Stoffwechsel und Altern: Zwei Studien, die du kennen *MUSST*

Heute mal ganz knackig. Geschwurbelt wird hier sowieso oft genug. Also los:

Energieüberfrachtung macht stoffwechselkrank – nichts anderes

Stoffwechselkrank. Entgleister Energiestoffwechsel. Insulinresistenz. Diese Wörter kennen wir. Was das mit der (Lebens-)Praxis zu tun hat, verdeutlicht uns folgende Arbeit:

Obwohl überschüssige Kalorien theoretisch sicher im Fettgewebe gespeichert werden können, ist die Fähigkeit, überschüssiges Fett sicher zu speichern, beeinträchtigt, sobald die Entzündung in diesem Organ zunimmt und sich die Insulinresistenz in den Fettzellen entwickelt. Eine der Folgen der Insulinresistenz im Fettgewebe ist, dass überschüssiges Fett in den Blutkreislauf abgegeben und von anderen Organen (Leber und Skelettmuskulatur) aufgenommen wird, die nicht in der Lage sind, dieses überschüssige Fett „sicher“ zu speichern. Dies ist der Beginn der Lipotoxizität. Mit zunehmender Lipotoxizität wird der Stoffwechsel und die Energieerzeugung beeinträchtigt und die Entwicklung chronischer Krankheiten (Diabetes, Herzerkrankungen und polyzystisches Ovarsyndrom), die mit der Insulinresistenz verbunden sind, beschleunigt.

Einfach zu verstehen, oder? Einfacher noch, wenn man weiß, dass das Fettgewebe entzündeter ist, je größer es wird. Folgen:

  • Fettgewebe verliert seine Fähigkeit, „überschüssige Energie“ (in Form von Fettsäuren) zu speichern
  • … und gibt diese Fettsäuren stattdessen zunehmend in den Blutstrom ab
  • Der Muskel etc. nimmt diese Fettsäuren auf, ist aber nicht als Speicherorgan dafür gedacht
  • Eine „Lipotoxizität“ entwickelt sich, heißt: Inulinresistenz stellt sich ein
  • Wir sind stoffwechselkrank

Alles längst diskutiert hier im Blog. Jetzt die „Pointe“:

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1038/oby.2009.224

Auf der Y-Achse sehen wir die freien Fettsäuren (vom Fettgewebe kommend) im Blutstrom – auf der X-Achse die Fettmasse. Wir achten nur mal auf die Quadrate (= Männer):

Je größer das Fettgewebe wird, umso mehr freie Fettsäuren zirkulieren im Blut. 

Bitte richtig verstehen:

Angefressener Speck hält uns im konstanten Energieüberschuss. 

Denn dem Muskel ist ziemlich egal, ob die Fettsäuren gerade aus dem gegessenen Schafskäse kommen oder aus dem Schafskäse, den wir auf der Hüfte tragen.

Aber:

Chronischer Energieüberschuss führt zur Lipotoxizität in den Geweben – und das macht (stoffwechsel-)krank

Abschließende Anmerkung noch: Es gibt auch sowas wie „spezielles Fettgewebe“. Das sehen wir zum Beispiel bei Frauen (Kreise). Denn bei denen stimmt dieses klare Verhältnis (Fettmasse => freie Fettsäuren) nicht. Die können auch mal eine höhere Fettmasse und trotzdem einen relativ normalen Fettsäure-Spiegel aufweisen. Doch Vorsicht: Prinzipiell trifft die Gleichung auch auf Frauen zu!

Chronischer Vitamin-D-Mangel beschleunigt das Altern

Gewusst?

Wir erinnern uns kurz an die Situation in Deutschland („Keiner braucht zusätzliches Vitamin D“):

Im Winter sollte also, laut eines Mannes, der sich täglich mit dieser Thematik befasst, Vitamin D via Tabletten zugeführt werden, weil es – angeblich – schwierig ist, einen ordentlichen Wert im Winter zu halten. Auch das ist wieder einmal ein Oberwitz, weil die Deutschen es nachweislich noch nicht mal im Sommer schaffen, sich auf 100 Nanomol/L (= 40 ng/mL) zu heben, was ja nun wirklich kein überhoher Wert ist, im Gegenteil.

