Vorteile von Veganismus und Karnivorismus im Vergleich

Wir versuchen ja immer schön differenziert zu bleiben. Wir vertreten zwar klar den Standpunkt, dass wir Menschen

fakultative Karnivoren

sind, aber das schließt die Vorteile einer pflanzenbasierten Kost automatisch mit ein. Denn fakultativ bedeutet in diesem Zusammenhang:

Gerne und oft genutzt, wenn vorhanden.

Manchmal muss man aber auch ohne oder mit weniger auskommen. Ein gesunder Lebensstil besteht nun mal aus Zyklen. Wer das verstanden hat, geht automatisch den Weg der Mäßigung … und gewinnt.

Jeweils acht Vorteile auf einen Blick

Bitte beachte, dass ich hier nur eine Auswahl präsentiere. Und: Wir nehmen hier bewusst das jeweilige Ende des Spektrums – die meisten von uns bewegen sich entlang dieses Spektrums, was die Zufuhr von Pflanzen und Fleisch angeht.

Vorteile vom Veganismus

  • Weniger Eisen

Ein hoher Eisenspeicherwert steht im direkten Zusammenhang mit metabolischer Entgleisung. Zwar muss man hier aufpassen, dass man Kausalität (Eisen ist schuld daran) nicht mit Korrelation (der Eisenstoffwechsel zeigt Veränderungen bei Kranken) verwechselt. Dennoch legen Studien nahe, dass Eisenrestriktion (bei zu hohen Werten) direkt die metabolische Gesundheit (= Insulinresistenz und Co.) verbessert. Mehr dazu.

  • Weniger Carnitin (kommt nur im Fleisch vor) 

Der Tennisstar Maria Sharapova dopte mit Meldonium. Das ist ein Stoff, der sowohl die Carnitinsynthese als auch die -Zellaufnahme hemmt. Dadurch verarmen die Zellen an Carnitin – paradoxerweise geht das nicht einher mit negativen Begleiterscheinungen, sondern wirkt … als Dopingmittel. Carnitin reguliert auf mitochondrialer Ebene viele Aspekte des Energiestoffwechsels. Wenig Carnitin erhöht die Empfindlichkeit gegenüber Insulin, verbessert den Kohlenhydratstoffwechsel und wirkt für Zellen daher protektiv – das Resultat ist unter anderem eine verbesserte Regeneration nach Sporteinheiten. Mehr dazu.

  • Weniger Methionin

Methionin ist eine essentielle Aminosäure. Pflanzenbasierte Ernährungsformen weisen oft einen niedrigeren Gehalt an Gesamtprotein und einen niedrigeren Anteil an essentiellen Aminosäuren auf. Was zunächst nicht so optimal klingt, kann sich als etwas sehr Positives entpuppen: Methionin ist der „Reproduktionsschalter“, denn es reguliert die zelluläre Proteinsynthese. Weniger Methionin sorgt dafür, dass Zellen ihren Proteinschrott recyclen müssen (Autophagie). Methioninrestriktion alleine kann in Versuchsmodellen das Leben von Tieren dramatisch verlängern. Mehr dazu

  • Mehr Ballaststoffe

Nicht erst seit gestern wissen wir um die Bedeutung von Ballaststoffen. Ballaststoffe sind das Futter für unser Mikrobiom, die als „Abfallprodukt“ kurzkettige Fettsäuren ausscheiden. Als Resultat wird das Darmmilieu sauer und dies vertreibt Pathogene, heißt umgekehrt, ein Mangel an Ballaststoffen macht eine Dysbiose. Gesundheit wird (auch) im Darm gemacht, ergo, ein hoher Ballaststoffanteil kann helfen. Mehr dazu.

