Kennst du deine Blutwerte?

Wann immer ich mit Menschen rede und gefragt werde, welche Blutwerte denn relevant sind oder welche Blutwerte man messen lassen sollte, antworte ich:

Mich interessiert

  • dein Leberstoffwechsel (Cholesterin, Triglyceride etc.),
  • dein Hämoglobin, ersatzweise auch Ferritin oder Eisen,
  • freies T3,
  • Vitamin D

In selten Fällen auch das Gesamteiweiß.

Der Leberstoffwechsel gibt mir Auskunft über deine metabolische Gesundheit: Finden wir eine (sich entwickelnde) Insulin-Resistenz? Finden wir eine Fettleber? Und daraus folgt auch, dass womöglich zu viel Insulin im Blut ist und wir über lange Sicht einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bekommen, dessen Vorstufe Arteriosklerose ist.

Es gibt mir indirekt Auskunft darüber, ob du isst, wie man das tun sollte. Besser ausgedrückt: Ob du auch einfach mal nicht isst.

Die anderen drei Werte sind Lebensfreude:

  • Das Gefühl, wenn man morgens aufsteht, auf den Balkon geht und tiiiiief einatmet. So fühlt sich Sauerstoff an. Es gibt wirklich Menschen, die das nie fühlen! Das ist die Sauerstoff-Transportfähigkeit deines Blutes: Hämoglobin, Myoglobin, Ferritin.
  • Freies T3 – dieser eine Wert sagt mir so viel über dein Leben. Über deine Depression, deinen Testosteron-Mangel, dein braunes Fettgewebe, das womöglich nicht da ist, deine Muskelmasse, die du so langsam verlierst etc. T3 beschreibe ich so: Stelle dir vor, dein Körper ist eine Mauer. Und an dieser Mauer wird konstant gearbeitet. Aufgebaut, abgebaut, umgebaut. Es regnet, es ist heiß, diese Mauer muss Umwelteinflüssen standhalten. Depression, Muskelschwund etc. sind Zustände, die sich daraus ergeben, dass die Mauer nicht konstant und mit hoher Geschwindigkeit wieder aufgebaut wird. Je schneller die Mauer wird repariert wird, die Steine wieder aufgesetzt werden, um so weniger Spuren werden bleiben nach Regenfällen. Wenn diese Substanz, dieser Helfer, weg fällt, dann hat die Mauer schnell Löcher, ist rissig und bricht womöglich zusammen.
  • Vitamin D ist für mich ein Tag am Baggersee, voll gepumpt mit Licht. Dieses Gefühl, wenn man abends ins Bett fällt. Die Sonne trägt man dann im Herzen, man „strahlt“ selbst. Und ich wette: Das stimmt wirklich. Dr. Popp, bei seinen Kollegen nicht so akzeptiert, hatte das mal an Pflanzen beschrieben: Je stärker man sie „beleuchtet“, um so stärker strahlen sie. Und: Strahlung ist ein Maß für die Gesundheit der Pflanze. Vitamin D, Sonne, ist der essentiellste Stoff von allen. Ohne Sonne, kein Leben. Dieser eine Satz reicht aus, man braucht nicht die zu wissen, dass Calcitriol (aktives Vitamin D) ein Hormon ist…

Diese Werte sagen mir natürlich nichts über deine Krankheiten, womöglich aber, ob dein Leben zufriedenstellend ist oder nicht. Ob dein Leben auch weiterhin zufriedenstellend ist, denn diese Substanzen können auch Krankheiten vorbeugen, das ist jedem bekannt.

Falls das Leben dann immer noch keinen Spaß macht, dann ist meistens das Testosteron schuld – aber auch dieses Hormon hängt in der Regel von den oben genannten Werten ab.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

7 comments On Kennst du deine Blutwerte?

  • Hallo Daniel

    Dankeschön für Dein Input. Die Messung vom Jod erfolgte im Blut.

    Bzgl. der Schilddrüse: im Frühjahr 2010 waren meine TPO Antikörper erhöht und T4 im unteren Sollbereich. Diverse Symptome, die man auch bei einer Schilddrüsenunterfunktionen vorfindet, verschwanden relativ schnell, als ich in der Folge tägliche 25ug Euthyrox (synthetisches T4) einnahm. Mein Hausarzt meinte jedoch, dass dies eher Einbildung sei und ich die zusätzliche Hormone nicht nötig hätte. Anfang November 2015 hatte ich dann das Medikament von mir aus abgesetzt, auch weil auch ich dachte, dass die relativ niedrige Menge kaum eine dermassen relevante Wirkung entfalten kann.

