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Doping mit Meldonium – Ein Erfahrungsbericht

Wir lieben Erfahrungsberichte. Deshalb soll heute mal wieder einer hier im Blog kommen. Wir hatten hier im Blog schon das eine oder andere mal über Meldonium (Handelsname: Mildronat) berichtet (hier und hier). Und obwohl wir natürlich nicht für Doping sind, war ein Leser von uns so neugierig, Meldonium auszuprobieren.

Nur kurz vorweg: Meldonium hemmt die Carnitin-Synthese und senkt den Carnitin-Spiegel im Körper. Der bekannte Tennis-Star Maria Scharapowa hatte damit gedopt – Studien und Erfahrungsberichte weisen auf eine bessere Insulin-Wirkung durch Meldonium hin, einhergehend mit einer besseren Regeneration nach Sporteinheiten und einer besseren Durchblutung.

Schauen wir mal, was dran ist ;-)


1. Beweggründe/Ausgangssituation/Ziele

Mit diesem Erfahrungsbericht möchte ich als langjähriger edubily-Leser der edubiliy-Community einen nicht nachzuahmenden ;) Selbstversuch über den Einsatz von Meldonium berichten. Vorab empfehle ich tatsächlich niemanden unnötig verschreibungspflichtige Medikamente/PED einzunehmen, geschweige denn diese versuchsweise gezielt zur Manipulation und Leistungssteigerung einzusetzen.

Für mich selbst habe ich eine reifliche Abwägung allerlei Faktoren, Einflüsse und diagnostischen Überwachungsmöglichkeiten vorgenommen und mich aus Experimentierfreudigkeit dazu entschieden, dies einmal auszuprobieren. Unabhängig davon sind Erfahrungsberichte hierzu rar, was nüchtern betrachtet sehr schade ist, denn offensichtlich findet ein massiver Missbrauch dieser Substanz statt. Insbesondere im deutschsprachigen Internet ist nichts Brauchbares zu finden und moralisch-belehrende Onlineartikel über Frau Scharapowa dienen allenfalls zur groben Sensibilisierung.

Zu meiner Person:

  • 37 Jahre alt, sportlich, BMI <22, Ernährung voll unter Kontrolle.
  • Sport: In den wärmeren Monaten schwerpunktmäßig bergiger Ausdauerlauf von 3-12km mit 200-400 Höhenmeter Steigung und jahreszeitenunabhängig eher leichtes Krafttraining.
  • Ziel: Die Verbesserung von Laufzeiten auf bekannten und häufig wiederholten Laufstrecken.

2. Einnahmeschema

Ich habe mir ein (augenscheinliches) Originalprodukt besorgt. Die Verpackungseinheit ist geblistert und es liegt eine Kapselform mit 500 mg vor. Empfehlungen vom Hersteller und Inverkehrbringer des Produktes besagen 500-1000 mg pro Tag. An Trainingstagen soll dies Preworkout erfolgen.

Daran habe ich mich auch grundsätzlich mit leichter Variation über einen Zeitraum von ca. 5-6 Wochen gehalten. Demnach zwei Kapseln direkt vor dem Training und an trainingsfreien Tagen über den Tag verteilt. Aufgrund meiner Mahlzeitensystematik (tagsüber eher Snacks – nachmittags/abends höhere Kalorienaufnahme) kamen zwei Kapseln im Laufe der abendlichen Mahlzeiten zum Einsatz.

3. Wirkungen

a. Vasodilation

Diesen Effekt hatte ich im Vorfeld so nicht auf dem Schirm: Grundsätzlich häufig starke vasodilierende Wirkung. Typische Venen, bspw. am unteren Bauch und Bizeps, traten teilweise selbst ohne große Belastung deutlich hervor. Bemerkenswert! Eventuell das stärkste Mittel was ich in zwei Jahrzehnten Hanteltraining erlebt habe.

Also für Fitnesstraining hervorragend geeignet. Allerdings variiert die Intensität des „Pumps“ doch recht stark, was sicherlich ganz unterschiedlichen Einflussfaktoren wie bspw. akute Kohlenhydrataufnahme („Foodpump“) und Trinkverhalten geschuldet sein könnte.

Beim Berglauf ist ein starker „Pump“ absolut belastend für mich – vor allem auch psychisch, da dieser leichte „Schmerz“ und Druck in den Beinen ständig überwunden werden muss und bergauf von Haus aus vorhanden ist. Für mich persönlich ist im Höchstfall ein ganz schwacher Pump-Effekt beim Laufen noch angenehm. Deshalb verlegte ich die Einnahme teilweise gesplittet auf mehrere Stunden vor einer Laufeinheit. Diese Vorgehensweise hat die Vasodilation erwartungsgemäß abgemildert.

b. Ausdauerleistung

Die Ausdauerläufe fielen subjektiv nicht leichter, dennoch war die Zeitentwicklung positiv bzw. stetige Progression auf sich wiederholenden Strecken zu verzeichnen. Gewaltige Leistungssprünge traten also nicht ein, sondern die Entwicklung verlief einfach trendmäßig positiv. Die zahlenseitige Steigerung könnte in meinem Fall auch Placebo bzw. durch das anhaltend funktionierende Training ganz einfach verursacht worden sein. Ganz gezielt auf Meldonium kann ich den Unterschied nicht herunterbrechen.

c. Anderweitige Effekte

Meldonium soll noch weitere Effekte mit sich bringen: Kognitive Leistungssteigerung, höhere Belastbarkeit und allgemeine Leistungsfähigkeit/Energie-Level. Diese drei Effekte würde ich breitumspannend als alltagserleichternd bezeichnen. Eine Wirkung die in diese Richtung auch nur deutet, konnte ich nicht verspüren.

