3 Studien

3 neue Studien, die dich interessieren sollten

Die letzten Wochen haben sich wieder eine Menge brauchbarer Studien angesammelt. Die werden fleißig als Lesezeichen abgespeichert, in der Hoffnung, dass ich sie irgendwann lese :-) Nein, in der Regel lese ich sie direkt, finde aber akut keine Verwendung.

Daher, wie du sicher weißt, gibt es in regelmäßigen Abständen unseren „Studien-Check“.

Heute einmal mehr. Und los.

1. Hartes Fett macht Zellmembran hart

Na ja, okay. Das war überspitzt formuliert. Aber uns edubily-Lesern ist geläufig, dass wir selbst, zumindest zu einigen Teilen, in der Hand haben, wie fluide und beweglich unsere Zellmembranen sind.

Dies hat weitreichende Folgen, denn in der Zellmembran sitzen Rezeptoren, mithilfe derer die Zelle von außen Signale empfängt und entsprechend mit ihrer Umwelt kommunizieren kann. Wir hatten darüber schon am Beispiel der Omega-3-Fettsäuren im Hinblick auf die Insulin-Rezeptor-Funktion berichtet.

Nur: Wir wissen nicht, wie beweglich und fluide eine Membran sein sollte, so, dass die vielen Rezeptoren ordentlich funktionieren.

Ein weiterer Hinweis, dass sie beweglich sein sollten, stammt aus dem Jahr 1995. Dort hat man festgestellt, dass der ß-Adrenorezeptor der Fettzellen ganz offensichtlich gerne in einer fluiden Membran sitzt. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Zellmembran-Fluidität der Nager abnimmt, wenn man ihnen Rinderfett verfüttert. Als Folge reagierten die ß-Adrenorezeptoren nicht mehr so gut. Dies zeigte sich durch eine verringerte Adrenalin-Affinität.

Adrenalin, als Beispiel, bindet an ß-Adrenorezeptoren. Als Folge werden im Fettgewebe Triacylglycerine gespalten, die dann Fettsäuren in den Blutkreislauf abgeben.

Literatur:

Matsuo, Tatsuhiro; Sumida, Hiroshi; Suzuki, Masashige (1995): „Beef tallow diet decreases β-Adrenergic receptor binding and lipolytic activities in different adipose tissues of rat“. In:Metabolism. 44 (10), S. 1271-1277, DOI: 10.1016/0026-0495(95)90028-4.

2. Chrom macht Zellmembranen beweglich

Wenn wir schon beim Thema sind: Die Entstehung einer Insulin-Resistenz kann durch viele Umstände begünstigt werden. Darüber berichten wir extrem häufig. Auch heute: Chrom ist vermutlich nicht das Heilmittel, wenn es darum geht, deine „übergewichtsinduzierte“ Insulin-Resistenz loszuwerden.

Aber, wie wir schon einmal berichteten: Chrom ist absolut essentiell für einen ordentlichen Glukose-Stoffwechsel, denn es ist Cofaktor eines Proteins namens Chromodulin. Chromodulin verstärkt die Insulin-Wirkung mehrfach. Wenn du also keine Kohlenhydrate „verträgst“, dann solltest du wenigstens einmal eine Haarmineralanalyse gemacht haben, um eine starke Chrom-Defizienz auszuschließen.

Lange fragten sich Forscher, warum Chrom wirkt, selbst dann, wenn schon genug Chromodulin vorhanden ist. Die Antwort steht in der Studie: Chrom moduliert die Zellmembran – es nimmt Cholesterin weg. Cholesterin versteift unter normalen Bedingungen die Zellmembran, sodass die eben nicht mehr so beweglich ist. Gleicher Mechanismus wie oben, nur, dass hier eben nicht die gegessenen Fettsäuren schuld sind, sondern der hohe Cholesterin-Anteil der Membran.

Literatur:

Chen, Guoli; Liu, Ping; Pattar, Guruprasad R. u. a. (2006): „Chromium Activates Glucose Transporter 4 Trafficking and Enhances Insulin-Stimulated Glucose Transport in 3T3-L1 Adipocytes via a Cholesterol-Dependent Mechanism“. In: Molecular Endocrinology. 20 (4), S. 857-870, DOI: 10.1210/me.2005-0255.

3. Alpha-Liponsäure arbeitet gegen neurodegenerative Erkrankungen

Wir alle kennen sie. Die älteren Herrschaften, deren Gehirn plötzlich nicht mehr will. Großes Rätselraten heute, was wohl die verschiedenen Auslöser für das Spektakel sind. Ich kriege das live mit an der Uni – Forscher geben sich viel Mühe, denn dahinter steckt natürlich viel Geld. Wer die Erkrankung heilt … na ja …

In „alternativen Kreisen“ (das sind Wissenschaftler, die nicht an irgendwelchen Membranproteinen von Alzheimer-Neuronen forschen) rücken 1-2 Kandidaten immer deutlicher ins Zentrum: Da wären zu nennen einmal Eisen und einmal Kupfer. Beides redox-aktive Spurenelemente, die, wenn sie sich anreichern, böse Veränderungen vornehmen können, um es einmal lieb auszudrücken.

