Game Changers widerlegen

Vor bald zwei Jahren habe ich im Blog einen kurzen Artikel veröffentlicht, der sich „Machen Kalorien krank?“ nennt. Der findet sich hier.

Weil dieses Beispiel gut veranschaulicht, warum sich Menschen zum Thema Ernährung konstant streiten, will ich es heute nochmal, wenn auch anders formulieren.

Also: Machen Kalorien krank? Oder …

Den Film „Game Changers“ einfach widerlegen

Wer Pubmed bedient, wird schnell herausfinden, dass es zig Tausend Studien gibt, die zeigen, dass Kalorienmangel bis hin zum Fasten supergesund ist.

Umgekehrt gibt es meines Wissens keine Studie, die zeigt, dass Kalorien oder Extrakalorien gesund wären. Im Gegenteil, Extrakalorien werden ständig mit Krankheit und Stoffwechselentgleisungen in Verbindung gebracht.

Doch stimmt das überhaupt? Ein Sportler braucht oft genug Extrakalorien, für den scheint das supergesund zu sein. Und mehr noch, für hungernde Kinder in Afrika wären Kalorien und Extrakalorien der absolute Heilsbringer.

Nichtsdestotrotz weiß ich genau: Wäre Kalorienmangel oder das Fasten ein Produkt, das sich verkaufen lässt, gäb’s morgen einen Kinofilm dazu, wo viele Bekanntheiten und Prominente erzählen, wie wahnsinnig gesund sie der Kalorienmangel gemacht habe.

Es kämen Wissenschaftler zu Wort, die uns eindrucksvoll demonstrieren würden, wie krass-mega-gesund der Kalorienmangel bei Versuchstieren wirkt, wie schnell man durch Kalorienmangel Menschen „heilen“ kann – und natürlich wäre das Ganze mit einer riesigen Dichte an Studien garniert.

Wäre Kalorienmangel oder das Fasten ein Produkt, würden sich Leute damit kaputthungern, wenn’s sein müsste. Und doch würden auch sie irgendwann gezwungenermaßen zur Einsicht gelangen, dass Kalorien oder sogar die Extrakalorien unter vielen, vielen Bedingungen alles andere als krankmachend sind.

Tatsächlich würden auch sie irgendwann herausfinden, dass Kalorien unter vielen, vielen Bedingungen sogar gesund oder überhaupt erst lebensfähig machen. Sie würden auch herausfinden, dass Kalorien unter vielen, vielen Bedingungen sogar notwendig sind, zum Beispiel, damit der Trieb zur Fortpflanzung stimmt.

Aber eins weiß ich auch genau: Die Menschen würden sich darüber beschweren, dass die „Thematik so komplex und unübersichtlich“ sei. Die Menschen würden weiterhin nichts verstehen und sich stattdessen morgen einen anderen Film anschauen, der ihnen erklärt, warum Kalorienüberschuss gesund und Kalorienmangel krankmacht.

Es bleibt letztlich die Frage: Wie nennt man Menschen, die immer die gleichen Fehler im Denken machen und nichts daraus lernen? Wer ständig auf die gleichen Stilmittel der Propaganda und des Populismus hereinfällt, ist entweder dumm oder will verarscht werden. Wenn man das aber so schreibt, taucht plötzlich der Muppet-Beaker auf, der uns sein Jammerlied singt.

Die Leute sollen nicht das Game changen, sie sollten mal über einen Mind Changer nachdenken.

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Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

6 comments On Game Changers widerlegen

  • Die kcal sind nur ein Beispiel, um etwas zu verdeutlichen. Ich denke Chris meint es so:

    Angenommen jemand publiziert einen Artikel und schreibt „Mit Fasten oder Kcalrestruktion lebt man länger“. Dazu belegt er seine Behauptung mit vielen Studien. Er bringt Supps raus die den Appetit unterdrücken und ect.. Jeder der ihm glaubt wird auf diesen Zug mit aufspringen und anfangen zu Fasten oder die kcal stark zu reduzieren und seine Produkte kaufen. So der Denkfehler der Personen ist, dass sie nach einer dogmatische Denkweise handeln: Kcal = gesund, alles andere = ungesund! Haben die Studien schliesslich belegt! Mehr differenzieren sie nicht! Es ist quasie ein Korridor denken, welches nur eine einzige Denkweise erlaubt und kein Spielraum für weitere Gedankenebenen hat. Fasten ist gesund und basta!

