen, also in der Form die der Körper direkt und ohne Umbau benutzen kann und musst keine Angst haben vor eventuellen Verunreinigungen des Ergänzungsmittels.

      LG Jens

      • Ja, würde ich auch sagen. Eisenpräparate machen oxidativen Stress im Blut. Wenn kein Fleisch, dann am ehesten noch Eisenglycinat.

  • Hallo Chris,

    ich befaße mich aus diversen Gründen schon seit rund 17 Jahren sehr intensiv mit dem Thema Gesundheit. Komme jedoch nicht aus dem medizinischen Bereich.

    Nach so vielen Jahren an angelesenen und auch verstandenen Informationen, möchte ich folgendes weitergeben:

    1) Die beste Medizin ist eine ausgewogene und in Mengen reduzierte Ernährung. Vermeidung der Kombination von Kohlehydraten und Poteinen so oft wie möglich. Zwischen den drei Hauptmahlzeiten und nach dem Abendessen jeweils drei Häppchen mit zeitlichem Abstand (was man mit drei Fingern greifen kann).
    2) Wir müssen in unserer Ernährung das Verhältnis der Omega 3 zu Omega 6 Säuren (4:1) drastiisch ändern.
    3) Chrom ist ein Mineral welches unterschätzt wird und es sollte in Verbindung mit Diabetesprävention ab und zu supplementiert werden.
    4) Die Menschen werden nur krank, weil sie Bakterien, Viren, Parasiten sowie Pilze im eigenen Körper nicht in den Griff bekommen. (Borreliose, EBV, Candida, Esch. Coli, Helicobacter Pylori –
    um nur die Wichtigsten anzuführen. Bekannt st ja, dass die chronischen Formen hiervon einige schwerwiegende Krankheiten verursachen.
    5) Borreliose ist hierbei der wichtigste Übeltäter; da sich dieser – wie in der Medizin mittlerweile auch bekannt – von Mensch zu Mensch übertragen werden kann (die Übertragungsrate liegt bei 60%; nur 40% sind direkte Zeckenstiche). Nun, und genau diese Untermieter ernähren sich u.A. von Eisen! Eisen ist wiederum elementar für die Sauerstoffaufnahme und Sauerstoff wäre dann schlecht für die oben angeführten Untermieter, welche ja bekanntlich ein anaerobes Milieu bevorzugen. Man könnte also vermuten, dass diese uns absichtlich das Eisen wegfressen, um sich ihr anaerobes Milieu zu erhalten.
    6) Die bisherigen Laboranalysen was eine Diagnose von Eisemangel angeht sind qualitativ nicht ausreichend. Der Esenmangel ist ein weeit größeres Problem als im Allgemeinen angenmmen wird bzw. bekannt ist.
    7) Somit sind ätherische Öle durch deren hohen Eisenanteil (wie z.B. Minze, Koriander, Rosenwurz etc..) eine zukunftsweisende Lösung für die Behandlung von Parasiten und Co..

    Ich hoffe, dass ich für einige etwas Neues kommunizieren konnte.

    Mit freundlchen Grüßen

    Marini

  • Hallo Chris,
    schöner Artikel und eine schöne Übersicht über die Enzyme. Ich lese gerade das Buch „Fat for Fuel“ von J.Mercola. Er rät in seinem Buch zu 2 wichtigen Blutwerten: Vitamin D und niedriges Eisen. Er gibt vor, dass man auf einen Wert unter 80 achten soll, da sich sonst zu viele Wasserstoffperoxidradikale im Mitochondrium bilden würden. Wasserstoffperoxid wissen wir, wird von GPX entschärt. Aber bei zu viel Eisen sollen eben Wasserstoffperoxidradikale entstehen, die sonst nicht entstehen.
    Diese Wasserstoffperoxidradikale schädigen dann wohl massiv mtDNA, Eiweiße und Membranen (Seite 62).
    Leider ist da keine Studie verlinkt…kennst Du das Thema?
    VG,
    Robert
    PS: Es gab ja letztes Jahr auch einen Forscher, der durch die „Presse“ ging und der meinte, der beste Wert für Ferritin wäre 0…etwas überzogen. Aber eben sehr niedrig.

    • Wie angemerkt dient Eisen selbst als Teil diverser Antiox-Enzyme. Einen cut-off-Wert für die perfekte Eisenmenge im Körper zu definieren, ist auch dumm! Restriktionen jeglicher Art funktionieren nicht, wenn einem neben Gesundheit auch das Lebensgefühl (das ja auxh wieder die Gesundheit beeinflusst) wichtig ist… die Leute sollen alle mal schön ihre Ferritin-Werte gen 0 senken … viel Spaß damit.

  • wie kann man den Eisenwert denn natürlich/langsam senken?

    Blutspende ok, aber wie noch wenn ich auf Fisch & Fleisch eigentlich nicht verzichten will.
    Nur Hühnchen? aber trotzdem Leber?

