Reicht eine Vitamin D Pille aus

Mehr als Vitamin D: Das Wunder Licht

Wir alle kümmern uns heute um unsere Vitamin-D-Werte. Das ist toll und zeigt auch, dass Menschen Verständnis entwickeln für die eigene Biochemie. Tausende haben erlebt, welch profunde Auswirkung ebendieses Korrigieren der eigenen Werte haben kann — hier am Beispiel Vitamin D.

Es ist daher korrekt und lobenswert, wenn wir unsere Vitamin-D-Werte per Pille aufbessern. Aber … die Natur hat Vitamin D nicht in Form einer Pille verpackt, sondern in Form von … Licht.

Wir wissen alle sehr wohl, dass der Urlaub im Süden dann doch etwas anders wirkt als die Vitamin-D-Pille.

Ich möchte dir noch einmal einen kleinen Auszug aus meinem Buch präsentieren, der genau das thematisierte.

Noch eine Kleinigkeit zum Thema Licht … In diesem Buch werden fast ausschließlich biochemische Aspekte der Gesunderhaltung besprochen. Sie unterliegen aber nicht nur biochemischen, sondern auch physikalischen Gesetzen. Das ist der Grund, warum Ihre Verdauung funktioniert. Sonnenlicht ist der Grund, warum Leben überhaupt existiert und war seit Milliarden von Jahren der treue Begleiter einer jeden Zelle. Nun: Die Wirkung des Lichts der Sonne bezieht sich nicht nur auf die Bildung von Vitamin D in Ihrer Haut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte ein russischer Biologe und Arzt namens Gurwitsch. Er veröffentlichte 1923 Ergebnisse, in denen er zeigte, dass Pflanzenzellen wachsen, wenn sie bestrahlt werden mit Hilfe von UV-Licht (Gurwitsch, 1988). Ganz egal, ob Licht irgendwelche Wachstumsfaktoren in den Zellen aktivierte: Es wurde klar, dass Licht profunde Auswirkungen auf den Organismus hat.

Bezogen auf den menschlichen Körper könnte ich Ihnen von ein paar spannenden Fakten erzählen …

Melatonin und Serotonin werden reguliert durch Licht. Werden Sie morgens direkt mit hellem Licht bestrahlt, dann bilden Sie abends „leichter” Melatonin, was Ihnen beim Einschlafen helfen würde. Die Bestrahlung mit Licht tagsüber hingegen resultiert in einer gesteigerten Bildung von Serotonin, Ihrem Glückshormon. Das wussten Sie mit Sicherheit schon alles … Aber wussten Sie auch, dass …

  • UV-Licht in gewisser Weise immunosuppressiv (= Modulation des Immunsystems) wirkt, was verhindern kann, dass sich Autoimmunerkrankungen entwickeln?
  • MSH, ein Hormon, gebildet wird, das antioxidativ wirkt und Ihre Zellen vor DNA-Schäden schützt?
  • CGRP, ein Cytokin, gebildet wird, das als eines der stärksten Vasodilatoren gilt? (Vasodilatoren sind Substanzen, die Ihre Blutgefäße weit machen. Daher zeigt dieses Peptid großes therapeutisches Potenzial, wenn es um diverse Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht.)
  • Neuropeptid Substanz P, ein Protein, gebildet wird, das ebenfalls stark blutgefäßerweiternde Eigenschaften hat?
  • Weiterhin reguliert NSP die Leistung des Immunsystems, was in deutlich besserer Keimabwehr resultiert.

… und zuletzt: Licht (UV) sorgt für die Bildung von Endorphinen in Ihrer Haut (Mead, 2008). Heißt: Unterschätzen Sie die Wirkung der Physik nicht und reduzieren Sie Ihren Horizont nicht nur auf die „gängigen” Aspekte des Gesundseins. Licht heilt.

Bei all den gut gemeinten Korrelationen — Vitamin D alleine ist es freilich nicht.

Wenn du also an Autoimmunerkrankungen denkst, die weniger oft in südlichen Ländern auftreten, dann darfst du nicht nur an Vitamin D denken.

Wir müssen unseren Horizont etwas erweitern. Wenn wir die Wirkung von Sonnenlicht nachahmen wollen, dann reicht die eine Vitamin-D-Pille sehr sicher nicht.

Noch einmal: Licht heilt.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

17 comments On Mehr als Vitamin D: Das Wunder Licht

  • Mit Vitamin-D-Hochdosistherapie lassen sich Autoimmunerkrankungen sehr erfolgreich behandeln (Coimbra Protokoll MS: https://youtu.be/3zXpKT0APwg?t=650 ). Meine Hypothese ist daher, dass Vitamin D auch präventiv hinsichtlich Autoimmunerkrankungen wirkt. Ich sehe daher keine Begründung dafür, dass hinsichtlich Autoimmunerkrankungen über Vitamin D hinaus Sonne benötigt wird.

    Man sollte differenzieren für welche Wirkungen Vitamin D ausreicht, die also nur mittelbar über Sonnenlicht erreicht werden und welche Wirkungen Sonnenlicht hat, die nicht allein mit Vitamin D erreicht werden können. Da du das nicht getan hast, hast du mich leider beim ersten Punkt der Aufzählung für diesen Artikel verloren.

  • Dazu gibt es auf der Seite von Jack Kruse (https://www.jackkruse.com) gerade zwei sehr interessante Artikel

  • Es erschreckt mich schon wie normal die Streifen im Bild oben wahrgenommen werden, die nicht natürlich sind und das UV Licht zum großen Teil zurück reflektiert.

