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Mehr Studien: Lebensstil schlägt Medikamente

Letzte Woche gab es einen Beitrag mit fünf Studien, die du unbedingt kennen solltest. Das Feedback war überwältigend. Danke an dieser Stelle für die ungemeine Motivation! Doch heute soll es weitergehen. Passend zum letzten Newsletter wurde gerade erst, am 11.11.2021, eine Studie im vielleicht renommiertesten „Ernährungs-„Journal überhaupt – Cell Metabolism – veröffentlicht.

Die Ergebnisse könnten bahnbrechender nicht sein. Man fragt sich bei all diesen unfassbaren Studienergebnissen, wieso all das Wissen, all diese Botschaften, die uns mittlerweile ja quasi aus der Fachwelt entgegen gerufen werden, im Mainstream kein Gehör finden. Doch jetzt zur Studie. Im Wissenschaftsmagazin ScienceDaily kommentieren die Wissenschaftler ihre Ergebnisse wie folgt, drei kurze Akte:

  • „Derzeit verabreichen wir Medikamente, ohne konkret zu wissen, wie und ob sie mit der Ernährung interagieren – obwohl diese Medikamente über dieselben Nährstoff-Signalwege in unseren Zellen wirken wie die Ernährung.

Absolut klar. Nehmen wir als Beispiel mal das Medikament Metformin – was man bei Blutzucker-Problemen gibt. Aktiviert zum Beispiel den wichtigen Energiesensor AMPK in unseren Zellen, was die Zuckeraufnahme in die Zellen forciert. Gesunde Ernährung, Sport, ja sogar ein einfacher Grüntee aktivieren AMPK gleichermaßen.

  • „Die Ernährung ist Medizin. Wir haben herausgefunden, dass die Zusammensetzung der Ernährung eine weitaus stärkere Wirkung hat als Medikamente, die die Reaktionen auf die Ernährung eher abschwächen als umgestalten“, so Professor Simpson.

Gut zuhören. Ernährung sei Medizin. Sagt ein Wissenschaftler, der seine Ergebnisse gerade im vielleicht renommiertesten Journal für Ernährung und Stoffwechsel publiziert hat. Der MUSS es wissen. Mehr noch: Er behauptet, dass Medikamente die förderlichen Effekte von Ernährung – oder sagen wir: Lebensstil – eher abschwächen, statt den Körper neu zu programmieren. Eine Absage also an „die Pille vom Arzt“.

  • „Angesichts der Tatsache, dass Menschen im Wesentlichen dieselben Nährstoffsignalwege wie Mäuse nutzen, legen die Forschungsergebnisse nahe, dass Menschen von einer Umstellung ihrer Ernährung zur Verbesserung ihrer Stoffwechselgesundheit mehr profitieren würden als von der Einnahme der von uns untersuchten Medikamente.

Selbstredend. Bevor du Metformin gegen Blutzucker-Probleme nimmst, solltest du deine Ernährung, deinen Lebensstil umstellen, weil das besser wirkt als ein Medikament.

Nochmal: Für dich als edubily-Newsletter-Leser und Lebensstil-Optimierer sind das vielleicht keine neuen Erkenntnisse. Für die allergrößte Mehrheit unserer Gesellschaft sind das aber völlig unbekannte Tatsachen. In unserer technokratischen Gesellschaft glauben die meisten immer noch, dass der Arzt die eigenen Wehwehchen mit Medikamenten „heilen“ könnte und dass Diabetes, Herzkreislauferkrankungen, Krebs, Neurodegeneration – also Wohlstandserkrankungen –, einfach so zugeflogen kommen. Selbst manche langjährigen edubily-Leser haben die Tragweite von „Lebensstil“ noch nicht verstanden – die denken immer noch, Vitamin D würde bei Corona nicht helfen.

