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Die zwei größten Körper-Irrtümer

Newsletter vom 20.11.20


Heute wollen wir kurz über zwei große Irrtürmer in der Biologie sprechen, von denen wir häufig instinktiv ausgehen, weil wir es nicht anders gelernt haben.

  • Irrtum 1: Alles in unserem Körper hat vorgegebene Grenzen, auf die man nur wenig Einfluss nehmen kann.
  • Irrtum 2: Der Körper ist und bleibt so wie er ist. Funktioniert etwas nicht mehr, muss das für immer so bleiben.

Beides ist Quatsch.

Basis dieser zwei Beobachtungen ist, dass viele von uns gedanklich im Bio-Unterricht der Mittelstufe stehen geblieben sind. Also in einer Zeit, wo man lernt, dass Blätter eben grün sind und der Hund keine Katze ist.

Spaß beiseite. Nein, wir wachsen mit dem klassischen „Is halt so!“ auf. Ist so, bleibt so und wird immer so sein. In den Geschehen erkennen wir keine Dynamik – wir gehen instinktiv davon aus, der Körper sei eine limitierte Maschine. Machen wir mal ein paar Beispiele.

„Halt stop! Das bleibt alles so, wie’s hier ist!“

  • Jahrelang hat man uns mantraartig eingetrichtert, das Gehirn sei „so wie es ist“. Wenn es mal gewachsen ist, bleibt es so. Netter Gedanke, leider grundfalsch. Heute weiß man, dass das Gehirn wohl das plastischste Organ ist, das es jemals auf diesem Planeten gab.
  • „Es ist genetisch“, auch das hörte man viele Jahrzehnte lang. Gefangen im Determinismus. Das hat man auch wirklich geglaubt, bis man herausfand, dass es die überlagernde Epigenetik gibt. Also, dass es nicht nur Gene gibt, sondern auch noch eine Genregulation. Und jetzt kommt der Punkt: Wir haben sogar massiven Einfluss darauf!
  • „Mitochondrien sind halt da.“ Sie produzieren halt Energie. Kaum einer scheint auf die Idee gekommen zu sein, dass man mehr oder weniger Mitochondrien haben kann. Dass die fitter oder weniger fit sein können. Dass die also mehr oder weniger gut Energie produzieren. Deshalb geht jeder instinktiv davon aus, dass das schon alles funktioniert.

Gefangen im Reduktionismus.

Aber es wird noch besser. Oder schlechter, je nachdem, wie man es begreifen will. Denn dieses reduktionistische Weltbild färbt ja auch auf die Psyche ab.

Dein Körper ist sowieso bald ein anderer

Beispiel: Bloß nie krank werden. Viren und Bakterien können (Langzeit-)Schäden verursachen. Überhaupt: Am besten gar nicht mehr leben, weil das Leben nicht nur Spuren hinterlässt, sondern sogar Konfrontation bedeutet.

Gott sei Dank sind wir kein Auto. Wenn das Auto einen platten Reifen hat, müssen wir in die Werkstatt fahren und den Reifen wechseln lassen. Wir aber leben in einer biologischen Wundermaschine, die sich konstant und in jeder Sekunde des Tages repariert. In sieben Jahren sind beispielsweise komplett alle Fettzellen deines Körpers durch neue ersetzt.

Das funktioniert so gut, dass wir es nicht mal merken. Wir leben in einer extrem leistungsfähigen Adaptationsmaschine, die sogar noch stärker, noch besser wird, wenn man sie mit dem Leben kollidieren lässt – Stichwort Hormesis. Aus dieser Perspektive ist das hier häufig so präsente Mimosentum unbegreiflich.

Auch dein Körper heilt. Jetzt. Sowieso immer. Oft unbemerkt.

Natürlich darf man sich nicht beschweren, wenn das vor dem Hintergrund unseres schlechten Lebensstils nicht so gut klappt. Daher ist Bildung in diesem Bereich so entscheidend – und dann kommt auch das Urvertrauen zurück.

Hol dir die ganze Fülle der Lebenswirklichkeit zurück!

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

2 comments On Die zwei größten Körper-Irrtümer

  • Danke Chris für deinen Input. Leider ist es mit allem so vor allem bei der Ernährung. Die Menschen glauben unser Körper braucht nur Kalorien und ein paar Proteine doch leider ist das Ganze etwas anders ;)

  • Hallo Chris,
    sehr schöner und sehr wahrer Beitrag. Was man noch anfügen muss, Du deutest es ja an: Man muss dem Körper natürlich auch die Chance geben, zu heilen. Dazu gehört Essen, NEMs, saubere Luft, sauberes Wasser, guter Schlaf und leider manchmal auch das Labor zur Analyse…um das „Problem“ zu finden.
    LG,
    Robert

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