Im Rahmen der angesprochenen Vasodilatation ist lediglich und mit etwas wohlwollen ein Effekt auf körperliche Arbeit zu vermuten. Eine bessere Durchblutung und auch warme Extremitäten könnten ein Gefühl besserer Leistungsfähigkeit durchaus vermitteln. Fraglich allerdings ob das nicht auch Citrullin plus bewirkt?!

„Magnesium deficiency“ – davon schrieb auch Maria Sharapowa. Hatte mich auch interessiert, da ich ganz gerne schnell unter Krämpfen leide und 1-2 weitere Symptomatiken gerne mal dahin deuten. Meine Magnesiumaufnahme ist konstant in moderaten Bereich von 300-600 mg pro Tag und ich erreiche damit Blutwerte von ca. 0,85 mmol/l. Allerdings konnte ich auch hier keinen sonderbaren Effekt darstellen oder messen. (Viel mehr Mg zu nehmen kommt für mich aufgrund von Verhältnismäßigkeit nicht in Frage bzw. vertrage ich auch nicht soo gut)

4. Fazit

Scheinbar ist eine Wirkung auf die Ausdauer gegeben bzw. könnte ein durchdachtes Trainings-, Be- und Entlastungsprogramm und kaloriendeckendes Ernährungsprofil davon unterstützt werden. Ob sich so Doping anfühlt – ich kann es mir nicht vorstellen. Aber: Da wir im sportlichen Geschehen den Kohlenhydratstoffwechsel forcieren wollen und damit theoretisch Leistung mit weniger Sauerstoff abrufen können, sollte aus meiner Sicht auch eine tendenzielle anaerobe Sportanforderung vorhanden sein.

Bei Steigungsläufen ist das gegeben und wäre wahrscheinlich auch besser spürbar, wenn meinem eigenen subjektiven Empfinden nach, der einhergehende vasodilierende Effekt beim Laufen nicht hinderlich wäre. Hier heben sich eventuell beide Wirkungen bei mir gefühlt etwas gegenseitig auf. Mit Blick auf den Präventionsgedanken unterstelle ich wiederum dem herzschützenden Effekt eine Sinnhaftigkeit bei Spitzenbelastungen mit hohem Puls.

Um von den Effekten auf den Kohlenhydratstoffwechsel und Insulinsensitivität zu profitieren, verwende ich die Restmengen punktuell und gemäßigt vor den größten Mahlzeiten abends. Insofern ich die biochemische Wirkung korrekt verstanden habe, könnte die Einnahme im Zusammenhang mit höheren Kalorienmengen, die im Rahmen eines Kalorienmanagements wie beschrieben über den Tag bewusst zum Abend hin gesteuert/verlagert werden, mit dem angetretenen mTOR-Signalweg synergistisch wirken. Hier von verspreche ich mir demnach einen Effekt auf Erholung, Regenerierung und verbesserter Nahrungswirkung und Effizienz.

Unterm Strich ist für mich Meldonium kein potentes und zumindest akut leistungssteigerndes Mittel. Eine Unterstützung einer Leistungsentwicklung erscheint wiederum möglich, wofür ein Langzeittest durchgeführt werden müsste. Durchaus interessant sind und könnten je nach individueller Ausprägung die aus den anekdotischen Berichten möglichen weiteren Effekte sein (s. 3a und c).

Im Zusammenhang mit der biochemischen Hauptwirkung, der partiellen Unterdrückung des Carnitinstoffwechsel und der damit einhergehenden Stoffwechselmodulation besteht zumindest theoretisch das Potenzial einer „Lifestyle-Drug“. Hierfür sollten aber besser die in den vielen edubily-Blog-Einträgen und im Buch formulierten ganzheitlichen Interventionen Beachtung und Umsetzung finden.

Ich hoffe der Erfahrungsbericht war für den einen oder anderen von Interesse.


Was bleibt? Ggf. die Erfahrung, dass es möglicherweise auch einfach eine Carnitin-arme Ernährung macht, so wie wir es schon häufiger beschrieben haben. Doping ist wie ein „Therapeutikum“ – man muss immer mit Nebenwirkungen rechnen und man „erkauft“ sich gewisse Leistungssteigerungen mit einem Preis. Das gilt auch für eine Carnitin-arme Ernährung.

In jedem Fall ist und bleibt die Modulation solcher Ernährungssignalwege spannend und aufschlussreich, jedenfalls bei Versuch. Wir danken an der Stelle dem Autor des Textes und freuen uns über weitere Erfahrungsberichte jeglicher Art in Zukunft.

Der Text ist von mir, Chris Michalk. Fast zwei Jahrzehnte war ich dem Leistungssport treu und studierte als Folge Biologie und drei Jahre Sport. Leistungsphysiologie war mein Hauptinteresse, das mich vor circa 15 Jahren dazu gebracht hat, Studien zu lesen. In Folge einer Stoffwechselerkrankung gründete ich den Blog edubily und verfasste zusammen mit meinem Kollegen Phil Böhm mehrere Bücher (u. a. "Gesundheit optimieren, Leistungsfähigkeit steigern"). Ich machte meinen Abschluss in zellulärer Biochemie (BSc, 1,0) – und neben meinem hier ausgelebten Interesse für "Angewandte Biochemie", bin ich zusammen mit Phil Böhm Geschäftsführer der edubily GmbH.

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