  • Ich war beim Internisten und wegen einer genetischen Mutation hohe Ferritinwerte,über 300. Arzt Leber untersucht und alles O.k.
    Auf die Frage ,ob ich regelmäßig Blut lassen sollte um Risiken zu vermeiden ,meinte er das es nicht nötig ist.
    Zum Glück zieht mir mein HA alle 8 Wochen 500ml ab.
    Soviel zu manchen Fachärzten. Lesen die keine Studien mehr!?

    Lg
    Daniele

    • Dazu fällt mir das Buch von Sven Böttcher „Rette sich, wer kann“ ein. Da wird die Studienfrage gut beantwortet :)

  • >unter 100 eher nicht.

    Im Grundlagenkurs gab es seinerzeit den Hinweis: „Achte auf deinen Ferritin-Wert: Der sollte für eine gute Insulin-Sensitivität nicht über 100 liegen, besser Richtung 50“.

    Mit einem Wert von 75 dachte ich mir: passt. Jetzt doch wieder etwas mehr „Blutwurst“?

    • Es ist einfach ein komplexes Thema, das auch kontextabhängig ist. Wenn man Studien zum Thema liest, wird die IS besser je niedriger der Ferritin-Wert ist. Man kann aber nicht alleine auf die IS fokussieren, sondern muss ja auch Randbedingungen sehen … die IS muss ja zum Beispiel auch nicht die Top Level sein, wenn ein gesunder Lebensstil reziprok dazu die Gesamtkohlenhydratlast in der Ernährung etwas senkt. Zeitgleich „erkauft“ man sich bei zu niedrigen Ferritin-Werten eine gute IS möglicherweise zugunsten des Lebensgefühls. Und ja, nach den Erfahrungen in den letzten Monaten würde ich die Zahl etwas korrigieren und lieber etwas höher als zu niedrig ansetzen. 100 bis 150 ng/ml sind gut, wie im Artikel beschrieben.

      • Ja, verstehe ich. Danke!

      • Verläuft die Zunahme der Insulinsensitivität denn wirklich linear zur Abnahme der Ferritinspiegel im Blut? Somit wäre ein Ferritin von 2 ja Hammer, wenn aber gleichzeitig die Blutbildung und Sauerstoffversorgung abkratzt was sagen dann die Mitochondrien dazu?

  • Hallo Chris,

    Was wären den mögliche Ursachen damit Ferritin, im Verhältnis, höher als die Eisenzufuhr? Beobachte das nämlich bei mir. Schol als Jugendlicher immer recht hohe Ferritinwerte(100) und als Erwachsener 170-190 obwohl ziemlich Eisenarm esse.
    Danke vorab

  • Danke für diesen Artikel, Chris!

    Mein Ferritinwert lag zuletzt bei 77,16 ng/ml (Referenz: 30-400) was natürlich nicht optimal ist. Mich wundert der niedrige Wert aber auch nicht, da ich nur selten Fleisch esse. Dafür täglich fetten Seefisch und Milchprodukte. Und Gemüse natürlich.

    Jedenfalls habe ich für mich jetzt mal das Experiment gestartet, jeden Tag morgens (nüchtern, 1 h vor der ersten Mahlzeit) 20 mg Eisenbisglycinat (danke für den tollen Artikel dazu: https://genetisches-maximum.de/2017/12/eisenglycinat-erfahrungen/) zu supplementieren. Ich gehe davon aus, dass sich mein Ferritinwert damit verändern wird. In welchem Umfang, das werde ich ja bei der nächsten Blutuntersuchung sehen.

  • Und ab 300 sollte jeder mal beim Arzt gewesen sein…

    Hm, die Normwerte meiner Blutanalyse liegen zwischen 30-400.
    Strunz empfielt 120-400.µg/l
    Ich hab 322.

    Wenn ich jetzt zum Arzt gehe, weiss ich schon was dann kommt (ausser `ner Rechnung)

    • 300 ist nicht gesund. Über 300 schon gar nicht … Referenzwerte sind hier mit Vorsicht zu genießen – und man sollte nur beim Arzt vorstellig werden um die Eisenspeicherkrankheit ausschließen zu können.

    • Du könntest auch mal beim Arzt des Blutspendedienstes des Roten Kreuzes vorstellig werden, da gibt es auch keine Rechnung sondern, im Gegenteil, ein kleines Präsent nachher ;o)

      • @Markus
        Bekommt man beim Blutspenden seine Blutwerte mitgeteilt?

        • Normal wird vor Ort nur der Hämoglobinwert getestet, je nach Geschlecht darfst du einen Mindestwert nicht unterschreiten, sonst wirst du wieder heim geschickt. Aber du könntest mal fragen ob sie dir ab und an den Ferritinwert messen und dir mitteilen können, evt. hat der anwesende Arzt da ja einen Kulanzspielraum.

  • Lest das Buch :-)

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