  • Mehr sekundäre Pflanzenstoffe 

Sekundäre Pflanzenstoffe in Maßen … sind sehr gesund. Sie aktivieren „Zellschalter“ in uns, die gesund machen. Der Resveratrol-Vater Dr. Sinclair (Harvard) gab dem Ganzen einen Namen: Xenohormesis. Hierbei produzieren Pflanzen, wenn sie gestresst werden (z. B. durch UV-Licht) Stoffe, die uns nach Zufuhr gleichermaßen schützen. Mehr dazu.

  • Weniger (oxidiertes Nahrungs-)Cholesterin

Oxidiertes Nahrungscholesterin ist ziemlich giftig für uns. Es macht z. B. die Arterien kaputt. Ein Zuviel an Nahrungscholesterin kann im falschen Setting zudem den Energiestoffwechsel der Leber ausschalten. Mehr dazu.

  • Weniger oxidierte (Nahrungs-)Proteine

Oxidation von Nahrungsproteinen: Eine stille Bedrohung für die menschliche Gesundheit?, titelte eine Arbeit aus dem Jahr 2017. Denn: Man wisse ja seit Jahren, dass die Oxidation von Proteinen im menschlichen Körper im direkten Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen steht. Zeitgleich aber oxidieren wir Nahrungsproteine ja auf täglicher Basis, indem wir sie erhitzen. Die Zufuhr dieser oxidierten Proteine könnte nicht nur dem Darm schaden, sondern vielleicht auch unserer Gesundheit.

  • Mehr pflanzliche Omegas

Pflanzliche Omega-Fettsäuren (also: Linolen- und Linolsäure) haben zwar keine direkten Funktionen im Sinne einer essentiellen Fettsäure (auch wenn sie per definitionem essentiell sind), zeigen in vielen Studien aber positive Effekte auf die Gesundheit, vor allem mit Blick auf die Verringerung von Entzündungsprozessen, die Arterien- und Gehirngesundheit. Mehr dazu.

Vorteile beim Karnivoren

  • Mehr hoch bioverfügbares Eisen

Eisen ist wirklich an allem beteiligt, was uns Lebensfreude und Glück schenkt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist beteiligt an der Bildung unserer Geschlechtshormone, an der Bildung der Schilddrüsenhormone, an der Funktion des Immunsystems, an der Bildung und Wirkung unserer Neurotransmitter und an der Leistungsfähigkeit unserer Zellen. Mehr dazu.

  • Mehr hoch bioverfügbares Zink 

Zink ist unser aller Darling. Nach Eisen ist Zink das häufigste Spurenelement im menschlichen Körper. Entsprechenden Einfluss hat es auf sämtliche Prozesse und Abläufe im Körper: Zink ist Bestandteil vieler Enzyme und Proteinen. Vor allem solchen Proteinen, die mit der DNA wechselwirken („Zinkfinger-Proteine“). Heißt: Ohne Zink, würden viele Proteine gar nicht mit der DNA wechselwirken können und dadurch würden viele „Informationen“ verloren gehen. Denn erst wenn die DNA reagieren darf, findet eine Antwort auf die jeweiligen Signale statt. Mehr dazu.

  • Mehr Vitamin A

Durch den Konsum von Leber nehmen wir (vielleicht zum ersten Mal in unserem Leben) größere Mengen Vitamin A auf. „Preformed“ nennen die Amerikaner diese Form. Das heißt, der Körper muss es nicht erst umständlich und ineffizient aus der Vorstufe ß-Carotin umwandeln, sondern kann hier direkt aus den Vollen schöpfen. Aus Vitamin A entsteht das Hormon Retinsäure, das eine unfassbare Bedeutung für den menschlichen Organismus hat. Mehr dazu.

  • Viel Carnitin

Ein Mehr an Carnitin schneidet in vielen, vielen Studien ebenfalls sehr positiv ab. Der Grund hierfür ist beispielsweise, dass Carnitin als Acetyl-Puffer wirkt und vor allem den mit Energie überfrachteten Zellen hilft, gesund und fit zu bleiben. Zudem denken wir an die Ergebnisse des legendären Bruce-Ames-Experiments: „Die alten Ratten tanzten den Macarena!“ – in diesen Experimenten sorgte die gleichzeitige Gabe von Liponsäure und Carnitin dafür, dass die alten Ratten – gemessen – viel mehr Energie produzierten. Kollege Chris Eikelmeier hat dazu mal einen sehr ausführlichen Artikel geschrieben (= lesenswert). Mehr dazu.