Eisen blockt das Insulin-Signaling, darüber hatten wir berichtet. Das ist blöd für das Gehirn, weil dieses eben vornehmlich Glukose oxidiert, auch wenn heute einige Kandidaten meinen, der Ketose-Stoffwechsel sei zwingend notwendig für ein funktionierendes Gehirn. Stimmt natürlich, dann, wenn das Gehirn die Glukose nicht mehr mag.

Glukose-Intoleranz (und Insulin-Resistenz) des Gehirns ist ungünstig, denn das Gehirn braucht neben dem elektronenreichen Stoff (Glukose) auch anabole Signale, damit es weiter wachsen und gedeihen kann.

Mittlerweile scheint klar zu sein, dass sich Eisen mit zunehmendem Alter im Gehirn anreichert, aus welchen Gründen auch immer. Neben seiner pro-oxidativen (= entzündungsfördernden) Wirkung hemmt es eben auch das Insulin- und Glukose-Signaling, mit denkbar schlechten Folgen. So ist Eisen massiv involviert in vielerlei neurodegenerativen Pathogenesen.

Logischerweise wird derzeit intensiv an Stoffen geforscht, die Eisen aus dem Gehirn holen sollen. Es gibt schon einige gute „Künstliche“ (z. B. M30), allerdings auch sehr viele gute „Natürliche“: So zum Beispiel alpha-Liponsäure, aber auch EGCG (Grüntee) oder Curcumin (Kurkuma).

In der hier zitierten Studie konnte man die hohen, altersbedingten Eisen-Werte des Gehirns auf ein jugendliches Niveau senken – durch alpha-Liponsäure. Leider nur eine Ratten-Studie, aber es gibt eine Vielzahl dieser Studien und mir scheint der Mechanismus dahinter Spezies-übergreifend zu sein.

Literatur:

Suh, Jung H.; Moreau, Régis; Heath, Shi-Hua D. u. a. (2005): „Dietary supplementation with ( R )-α-lipoic acid reverses the age-related accumulation of iron and depletion of antioxidants in the rat cerebral cortex“. In: Redox Report. 10 (1), S. 52-60, DOI: 10.1179/135100005×21624.

Fazit: Zellbiologie ist die Zukunft

Immer noch.

Denn abgesehen von den Stoffen, die man potenziell zuführen kann, geht es in erster Linie darum, Gesetze hinter Prozessen zu erkennen. Da ich das Gefühl habe, dass „Gesetz“ so aufgeblasen wirkt, könnten wir es auch einfach nennen: Ein besseres Verständnis entwickeln.

Ein Beispiel: Wenn man(n) von der Ausstattung her dem Papa ähnelt, der in seiner spezifischen Umwelt allerdings kränkelt (hohes Cholesterin, hoher Blutdruck etc.), dann sollte man sich vielleicht fragen, ob man seinen Körper in eine ähnliche Umwelt stecken will, oder, ob ich versuche, meine Gene in die richtige Richtung zu drücken.

Manche haben es leicht, die kommen anscheinend mit „fitten Genen“ zur Welt. Andere sind eben nicht so beglückt und müssen sich aktiver, deutlicher um die selbst gestaltete Umwelt kümmern. Denn alles, was auf uns wirkt, ist Umwelt.

Ich bin mir aber sicher, dass viele von den Lesern bereits in dieser misslichen Lage stecken, sonst würden sie hier nicht lesen.

Was für uns Spezialisten heute also völlig normal ist (iss gescheit [was ist das?], treibe Sport, miss mal nach), scheint für 90-95 % der Deutschen 0,0 % relevant zu sein. Der Grund ist, dass man es ihnen nicht sagt! Sie nicht aufklärt.

Die verstehen eben nicht, dass der katabole Osteoporose-Knochen lange bevor er so klein, schmächtig und zerbrechlich wird, gezieltes, schweres Krafttraining braucht, damit er anabol wird und bleibt. Die verstehen eben nicht, dass Alzheimer nicht vom Himmel fällt, sondern … na ja, kann man ja heute alles nachlesen.

Die Zukunft wird personalisiert sein. Schlaue Leser praktizieren das heute schon. Personalisiert bedeutet, dass jeder seine ganz eigene Biologie studieren und kennenlernen muss, um die richtigen Entscheidungen für SICH zu treffen. Die erste Hürde, an der viele scheitern, ist bereits die Frage nach der einen richtigen Ernährung … Bei manchen dauert es Jahre, bis sie verstehen, dass sie nicht nach der einen richtigen Ernährung fragen müssen, sondern nach der einen richtigen Ernährung für SIE, für SICH, für den JETZTIGEN ZEITPUNKT.

Und als nächstes sollte man sich dann erkundigen, was – neben meiner genetischen Ausstattung – da noch so auf meinen Körper wirkt, das meine Körperchemie beeinflusst. Und jetzt lesen wir den Artikel noch einmal. :-)

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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