Vo2max – leider nur die halbe Wahrheit

Vo2max wird immer und immer wieder als Fitnessmaßstab gesehen (was ja noch okay ist), aber seit einigen Jahren sogar als Marker für die Gesundheit im Alter.

Der Gedanke ist nachvollziehbar, aber nicht gerechtfertigt.

Wir sehen im Alter nämlich einen Muskelfaser-Switch, das heißt wir werden von unseren Typ-II Fasern verlassen, die aber a) insulin-sensitiv machen und b) Kraft bescheren.

Und um was geht es im Leben und im Alter eigentlich? Doch nicht, dass ich Marathon rennen kann, sondern vielmehr um das effektive Erledigen von täglichen Aufgaben. Und jeder der mal 3 Monate Maximalkrafttraining gemacht hat, der weiß, wie man danach durch’s Leben läuft… schwebt.

Ich bin in mein Leben gestartet als Schnellkraft-Sportler mit einem Vo2max von 40. Meine Kraft war dort – würde ich behaupten – ganz gut. Mein Vo2max erbärmlich, ich war immer der Schlechteste beim Laufen.

Das konnte ich nicht ertragen… 5 Jahre später habe ich den für mein Alter höchsten gemessenen Vo2max, den der Professor dort bisher gesehen hatte. Der konnte auch nicht glauben, dass so etwas möglich ist. Denn mein Vo2max war höher als der von Lance Armstrong. Das darf man natürlich niemandem erzählen. Der dachte, sein Gerät hätte eine Macke.

Bin ich jetzt ein besserer Athlet als Lance oder würde die Tour besser fahren als er? Welch rhetorische Frage… Ich würde mich niemals mit einem solchen Weltklasse Athleten vergleichen.

Aber eine Sache weiß ich: Ich weiß, wie man den Vo2max macht. 

Bin ich jetzt heute glücklich darüber? Ehrlich gesagt nein, denn ich muss ständig gegen den Muskelverlust ankämpfen (Überexpression von AMPk, da konstant Fettverbrennung etc.), habe innerhalb weniger Tage einen deutlichen Kraftverlust und meine Muskulatur hatte lange, ja sehr lange gebraucht, bis sie wieder Glukose, also Zucker, ordentlich aufgenommen hat.

So viel zum Thema: Eine fettverbrennende Muskulatur ist das A und das O. Ich habe mich wohler gefühlt mit weniger Aktivität in den Beinen und dafür mit mehr Körperfett, damals.

Der Vo2max besteht aus zwei Komponenten: 

  • Herz
  • Muskel

Und natürlich aus der Verbindung der beiden Komponenten.

Das Herz hatte ich damals schon („Haben Sie Steroide genommen?“), die Beine habe ich auf radikalste Art und Weise manipuliert.

Wenn du also auch einen hohen Vo2max haben willst:

Nur das radikalste, absurd-harte Training wird dich dort hinbringen. Das wäre zum Beispiel kalorien – und glykogenarmes Sprinttraining, das ein hohes Volumen hat oder stundenlanges Bergfahren 80-100%max: Hoch, runter, hoch, runter.

Und danach – auch wenn der Körper schreit – kein einziges Gramm Kohlenhydrat essen.

  • T3-Wert oben anschlagen lassen, besser leichte Überfunktion (Jod, Selen, Olivenblatt),
  • Maximale Produktion von Retinsäure (Retinylpalmitat 50.000IE/Tag),
  • L-Carnitin (5g)
  • Nicotinamid (2-3g)

Der springende Punkt aber ist: Du willst und musst deine Typ-II Fasern aushungern. Nach dem Hierarchie-Prinzip rekrutiert der Körper die Fasern (bei Ausdauerathleten) wie folgt: Typ I – Typ IIA – Typ IIAB – Typ IIB/X.

Der Denkfehler bei den Sportwissenschaftlern war nämlich: Du wirst dann schlechter, wenn deine Typ II Fasern beim Lauf ins Spiel kommen, die produzieren Laktat und haben weniger Ausdauer.

Klar: Wenn die Laufgeschwindigkeit zu hoch wird für dich, dann übernehmen die Typ II Fasern (kurzzeitig) die Geschwindigkeit, die ja aber nicht sehr belastbar sind.

Dieses Prinzip erkannte schon Lydiard, weltklasse, da er nebenbei 17 Ausdauerathleten zur olympischen Medaillen führte:

But eventually you get to these type 2 fibers if you run long
enough. And so, if you say, okay, I’m only a middle distance runner, therefore I’m only
going to run 6 miles, then you don’t get much of a training effect at all. But if you go out
as far as, say, the 20 miles occasionally that we did, then you’re really getting in and
using those fibers. Now, I don’t have the biopsy data to support that, but I think we can
pretty much safely say that much more of your muscle is being trained. […]
So essentially there are two ways to get to these type 2x fibers […]

  • rein theoretisch gibt es zwei Ansätze: hochintensives Training oder
  • als Mitteldistanzler 30km laufen gehen.

Hochintensives Training ist zu anstrengend, also präferieren diese Herren einen 30km-Lauf um eben – nach dem oben genannten Hierarchie-Prinzip – an diese Typ IIB/X Fasern zu kommen.

Mein Ansatz basierte auf neuen wissenschaftlichen Ergebnissen:

Regulation of muscle fiber type and running endurance by PPARdelta. (Wang et al., 2004)

Diese Arbeit zeigte uns nämlich, wie man alle Muskelfasern oxidativ, sprich fettverbrennend machen kann.

Treatment of wild-type mice with PPARdelta agonist elicits a similar type I fiber gene expression profile in muscle. Moreover, these genetically generated fibers confer resistance to obesity with improved metabolic profiles, even in the absence of exercise. These results demonstrate that complex physiologic properties such as fatigue, endurance, and running capacity can be molecularly analyzed and manipulated.

Weiterhin wissen wir – schlauen Sport-Biochemiker – dass AMPk-Aktivation ebenfalls ein exercise mimetic ist.

AMPK and PPARdelta agonists are exercise mimetics. (Narkar et al., 2008)

Also habe ich mein ganzes Dasein darauf ausgelegt, die beiden „Schalter“ (PPARdelta und AMPK, somit auch Sirt1/Sirt3) konstant und stark zu aktivieren.

Ich könnte das Wirken der oben aufgeführten Substanzen anhand von Studien belegen, aber das soll ein anderer Post werden. Nur so viel: Es reicht.

Genexpression funktioniert. Aber ich habe vergessen, dass ich jetzt konstant „gegen den Strom“ schwimmen muss, damit meine Typ II Fasern nicht schrumpfen. Willst du das?

Das Unterbewusstsein macht alles möglich. Aber hoffentlich hast du auch an die Nachteile gedacht, die sich aus deinen „Wünschen“ ergeben. ;-)

 

 

 

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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