  • Viel Proteinsynthese via EAA und Methionin

Wenn die Haare wie wild wachsen sollen, wenn die Fingernägel mal hart sein sollen, wenn das Immunsystem funktionieren soll, wenn Bänder, Sehnen und Muskeln stabil und leistungsfähig sein sollen, wenn wir inneren Antrieb haben wollen … müssen wir auf die Aminosäurezufuhr und die Proteinsytheserate achten. Lebensfreude ist also eng geknüpft an die Verfügbarkeit von (essentiellen) Aminosäuren. Mehr dazu.

  • Viel MBBC 

Meat-based bioactive compounds (MBBC) – BAM! Wo liest man das sonst im deutschsprachigen Raum? Genau, nirgends. Denn wir haben diese Begrifflichkeit importiert: Es gibt mittlerweile viele Studien, die zeigen, welch eine Fülle an wertvollen Substanzen wir in tierischen Produkten, also Fleisch, finden. Dazu zählen etwa Taurin, Cholin, Carnosin, Anserin, Carnitin, Kreatin, Liponsäure, Glutathion, Spermidin, Q10. Mehr dazu.

  • Ggf. mehr Glycin

Vor einigen Jahren erschien eine Arbeit, die uns zeigte: Die Synthesekapazität des Körpers reicht nicht aus, um die optimalen Glycin-Mengen (Glycin ist eine nicht-essentielle Aminosäure) aus den Vorstufen – also essentiellen Aminosäuren usw. – zu bilden. Bei normaler Kost fehlen uns 10 g Glycin pro Tag. Da Glycin aber extrem wichtig ist und mittlerweile als eine Art „Superstar der Aminosäuren“ gilt, kann eine Extrazufuhr z. B. via Kollagen-Hydrolysat viel Sinn machen. Interessant auch: Glycin hebt in Versuchen die negative Wirkung von Methionin auf. Mehr dazu.

  • Mehr tierische Omegas

Ohne die sehr lange, hoch ungesättigte Fettsäure DHA (Docosahexaensäure) können wir nicht leben. Sie ist wohl der wichtigste Bestandteil eines gesunden Gehirns und integraler Bestandteil all unserer Zellmembranen. Sollen die ordentlich funktionieren, müssen die passenden Fettsäuren darin zu finden sein. Der Punkt ist: Der menschliche Körper ist auf die DHA-Zufuhr angewiesen, da die Konversion aus der Vorstufe EPA viel zu marginal ist, um adäquat zu sein. Ergo: Jeder von uns braucht eine vernünftige DHA-Quelle – und das ist unter normalen Umständen eben das Tier, genauer: der fette Fisch (früher: Das Gehirn von Beutetieren). Mehr dazu.

Die paradoxe Natur der richtigen Ernährung

Das wirkt paradox nicht wahr? Weniger Eisen werte ich als Vorteil beim Veganismus – und mehr Eisen zeitgleich als Vorteil beim Karnivor. Um zu verdeutlichen, warum das zusammengeht, sollte man sich vor Augen führen:

Fasten (wenig Kalorien) ist gesund. Essen (viele Kalorien) ist auch gesund.

Das ist kein Paradoxon, sondern notwendige Voraussetzung, um einen ganzen Zyklus vollständig zu machen. Veganismus steht hier auf der Seite von „Stressresistenz, Fasten, Katabolismus, AMPK“ und der vermehrte Fleischkonsum auf der Seite von „Reproduktion, Überschuss, Anabolismus, mTOR“ – wohlgemerkt: auf zellulärer Ebene.