Zurück zur Studie: Was haben die Wissenschaftler genau untersucht? Die haben in einer extrem aufwändigen Studie, 40 verschiedene Interventionen mit unterschiedlichem Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratanteil, Kalorien und Medikamenten an Mäusen getestet. Es wurden drei Anti-Aging-Medikamente, Metformin, Rapamycin und Resveratrol verabreicht und geschaut, was das mit dem Leberstoffwechsel macht. Ergebnisse in Zitaten oben zusammgefasst.

Wir finden das extrem aufmunternd. Denn das gibt uns einen Schlüssel in die Hand, es gibt uns Handlungsspielraum. Wenn’s zwickt, sollte man vielleicht mal mit dem Rauchen aufhören, das exzessive Kaffeetrinken lassen, die Schwermetalle aus dem Körper bekommen oder nur halb so oft bei McDonald’s vorbeifahren. Das alleine heilt den Körper weitaus stärker als irgendein Medikament das je könnte. Weil’s so gut passt, schieben wir noch zwei aktuelle Studien hinterher, die das Ganze erneut untermauern:

  • Von Koffein und Polyphenolen (aus Tee und Kaffee) weiß man lange, dass sie einen extremen Schutz für das Hirn bieten, Studienergebnisse: „Personen, die täglich 2-3 Tassen Kaffee oder 3-5 Tassen Tee oder eine Kombination aus 4-6 Tassen Kaffee und Tee tranken, hatten das geringste Auftreten von Schlaganfall oder Demenz. Personen, die täglich 2-3 Tassen Kaffee und 2-3 Tassen Tee tranken, hatten ein um 32 % geringeres Schlaganfallrisiko und ein um 28 % geringeres Demenzrisiko im Vergleich zu Personen, die weder Kaffee noch Tee tranken.“ Eindeutig.
  • Dass die Darmgesundheit quasi alles im Körper steuert oder zumindest beeinflusst, ist mittlerweile auch kein Märchen aus der Alternativmedizin mehr, sondern Tatsache. Neue Studienergebnisse, festhalten: Proteine, die wir essen, enthalten auch BCAA, verzweigtkettige Aminosäuren. Diese Aminosäuren werden von Darmbakterien aufgenommen, die als Folge ein Umbauprodukt davon ausspucken, das mit unserem Immunsystem wechselwirkt. Folge: Entzündungen werden ausgebremst. 

Letztere Studie ist besonders bemerkenswert, da Autoren natürlich nicht empfehlen, ein paar BCAAs einzuwerfen oder mehr Eiweiß zu essen – viel mehr will man das Umbauprodukt, das Bakterien im Darm produzieren, industriell herstellen und als Medikament verabreichen. Aua!

So. Kapitel Lebensstil haben wir mal wieder ein bisschen aufgefrischt. Jedenfalls explizit.

Ein Schlusswort noch: Uns stehen offensichtlich wieder mal ein paar dunkle Monate bevor, in denen wir auch medial mit ganz üblen Nachrichten dauerbeschallt werden. Als Sportstudent damals habe ich einen Satz von der ehemaligen weltbekannten US-Schwimmerin Dara Torres tief verankert: I have to keep my blinders on and stay focused. Also: Hoch mit den Scheuklappen und schön fokussiert bleiben, nämlich auf das, was wir selbst zu weiten Teilen in der Hand haben: unser Immunsystem. Patric Heizmann hat diesbezüglich gerade erst einen starken Vortrag gehalten. Hier, schau’s dir an.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

6 comments On Mehr Studien: Lebensstil schlägt Medikamente

  • P.S. Also auf Koffein. Mit genannten Symptomen.

  • Hallo Chris,

    da ich und einige mehr Kaffee regelmäßig getrunken nicht vertragen und mit innerer Unruhe, zittern, Kaltschweiß reagieren, hatte ich mir mal Gedanken gemacht, da ich mal innerhalb 8 Wochen von kein auf erhöhtes Homocystein gekommen bin.

