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Kaffee kaschiert Kupfer-Mangel

Newsletter vom 28.03.21


Es gibt Menschen, die brauchen die täglichen Tassen Kaffee, um überhaupt normal zu funktionieren. Schon mal aufgefallen? Die Wahrheit: Wer morgens „nur mit Kaffee funktioniert“, hat ein Problem. Wer überhaupt nur mit Kaffee funktioniert, hat ein Problem. Dann sollte man sich mal fragen, ob da vielleicht was anderes nicht stimmt.

Denn (Kaffee-)Sucht ist das eine. Das physiologische Bedürfnis das andere. Denken wir dazu mal ein Dr. Klevay. Das war (oder ist?) DER Kupfer-Forscher auf dieser Welt. Der hat schon vor 50 Jahren gezeigt, dass man den Cholesterin-Spiegel bei Ratten massiv ansteigen lassen kann, indem man den armen Tieren das Kupfer entzieht. Und daher regt er sich auf. Er regt sich auf, dass mit Blick auf Herzkreislauferkrankungen so intensiv auf die Rollen von Cholesterin, von Fetten, sogar von Zucker geschaut wird – aber nicht auf Mikronährstoffunterversorgungen, wie z. B. ein Kupfermangel. Man liest in einem Artikel:

Klevay hat vor kurzem eine Arbeit veröffentlicht, die die anatomischen, chemischen und physiologischen Ähnlichkeiten zwischen Tieren mit Kupfermangel und Menschen mit Herzerkrankungen zeigt. Cholesterin- und Glukoseintoleranz sind als Prädiktoren für Herzkrankheiten bekannt (und er hat in einer Arbeit von 1984 gezeigt, dass Menschen mit Kupfermangel mit erhöhtem Cholesterin und in einer Arbeit von 1986 mit erhöhtem Glukosegehalt auf einen Mangel reagieren).

Er hat also nicht nur gezeigt, dass Kupfermangel den Blutzucker und das Cholesterin erhöht, sondern auch eindrucksvoll bewiesen, dass ein Kupfermangel zu komplexen kardiovaskulären Erscheinungen führt, die unseren Herzkreislauferkrankungen sehr ähnlich sind.

Doch warum schreiben wir das? Einfach: Klevay meint, dass eine suboptimale Kupferversorgung eine Volksseuche der westlichen Nationen sei, die generell eher kupferarm essen. Er glaubt, die meisten Menschen bräuchten deutlich mehr Kupfer in der Nahrung. Und so kommen wir zum Thema. Denn ein Kupfermangel lässt sich sehr gut mit Kaffee „kompensieren“. Natürlich nicht wirklich, aber so vom Gefühl her. Wir zeigen dir das mal anhand von vier Punkten.

1. Kaffee & Kupfer „machen“ körpereigene Drogen 

 Okay, okay. Jetzt haben wir deine Aufmerksamkeit. Das ist natürlich ein bisschen reißerisch. Aber: Wir alle haben bestimmte Peptide im Blut zirkulieren, die beispielsweise beruhigend und schmerzstillend wirken. Gerade jetzt. Weil sich das so gut anfühlt, spritzen sich Menschen Heroin und so. Gleicher Effekt nur vielfach stärker. Was fast niemand weiß: Kupfer ist das entscheidende Nadelöhr bei der Bildung dieser Stoffe, da es Teil eines Enzyms ist, das diese „Drogen“-Peptide bildet. Und was sowieso niemand weiß, aber jeder fühlt: Stoffe im Kaffee scheinen die Wirkung dieser Peptide deutlich zu verstärken. Heißt: Fehlt dem Körper Kupfer, werden weniger solcher Drogen-Peptide gebildet. Kaffee scheint das stellenweise zu kompensieren. Aha.

2. Kaffee & Kupfer machen Power 

Doch, doch. Ist so. Kaffee lässt Noradrenalin ansteigen. Das ist ein „gutes“ Stresshormon, ein s. g. Katecholamin. Es lässt uns fliegen. Im zweiten Weltkrieg hat man das und einige andere dieser Stoffe mit Hilfe von Pervitin (Methamphetamin) und Co. ansteigen lassen. Dann konnten die Soldaten auch wörtlich stundenlang durch die Luft fliegen. Nikotin und Koffein sind auch deshalb unsere „Lieblingsdrogen“, weil sie uns auf diese Weise „Energie“ vorgaukeln bzw. ja tatsächlich machen. Was wieder mal keiner weiß: Kupfer ist Teil des Enzyms, das für die Noradrenalin-Bildung zuständig ist. Wenig Kupfer im Körper = wenig Noradrenalin im Körper = weniger „Energie“. Auch hier wieder: Kaffee kompensiert.