Und je nachdem, was man haben möchte, kann man das Gleichgewicht zugunsten einer Seite etwas verschieben. Verschiebt man es allerdings zu stark, überwiegen die Nachteile und die positiven Effekte gehen vermehrt flöten.

Unsere Genetik: Wir haben einen Spielraum

Um es nochmal anders zu formulieren: Wir alle leben in unterschiedlichen Körpern. Es gibt nicht die eine richtige Ernährung für jeden. Je nachdem, mit welcher Anlage man geboren wird, muss man die richtigen Entscheidungen treffen. Menschen, die z. B. Probleme mit dem Insulin-Haushalt haben, werden sich mit viel Eisen, viel Carnitin, viel Protein keinen Gefallen tun.

Denn alleine diese drei Faktoren können die Insulinwirkung – in erster Linie bei ausgiebigem Verzehr – verschlechtern und können bei sowieso schon anfälligen Individuen viele Nachteile mit sich bringen. Mehr noch: Es hat einen Grund, warum viel rotes Fleisch etc. seinen Platz häufig im Kontext einer Low-carb-Ernährung findet. Das Ding ist nur, dass es keine positive Eigenschaft einer Ernährungsform ist, die Kohlenhydrate stark zu reduzieren bzw. sie gar nicht erst zu vertragen.

Rotes Fleisch und Co. müssen wir uns als hocheffektiven (und -effizienten!) Nährstoffspender vorstellen (wohlgemerkt: „Weißes Fleisch“ und Fisch, wie wir es heute essen, eher weniger). Das ist wie eine Hochdruckbetankung für den menschlichen Körper.

Deshalb lässt sich die menschliche Physiologie damit auch relativ zügig „übertanken“ – und in der falschen Konstellation (ungesunder Lebensstil) kann es wie ein Brandbeschleuniger wirken. Im richtigen Setting allerdings hat es – das gute alte rote Fleisch plus Innereien etc. – uns ermöglicht, innerhalb von drei Millionen Jahren unsere Schädelkapazität quasi zu verdreifachen!

Unsere Evolution verläuft genau umgekehrt im Vergleich zu der Evolution des Hundes: Der war mal ein Wolf (= fast reiner Karnivore) und zeigt heute Anpassungen (z. B. Amylase; Maltase), die ihn quasi zum Omnivoren machen. Wir Menschen waren mal Pflanzenfresser (überwiegend; Studien zeigen, dass auch pflanzenfressende Primaten auf Nahrungsmittel tierischen Ursprungs zurückgreifen) und zeigen heute Anpassungen, die uns ebenfalls zum Omnivoren machen, besser gesagt: zum fakultativen Karnivoren.

Denn wann immer ein Mensch in der Natur (wohlgemerkt) die Möglichkeit hat auf tierische Nahrungsquellen zurückzugreifen, tut er es auch – der Qualität (z. B. extrem effiziente Aminosäurenlieferanten) und des Mikronährstoffbedarfs (z. B. B12) wegen.

Quelle: s. Milton-Literatur

Na?

Du kennst weitere Vorteile, die du einer der beiden Ernährungsformen zuordnen kannst? Lass es mich wissen und schreibe einen Kommentar! Bitte keine ideologisch geführten Debatten hier, danke!

PS:

Kann man so ungefähr alles hier nachlesen (aufs Bild klicken):

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

24 comments On Vorteile von Veganismus und Karnivorismus im Vergleich

  • Hallo Chris,
    Im letzten Satz ist eine ironische Frage. Mir geht es aber um die richtige Proteinaufnahme.
    Als „fakultativ Carnivore“ sollten wir, erst recht Sportler und Ältere, 1-2 Gramm Protein pro KG Körpergewicht tgl .zu uns nehmen.
    Zusammengerechnet wären das für mich 75-150 Gramm Protein. Das wären 375-700 Gramm Fleisch oder Fisch jeden Tag !
    Solche Mengen kriegt meine Frau auf dem Einkaufszettel allein für mich tgl. nicht zusammen, abgesehen von den Kosten. Zur Ergänzung gibt es bekanntlich Molke-Proteinpulver.