    Aber die Welt ist nicht einfach (schwarz-weiss) gebaut, sondern komplex. Komplex bedeutet, dass es Verbindungen, Faktoren und Umstände gibt. Und vorallem gibt es viele Grauzonen. Grauzonen sind: eventuell, vielleicht, unter bestimmten Voraussetzungen, nur wenn, aber, könnte, kann, kommt darauf an etc.. Also Ja, eine Kcal restruktion KANN gesund sein, WENN man es kontrolliert ausübt, UNTER den VORRAUSETZUNGEN, dass der Körper genug Mikros und Makros bekommt… Ich glaube man versteht mich. Es ist wichtig differnziert zu denken bzw zu begreifen das der Körper und die Ernährung komplexer sind als wie es schwarz-weiß denker oft darstellen. Und das gilt für das Gesamte Leben und Universum.

    Im Film werden erstens nur Veganer Leistungssportler gezeigt. Der Gesamte Film ist wie eine Doku aufgebaut. Die Sportler berichten davon auf eine vegane Ernährungsweise umgestiegen zu sein und davon mehr Power, Kraft und Ausdauer bekommen zu haben. Damit soll schonmal bei dem Zuaschauer die Assoziation hervorgerufen werden, dass man als Omnivor weniger leistungsfähig ist als man es als Veganer doch eigentlich sein könnte.. Dann wird behauptet als Veganer nimmt man mehr Proteine auf als als Omnivor.. (schon hier müssten sich die schlauen Leute melden und sagen: Moment mal, dass kann man pauschal nicht sagen!)
    Schlichtweg lässt der gesamte Film nur eine Sichtweise zu. Unzwar: Vegan ist gesund! Alles andere =ungesund!.

    Dass hat weder was mich echter Aufklärung zu tun noch was mit Wissenschaft. Und leider findet man auf YouTube, bei den Kommentarbox unter dem Fim, Kommentare wie: „Seitdem ich den Film gesehen habe bin ich auf Vegan umgestiegen.“ *Facepalm* Im Ernst!? Der Fehler ist warscheinlich weniger die Naivität der Person, sondern vielmehr, dass sie liest und recherchiert, dass Vegan gesund ist, aber auch nicht mehr weiter Diffenrziert.

    Ich denke Chris wollte mit dem Kcal-Beispiel nur deutlich machen wie einfach einige Menschen denken. Aber die Welt ist nicht einfach aufgebaut. Auch als Veganer kann man vieles falsch machen. Es kommt eben DARAUF AN wie man sich ernährt <- Grauzone = zeigt komplexität. Und nicht Vegan ist gesund! <- einfaches Denken. Nein! Es kommt DARAUF an! Und der Film will nur sagen: Vegan ist gesund! <- einfaches Denken.

    Und viele Menschen denken auch leider sehr vereinfacht. Und genau dies haben warscheinlich die Produzenten ausgenutzt. Das und das nicht vorhandene Wissen der Laien.

    Chris wollte sagen, dass man aus solchen Gedankenfehler aussteigen sollte. Und spätestens, wenn man komplexer denkt und den viel hinterfragt, hat man die Manipulation durchschaut. Und damit automatisch schon teilweise widerlegt (zumindest für sich im Kopf).

    Ausserdem hat der Film diverse Studien falsch zitiert :D

  • So, und wo werden nun die game changers widerlegt?

    • Wer diese Frage stellt, hat leider immer noch nichts verstanden. Aber nicht schlimm.

      • Ich finde die Frage berechtigt. Alternativ sollte die Überschrift anders lauten.
        Warum der Nachsatz: „Aber nicht schlimm.“ Das wertet die Frage ab.

        • Da du mit deiner Frage deutlich zeigst, das du noch Stufe 1 denken betreibst, sieht Chris ein, das eine Diskussion mit dir nichts bringen würde. Was aber nicht schlimm ist, da nicht jeder zu Stufe 2 denken in der Lage ist:-)

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