    • Diese Streifen, ich vermute mal du beziehst dich auf die Kondensstreifen, sind in der Tat nicht natürlichen Ursprungs sondern Mensch gemacht. Aber es ist dennoch nur kondensierter Wasserdampf; kleine Wolkenstreifen. Ich wette, wenn man die Fläche weltweiter Flugzeugkondensstreifen mit der Fläche weltweiter Bewölkung vergleicht, verschwinden die Kondensstreifen irgendwo im Rauschen. D.h. auch ihr Anteil / Effekt an reflektiertem (UV)Licht wird zu vernachlässigen sein.
      LG,
      Thorsten

  • Was ist im Winter? Da lese ich immer wieder, dass das Sonnenlicht nicht ausreicht – stimmt das? Vor allem wenn man zu Winterdepressionen neigt – was kann man tun um an genügend Sonne zu kommen?

    • „In Deutschland ist von Oktober bis März keine Vitamin D-Produktion durch die UV-Exposition der Sonne möglich, weil die Sonneneinstrahlung zu flach auf die Erdoberfläche bzw. die menschliche Haut auftrifft und daher der wirksame UV-B-Anteil durch den längeren Weg durch die Atmosphäre absorbiert wird. Dieser Umstand wurde bereits 1988 durch ein amerikanisches Forscherteam mittels Messungen am 52. Breitengrad, an dem sich auch Berlin befindet, nachgewiesen (1).

      Doch auch von Anfang April bis Ende September kann Vitamin D nur in einem max. Zeitfenster von 11 bis 15 Uhr (Hochsommer) auf der Haut synthetisiert werden. Je weiter man sich auf der Zeitachse vom Sonnenhöchststand (21. Juni) entfernt, desto geringer wird dieses Zeitfenster sowie die Intensität der durchdringenden UV-B-Strahlung und schließt sich Oktober bzw. März gänzlich. So kann in den Monaten April und September beispielsweise nur noch in der Mittagssonne ein wenig Vitamin D durch Sonnenexposition getankt werden. Der Sonnenhöchststand ist durch die Sommerzeitumstellung übrigens um 13:00 und nicht um 12:00 Uhr mittags. Auf was Sie beim Sonnen achten sollten haben wir hier für Sie zusammengefasst.“

      https://sonnenallianz.spitzen-praevention.com/sonne-und-gesundheit/vitamin-d/wie-bekomme-ich-vitamin-d/

  • Bringt es etwas in den Wintermonaten sich mit künstlichen Licht bestrahlen zu lassen? Nicht unbedingt in ein Solarium gehen, aber es gibt doch so kleinere Lichtgeräte für den Hausgebrauch.

  • Hey Chris,
    danke für den Auszug aus dem Buch. Ich befinde mich gerade in Mexiko und bekomme zum Glück genug Licht ab. ;D
    Es ist schon ein erstaunliches Thema, dieses Licht. Einerseits ist Licht ja sowohl ein Teilchen, als auch eine Welle, wenn mich nicht alles täuscht. Das bedeutet, dass wir auch aus dem physikalischen Aspekt eine Besonderheit ausmachen können. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass Licht eine wahnsinnige Wirkung auf Menschen hat, oder was meinst du?
    Es ist sehr, sehr erstaunlich wie manche Menschen (mich eingeschlossen) andere Gemütszustände haben, wenn sie mehr oder weniger Licht ausgesetzt sind. Wenn man überlegt welchen Einfluss dann diese Gemütszustände auf das eigene Leben und das Anderer hat, muss man sich schon fragen, wie man hier ansetzen kann.
    Ich wollte dich konkret nach deiner Meinung fragen bezüglich dem hier:
    Ist es deiner Meinung nach ein eher psychischer oder eher biochemischer Prozess der Menschen dazu bringt sich bei Licht besser zu fühlen und aktiver zu sein? Natürlich bedingt sich beides, aber was ist deine Meinung dazu?

    Gruß,
    Ben

    • Hi Ben,

      gute Frage (Deine vorletzte). Wie reagieren eigentlich Blinde auf Sonnenlicht, Tageslicht, Kunstlicht? Wenn es nur psychischer Natur wäre dürften, die sich bei bloßem Aufenthalt im (Sonnen)Licht nicht besser fühlen, oder?

      LG,
      Thorsten

      • Servus Thorsten,
        guter Punkt. Sehr guter Punkt. Darüber hatte ich nicht nachgedacht. Interessant wäre die Frage wer sich verhältnismäßig besser fühlt. Also Blinde oder Sehende.

        Gruß,
        Ben

  • wie hoch sollte denn der vit d3 spiegel im blut mindestens sein?

  • Welche Dosis Tageslicht empfiehlst du? :P

    • Made my day.

      Habe herzlichst gelacht!

      (Oder war das eine ernst gemeinte Frage?! Ha, ha)

      • Nene, alles gut :D
        guter Artikel!

      • Naja, witzige Frage, aber in der Richtung kamen bei mir schon Fragezeichen auf. Die Gattung Bürotiger ist eine der Tierarten, die wenig Licht abbekommt. Wie schaffen die es mehr gesundes Licht ab zu bekommen, ohne den Job wechseln zu müssen (ich träume ja von ner 20 Stunden Woche mit Büro in Strandnähe und Palmen)? Solarium wird ja keine Alternative sein (vermute ich).

    • Da 20min Sonnenbaden (vorne+hinten je 10min) anscheinend um die 10000 IU Vitamin D erzeugt und es hier in Europa mehr als das halbe Jahr zuwenig Sonne gibt, würde ich sagen: Jedes Stückchen Tageslicht, das du kriegen kannst. Ohne Sonne werden 20min Tageslicht kaum ausreichen – also was dann? 1 Stunde? 2?

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