3. Kaffee & Kupfer schützen vor Eisen 

Ja. Eisen ist das wertvollste, aber zugleich giftigste Element im Körper. Ohne Eisen gibt’s kein Leben. Und Eisen schenkt uns wörtlich Leben, indem es Teil einer riesigen Fülle an unfassbar wichtigen Enzymen ist. Aber: Es ist fast unmöglich, zu wenig Eisen über die Nahrung zu sich zu nehmen. Okay, es sei denn, man ist Veganer/in, da ist es fast die Norm. Für den Rest wird’s schnell giftig. So, dass es keiner merkt natürlich. Höchstens daran, dass man immer ein bisschen „rostet“ (Eisen lässt freie Radikale entstehen), ein bisschen weniger Energie hat (Eisen hemmt die Mitochondrienfunktion) und Insulin nicht gut wirkt (Eisen macht Insulinresistenz). Hier der Punkt: Kupfer schützt vor all diesen Effekten, weil Kupfer als Teil diverser „Ferroxidasen“ Eisen mobil hält und es „entschärft“. Kaffee bzw. Koffein macht das auch. Es steigert die Bildung vom Eisenspeicherprotein Ferritin, was Eisen wegsperrt. Kaffee kompensiert auch hier.

4. Kaffee & Kupfer machen Energie – oder auch nicht

Die im Kaffee enthaltenen Stoffe kurbeln die Mitochondrienfunktion an. Das können quasi alle Pflanzenstoffe. Hinzu kommt, dass der Kaffee die Fettsäuren- und Zuckerkonzentration im Blut erhöht und die Zelle dadurch mehr Substrate zum Verbrennen bekommt. All das verbessert zunächst die Bioenergetik der Zelle. Über die dauerhaften Effekte wollen wir grade nicht sprechen. Mehr noch: Kaffee hemmt als Adenosinrezeptor-Antagonist direkt die Wirkung von „Müdigkeit“. So macht Kaffee „Energie“. Kupfer auf der anderen Seite ist Teil der Atmungskette der Mitochondrien. Wenn die Zelle zu wenig Kupfer hat, sinkt der Energiegehalt. Dadurch macht Kupfermangel auch extremen Energiemangel. Sekundär auch dadurch, dass es zur Eisenüberladung kommt (siehe Punkt 3). Kaffee kompensiert das.

Der Körper ist klug. Der macht eben. Wenn du ihm kein Kupfer gibst und ihn stattdessen an Kaffee gewöhnst, dann wird er versuchen, die Probleme mit den Effekten vom Kaffee in den Griff zu bekommen. Besser als nix (= kein Kupfer). Aber weit weg von Optimal. Man sollte daher immer mal ein Auge draufhaben, ob der eigene Kaffeegenuss irgendwie … eine nette Stimulation ist oder dahinter ein auch relevanter physiologischer Faktor, sprich beispielsweise ein Mikronährstoffmangel steckt. 

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

4 comments On Kaffee kaschiert Kupfer-Mangel

  • Hallo Chris,

    sehr schön dass Du auch auf das wichtige Spurenelement Kupfer hinweist. Zu Deinem Artikel passt, dass die Referenzwerte im Blut (Serum wie auch Vollblut) bei allen Laboren (wie auch im Thomas) gefallen sind. Heisst, die „Deutschen“ haben weniger Kupfer im Blut. Ich möchte hinzufügen, dass bei Kupfer der Vollblutwert assagekräftiger ist, da Kupfer zu 40% intrazellulär ist und der Körper immer versucht, den Serumwert konstant zu halten.

    Und was ich aus eigener Erfahrung sagen kann: DMPS klaut leider auch sehr gut Kupfer und Zink. Und es dauert über ein Jahr, bis sich der Kupferspiegel im Vollblut erholt…bei mir hat es 2 Jahre gedauert, ohne dass ich noch DMPS bekommen habe. Und ich nehme täglich 2mg zu meinem Essen, was durchaus Kupfer enthält (Eier, Leber).

    LG,
    Robert

  • Jetzt weiss ich, warum 2019 mein Ferritin mit 160 erhöht war. Viel Kaffee, allerdings sehr dünnen bis zum frühen Nachmittag. Keine NEMs und alles andere als gesunder Lebenswandel. Gestern beim Kardiologen wegen Herzrhytmusstörung seit zwei Tagen durchgehend und spürbar. Kenne ich sonst nur von Rotwein/Histamin. Trichterbrust. Etwas Wasser. Rhytmusstörung alles harmlos muss mit Leben. Seltsam nur, dass ich es immer spüre auch für den Arzt evtl. Durch die Trichterbrust ?
    Vielleicht diese Histaminprobleme durch Kupfermangel? Und dadurch das mit dem Herz und auch Etwas Atemnot. Muss es testen lassen, da ich auch keine Energie mehr habe und unter einer PNP leide.

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