    Gefunden hatte ich damals (ich finde die Studie leider nicht mehr im Moment):
    Eine Studie des Universitätshospitals in Nijmegen, zeigt, dass ein Liter Kaffee täglich, das enspricht ca. 4 Tassen, nach 2 Wochen den Homocysteinwert um 10% erhöhte. Offensichtlich war nicht allein das Koffein für die Erhöhung ausschlaggebend, auch andere Stoffe taten ein Üriges, da eine Koffeintablette allein nur eine Erhöhung von 5% ergab. Bei einer Umstellung auf koffeinfreien Kaffee würde sich der Homocysteinwert also immer noch um die anderen 5% erhöhen.

    Bei der Suchen nach Alternativen zu Kaffee fanden Wissenschaflter der Universität Wagingen, dass schwarzer Tee durch den Inhaltsstoff Polyphenol eine fast gleiche Erhöhung des Homocysteinspiegels nach sich zog(11% statt 12% bei Kaffee).

    Grüntee ist eine durchaus gesunde Alternative.

    Was den Homocysteinwert betrifft, ist gegen Kaffee wie auch schwarzen Tee nichts einzuwenden, wenn er in Maßen genossen wird – 1 bis 2 Tassen am Tag.

    Ich hatte in fraglichem Zeitraum schwarzen Tee kosnumiert, auch eine starke englische Mischung.

    Frage ist, weshalb reagiere ich dermaßen drauf? Weil ich ein Sympathikotoniker bin?

    • Das liegt möglicherweise eher an den in den Tee und Kaffee enthaltenen Polyphenolen, die möglicherweise Einfluss auf den B-Vitamin-Haushalt haben und damit den Homocystein-Kreislauf ein wenig durcheinander bringen. Das wäre zusammen mit einem B-Komplex bestimmt nicht passiert.

      • Ja, Polyphenole, das schreiben sie auch bezüglich des schwarzen Tees.
        Nachdem die ja in Kräutern sind, müsste ich doch auch da Probleme mit haben.

        B-Komplex hatte ich aber in dieser Zeit genommen.
        Konkret: vor der 1. Messung kein B-Komplex. Kein Homocystein.
        Paar Tage später angefangen mit B-Komplex und dann nach 8 Wochen 2. Messung (etwas) erhöhtes Homocystein.

        Wenn ich mal Kaffee oder schw. Tee trinke, ist das meist ohne negative Symptome.
        Nach paar Tagen reagiere ich mit Kaltschweiß und innerer Unruhe.

    • Liebe Simone, meine Tochter und ich haben eine genetische Disposition zu einem erhöhten Homocystein Spiegel. Die Genetikerin empfahl uns den Homocystein Spiegel dringend messen zu lassen, da aufgrund unserer Genetik dieser wahrscheinlich weit über der norm liegen würde.

      Tatsächlich hatte meine Tochter einen Wert von 5,2 und ich von 6,9. Also sehr gute Werte. Ich selbst trinke täglich 2 Tasden Kaffee morgens und meine Tochter hat enorme Antriebsschwierigkeiten, weshalb sie Red Bull oder auch mal koffeinierte Tees trinkt. .Wenn es später wird geht es mir ähnlich wie dir und ich kann nicht mehr schlafen. Ich denke, das hängt mit der Nebenniere zusammen

      Jetzt ist es jedoch so, dass wir schon seit langem und mit dem Thema Mitochondrien beschäftigen und ich damals als Schmerzpatientin auf hochdosiertes Vitamin B gekommen bin. Ich habe mir phasenweise 5000 Einheiten B12 2x pro Woche gespritzt und die anderen B Vitamine sublingual aufgenommen, da ich eine Verwertungsstörung hatte Auch nehmen wir täglich Taurin, von dem ich denke, dass es die negativen Aspekte des Koffeins auffängt.

      Die Genetikerin war mehr als erstaunt über unsere Ergebnis und sagte uns, dass wir das auf jeden Fall so beibehalten sollen.

      Vielleicht hilft es dir ja auch weiter auf deinem Weg. LG Claudia

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