    Nun gehört Molkepulver zu den besonders hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln (was edubily -Leser ablehnen) und ist zudem aus Milch hergestellt.
    Ist das Edubily- Eiweiss, z.Zt. zum Beispiel in You Tube heftig beworben, eine Ausnahme?

    • Hi Thomas,
      danke für deine Frage. Die würde ich so beantworten:
      1. Du nimmst ja nicht nur Fleisch als Proteinquelle. Es gibt auch Eier, wenig verarbeitete Molkereiprodukte, Nüsse, auch Hülsenfrüchte und so weiter. Der reale Fleischbedarf liegt also sicher nicht bei 700 g pro Tag. Zur Wahrheit gehört aber auch: Mit wenig Fleisch in der Nahrung wird’s sehr viel komplizierter. EDIT: Außerdem muss ja niemand ne fixe Proteinzahl am Tag essen. Autophagie usw., sprich Phasen mit weniger Nahrungsprotein, sind nicht schlimm und gehören ganz normal dazu. Das stellt der Körper für gewöhnlich aber selbst ein.
      2. Der Punkt z. B. mit den EAAs oder Proteinpulvern ist: Ja, das ist hoch verarbeitet und sicher nicht die Optimallösung. Der entscheidende Punkt ist aber, dass es eine *Ergänzung* ist. Würden die Deutschen Brötchen als „Ergänzung“ essen, würden wir bestimmt nix gegen den Konsum sagen. Würden die Deutschen Zucker als „Ergänzung“ nutzen, also nicht quasi überall beimischen, würde auch gegen Zuckerkonsum niemand was sagen.

      Beste Grüße
      C

  • Hallo Karolin,
    wer mehr vom Leben will als den Durchschnitt wird leider oft angefeindet, da sich der Durchschnitt von derartigem Verhalten abgewertet fühlt. Das gilt auch zwischen Extremen. Z.B. Veganer vs. Paleo-Carnivor.
    Betrachtet man das Thema „Vegan“ ganzheitlich und ergänzt potentielle Mangelstoffe, kann man sicher als Veganer sehr gut leben. Im Gegensatz dazu kann der Carnivore mindestens genausoviel falsch machen, wenn er nicht ganzheitlich „arbeitet“.
    Kommt jedoch einer ums Eck und behauptet, vegane Ernährung ist allen anderen überlegen, gibts natürlich Diskussion.
    Niemand lässt sich gerne vorwerfen, er würde etwas falsch machen.
    Die Mainstream-Ernährung ist schlecht, darüber muss man eigentlich nicht diskutieren. Aber die meisten ernähren sich so (ohne Sinn und Verstand, hauptsache es schmeckt!!) und deswegen fühlen sich die meisten eben abgewertet, wenn ihnen jemand das Gefühl vermittelt, dass sie etwas falsch machen.
    Jemand, der wie z.B. ein Veganer über seine Ernährung nachdenkt, tut dies ja um etwas zu verbessern, also ujm besser zuwerden.
    Dies suggeriert, dass er besser ist. Das erzeugt unterschwellige Abwertung bei denen, die das nicht tun.
    => Zack, Hackerei!! Damit muss eben jeder, der sich bewusster als der Durchscnitt ernährt, leben.
    Ich auch. Ich bin zwqar kein Vegetarier, aber wenn Gäste bei mir den Küchenhochschrank mit meinen NEM sehen, seh ich schon wie sie mir im Geiste den Vogel zeigen.
    Ich hab gelernt damit zu leben.
    Und die Zeit gibt mir recht.
    LG
    Martin