    Ich ernähre mich seit 15 Monate ketogen. Lipide (Cholesterine, Triglyceride, Lipoprotein) wie auch die Leber-Enzyme waren bis Dato immer im grünen Bereich. Mein BMI liegt bei 20 und ich bin seit Kindheit an gerne sportlich unterwegs (war aber im besten Fall immer nur „Durchschnitt“).

    Was das hohe SHBG und das niedrige freie Testosteron angeht: erst von „4D DOC“ habe ich erfahren dürfen, dass Lowcarb infolge einer wahrscheinlich stärkeren Gluconeogenese und damit einhergehenden Erhöhung der Glucocorticoide sich nachteilig auf das (freie?) Testosteron auswirken könne. Andererseits lag mein Cortisolwert vor der Ernähungsumstellung höher als zuletzt und mit der Libido stand es auch bereits damals nicht zum besten. Des weiteren soll (laut http://www.stronggeneration.com/so-senkst-du-deine-shbg-werte-fuer-mehr-freies-testosteron) eine hohe Zufuhr von Ballaststoffen das SHBG erhöhen. Neben mind. 600g Gemüse nehme ich fast täglich 10g Flohsamenschalen-Pulver zu mir. Diese Praxis sollte ich somit auch überdenken.

    Ich werde jetzt aber erst einmal meinen niedrigen Iod-Spiegel angehen, indem ich getrocknete Kombu-Algen bestelle und dann täglich einnehme!

    Grüsse

  • Hallo snowstorm,

    hattest du das Jod im Blut(serum) messen lassen oder einen Urintest gemacht?

    Das dein freier T. – Wert so niedrig ist, liegt – wie du schon selber gesagt hast – am SHBG.
    Da du schon spezifische Probleme bemerkst (Haare, Libido usw.), würde ich den T. – Wert zumindestens beobachtend im Hinterkopf behalten.

    Hast du Probleme mit der Schilddrüse oder der Leber?

    Alles Gute!

  • Danke für den interessanten Artikel.

    Mich würde insbesondere noch interessieren, inwieweit das Testosteron durch die Schilddrüse, insbesondere durch das freie T3 beeinfluss wird?

    Konnte die geplante Studie Dieser Link existiert nicht
    durchgeführt werden?

    Ich bin derzeit unsicher, ob ich wegen meines niedrigen freien Testosteron-Wertes einen Männerarzt konsultieren soll (Symptome: Energiemangel, die Libido ist auf Null gesunken, die Haare werden immer dünner) oder ob ich erst einmal versuchen sollte, mein Schilddrüsenwerte zu erhöhen. Immerhin wurde bei mir Ende März im Blut ein Jod-Mangel festgestellt.

    Mein FT3 liegt bei 17% vom Sollbereich. Der TSH-Wert liegt komischerweise aber auch nur bei knapp 20% vom Sollbereich.

    Was mir aber bis heute auch noch nicht wirklich klar ist: welcher Testosteronwert (Gesamt, Frei, gesamt verfügbar, DH) ist letztendlich für eine gute Gesundheit massgeblich? Denn obwohl mein freies Testosteron nur auf dem unteren Sollwert liegt (also bei 0% des Bereichs), liegt mein Gesamttestosteron bei relativ guten 57% vom Sollbereich (also knapp über der Mitte). Ein Grund, weshalb das freie so niedrig liegt, könnte an meinem sehr hohen SHGB (sexualhormonbindendes Globulin) liegen, das fast 200% vom oberen Sollwert beträgt.

    Grüsse

  • Der Kollege hat nicht unrecht.

    Bezüglich der negativen Ruckopplungs-Sensitivität gibt es eine inverse Korrelation zwischen TSH und T4 (primärer Feedbackgeber) bzw. T3.

    Das TSH steigt bei einem schon geringen Abfall T4 sehr rasch an.

    Umgekehrt gilt das gleiche.

    Kurz: Das TSH reagiert in beide Richtung sehr schnell, die Hormone selber langsam.
    Dh es können normale (ausreichende) Hormonwerte bei erhöhtem TSH vorliegen.

    Für Autofreaks: „Die Gaspedalkennlinie“ des TSH entspricht dem Sportmodus eines Fahrzeuges, diejenige der SD- Hormone dem normalen „Cruiser-Modus“ .

    Behandlung mit LT je nach klinischem Bild.
    Jodzufuhr kann den TSH als Frühmarker einer Unterversorgung wieder normalisieren.

    Grüße

  • Martin Augustyner

    Hallo Chris,

    kann man statt dem T3 auch TSH messen lassen? War heute beim Arzt und der meinte, dass immer zuerst TSH gemessen wird. Ist das dann auch aussagekräftig?

    Gruß, Martin

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