Die Realität in Deutschland sieht so aus:

Serumwert Vitamin D in Deutschland

Der ganzjährige Vitamin-D-Mittelwert der Deutschen beläuft sich – bewiesenermaßen! – auf 46 nmol/L, also auf umgerechnet etwa 18 ng/ml.

Vergessen wir doch bitte mal für einen Moment all die „Experten“ bei uns im Land, die uns freundlicherweise darauf hinweisen, dass die Deutschen bei – hier gezeigt – 18 ng/ml im Mittel „keine zusätzliche Ergänzung brauchen“ (Vermerk: Was ja lt. der Daten nicht mal für den Sommer stimmen würde!) und hören dem Herren zu, der nicht nur die Vitamin-D-Form entdeckt hat (!), die wir im Blut messen, also Calcidiol, sondern auch die hormonelle Form, nämlich Calcitriol – wir reden vom Biochemiker Dr. Michael Holick, der halt einfach mal 400 Veröffentlichungen zum Thema vorzuweisen hat:

https://www.youtube.com/watch?v=Lvogqa3BWVE 

Dass wir „Vitamin D unbedingt brauchen und sogar ergänzen müssen“ … sei keine „Hypothese“, so der Vitamin-D-Entdecker, um das zu wissen müsse man auch kein Genie sein. Er empfiehlt sogar, Vitamin D gar nicht erst messen zu lassen. Das sei eh zu teuer. Stattdessen profitiere jeder von „mehr Vitamin D“. Die „Vitamin D Society“, zu der er gehört, empfiehlt:

Der Schlüssel ist, alles zu tun, um die Vitamin-D-Werte auf 100 bis 150 nmol/L (40 bis 50 ng/ml) zu heben.

Wie viel Vitamin D wir brauchen, um das zu erreichen, wurde längst in Nature publiziert und bei uns besprochen:

Vitamin D Wert steigern

Lang geredet. Jetzt zur anderen „Pointe“, dieses Mal als Bild:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19500727

Unten links ist die Maus, bei der die Wirkung von Vitamin D durch das Ausschalten des Vitamin-D-Rezeptors verhindert wurde – es ahmt somit, wenn auch überspitzt, die Effekte eines chronischen Vitamin-D-Mangels nach. Was sehen wir da?

Das Vitamin-D-Gleichgewicht steht im Zusammenhang mit dem Alterungsprozess

Wer 1 und 1 zusammenzählen kann, versteht vielleicht. Und wir wundern uns immer. Oder gehen wir etwa davon aus, dass so ein chronischer Vitamin-D-Mangel bei uns, über eine Lebzeit betrachtet, folgenlos bleibt?

Übrigens: Vitamin D wirkt oft zusammen mit Vitamin A, weil der Vitamin-D-Rezeptor, bevor er an die DNA bindet, sich mit einem Vitamin-A-Rezeptor (RXR) zusammentut:

PS:

Sofern dich Inhalte solcher Artikel interessieren, solltest du sie abspeichern. Es ist gut möglich, dass der Inhalt dieses Artikels in naher Zukunft deutlich gekürzt wird! Das, was Holick erzählt, interessiert europäische und deutsche Behörden nämlich reichlich wenig.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

22 comments On Stoffwechsel und Altern: Zwei Studien, die du kennen *MUSST*

  • Wie viel Vitamin-D sollte man denn pro Tag als Otto-Normal Bürger supplementieren um halbwegs gut durch den Winter zu kommen?

    • Würde so pauschal 4.000 IU sagen.

      https://genetisches-maximum.de/vitamin-d-rechner-kostenlos/

      Da steht eigentlich alles nötige!

      Bei einem Körpergewicht von 75kg sind 4.000 IU etwa die Erhaltungsdosis für 45 ng/ml was ich als optimal bezeichnen würde, definitiv nicht zu viel. Im Sommer (juni-August) je nach Sonnennutzung zur Mittagszeit z. B. halbieren.

      Je nachdem wo man startet sollte man am Anfang die Speicher auffüllen; falls man bei 20 ng/ml startet wären das z. B. 12.000 IU für 30 Tage. Höher würde ich persönlich nicht gehen, 10.000 ist auf jeden Fall noch sicher.

      K2 nicht vergessen sollte klar sein (siehe z. B. edubily Tropfen). Die zusätzlichen IU beim Auffüllen am besten durch ein Präparat ohne K2 einnehmen (ist auch günstiger). Also z. B. 4.000 IU edubily D3 K2 und für das Auffüllen zusätzlich 6.000 IU aus D3-Tabletten.