    • Hallo Martin,

      danke für dein Feedback.
      Das, was du beschreibst, dessen war ich mir schon bewusst, ist aber wieder bei mir in Vergessenheit geraten, weil es für mich so Normalität geworden ist. Danke, dass du es mir wieder ins Bewusstsein geholt hast. Ich lerne auch damit zu leben, klappt mal besser, mal schlechter. Jeder Tag ist ein neuer Tag mit neuen Herausforderungen. Und jeder stellt sich seinen eigenen. :)
      Viele liebe Grüße,
      Karolin

  • Hallo Chris,

    ich bin vor kurzem erst zu euch gestoßen. Erstmal herzlichen Dank für eure Artikel und das Teilen eures Wissens in der Form. Ich selbst bin seit einigen Jahren überzeugte Veganerin und habe mich von diversen Symptomen und Krankheiten „befreit“ oder sie zumindest eingedämmt oder zum Stillstand gebracht, wie auch immer man es nennen möchte (meiner Meinung nach durch die Ernährung, aber natürlich auch durch diverse andere Veränderungen). Ich halte mich für differenziert, besuche selbst Fortbildungen zum Thema und verstehe die Grundthematik, dass Fleisch die Gesundheit fördern kann und dass Veganismus nicht per se förderlich ist, sondern man sich gut auskennen muss. Durch meine jahrelange Recherche lerne ich auch immer wieder dazu und entwickle mich weiter, auch durch euch habe ich schon neues erfahren dürfen. Ohne missionarisch sein zu wollen, mir gefällt es nicht, dass Veganer immer so einseitig dargestellt werden, als sehen alle nur die emotionale Komponente und alle seien so beratungsresistent. Und als sei Fleisch die einzig richtige und gesunde Lösung. Ihr habt selbst in einigen älteren Artikeln am Rande erwähnt, dass der idealistische Gedanke dahinter lobenswert sei (habe leider gerade nicht das Originalzitat parat). Warum könnt ihr Menschen – die in ihrer Verunsicherung feststecken, weil sie gern vegan aus ethischen/ökologischen/whatever Aspekten leben, aber sich nicht gut genug mit Biochemie und Nährstoffen etc. für die eigene Gesundheit auskennen – nicht da abholen und ihnen einen Verständnis-Kompass anbieten? Warum immer das gegenseitige „Rumgehacke“? Ich bin es leid, ich fühle mich ehrlich gesagt häufig zwischen den Stühlen. Ich kenne für beide Seiten Pro und Contra und bin trotzdem vegan und ich liebe es. Aber eben mit recherchiertem Hintergrundwissen. Und sicher freue ich mich persönlich darauf und kann noch mehr lernen, wenn ihr so etwas anbieten würdet. Also das war jetzt konstruktive Kritik gepaart mit einem Wunsch. :-)
    Ich sage hiermit noch einmal herzlichen Dank für eure Arbeit und verbleibe mit lieben Grüßen, Karolin

    • Hey Karolin,
      vielen Dank für deinen tollen Kommentar :-) Ich finde eigentlich nicht, dass ich in diesem Artikel auf irgendwem rumhacke. Generell – und nicht immer, wohlgemerkt – ist es eben nur so, dass Extreme besonders auf Menschen anziehend wirken, die in gewisser Weise damit „resonieren“. Das heißt, ein großes Problem ist sozusagen schon immanent. Jemand, der sehr aufgeklärt ist, kann Menschen nicht ohne Weiteres den Veganismus empfehlen, weil sich dieser Ratschlag einfach schon mit ganz grundlegenden Gesetzmäßigkeiten (!) der menschlichen Biologie beißt. Nichtsdestotrotz versuchen wir auch solche Menschen, wie du schreibst, da abzuholen. Dafür gibt es z. B. unser Buch. Dort gibt es keine Polemik, keinen Sarkasmus, keine Ironie und keine Sticheleien in irgendeine Richtung. Vielleicht ist das ja ein guter Startpunkt :-)

