Das, was mir als Wissenschaftler immer wieder auffällt, ist die Tatsache, dass Laien (wissenschaftliche) Sachverhalten oft falsch gewichten.
Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn das entscheidet direkt über deine Lebensentscheidungen. Selbstverständlich machen sich ganze Industriezweige dieses Wissen zunutze und profitieren davon. Man verbreitet eine Tatsache, die man aber total falsch gewichten lässt.
Gewichten lassen, weil es im Prinzip ein passiver Prozess ist, der in dir entsteht, wenn man dir inadäquate Informationen an die Hand gibt.
Mein Lieblingsbeispiel ist der Zucker.
Man hat beobachtet, dass Diabetiker – oder Menschen mit Insulinresistenz – zu viel Zucker im Blut haben und schließt daraus: Das ist schlecht.
Indirekt schließt man daraus: Kohlenhydrate sind ja dann nicht gut.
Lebensentscheidung: Ich esse nie wieder Kohlenhydrate.
Konsequenz: Angst vor Kohlenhydraten, was eine emotionale Antwort darstellt.
Bei diesem Sachverhalt wäre die falsche Gewichtung wohl, dass Menschen nicht unterscheiden können zwischen einem gesunden Zustand und einem pathologischen. Die Frage würde lauten: Ab wann ist der Blutzucker denn pathologisch? Und wie passiert das?
Das Problem dabei ist nur, dass der Mensch denkfaul ist – macht Sinn, wenn man die Evolution bedenkt: Es muss überall Energie gespart werden, vor allem dann, wenn es ein energiefressender Zustand ist. Sehe ich auch dann, wenn ich mal wieder einen langen Post schreibe ;-)
Das heißt: Man hätte 2, 3, 4x denken müssen, sich informieren müssen, um überhaupt zu verstehen, warum etwas pathologisch wird.
Aber … der Mensch liebt die Vereinfachung! Es muss selbst dann einfach sein, wenn es so komplex ist, dass es überhaupt nicht zu vereinfachen ist. Oder wie will man Menschen erzählen, was ein Randle-Cycle ist, wenn die noch nicht mal wissen, was eine Zelle ist?
Ich wette… dort draußen sind so viele no carb Menschen, die überhaupt gar nicht wissen, warum Kohlenhydrate „schlecht“ sind, erzählen es aber ihrem Nachbar, ihrem Opa, dem Freund etc.
Das ist immer blöd. Wenn man sich konstant auf Stufe I des Verständnisses bewegt, aber die großen Reden schwingt.
Angstmache also. Man nimmt etwas, was in normalen, physiologischen Zuständen völlig „neutral“ ist, nimmt den übersteigerten unphysiologischen Wert als „Norm“, erzählt es jedem und alle bekommen Angst.
Wasser kann dich auch umbringen.
Der Grund, warum ich das hier erzähle ist auch, weil wir bei Krebs eine Überaktivierung des Pi3k/Akt-Signalweges finden. Man könnte sagen, die Zelle verhält sich konstant „anabol“.
Was also für den Bodybuilder so erstrebenswert ist, ist für den Krebskranken… im wahrsten Sinne des Wortes todbringend.
Und schon sehe ich einige, die Angst davor haben, beispielsweise Betain zu schlucken. Betain ist ein Stoff, logischerweise, der den Pi3k/Akt-Signalweg induziert und uns somit glukose-tolerant macht, Muskeln wachsen lässt etc. Es könnte also eine bemerkenswerte Stütze sein, wenn es um die Behandlung von Insulinresistenz geht oder wenn es darum geht, keine Muskeln zu verlieren.
Der Punkt ist nur: Trotz einer „anabolen“ Diät und einem extensiven Nutzen von solchen Ergänzungsmittelchen, werden Bodybuilder nicht häufiger krebskrank – im Gegenteil.
Es ist wohl also wieder mal eine Frage der Dosis. Man könnte vermuten, dass es bei Krebs um eine pathologische Veränderung des Pi3k/Akt-Signalweges handelt…
Nur weil etwas gleich aussieht, heißt es nicht, dass es auch gleich ist.
Differenzierungsfähigkeit – kennen nur sehr wenige, leider.