      Am besten aber einfach vorher messen. Wenn möglich vom Arzt oder sonst z. B. bei Lykon, Sonntag haut edubily im Newsletter nen Rabatt raus. Dann z. B. das Abo bestellen (2. Messung nach 3 Monaten), dann kannst du direkt sehen ob es geklappt hast und kommst preislich gut dabei weg. Dann weißt du auch für die Zukunft in etwa Bescheid (ab und an mal nachmessen kann nicht schaden, der Körper verändert sich ja auch).

  • Wenn ich mich recht erinnere, hattet Ihr mal einen Artikel veröffentlicht, in dem die These auftauchte, man müsse nur den Magnesiumspiegel hoch (genug) halten, um Vitamin D ohne Supplementation hoch halten zu können (?). Zumindest gab es dort eine Korelation zwischen hohen bzw. niedrigen Magnesiumspiegeln und hohen bzw. niedrigen Vitamin D Spiegeln. Ich habe den schon paar mal gesucht, aber nicht mehr gefunden.
    Das ist zumindest mal der Ansatz, den ich in diesem Winter verfolgen möchte. Keine Vitamin D Supplementation (derzeit 49 ng/ml) dafür Magnesium Druckbetankung.

    • Wir haben zuvor diverse Artikel mit Magnesium gelöscht bzw. vom Blog entfernt. Magnesium ist Cofaktor vieler Proteine bzw. Enzyme des VitD-Haushalt.

      • Wieso gelöscht? Überholte Infos?

        • Nein, aus rechtlichen Gründen, wir vertreiben ja NEM – siehe dazu auch das PS: im aktuellen Artikel.

          • Ach wie… finde die Regulierung schon sinnvoll, da es natürlich durchaus einen Interessenskonflikt ist, einerseits neutral und objektiv zu informieren zu wollen, andererseits NEM anzubieten. Wobei ich euch durchaus abnehme, dass letzteres größtenteils sinnvolle Empfehlungen sind, die aus ersterem abgeleitet sind und ihr ja auch oft genug betont, dass grundsätzlich erstmal niemand NEM wirklich BRAUCHT.

            Gibt es denn eine Möglichkeit, die gelöschten Artikel im Forum bereitzustellen oder persönlich zu erhalten?

            LG, Tobi

            • Mir ist das völlig wumpe, ob hier jemand bei uns NEM kauft oder nicht. Muss man mir nicht glauben, aber ist so. Diesen Blog gab es lange vor der NEM-Marke und wird – egal ob es den NEM-Vertrieb gibt oder nicht – auch weiterhin autark funktionieren. Nichtsdestotrotz sehen wir nicht ein, “gezwungen” NEM und Blog zu trennen, obwohl wir im Endeffekt nicht ausschließen können, dafür dann doch bestraft zu werden. Wir sind auf beide Projekte stolz und beides hängt auch zusammen. Insofern werden grenzwertige Beiträge in Zukunft editiert oder gänzlich gelöscht. “Interessenkonflikt” sehen wir zwar nicht (da wir immer nur das tun, wovon wir überzeugt sind, egal ob NEM oder Artikel hier), aber wir sind uns unserer Verantwortung der Leser und Nutzer von NEM gegenüber bewusst ? Es wird sicher Möglichkeiten geben, alte Artikel zu beziehen. LG

          • Wie gesagt – glaube ich Euch! Aber es gibt sicherlich genügend Negativ-Beispiele und für den Großteil der Internetnutzer sowie den Staat keine Möglichkeit, hier effizient „gut“ von „schlecht“ zu unterscheiden. Deshalb hat die Regulierung für mich schon irgendwo einen sinnvollen Hintergrund, auch wenn die Konsequenzen in Eurem Fall verdammt ärgerlich für den interessierten Leser sind und andere Lösungen super wären. Zumal ihr ja auch nicht direkt auf den Shop verlinkt und beides bereits getrennt ist. LG

  • Ich verstehe eure Aussage, dass Vitamin D Mangel mit übermässigem Altern korrespondiert nicht im Zusammenhang mit der Aussage des Artikels: „Hypervitaminosis vitamin D(3) has been recently implicated in premature aging“
    Ich dachte Hypervitaminosis ist eine Überversorgung?
    Könnt ihr das kurz erläutern?
    Danke!