      • Hallo Chris,

        danke für deine Antwort.
        Das stimmt, in diesem Artikel hast du sehr sachlich geschrieben und nicht „rumgehackt“ – in mein Kommentar flossen jetzt diverse Erfahrungen rein. Aber auch weil ich euch eben seit einiger Zeit verfolge, bemerke ich, wie ihr doch immer wieder das Fleisch als sinnvollste Lösung propagiert (in einigen älteren Artikeln und auch in euren Stories bei Instagram). Das finde ich persönlich schade. Ich könnte mich jetzt von euch abwenden und mit den Schultern zucken und weiter stur meinen Weg gehen. Das halte ich jedoch nicht für sinnvoll. Daher ist es mir ein Anliegen – und ich bin sicher nicht die einzige Veganerin unter euren Lesern – euch darauf aufmerksam zu machen, dass es unter Umständen eine Möglichkeit wäre, solchen Menschen wie mir (überzeugt vegan aus diversen Gründen auf der Suche nach differenzierten Informationen) einen Kompass anzubieten statt ihnen immer nur Fleisch als Lösung anzubieten. Das wäre zumindest mein Wunsch. Könnt ihr natürlich ignorieren und euch denken, was will die alte Veganerin schon von uns? Soll sie sich ihre Informationen doch woanders zusammen suchen. :D
        (Euer Buch liegt schon bei mir auf dem Tisch…)

        Einen schönen Tag und viele liebe Grüße,
        Karolin

        • Hallo Karolin,

          das ist m. E. der falsche Ansatz. Wir legen hier – und vor allem im Buch – relativ vielschichtig und gut begründet dar, warum wir den Standpunkt vertreten, dass Menschen „fakultative Karnivoren“ sind. Mehr noch, unser Standpunkt ist, dass schon kleine Mengen des richtigen Fleisches einen großen Unterschied bei der Lebensqualität (wie wir das definieren, ist auch immer wieder Thema hier) machen können. Warum, auch das legen wir hier immer wieder dar. edubily, besser gesagt der Blog, ist mein (und natürlich Phils) Blog, daher trägt er in erster Linie auch meine Handschrift – und ich muss voller Überzeugung hinter dem stehen, was ich hier schreibe. Deshalb sehe ich es eher so, dass jeder, der so nicht leben möchte, obwohl wir im Gegensatz zu den vielen Ernährungsextremen einen Spielraum und keine allgemeingültige Lösung anbieten, sich adaptieren muss – und nicht umgekehrt. Ergo, es ist deine Aufgabe, den Veganismus anhand unserer Ausführungen für dich passend zu machen. LG Chris :-)
          PS: Du hast übrigens nicht ganz unrecht. Ich mag es, zu selektieren!

  • Ich bin durch Kareen zu euch gestossen, schon vor einigen Monaten. Hätte ich damals diesen Artikel gelesen, hätte ich wohl nicht mehr als ein verachtendes Schnauben übrig – nun war ich aber in der Schwangerschaft und Stillzeit alle 2 – 4 Wochen krank. Bei jedem noch so kleinen Schnupfen meines Erstgeborenen haute es mich dermassen um. Das ich seit 10 Jahren vegetarisch lebe habe ich nie und nimmer in Frage gestellt (obwohl trotz Infusionen mein Ferritin jeweils im Keller lag, über Jahre). Und nun höre ich auf meinen Körper und gab dem endlich was er für die zehrende Stillzeit benötigte: Fleisch.

    Long story short: Danke für den differenzierten Beitrag – zu 100% kann ich dahinter stehen.

    • Herzlichsten Dank für deinen Beitrag! Es sind Beiträge wie dieser, der vielen Frauen (und natürlich auch Männern) helfen wird.

  • Hallo Chris,
    guter Artikel. Ich bin auch sehr dafür, dass Thema sachlich zu diskutieren und teile Deine Ansicht, dass wir einfach beides essen sollten. Und wieviel Aminosäuren man genau braucht, ist auch eine individuelle Geschichte. Kann man aber inzwischen günstig in vielen Laboren messen lassen! Und ich kann mit einer guten Mischkost große Erfolge verbuchen. Alle gemessenen Aminosäuren haben sich bei mir verbessert, einige dramatisch (3-4x höher). Und das ohne (!) Shakes, rein natürlich (Ei, Fleisch) und bei 30-50 KM Laufleistung pro Woche, was vor 3,5 Jahren noch 0 KM waren, weil es über 10 Jahre gar nicht ging. Ok, ich ging 3xWoche boxen, was auch Kardio ist.

    Wo ein „Fleischverweigerer“ meiner Meinung noch drauf achten sollte, was Du nicht erwähnt hattest: Cholin. Lysin. Taurin. Glutathion (-zutaten) und Q10 (ab dem 35. Lebensjahr).
    VG,
    Robert

  • Eine Frage zum Diagramm mit der Nahrungsqualität…
    Korreliert „Cranial Capacity“ denn mit komplexer Intelligenz? Ich denke da an Raben, Delphine oder Wale und Haie.

    Ich dachte die Kopfformänderung läge eher an der Veränderung der Zug- und Scherkräften des Beißapparates die auf den Schädel einwirken, als sich die „Schnauze“ zurückbildete.

    Mit komplexer Intelligenz verbinde ich eher eine hohe Verfügbarkeit von Docosahexaensäure oder Eicosapentaensäure (beim Menschen).

    LG
    H

    • Die Kranialkapazität korreliert mit der Größe des Gehirns und mit Blick auf die Evolution des Menschen auch mit der „Intelligenz“, jedenfalls so, wie wir das vor dem Hintergrund der zu bewältigenden „Alltagsaufgaben eines Tieres“ definieren würden. Über die Komplexität der neuronalen Verschaltung etc. sagt das erst mal gar nichts aus.

      Ich weiß nicht genau was du mit Kopfformänderung durch Zug- und Scherkräfte meinst, aber beim Menschen haben diese Kräfte im Laufe der Evolution ja nachgelassen, weil höhere Nahrungsqualität auch leichtere Verdauung meint und die fängt ja bekanntlich schon im Mund an ;-)

      Der Punkt, der hier gemacht wird ist erst mal nicht, dass ich sage, dass wir aufgrund einer verbesserten Nahrungsqualität superintelligent wurden, sondern, dass die Nahrungsqualität ausschlaggebender Faktor war, um limitierende Faktoren beim Hirnwachstum zu minimieren. Hier wirkt das Kleiber-Gesetz. Um ein so kostspieliges Gehirn wachsen zu lassen, muss was anderes, ebenfalls energetisch Kostspieliges wegfallen. Bei Primaten ist das typischerweise der sehr, sehr stoffwechselaktive Dickdarm, weil der aus Blättern und Co. (qualitativ nicht hochwertige Nahrungsmittel) Energie und Nährstoffe gewinnen muss. Ergo: Den brauchen wir bei höherer Nahrungsqualität in dieser Ausprägung nicht mehr = Platz für anderes, stoffwechselaktives Gewebe (= Gehirn) :-)

      LG

  • Danke dafür, sehr interessantes Thema wie ich finde.

    Ich denke mir mittlerweile häufig es ist gar nicht so wichtig was ich esse, sondern eher was ich nicht esse

  • Die Welt schein mir manchmal voller Extreme und -misten zu sein.
    Deshalb danke für den Blick auf die beiden Seiten der einen Medaille.
    Meine persönliche Schlussfolgerung: Immer schön dynamisch bleiben und einen Blick auf den Laborzettel und dann auf das Körpergefühl richten.

  • sehr gut,
    pro und contra. Jetzt können die Extremisten unter uns das so interpretieren:
    abwechselnd Aas oder Gras!! => die zyklische veganocarnivore Diät.
    Top Artikel…weiter so.
    LG
    Martin

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