    • Der ganze Artikel handelt, wie erwähnt, von einem VDR KO (Vitamin-D-Rezeptor knock out). Dieselben Wissenschaftler haben zuvor wohl ebenfalls gezeigt, dass ein Zuviel an Vitamin D gleichermaßen nicht gut ist. Drum schreiben sie:

      Since the phenotype of aged VDR knockout mice is similar to mouse models with hypervitaminosis D(3), our study suggests that VDR genetic ablation promotes premature aging in mice, and that vitamin D(3) homeostasis regulates physiological aging.

      Das Vitamin-D-Gleichgewicht reguliert das Altern. Da wir Deutschen allerdings nicht mit 150 ng/ml oder gar 200 ng/ml, sondern mit 18 ng/ml durch die Gegend laufen, trifft wohl eher ein Mangel als ein Überschuss bei uns zu.

      Wie immer gilt also: Ein Zuviel ist genauso schlecht wie ein Zuwenig.

      Hier nochmal andernorts:

      Interestingly, the aging phenotypes of mice suffering from hypovitaminosis D (VDR−/− and CYP27B1−/− mice) are quite similar to those suffering from hypervitaminosis D (including FGF-23−/− and Klotho−/− mice). Consequently, it has been hypothesized that thus, both hypo- and hypervitaminosis D may enhance aging. Aging seems to show a U-shaped response curve to vitamin D status, and, therefore normovitaminosis D seems to be important for preventing premature aging. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3583884/)

      LG

  • Sollte die Überschrift nicht „EnergieüberFrachtung“ stehen „?

    Ansonsten danke mal wieder für den Input und den November Rabatt. Mg ist wieder aufgestockt: )

    LG
    Daniele

    • Nein, das ist keine Erklärung, weil das ja nur für einen Bruchteil der Bevölkerung gilt. Wer trotz guter Zufuhr und viel Sonnenbestrahlung keine guten D-Werte erreicht, sollte mal nachforschen. Aber diese Erklärungen sollten nicht dazu führen, seine niedrigen D-Werte auch noch toll zu finden. Denn mit diesen 18 ng/ml, im Mittel, hätte man mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar als Träger des Polymorphismus einen Mangel. Ich bin ganz sicher auch kein Freund von hohen D-Dosen. Aber wir (und Holick) sprechen ja davon, eine ordentliche, sprich normale Versorgung überhaupt mal sicherzustellen!

  • Ben greenfield hat in einem podcasts ein Labor in Kanada erwähnt welche (ähnlich wie 23andme etc) die Gene testen. Bei ihm kam wohl raus, dass er quasi kein oder kaum Vit D aus der Sonne synthetisieren kann. Fand ich spannend an der Stelle. Dachte nicht dass es auch dort Polymorphismen gibt. Das wurde bei mir auch ggf erklären warum ich letzten Sommer trotz intensivem fast täglichen Sonnenbad (13 Uhr), 3 Urlauben in der Sonne lediglich 32ng erreicht hatte. Selbst der zusätzliche Supp mit UV Lampe an trüben Tagen half da nicht

  • Zum Thema Vit D kann ich euch berichten. Bis März 2018 hatte ich eine Wert von 156 ng erreicht. Dann kam ein traumhafter Sommer. Bis auf eine paar Tage täglich im Freibad und somit auch genug Sonne abbekommen. Daher bis Oktober kein zusätzliches Vit D genommen und der Wert fiel bis Oktober auf 65 ng !!! Also, auch mit noch so viel Sonne kann man den über Monate angefütterten ? Vit D-Wert nicht halten.

  • Was passiert dann beim abnehmen? Da befinden sich auch viele freie FS im Blut und gelangen in die anderen Gewebe wenn nicht gleichzeitig muskulär verbrannt wird?

    • Negative Energiebilanz im Muskel = mehr Fettverbrennung = Fettsäuren verbrennen im Muskel = kein Überschuss

      • wie lange also wie viel fettverbrennung ist denn gut wenn adipös/übergewichtig?
        wo ist der soft spot (da ihr ja auch berichtet dass chronisch low carb/defizit auch nicht gut ist)
        SD senkung und so
        und als adipositas eh egal da genu da und lieber sofort runter vom gewicht?

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